Auf den Spuren Fred Feuersteins

Technik ist ja manchmal so eine Sache. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der Einbau einer neuen Zündkerze bewirken kann, dass das Navi der 72 keine GPS-Signale mehr empfängt?

Ich nicht. Sicher, der Grund wird vermutlich ein versehentliches Ablösen der Antenne oder ein Bruch derselben sein. Was weiß ich, wo genau die verlegt ist und wo die Mechaniker letztes Mal rumgeschraubt haben. Nur der Stecker isses wohl nicht, aber auch so halte ich die Auswahl an Ursachen für überschaubar.

Nun war das für mich gestern ernsthaft ärgerlich. Ich hatte mich ja just auf das gute alte Navi der Kiste gefreut, das man so schön vom Lenkrad aus bedienen kann. Da mag die App auf meinem Handy mehr können, das neue Gerät in der 2223 aktuellere Adressen haben – das ist ja auch eine Sache des Komforts. Und da meine Ortskenntnis nicht schlecht ist und sich mit vielen Kunden auch ohne Navi der Weg zu unbekannten Adressen finden lässt, nutze ich es überwiegend für Hausnummern mir eigentlich bekannter Straßen oder für für so Details, bei denen ich mir nur so ungefähr sicher bin. Wohngebiete, in denen ich z.B. nur zweimal war und die drei parallelen Straßen einfach nicht in der richtigen Reihenfolge im Kopf hab. Und das einfach, weil’s geht.

Manchmal spiele ich damit auch bloß rum und gebe zum Feierabend hin den Abstellplatz ein, um die Entfernung zu wissen und versuche zu raten, wie viele Kilometer ohne Winker ich wohl schaffe.

Nein, es ist kein Problem, ohne Navi – oder sogar speziell: dieses Navi – zu fahren, aber da es mich seit der ersten Schicht in der 1925 begleitet, hab ich es halt in meinen Alltag integriert. Das ist vermutlich so ähnlich wie die Sache mit den Automatikwagen. Kein Taxifahrer hat ernstliche Schwierigkeiten damit, einen Schaltwagen zu fahren, aber es erleichtert einem die Arbeit und wenn man sich mal daran gewöhnt hat, dann will man’s nicht mehr missen. Und deswegen hab ich das Handy als Navi nie benutzt und der Stadtplan liegt ohnehin unbenutzt unterm Beifahrersitz und wird – um den Vorschriften Rechnung zu tragen – trotzdem alle 3 Jahre ersetzt.

Nun hab ich gestern – da ich meine zwei Alternativen nur in absoluten Notfällen zu benutzen gedachte – das erste Mal quasi gänzlich ohne Navi die Stadt unsicher gemacht. Mal gucken, wie das so in der Steinzeit war, als man noch Vögel als Plattenspieler verwendet hat.

(Ja, einen nicht unwesentlichen Teil meines Wissens über die Steinzeit habe ich vielleicht aus Zeichentrickfilmen. 😉 )

Als Fazit muss ich jetzt leider völlig unspektakulär verkünden, dass ich nicht bei einer einzigen Tour einen ernsthaften Zweifel hatte, wie ich auf dem kürzesten Weg zur Zieladresse der Kundschaft komme. Das war freilich Zufall, denn ich werde in meinem gesamten Arbeitsleben nicht alle Straßen in Berlin auch nur einmal befahren haben, da bin ich sicher – aber doch irgendwie auch eine nette Erfahrung. Es gibt einem schlicht ein gutes Gefühl, die eigenen Erwartungen zu übertreffen.

Das ändert nichts daran, dass ich mich darauf freue, das Auto heute Abend mit hoffentlich gefixtem Navi von der Werkstatt abzuholen. Man gewinnt seine Spielzeuge halt doch lieb. 🙂

Uberanstrengendes Wochenende

Ich hatte heute keine Zeit zu bloggen. Ehrlich nicht. Auch wenn ich bis heute Abend quasi Wochenende habe, hat z.B. das Recherchieren zum UberPop-Verbot mich so viele Stunden gekostet, dass ich das besser nicht nachrechnen sollte. Denn nach wie vor ist Bloggen nur bedingt lukrativ, so lange ich Euch nicht mit Werbung vollballere.

