Im Ernst: Ich freue mich nach meinem Wochenende darauf, wieder rauszufahren. Ich verstehe sehr gut, wieso Taxifahrer ein Job ist, bei dem man „hängenbleibt“. Und wenn wir schon bei schwer verständlichen Obsessionen sind, dann habe ich hier noch eine kleine Ergänzung:
Ich sehe mir gerne Chrash-Videos auf Youtube an. Das ist in gewisser Weise sicher einfach nur bescheuerter Voyeurismus. Das kann ich wohl kaum abstreiten, bzw. ich will es gar nicht. Nur weil was nicht toll ist, heißt es ja nicht, dass es nicht existiert.
Tatsächlich sind diese Videos aber auch aus professioneller Sicht interessant. Als Mensch, dessen Arbeit im Wesentlichen aus Fahren besteht, habe ich da durchaus inzwischen einige Verhaltensmuster entdeckt, deren Vermeidung – natürlich nur im Optimalfall, ich gebe es zu! – das Fahren sicherer machen könnten. Den zahlreichen Videos entnehmen konnte ich bislang zum Beispiel, dass das schnelle Vorbeifahren an stehenden Autokolonnen auf einer benachbarten Spur oft Unfälle mit Fußgängern verursacht. Oder dass das Abbiegen über mehr als eine Spur wegen begrenzter Einsicht oft Unfälle verursacht.
Ich will nicht behaupten, dass ich mir die Videos deswegen ansehe – das wäre eine Lüge. Aber ja, ich hab daraus tatsächlich einiges gelernt und hoffe, das in Zukunft nutzen zu können.
Du hast während des Bahnstreiks nicht gearbeitet? Das muss doch ein El Dorade für Taxis gewesen sein, und das bei dem Streiktermin von 21:00 bis 06:00 Uhr….
Zum Thema Streik noch was aus deiner alten Heimat:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.cannstatter-volksfest-taxifahrer-bestreiken-wasen.9132c8ef-7f88-494e-b6b3-af36e3e84716.html
Aber bitte nicht Straßenverkehr Moskau oder so etwas anschauen: Ist zu schrecklich.
Dann schon lieber Aircraft, Thunderbolt Autobahn Landing Das ist so schön friedlich und problemlos.
Das verstehe ich sehr gut. Als Motorradfahrer habe ich auch einen Hang dazu mir Crash-Videos von Mopedfahrern an zu gucken. Für mich kann ich behaupten zumindest ab und zu dadurch vorsichtiger zu fahren wenn ich mal wieder etwas über die Strenge schlage.
@ELP:
Das mit Stuttgart hab ich schon gehört. Irgendwas ist ja immer im Gewerbe … 0.0
Und nein, ich hab beim Bahnstreik nicht gearbeitet. Ich hab das Auto nur noch 4 Tage pro Woche und die fangen heute an. Zumal: Hast Du schonmal Freitag Abends den Chef angerufen und gesagt, dass Du am Sonntag unbedingt arbeiten willst? Ich mache sowas eher selten. 🙂
@elder taxidriver:
Ich muss zugeben, dass die mir alle nichts sagen.
@Micha:
Glaube ich. Man lernt ja auf vielfältige Art und Weise.
Das Vorbeifahren am langsamen Verkehr, z.B. auf der Busspur, ist auch nur in „angemessenem Tempo“ erlaubt. Also nicht in der eigentlich zugelassenen Höchstgeschwindigkeit. Am Kudamm habe ich das schon oft erlebt, dass Passanten ohne aufzupassen sorglos auf die Straße latschen, weil da die Autos in einer Spur stehen. Leider rasen manche Kollegen trotzdem ohne Vorsicht durch dir Busspur. Das Leben der anderen riskiert man eben lieber, als das eigene.
Danke Aro, genau den Satz wollte ich auch gerade sagen. Jedoch ist das Kuriose, dass Fußgänger glauben, man fährt ihretwegen so langsam, was ja stimmt… ABER! Es animiert Fußgänger dazu vor deine Motorhaube zu laufen, weil sie sich denken: „Das schaffe ich schon, ich habe es eilig, so schnell ist der nicht, der kann bremsen.“
Also demnach: Wie schnell definiert „angemessen“?
Ich achte darauf, ob Fußgänger den Blickkontakt suchen und wie weit sie von der Straße entfernt sind.
Erinnert mich an eine meiner Fahrstunden. Ich hatte grade den Fahrlehrer gewechselt und stand an einer Kreuzung, an der ich Vorfahrt gewähren musste (Quedlinburger/Louis Lewin Straße). Die Straße war da etwas abschüssig, ich habe beim Anfahren das Auto abgewürgt, weil etwas überfordert und außerdem noch im dritten Gang. Kaum war ich dann doch um die Ecke gefahren, überholte mich ein roter Kastenwagen links. Ja, die Straße da ist einspurig, ging eben alles nicht schnell genug mit der dummen Fahrschülerin. Jedenfalls ist vor mir ein Fußgänger über die Straße gehuscht, es kam Gegenverkehr und er stand genau da, wo das rote Auto hindüste. Der Fußgänger hat es zwar kommen sehen, wusste aber auch nicht wohin. Immerhin hat das Auto noch gebremst. Es gab trotzdem gebrochene Knochen und jede Menge Blut. Und eine schnell beendete Fahrstunde, nach der ich mich eine Weile fragte, ob das jetzt meine Schuld war.
Jedenfalls hat mich das eindrucksvoll gelehrt, im Zweifel eben einfach ein paar Sekunden zu warten.
Genau darum geht es beim Blickkontakt! Abzuschätzen was der andere macht. Nicht immer vermeidet man Unfälle durch Abbremsen. In wenigen Fällen sollte man Gas geben. Das wird dir jeder gute Fahrlehrer beibringen.
Und ehe ich es vergesse: Als Fahrschüler stehst du unter dem Schutz des Fahrlehrers. Er trägt für dich die Verantwortung. In deinem genannten Fall hat aber entweder der Transporter oder der Fußgänger Schuld. Ich weiß nicht, was die Berliner Fahrschulen einem beibringen, aber ich habe gelernt, dass bei einer Fahrschule besondere Vorsicht gilt.
Vor Gericht Schuld bekommen hat der Transporter. Auf einspuriger Strecke überholen kommt halt innerorts nicht so gut, insbesondere wenn daraus ein Unfall resultiert.
@Micha: Ich sehe es als Biker genauso. Auch wenn es bei mir nicht unbedingt situativ bezogen ist, wie Sash es beschrieben hat, sondern allgemein. Man sieht in welchen Situationen es einen „entschärft“ kann, aber es beruhigt im allgemeinen das Fahrverhalten. Zumindest mir hat es schon zwei mal den Ar### gerettet. Einerseits will ich nicht zu den Knieschleifern gehören – also bin ich mit 40km/h (nach etwas abbremsen) in der 60er-Kurve gestürzt (statt ans Limit zu gehen und mit 80 rauszufliegen). Andererseits in Dänemark beim Linksabbiegen auf der Landstraße doch den fahrschulmäßigen Schulterblick gemacht – um abzubremsen und den überholenden Kleinwagen mit 80km/h keine 50cm von der Maschinen entfernt vorbeiziehen zu lassen.
Deshalb sehe ich es ähnlich wie Sash – und wenn die Videos dann auch noch wie das von „David Holmes“ im Rahmen iener Kampagne aufbereitet ist sollte es eigentlich vielen Bikern zu denken geben (und nicht nur voyeuristische Triebe befriedigen).