Neuer Kollege …

Die Nacht soll ja auch in anderen Städten Deutschlands schön sein, sogar wenn diese Städte sich selbst als „Dorf mit Straßenbahn“ bezeichnen. Um das zu beweisen, tritt neuerdings ein Kollege an, die Nacht aus der Sicht eines Bremer Taxifahrers zu schildern.

Das schreibe ich natürlich nicht einfach so vor mich hin, sondern ich bitte darum, dem Kollegen den Start ins Bloggerleben mit einem Besuch und vielleicht einem Abonnement und Kommentaren zu erleichtern.

Hier ist der Link: taxiblogbremen.wordpress.com

Na dann mal gute Kasse, Herr Kollege! 🙂

Anders!

Eine komplizierte Tour war’s nicht. Eine Standard-Fahrt vom Ostbahnhof aus.

Er war ein Mann mit sicher zwei Jahrzehnten mehr Erfahrung in Sachen Rumleben, ich hatte wenigstens bei der Ortskunde ein wenig aufgeholt. Zu seinem Vorschlag fiel mir eine Alternative ein. Nicht, weil sie sich meines Wissens nach preislich irgendwas schenken, sondern weil mir das den Weg über die beschissenen Ampeln beim Kottbusser Tor spart. Als ich meinen Fahrgast fragte, fiel ihm die Route quasi auch von alleine ein. Er vervollständigte sie aus dem Kopf.

Und dann machte ich den Fehler, anzufügen, dass ich nur unsicher wäre, wie die Baustelle momentan die Durchfahrt erlaubt.

Das hat meinen Kunden nämlich ziemlich aus dem Konzept gebracht. Er wollte offenbar lieber wieder seine alte Route, sagte aber nur „hier links“. Womit ich genau von dieser Route auf meine wechselte. Danach verlangte er, ich solle in die Adalbertstraße fahren – was etwas schwierig war, weil jene sich auf der anderen Strecke befand.

„Na das geht jetzt nicht wirklich. Die nächste Abzweigung ist die Manteuffelstraße und da würde ich reinfahren. Und dann – wie ja selbst vorher ergänzt haben – Wiener, Ohlauer, Friedel …“

Nicht laut, aber unerwartet scharf, fiel er mir ins Wort:

„Das habe ich aber explizit anders gesagt!“

Ui. Aber was soll’s? Klappe halten und weiterfahren. An der Stelle gab’s nix sinnvolles zu tun. Jetzt noch anders zu fahren wäre völlig bekloppt gewesen und wer wusste schon, ob das dann am Ende nicht auch wieder anders gewesen wäre. Nicht schön, sowas, kommt aber auch mal vor. Die Ampeln waren uns wohlgesonnen, wir waren in Nullkommanix da und selbst die Baustelle in der Friedelstraße war wie in meiner Erinnerung genau so durchfahrbar.

Und weil Laune nunmal noch wechselhafter ist als die Durchfahrtsregelungen von Baustellen, war es dann der Fahrgast, der die Stille brach und sagte:

„Mensch, da war ihre Route ja nun wirklich die absolut bessere!“

Da werde ich nichts explizit anderes behaupten. 😉

Erkannt

„Und Du bloggst also übers Taxifahren?“

„Äh, ja …“

Lesertouren sind für mich ja inzwischen ein nennenswerter Teil meiner Arbeit – aber das aus einer Gruppe typischer Sisyphos-Besucher gefragt zu werden, nachdem ich sie bereits im Auto hatte, war auch irgendwie neu.

„Ja? Weil ich war da letzte Woche auf einem Taxiblog und da war dein Bild …“

Ich hatte eine Vermutung, um welchen Blog es sich handelt.

„Ähm, wo kommst Du ursprünglich her?“

„Stuttgart.“

„Ha – dann bist das wirklich Du!“

Wahnsinn! Hätte ich ja nach dem vorangegangenen Gespräch kaum für möglich gehalten! /o\ 😉

Interessant war die Reaktion der Mitfahrer:

„Du liest Taxiblogs? Aber sonst …“

„Ja, ich hab halt viel Zeit auf Arbeit.“

Es ist nicht der übliche Weg, auf dem ich Leser kennenlerne. Aber hey, öfter mal was neues. Und an dieser Stelle auch einen lieben Gruß: War nett mit Euch! 🙂

Beliebt in 1,5 Kilometern …

Die Woche startete etwas hakelig bei mir. Nicht nur, dass ich am Donnerstag dachte, es wäre Mittwoch (*hüstel*), und entsprechend nicht aufs Arbeiten vorbereitet war (also launemäßig vor allem 😉 ) und ich gestern in einem langen Gespräch die Zeit etwas vergessen habe, bevor ich los bin: der Start in die Schicht war auch katastrophal: Nur wenige Touren, dafür dann aber auch richtig schön kurz. Dass das am Ende noch gut ausgehen würde hatte ich nicht gedacht.

