Es gibt ja eine Menge Witze, die einem als Dienstleister immer wieder begegnen. Nun ist das mit Witzen so eine Sache … wenn man sie ständig hört, werden sie leicht unwitzig. Und es müssen nicht mal die wirklich schlechten „Witze“ wie „Wir sind ja nur hier, um Sie zu überfallen!“ sein. Der ist glücklicherweise nicht überragend häufig. Was hingegen eine gewisse Breitenwirkung gerade nachts entwickelt hat, ist der Klassiker, bei der Frage nach dem Fahrtziel einfach „nach Hause“ anzugeben. Je nach Kundschaft grinse ich kurz alibimäßig oder spiele auch mal mit und frage bierernst:
„Zu Ihnen oder zu mir?“
Oft allerdings weise ich aber auch darauf hin, dass ich das schon hundertmal gehört habe. Fragt ruhig mal Euren Supermarktkassierer nach der Frage:
„Da ist kein Preisaufkleber drauf, dann kostet das nix, oder? Haha!“
Meist merkt man den Kunden auch an, dass sie „ihren“ Spruch längst nicht so lustig finden, wie sie vorgeben. Einige bringen das sicher bei jeder Taxifahrt, da ist das dann ausschließlich als Eisbrecher geeignet und im Grunde noch unsinniger als es mancher Taxi-Smalltalk ohnehin ist.
Jetzt aber hatte ich einen … da konnte ich nicht anders als zu lachen. Obwohl der Typ nur „nach Hause“ gesagt hat. Der Grund war folgender: ich fand ihn schon optisch einfach lustig. Ein Kerl um die 50, mit Schnauzbart und gnubbeliger Nase darüber. Eine riesige Brille verschluckte fast den kompletten Rest des Gesichtes und auf dem Kopf thronte ein Filzhut. Modisch und wettertechnisch up to date trug er ein Kurzarmhemd und eine bis zum Bauchnabel hochgezogene kurze braune Stoffhose, die ihm somit nicht einmal bis zum Knie reichte. Anbei hatte er eine Aktentasche, die er an sich presste. Vermutlich, weil eine teure Krawatte darin lag, die dem Outfit noch den letzten Schliff verpasst hätte.
Der Typ hätte in einem Lodenmantel vor 40 Jahren als Filmstar Karriere machen können: als Agent in einem Louis-de-Funès-Film oder als Spanner in einem deutschen Softsexstreifen. Und so saß er dann da, kniff die durch die Brille grotesk verzerrten Augen zusammen und sagte: „Nach Hause.“ … und fängt an zu kichern, wie Siebtklässler, wenn ihnen die Französischlehrerin erklärt, dass „Mouchi“ der beliebteste Katzenname in Frankreich ist.*
Vielleicht war er ein wenig zurückgeblieben, vielleicht hatte er das erste Mal in seinem Leben an einem Glas Bier genippt. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hat der für meine Verhältnisse ältere Mann so dermaßen naiv und unschuldig über seinen ach so tollen Scherz gelacht, dass ich mitlachen musste.
Und was soll’s? Lachen schadet ja bekanntlich auch nie. 😀

*eine wahre Geschichte aus meinem Französischunterricht, die noch getoppt wurde vom nächsten Tag, als uns besagte Lehrerin eröffnete, sie habe unseres Lachens wegen Rat beim Rektor eingeholt (!) und sei nun informiert darüber, dass es sich bei Muschi um „eine Wort aus die Bordell ‚andölt“, dass wir nicht kennen könnten. 😀