Gequetscht

„Können Sie 5 Leute mitnehmen?“

„Ja, aber …“

Ein „aber“ setze ich nicht oft an dieser Stelle, aber die potenziellen Fahrgäste standen da vor mir mit einer ganzen Menge Gepäck. Und mein Zafira ist in Sachen Großraum halt nur entweder für Gepäck oder für Menschen zu haben. Wenn ich die hinteren Sitze ausklappe, bleibt exakt null Platz. Also ja, ein bisschen bleibt, aber das wird vollständig von den Putzutensilien und den Kindersitzen aufgefressen. Bei 5 Mitreisenden bleibt durchaus etwas Raum, aber bei dieser Gruppe hatte jeder mindestens (!) einen Koffer, die meisten zwei.

Während ich die Problematik erläuterte, meinte eine Frau resolut:

„Ach, das ist kein Problem! Wir quetschen uns da jetzt einfach rein!“

Ich hielt das wirklich nicht für eine tolle Idee. Also mich soll das nicht stören, aber ich finde es nicht schön, wenn die Fahrgäste es in meinem Auto ungemütlich haben. Auf der anderen Seite war kein Bus an der Halte und warten oder zwei Taxen nehmen wollten sie auch nicht. Also dann ist das auch nicht mehr mein Problem.

Und sie haben es geschafft.  3 Koffer und eine Person ganz hinten, auf der Rückbank 3 Leute mit je einem Koffer auf dem Schoß und auf dem Beifahrersitz noch die Frau mit 2 Taschen. Und zwischen irgendwelchen Koffern hindurch hieß es dann:

„Ist auch nicht weit. Geht nur bis zum Estrel.“

Also nicht weit im Sinne von „nur eine knapp über dem Durchschnitt liegende Tour“. 😉

Ich find’s ok. Genau wegen so pragmatischer Kundschaft liebe ich die „große“ Kiste ja. Aber meist sind es dann doch eher schmerzbefreite Jugendliche mit einem gewissen Pegel und nicht eine an einer Konferenz teilnehmende Gruppe arbeitswütiger Berufstätiger. Am Ende sind alle gut gelaunt ausgestiegen, auch wenn zwei dafür erst einmal von ihrem Gepäck befreit werden mussten. Glücklicherweise kann ja jeder selbst entscheiden, was er sich für zwei Euro Ersparnis so alles antun will …

„Nich‘ jewohnt …“

Aus der Reihe: Fahrgäste, die den Taxifahrer zum Kotzen bringen

Eigentlich ging es wieder nur um die Frage, ob ich über die Oberbaum- oder die Elsenbrücke fahren sollte. Wie die meisten entschied sich dieser Fahrgast für die Elsenbrücke. Warum, das musste er mir natürlich unbedingt erklären:

„Nee, wenn ick die Wahl hab‘, dann halt ick mir lieber fern von Kreuzberg.“

Mit besonderen Ambitionen offensichtlich bei einer Wohnadresse direkt in Treptow. -.-

„Dit is, darfst ma da och nich‘ falsch verstehen und so, aba dit is‘ mir nüscht. Wat da rumläuft! Ick weeß, dit is‘ jetzt nich‘ so populär in de Medien und so, sagt man halt nüscht, ne, aba wir in’n Osten sin‘ ja nich‘ mit sowas aufjewachsen. Wir sin‘ dit ja, sa’ick mal so, nich‘ jewohnt mit die Ausländer und so.“

Statistisch war er also ein Paradebeispiel. Sämtliche Studien belegen ja, dass die Ausländerfeindlichkeit dort am größten ist, wo am wenigsten Fremde leben. Was ich aber besonders beeindruckend an diesem Hohlkopf fand, war das durch die Blume vermittelte Eingeständnis, sich binnen 25 Jahren nicht an andere Menschen gewöhnt zu haben. Mit derartiger Ignoranz ausgestattet müsste ich heute mit meinen Kindergartenkumpels abhängen und gegen die Grundschule wettern – obwohl meine Kindergartenfreunde überwiegend nicht-deutsch waren …

Ich war selten so froh, dass die Fahrt nur kurz war. Nach mehr Auszügen seiner dümmlichen Gedanken war mir nämlich nicht gerade zumute.