Zudem ist mir klar, dass manche Leute Uber als Thema nervt. Das verstehe ich, denn es ist ja vergleichsweise uninteressant für Außenstehende. Wobei ich auch anführen möchte, dass es schon leichtfertig ist, sich als „außenstehend“ zu begreifen, wo Uber versucht, das komplette Transport- und Logistikgewerbe zu stürmen, dabei Fragen in Sachen Schwarzarbeit, Mindestlohn und Arbeitnehmerrechte aufwirft und zudem mit der Ignoranz gegenüber gerichtlichen Verboten den Rechtsstaat an sich in Frage stellt. Wo das Thema also eigentlich ein Bisschen übers Taxigewerbe hinausgewachsen ist.

Aber gut. Wie gesagt: ich will Euch nicht mehr nerven, als ich es tun muss (das ist dennoch sicher nicht der letzte Uber-Artikel!), aber ich möchte auch wieder mehr von meiner Zeit vor dem Bildschirm haben – ohne auf Informationen zu verzichten.

Deswegen habe ich beschlossen, für UberPop eineInfo/FAQ-Seite einzurichten, die sich schnell verlinken lässt, wenn das Thema wieder hochkocht.

Leider ist sie noch nicht fertig, da mir vorher ein Text verloren ging, an dem ich anderthalb Stunden gesessen habe. Meine Laune ist entsprechend großartig. -.-

Ich vermute, in den letzten Tagen zu Uber alles gelesen zu haben. Zum Verbot, zum Kampf gegen Lyft, zur Shareconomy, zu Travis Kalanick. Das hat (insbesondere in Form von Links, die auf der Seite noch folgen sollen) noch keinen Einzug in die „FAQ“ gehalten. Soll aber kommen. Ebenso wie weiterer Inhalt.

Deswegen ist hier vorerst nur für Euch Dauer-, Stamm- und sonstige Leser die UberPop-FAQ!

Bessere Verlinkung (auch der Seite selbst) etc. pp. ist wie gesagt geplant. Aber noch ist sie ja nicht fertig. Genau deswegen aber würde ich mich über Links, Hinweise etc. freuen. Um sie einarbeiten zu können und eine Quelle für all die zu schaffen, die UberPop immer noch besser finden als es ist.

PS: Heute abend sitze ich dann wieder im Taxi und blogge über die Kundschaft. Ich schwör‘! 😀

Immer neue Rekorde …

Gut, dass einige Kunden kein Trinkgeld geben, das kommt ungefähr jede Nacht im Taxi vor. Ist schade für mich als Fahrer, aber es ist nicht ohne Grund Trinkgeld. Und damit freiwillig.

(Und die Meinungen zu Trinkgeld allgemein gehen ja – siehe die Kommentare unter diesem Artikel – auch weit auseinander)

Nun eine Kurzstrecke (derzeit 4,00 €) mit exakt 4,05 € bezahlt zu bekommen, hab ich aber tatsächlich zuvor noch nicht erlebt. Mal nur 10 Cent auf den nächsten runden Betrag und einmal 11 Cent, weil der Fahrgast nicht mehr Geld hatte – passiert. Aber auf 5 Cent runter ist unter den Trinkgeldgebern in all den Jahren bisher bei mir noch nicht gegangen.

Ich seh’s positiv: Ich stelle mir vor, der Fahrgast hätte damit diese Fahrt von vor langer Zeit ausgeglichen. 😉

PS:
Ich weiß, ich gehe da nicht mit allen Kollegen konform. Viele sehen sowas als Beleidigung an. Dazu muss ich sagen: Natürlich KANN man ein extrem niedriges Trinkgeldmit entsprechenden Worten oder entsprechender Gestik beleidigend verwenden. Die Tatsache, dass jemand ein paar Cent mehr gibt als er muss, SIND aber nicht per se eine Beleidigung. O. g. Fahrgast war sehr nett und hat sich über die Fahrt gefreut, er hat vermutlich entweder nur sehr wenig Geld oder keinen Schimmer, wie viele Fahrten wir am Tag haben, bzw. was an Trinkgeld üblich ist. Wieso sollte ich ihn für sein Unwissen angreifen, wo er grundsätzlich doch offenbar gerne mehr gibt? Der kriegt das im Laufe seines Lebens schon noch mit. Ob er jedoch weiter gerne Trinkgeld gibt, wenn man es ablehnt oder ihm an den Kopf wirft, wage ich zu bezweifeln.