Jedenfalls hatte ich mich mal wieder zum Ostbahnhof verirrt, was dieses Mal daran lag, dass dort wenige Taxen waren. Sonst wäre ich bereits zum Berghain rübergefahren. Dann geben mir zwei Touris einen Hostel-Namen, den es so nicht gibt, korrigierten sich aber langsam bis hin zu ihrem wirklichen Ziel, das Plus-Hostel, das am Warschauer Platz liegt. Beim ökonomisch sinnvollem Stoppen an der Ecke Stralauer/Warschauer also gerade einmal 5,40 € bis 5,60 € Umsatz. Eine Fahrt von rund anderthalb Kilometern, in diesem Fall sogar ohne auch nur eine Sekunde Wartezeit an einer Ampel. Nun ja, wenigstens schnell wieder frei …

Wie ich es geschafft habe, binnen der paar Sekunden so sympathisch zu sein, dass einer der Beiden 1,40 € Trinkgeld für viel zu wenig hielt und extra nochmal einen Zweier rauszukramen, würde ich allerdings jetzt noch gerne wissen. Denn DEN Trick sollte man sich merken! 😀

MoMa über Uber

Hab gerade nach einem Tipp das ZDF-Morgenmagazin eingeschaltet, weil dort ein Beitrag zum Thema Uber angesetzt war. Und ich muss sagen: ich bin positiv überrascht. Natürlich darf dort auch ein Firmensprecher mal kurz über „die neue Form des Teilens“ reden und natürlich fällt in einer Moderation das scheinbar auf ewig festgetackerte Wort „Mitfahrgelegenheit“, mit der Uber sein Angebot verfälscht.
Aber es werden alle rechtlichen Bedenken genannt und als Stimme der Berliner Taxifahrer haben sie sich Richard Leipold ausgesucht, der mir als Chef der BTV von all unseren Funktionären bisher am häufigsten positiv aufgefallen ist – und der wie gewohnt souverän und dennoch ohne martialisches Kriegsvokabular über die Vorschriften in der Personenbeförderung gesprochen hat.

(Wenn ich richtig gehört habe, hat sich allerdings ein kleiner Fehler eingeschlichen, als Leipold gesagt hat, dass Uber, wenn sie sich an alle Regeln halten, wegen der Tarifbindung nicht mehr billiger als Taxen sein könnten. Das würde natürlich nur gelten, wenn Uber direkt ins Taxigeschäft einsteigt. Die wahrscheinlichere Variante „Mietwagen“ obliegt dieser Bindung natürlich nicht. Dann würde es sich nur einfach entweder für Uber oder die Fahrer nicht mehr lohnen. 😉
Da ich aber inzwischen einige Interviews hinter mir habe, könnte ich mir auch einen ungeschickten Schnitt oder dergleichen vorstellen, der zu dieser Aussage geführt hat. Ich wollte es nur mal anmerken.)

Ansonsten ist es wirklich schön zu sehen, dass wir da langsam mal auf einem vernünftigen Niveau angekommen sind, auf dem man sich vielleicht wirklich mal über weiterführende Themen wie  z.B. sinnvolle Anpassungen des PbefG unterhalten kann – ohne auf das Uber-Niveau abzurutschen und über Kartelle und Arschlöcher rumzupöbeln.

Noch weiß ich übrigens nicht, was es mit der im Bericht angesprochenen Klage von Leipold auf sich hat, aber ich möchte mal meine in dem Fall wirklich nur auf Gefühlen beruhende Meinung in den Raum stellen:

Ich glaube, Uber hat sich mit Deutschland verhoben. Sie verballern immer noch Geld ohne Ende für Werbung und schenken trotzdem auch den Fahrern noch welches. Trotz alledem ist der Hype langsam am Abflachen und die Medienberichte werden immer kritischer und ersticken nicht mehr in der Konfusion der Anfangstage, als noch niemand UberPop von UberBlack unterscheiden konnte und auch sonst nur mal recherchiert wurde, wie ein Taxi eigentlich so aussieht und ob es wirklich so viele davon gibt, wie alle behaupten. Und unter jeder Social-Media-Werbung häufen sich in den Kommentaren die Hinweise auf die Schwierigkeiten, die den Fahrern drohen.