Neue Taxitarife in Berlin

Es ist nun so weit: Seit Mitternacht gelten in Berlin neue Taxitarife. Sollte jemand seitdem mit dem Taxi gefahren sein: Wenn es heute einen Euro mehr gekostet hat, dann wird das seine Richtigkeit gehabt haben und ab jetzt immer so sein. Erhöht wurden der Einstiegspreis von 3,20 € auf nunmehr 3,40 € und jeder der ersten sieben Kilometer kostet nun 1,79 € statt 1,65 €. Alles weitere (die weiteren Kilometer, die Kurzstrecke, die Zuschläge) bleibt wie bisher. Die Erhöhung der Tarife ist für kurze Fahrten zwar höher als die letzte im Jahr 2009; dadurch, dass alles andere gleich bleibt, werden die Mehrkosten jedoch für keine Fahrt mehr als 1,20 € betragen:

taxitarifdiagramm

(Die Darstellung ist zwar vereinfacht, weil ich eine lineare Preissteigerung anstelle der in 20ct-Schritten erfolgenden Zählung des Taxameters verwendet habe, aber die Relationen bringt sie ganz gut rüber.)

Ihr wisst, ich bin kein begeisterter Freund von Tariferhöhungen, aber angesichts der insgesamt moderaten Steigerung und vor allem der unabhängig davon zu erwartenden Umbrüche im Gewerbe wegen des Mindestlohns in den nächsten Jahren, sehe ich das jetzt nicht so eng. Es gibt diesen neuen Tarif jedenfalls seit heute und wir werden uns alle daran gewöhnen müssen, als Kunden und als Fahrer.

Die etwas andere Begründung

Als oft am Ostbahnhof stehender Fahrer steht für mich fast täglich die Frage „Oberbaum- oder Elsenbrücke?“ auf dem Plan. Der Unterschied in Sachen Zeit und Preis ist nicht groß, eigentlich geht es überwiegend darum, was die Fahrgäste lieber haben. Oder wie ich gerne zu ihnen sage:

„Wissen Sie, ich erspare mir gerne dieses ‚WAS? Wie fahren SIE denn?‘.“

Jeder hat so seine Lieblingsstrecken. Eine bisher nie gehörte Begründung für die Streckenwahl hat nun eine junge Dame gehabt …

„Soll ich über die Oberbaum- oder die Elsenbrücke fahren?“

„Die, äh … also nicht die Oberbaum. Die andere.“

„Das wäre die Elsen.“

„Ja, die Oberbaum will ich ja sehen, deswegen müssen wir über die andere.“

Und tatsächlich hat sie (mäßig erfolgreich) von der Elsenbrücke aus ein Foto geschossen. Für Mutti. Mal was anderes. 🙂

Herzstillstand

Na gut, einen Infarkt werde ich sicher nicht wegen des ein oder anderen Euros haben. Aber dennoch bin ich aus allen Wolken gefallen. Es war nur eine sehr kurze Tour und die Schicht war schon bombig verlaufen. Ich hätte das Auto gleich abstellen können, aber vor mir fuhr meine Bahn, was bedeutete, dass ich auf die nächste eine halbe Stunde würde warten müssen. Da kam mir eine weitere Tour sehr entgegen und ich bot einmal mehr von mir aus eine Kurzstrecke an.

Und die Fahrt war auch kurz. Eher ein Kilometer als die zwei von der Kurzstrecke abgedeckten. Und so standen am Ende 4,00 € auf der Uhr und meine nur seit rund anderthalb Minuten amtierende Beifahrerin meinte:

„Mach einfach 15.“

Aber ja, natürlich hat sie das Rückgeld gemeint, nicht den Fahrpreis. 🙁

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die eine Nacht …

Ich hoffe, Ihr habt alle die Nacht gut rumgebracht. Und das Wochenende. Auch wenn das ja eigentlich das selbe ist. Sagten zumindest Kunden am Freitagabend …

„Na, hat die Nacht erst angefangen?“

„Das Wochenende hat erst angefangen!“

„Das klingt auch gut.“

„Aber hast Recht, ist ja nur die eine Nacht.“

„…“

„Die Nacht von Freitag zu Sonntag.“