Geld zum Fenster hinauswerfen

Die Fahrt war nicht arg lang. Für eine Kurzstrecke hat es nicht mehr gereicht, aber am Ende standen dann doch nur bescheidene 8,00 € auf der Uhr. Meine Kundin hatte mich schon vorgewarnt, dass sie am Ziel klingeln müsste, um Geld zu bekommen. Hat mich nicht gestört. Sowas ist zumindest für mich als Nachtfahrer völlig normal.

Als wir da waren, bin ich ebenso ausgestiegen wie sie; obwohl ich ihr Gepäck als Sicherheit im Auto hatte. Als sie klingelte, war ich überrascht zu hören, dass sie die andere Person zu folgendem aufforderte:

„Schmeiß mir mal Geld fürs Taxi runter!“

Und tatsächlich kam der Zehner dann von einem Balkon geflattert.

Pragmatisch und nicht unsinnig. Hat mich zudem daran erinnert, dass wir in meiner ehemaligen WG mit dem Schlüssel für die Haustüre ebenso verfuhren. Natürlich mit Stoffanhängsel oder gar in einer Tasche.

Aber in diesem Fall musste ich vor allem des Wortspiels in der Überschrift wegen grinsen. 🙂

Uber in Deutschland verboten

So wie es aussieht, hat das Landgericht Frankfurt Uber die Vermittlung von Fahrten über ihre App verboten.

(genau genommen die Fahrten mit ungeeigneten Fahrern/Fahrzeugen, wenn sie entgeltlich erfolgen – im Grunde also UberPOP)

Das Ganze bundesweit und bei Androhung von 250.000 € Strafe pro Fahrt. Und zwar dieses Mal für Uber, nicht für die ohnehin bedauernswerten Fahrer. Das ist – wie die bisherigen Verbote – auch noch keine endgültige Sache. Im oben verlinkten Pressebericht klingt es jedoch, als ob Uber nicht wie bisher schnell mal widersprechen und dann weitermachen kann, bis es ernst wird. Ich als juristischer Laie kann den Wahrheitsgehalt dieses Aspektes jedoch nicht einschätzen, sorry.

Aber auf die Gerichtsverfahren darf man sich wohl dennoch freuen, denn z.B. die Antwort der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation in Hamburg (Link zum PDF), die Uber das erste Verbot eingebrockt hatte, ist in meinen Augen mörderlustig, wenn es um die Argumente von Uber geht – aber da hab ich vielleicht einen speziellen Nerd-Humor, wer weiß …

OK, trotzdem: einige werden hier gelandet und sauer sein. „UberPOP war so geil und so billig – immer muss man alles verbieten!“
Hab ich alles schon gehört. Das macht’s nicht richtiger, egal ob man’s fehlerfrei aus dem Uber-Blog kopiert hat oder sonstwoher der Meinung ist. Ja, ein App-Anbieter hat sich ein Verbot eingefangen, weil er illegale Dienstleistungen angeboten und null Kooperationsbereitschaft gezeigt hat. In vielen anderen Bereichen freut man sich dagegen über schnelles Handeln: Pferdefleisch in Lasagne war eigentlich auch ’ne geile neue Idee, um Dinge billiger zu machen – oder etwa nicht?

Und selbst wenn ihr Verbots-Kritiker seid, dann freut Euch über die Entscheidungshilfe des Gerichts! Es ist Euch nur zuvorgekommen. Uber war hier neu, geil und hip. Schön. Angeboten haben sie aber „nur“ Personenbeförderung. Eine Dienstleistung, die wie alle anderen mal zu vollster Zufriedenheit aller verläuft, manchmal nicht. Seit Uber glauben aber scheinbar alle, dass schlechte Taxifahrten auf „das System Taxi“ zurückzuführen wären.

Ach ja?

Da Uber derzeit praktischerweise bei Smartphonebesitzern ein großes Thema ist, hab ich heute Nacht mal kurz bei Twitter nachgesehen und z.B. in den USA, wo Uber schon eine Weile aktiv ist, neben vielen positiven Statements unter anderem folgende gefunden:

 

 

Stinkige Karren, Verspätungen, überhöhte Preise, keine Ortskunde, Unzuverlässigkeit, etc. pp. … ist das nicht das, was eigentlich nur Taxifahrern passiert?

Im Ernst, Leute: Uber hat den Problemen im Gewerbe strukturell nichts entgegenzusetzen. Für die regelt der Markt alles. In der Liste war ursprünglich sogar noch ein inzwischen gelöschter Tweet, in dem eine Frau fragte, wie viele Sterne man dem Fahrer bei der Bewertung abziehen sollte, wenn dieser einen am Ende zu begrapschen versucht. War sicher ironisch gemeint, hat aber das Problem gut auf den Punkt gebracht.

