„Sorry, weißt Du, wo die nächste Sparkasse ist? Dein Kollege wusste es nicht.“
Mag sein. Könnte aber auch die Kurzstreckenamnesie mancher Taxifahrer gewesen sein, ein offenbar böswilliges Virus, das alle Ziele in weniger als zwei Kilometern Entfernung aus dem Gehirn frisst.
Die nächste Sparkasse vom Ostbahnhof aus ist die an der Karl-Marx-Allee – aber ob die zu der soäten Stunde offen hat?
Nein. Natürlich nicht.
Mein wirklich ausgesprochen netter Kunde wollte danach zum Kater, mir ist allerdings nur die Sparkasse an der Grünberger eingefallen. Am Alex hätte es noch eine gegeben, die wäre wohl sinnvoller gewesen. Vor allem, da wir nun erst ewig in die falsche Richtung gurken mussten. Ich hab dem jungen Mann schon angeboten, doch ggf. eher einen Fünfer bei einer fremden Bank zu lassen, aber er wollte unbeirrbar eine Sparkasse. So denn.
An der Warschauer ist ja nun gerade Baustelle mit Abbiegeverbot, also musste ich mich auf dem größtmöglichen Umweg an die Bank rantasten.
An der Bank ließ ich ihn ohne Pfand raus.
„Hey, ich bin der Moritz und ich halte mein Wort!“,
hatte er gesagt. Mir war wichtiger, dass er schon beim vorherigen Stopp den Ausweis dagelassen hatte. Ich hab selbigen zwar nicht einmal angesehen, aber das musste Moritz ja nicht wissen. Und er holte erfolgreich das Geld für ein „kleines Bisschen weiterfeiern“.
Am Ende hatten wir für die eigentlich maximal 4,40 € kostende Tour zum Kater fast 15 auf der Uhr. Da mein Kunde sowieso wegen jedem Cent nachfragte, stoppte ich das Taxameter, als wir wieder am Ostbahnhof vorbeikamen. Ja, ist nicht erlaubt – aber halt trotzdem nur ein Euro Unterschied. Dass jemand dieses verquere Gegurke überhaupt mit guter Laune und Komplimenten zu bedenken wusste, hat mich erfreut. Die berühmte Ausnahme …
Endlich angekommen sagte Moritz dann, dass ich aus den 15 € doch mal bitte 18 machen solle. Weil ich trotz des Stresses „so cool geblieben“ wäre.
Nun ja, das hätte etwas besser laufen können – und damit etwas günstiger. Das nehme ich mit, man lernt schließlich nie aus.
Und trotzdem hatte ich einen zufriedenen Kunden, mir hat die „schlimme“ Tour auch gepasst, also was soll’s? Win-Win.