Ich bin in dem Spiel parteiisch, keine Frage. Aber ich glaube, im Gegensatz zu Uber brauche ich mich nicht vor einer Versachlichung der Diskussion fürchten …

Ob und bis wann der Beitrag online zu finden sein wird, weiß ich leider nicht, freue mich aber über Nachträge dazu in den Kommentaren. Die Seite des Morgenmagazins ist jedenfalls morgenmagazin.zdf.de.


PS: Bis 9.00 Uhr heute früh wird der Beitrag sicher auch noch ein paarmal wiederholt.

PPS: Hier der Link zum Video direkt. (und nicht genau das, was ich gesehen habe). Ist zudem auch nur eine Woche gültig. (Danke an die Hinweisgeber!)

Witze

Es gibt ja eine Menge Witze, die einem als Dienstleister immer wieder begegnen. Nun ist das mit Witzen so eine Sache … wenn man sie ständig hört, werden sie leicht unwitzig. Und es müssen nicht mal die wirklich schlechten „Witze“ wie „Wir sind ja nur hier, um Sie zu überfallen!“ sein. Der ist glücklicherweise nicht überragend häufig. Was hingegen eine gewisse Breitenwirkung gerade nachts entwickelt hat, ist der Klassiker, bei der Frage nach dem Fahrtziel einfach „nach Hause“ anzugeben. Je nach Kundschaft grinse ich kurz alibimäßig oder spiele auch mal mit und frage bierernst:

„Zu Ihnen oder zu mir?“

Oft allerdings weise ich aber auch darauf hin, dass ich das schon hundertmal gehört habe. Fragt ruhig mal Euren Supermarktkassierer nach der Frage:

„Da ist kein Preisaufkleber drauf, dann kostet das nix, oder? Haha!“

Meist merkt man den Kunden auch an, dass sie „ihren“ Spruch längst nicht so lustig finden, wie sie vorgeben. Einige bringen das sicher bei jeder Taxifahrt, da ist das dann ausschließlich als Eisbrecher geeignet und im Grunde noch unsinniger als es mancher Taxi-Smalltalk ohnehin ist.

Jetzt aber hatte ich einen … da konnte ich nicht anders als zu lachen. Obwohl der Typ nur „nach Hause“ gesagt hat. Der Grund war folgender: ich fand ihn schon optisch einfach lustig. Ein Kerl um die 50, mit Schnauzbart und gnubbeliger Nase darüber. Eine riesige Brille verschluckte fast den kompletten Rest des Gesichtes und auf dem Kopf thronte ein Filzhut. Modisch und wettertechnisch up to date trug er ein Kurzarmhemd und eine bis zum Bauchnabel hochgezogene kurze braune Stoffhose, die ihm somit nicht einmal bis zum Knie reichte. Anbei hatte er eine Aktentasche, die er an sich presste. Vermutlich, weil eine teure Krawatte darin lag, die dem Outfit noch den letzten Schliff verpasst hätte.

Der Typ hätte in einem Lodenmantel vor 40 Jahren als Filmstar Karriere machen können: als Agent in einem Louis-de-Funès-Film oder als Spanner in einem deutschen Softsexstreifen. Und so saß er dann da, kniff die durch die Brille grotesk verzerrten Augen zusammen und sagte: „Nach Hause.“ … und fängt an zu kichern, wie Siebtklässler, wenn ihnen die Französischlehrerin erklärt, dass „Mouchi“ der beliebteste Katzenname in Frankreich ist.*

Vielleicht war er ein wenig zurückgeblieben, vielleicht hatte er das erste Mal in seinem Leben an einem Glas Bier genippt. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hat der für meine Verhältnisse ältere Mann so dermaßen naiv und unschuldig über seinen ach so tollen Scherz gelacht, dass ich mitlachen musste.

Und was soll’s? Lachen schadet ja bekanntlich auch nie. 😀

*eine wahre Geschichte aus meinem Französischunterricht, die noch getoppt wurde vom nächsten Tag, als uns besagte Lehrerin eröffnete, sie habe unseres Lachens wegen Rat beim Rektor eingeholt (!) und sei nun informiert darüber, dass es sich bei Muschi um „eine Wort aus die Bordell ‚andölt“, dass wir nicht kennen könnten. 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.