Es tut mir ja auch leid, dass Uber nur Blinki-blinki-Bullshit ist und nicht die Revolution, die sie uns versprochen haben. Sicher verändert sich Mobilität und sicher muss man dazu auch mal aus alten Strukturen raus. Deswegen ist halt trotzdem nicht automatisch alles besser, was sich als Alternative anpreist, dieser Umkehrschluss ist einfach immer schon falsch gewesen, sorry.

Nächstes Jahr kommt wahrscheinlich der Mindestlohn im Taxigewerbe, 2 Jahre später das Fiskaltaxameter. Damit werden hoffentlich sowohl der allermiesesten Bezahlung als auch der Schwarzarbeit ein paar Riegel vorgeschoben. Es geht nicht immer schnell, leider. Aber das, kombiniert mit mündigen Kunden – die vielleicht statt sich übers Uber-Verbot zu beschweren einmal das Ordnungsamt rufen, wenn ein Taxifahrer scheiße war und sich ihre Lieblingstaxifahrer in ihrer App markieren – könnte die „bösen Taxis“ auch wieder ins Rennen bringen. Und das billiger als UberPOP (wenn man mal das wöchentliche Surge-Pricing mit einbezieht), ohne illegale Ausbeutung und inklusive der Grundversorgung, die wir Taxifahrer nebenbei noch leisten. Und alle, die die schwarze S-Klasse mit Minibar wirklich brauchen, können das immer noch bei all den Limousinenanbietern kriegen, wenn sie ein paar Euro extra auf den Tisch legen.

Ich versuche ja zumindest irgendwie, das nicht nur als Taxifahrer zu sehen, aber ich hab echt keine Ahnung, was an positivem mit einem Verbot von Uber wirklich verloren geht …

PS: Die Datenlage zum Verbot war noch recht dünn, als ich den Artikel geschrieben (und immer wieder umgearbeitet) habe. Die grundsätzlichen Aussagen gelten jedoch ungeachtet der derzeitigen juristischen Geschehnisse.

Update (2. Sept., 17 Uhr):

Uber kündigt an, weiterzumachen. Einfach so. Schätze, die nächsten Tage werden spannend …

Wütender „Großraumkollege“

Es könnte auf den Straßen der Welt so sittsam zugehen, würde nicht ständig irgendwas unvorhergesehenes passieren. Aber so ist das halt. Ob es der über die Straße laufende Fuchs, der Winker am Straßenrand oder sogar der Taxifahrer ist, der für die Winker anhält. Darüber hinaus gibt es Mißverständnisse über Mißverständnisse und eine Menge unnötigen Hass.

Dass ich den auf mich ziehe, ist vergleichsweise selten – was ich durchaus auch meinem Fahrverhalten anrechne. An diesem Wochenende hat’s dann mal nicht gereicht.

Ja, ich hab für Winker gebremst. Und dabei die Spur eines Reisebusses blockiert. Und dass den Fahrer das genervt hat, kann ich irgendwo noch nachvollziehen. Zumal ich davor wirklich von der linken Spur auf seine rüber bin. Um es aber ganz klar zu sagen: ich hab ihn nicht geschnitten und ausgebremst. Der Bus war gerade am Anfahren, hatte also kaum Geschwindigkeit drauf und ich hab vielleicht 40 Meter vor ihm vorsichtig gebremst. Anbei schön geblinkt und alles. Und ich neige ja schon dazu, solche Situationen überzuinterpretieren und mich selbst zu kritisieren. Dass die Situation, wenn ein Fahrgast winkt, während ich mich im fließenden Verkehr befinde, grundsätzlich gefährlich ist, weiß ich. Ich habe schon zahllose Winker deswegen stehenlassen, so weh es auch manchmal getan hat.

In dieser Situation nun habe ich unmittelbar nach dem Winken den Bus ins Visier genommen und mich gefragt, ob das reicht. Nicht ob es mir zum Bremsen reicht oder dem Bus gerade eben so noch. Nein, ob es vertretbar ist, vor ihm anzuhalten! Und auch als ich auf der Spur war, habe ich ihn nicht aus den Augen verloren und wäre sofort wieder durchgestartet, hätte ich Sorge gehabt, ich zwinge ihn zu scharfem Bremsen. Und ja: ich bin mir auch bewusst, was ein Bus ist, dass er sich anders fährt als mein Taxi und der Fahrer ggf. auf Passagiere achten muss.

Und wieder einmal war das kein Problem. Ich hab um einen gewissen Sicherheitsabstand bemüht erst einige Meter nach den Winkern wirklich angehalten, der Bus dann gute 10 Meter hinter mir. Ohne Reifenquietschen, ohne Vollbremsung. Ganz gemächlich.

Im Kopf hab ich das deswegen noch, weil der Fahrer – nachdem er mich wild angehupt hat – sich danach entschlossen hat, mir doch noch die Meinung zu sagen. Auf der zu jener nachtschlafenden Zeit ausgestorbenen Kantstraße setzte er den Blinker, fuhr links neben mich, öffnete die Türe und stieg aus. Und in Anbetracht dessen, was er mir vorwarf, sollte man durchaus darüber nachdenken, wie verkehrskonform denn diese Aktion war.

Er bezichtigte mich, eine „vorsätzliche Straftat“ begangen zu haben. Ob das jetzt das Blinken, das Bremsen oder das Halten auf der Busspur betraf, weiß ich nicht. Ich schätze, dass ihm das auch egal war. Vermutlich war ich einfach einer von „diesen doofen Taxifahrern“, denen er es jetzt stellvertretend mal richtig zeigen konnte. Meine Fahrgäste sprangen noch ein und meinten:

„Sorry, wir haben Ihn rangewunken.“

„DAS IST SCHEISSEGAL! DANN MUSS ER TROTZDEM WEITERFAHREN!“,

wütete sich der Grauschopf in Betriebslaune. Er beendete seine rechtlich leicht dünne Belehrung damit, dass er mir das nächste Mal „absichtlich ins Heck“ fährt und damit „vor Gericht auch noch Recht bekommen“ würde. Nun ja. Sie sind schon niedlich, wenn sie wütend werden …

Im Ernst: Ich weiß, dass Taxis in zweiter Reihe oft nerven. Und wenn sie vor einem bremsen erst recht. Und ich will es auch nicht entschuldigen, wenn ein Kollege da Umsatz vor Verkehrssicherheit gewichtet. Ebenso kann ich eigene Fehler natürlich nicht ausschließen und ich bin mir auch nicht sicher, ob unsere Erlaubnis, in zweiter Reihe zu halten (StVO §12 (4)) auch für Busspuren gilt.
„Wenn die Verkehrslage es zulässt“ greift meines Erachtens nach auf einer leeren dreispurigen Straße, wenn nur ein einzelner und langsamer Bus in angemessenem Abstand hinter einem fährt. Und falls ich da dieses Mal laut StVO im Unrecht war, stellt sich immer noch die Frage, ob das rechtfertigt, sich selbst verkehrswidrig zu verhalten und andere Verkehrsteilnehmer zu bedrohen. Aber keine Sorge: ich werde Euch auf dem Laufenden halten, falls mir demnächst ein weißer Reisebus absichtlich ins Heck fährt.

Bis dahin würde ich damit verbleiben und zusätzlich noch einmal darauf hinweisen, dass Taxis ggf. unvermittelt auf der Straße anhalten und dass es hilfreich ist, damit zu rechnen. Ich halte hinter Kollegen meist auch einen extra großen Abstand ein. Natürlich sollte der Taxifahrer selbst drauf achten – aber gewonnen hat am Ende keiner, falls es doch mal schiefgeht. Egal ob man im Recht ist oder nicht.

PS: Auch wenn das „Großraumkollege“ in Anführungszeichen von manchen vielleicht so verstanden wird: ich habe nicht vor, hier einen Taxifahrer-vs-Busfahrer-Krieg zu befeuern. Ich schätze die Kollegen in den Bussen und mit ein oder zwei anderen Abzweigungen in meinem Leben wäre ich einer von „ihnen“. Ich sehe sie als Kollegen im Sinne von „professionelle Fahrer“, ebenso wie Trucker und Fahradrikscha-Fahrer. Und ich denke auch, dass wir zusammen eine Menge Möglichkeiten haben, den Verkehr da draußen sicherer und/oder besser zu machen, indem wir entsprechend professionell agieren. Uns wegen vermeintlicher oder realer Fehler wutentbrannt auf der Straße gegenseitig anzuschreien sehe ich jedoch als den dümmsten aller Versuche an, dieser Aufgabe gerecht zu werden.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.