Limousine vs. Taxi

Motor-Talk.de hat einen zumindest halbwegs plausibel klingenden Artikel über Taxen und Limousinen-Services zusammengezimmert, den man sich hier durchlesen kann.

Das ist ja alles schön und gut und natürlich haben auch diese Dienstleister ihre Kundschaft und das ist ja auch toll für alle Beteiligten. Ein bisschen bemüht finde ich allerdings die Preisvergleiche. Die Referenz-Flughafenfahrt in der günstigsten Kategorie bei MyDriver kostet zwar tatsächlich weniger als das Taxi, allerdings ist das

a) eine einzelne Ausnahme unter den Tarifen der Anbieter und

b) auch nur gegeben, weil es sich um eine lange Fahrt handelt.

Wahrscheinlich sind Limousinenfahrten durchschnittlich länger als Taxifahrten, aber das ist ja das Problem: wenn nur die wenigsten Taxifahrten über 30 € hinausgehen (ich hab mal eine Statistik geführt, ich glaube es waren unter 5% der Touren), dann sind Limousinen eben auch nur in den wenigsten Fällen preislich nah am Taxi. Der Anbieter Uber fällt mit seinen 9,00 € Mindestpreis schon extrem aus dem Rahmen, die anderen Anbieter rangieren bei 25 € und mehr. Und, ich sage es immer wieder gerne: die durchschnittliche Taxifahrt in Berlin kostet etwa 11 – 12 €.

Und bei mir beschweren sich die Leute immer, wie teuer das Taxi doch sei. Von der Verfügbarkeit mal ganz zu schweigen.

Deswegen bin ich wirklich ganz guter Dinge, dass wir als Taxifahrer nicht ernsthaft unter dieser Konkurrenz leiden.

Zeit- und Magenmanagement

Bestellungen von euch Lesern sind immer angenehme Touren gewesen. Rein statistisch kommt zwar sicher mal ein Psychopath auf die Idee, mir persönlich zu sagen, wie scheiße er mich findet, aber bislang hatte ich da Glück. 🙂
So gesehen ist das Schöne schon einmal, dass ich mir bei den Fahrgästen sicher bin, meist kommen auch noch ganz ansehnliche Strecken oder gutes Trinkgeld zusammen. Im besten Fall läuft es wie am Samstag, da traf auf eine Fahrt, die ich schon zum zweiten Mal gemacht hatte, alles oben genannte zu.

Nun haben aber auch die schönsten Dinge Schattenseiten – und bei Leserfahrten bedeutet das, dass es eben meist vorbestellte Touren sind. Und die haben die Angewohnheit, deutlich mehr Zeit zu kosten als sie eigentlich dauern: man kriegt einfach selten punktgenau eine Fahrt zum entsprechenden Zeitpunkt in die entsprechende Richtung.

Der Samstag lief ja blendend. Es war ziemlich schnell klar, dass die Leser-Tour um 4 Uhr meinen Umsatz in extremen Höhen landen lassen würde, denn davor gab es kaum Pausen. Als die Uhr 3.10 Uhr anzeigte, war mir trotzdem klar, dass die nun folgende Fahrt die letzte davor sein würde, danach wäre es einfach zu eng. Dann stand es plötzlich vor mir, das junge Pärchen, und wollte nach Hellersdorf.
Ich hab mit mir gerungen, denn die Tour versprach gegensätzlichstes: zum einen war es insbesondere der Wetterlage wegen eine ziemlich abenteuerliche Vorstellung, vom Ostbahnhof nach Hellersdorf zu fahren und von dort ans Kottbusser Tor – in 50 Minuten. Zum anderen gab das aber ziemlich genau die Kohle, die ich noch brauchen würde, um mein Wochenziel zu erreichen und nach der langen Leserfahrt ins Umland nach 10 bis 11 Stunden Feierabend zu machen.

Manchmal siegt der Geldbeutel übers ungute Gefühl – ich hab sie eingeladen.

Sie eine resolute junge Frau mit blondem Kurzhaarschnitt und Lippenpiercing, er eher so ein bisschen im Britpop-Stil unterwegs, dank Alkohol jedoch eher weniger eloquent und selbstsicher. Aber das war ok. Sie machte die Ansagen und lästerte darüber, dass er etwas viel getrunken hätte. Er spielte das Spiel mit, gut gelaunt.
Während ich mich durch ein paar kleinere Nebenstraßen in Richtung Landsberger Allee durch den Schnee kämpfte, zog es plötzlich kalt an meinem Rücken, ich merkte, dass er das Fenster runterkurbelte. Beinahe zeitgleich rief ich „FUCK!“ und trat die Bremse durch (was dank vereistem Boden ein extrem angenehmes Anhalten war) während Madame fragte: „Alles ok, Schatz?“ und selbiger mehr gewollt als gekonnt aus dem Fenster spuckte.

Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es ist recht wichtig, dass er noch nicht ernsthaft kotzte. Da kam zwar was hoch, aber er hat daraufhin das Fenster aufgemacht, um es einfach auszuspucken. Hat halbwegs geklappt, einen einzelnen kleinen Fleck an der Scheibe konnte ich gleich entfernen. Aber es war ja klar, dass das nicht alles gewesen sein würde, wenn wir die Fahrt einfach fortgesetzt hätten. Ich hab ihm die Tür aufgemacht, ihn rausgelassen und das Auto am Straßenrand in eine Lücke manövriert. Der Kollege, der sich an mir vorbeizwängte, sah mich fragend und mitleidsvoll an, ich hab den Daumen gereckt und gegrinst.

War ja nix passiert. Mein Fahrgast stand auf dem Gehsteig und versuchte, beim Kotzen die Balance zu halten. Hat geklappt, sah aber irre komisch aus. 🙂
Mit der Freundin hab ich über meinen Zeitplan gesprochen, sie aber auch beruhigt, dass ich schon wesentlich peinlicheres erlebt habe. Und ich hab angeraten, dass er ruhig alles rauslassen sollte, weil sie nicht wissen will, was ich an diesem guten Abend für ein vollgekotzes Auto für eine Rechnung ausstellen würde. Neben meiner Ansprache hab ich ihm Tücher angeboten und als er abgelehnt hat, hab ich gefragt, ob er wenigstens ein Bonbon gegen den Geschmack haben wolle. Er nahm an und formulierte seinen Dank wie folgt:

„Also schbin ja jetz – oh, sdess peinlich! – schier mit kotzn unn so, nee! Aber weissu: Du bis mal echt der wirklich voll total netteste Tassifahr, den ich jejeabtab!“

Ich hab’s etwas sachlicher beantwortet:

„Hey, ich will genauso wie ihr, dass wir die Fahrt ohne Probleme über die Bühne bringen, klar?“

Die Zeit eilte mir davon, der Minutenzeiger lag bereits im unteren Viertel des Ziffernblattes. Wir haben uns trotzdem die Minute genommen, ihm zu erklären, warum ich ihn nicht mehr an der Tür mit Kindersicherung sitzen haben will und dass er gefälligst nicht dran denken soll, ob ein Stopp peinlich wäre – sondern allenfalls, ob notwendig.

Dann ging’s auf die Landsberger, die restliche Fahrt ging bis auf einmal Abbiegen immer nur geradeaus. Das hat sicher geholfen. Mir saß ein wenig die Angst im Nacken, obwohl ich  ihn nun beobachten konnte. Wie alle Alkoholopfer, die sich von ihrem Mageninhalt überraschen lassen, war er nämlich ein fertiges, zittriges Häufchen Elend, bei dem man nie so genau wusste, ob er am einnicken oder wegkippen war. Da werden 10 Kilometer verdammt lang. Natürlich hab ich mich ein bisschen verflucht dafür, die Fahrt angenommen zu haben – aber jetzt, in dem Zustand, konnte ich die beiden gleich dreimal nicht irgendwo rauslassen. Also gute Miene zum bösen Spiel und am Ende ein immerhin recht schnelles Absetzen direkt vor der Haustüre. Keine Sekunde zu früh, direkt aus dem Wagensitz hat er nochmal eine Ladung nachgeschoben. Aber brav nach draußen. Wenigstens zurechnungsfähig war er am Ende dann doch.

Etwas missmutig hab ich am Ende festgestellt, dass auch der wirklich voll total netteste Tassifahr eine Tour von 25,40 € auf den Cent genau bezahlt bekommen kann. 🙁

Inzwischen hatten wir 3:43 Uhr. Da half alles nichts. Also hab ich telefonisch dazu angeregt, die Lesertour auf 4:10 Uhr zu verschieben. Dank extrem gutem Timing haben wir uns schon 4:09 Uhr getroffen und der Weg für die Abschlusstour war frei. Nochmal 20% Umsatz und 50% Trinkgeld auf die bisherige Schicht obenauf, wichtiger allerdings: eine nette Tour ohne jeden Ärger mit viel Spaß. Und danach hab ich Feierabend gemacht. Bei meinem Glück hätten mich dieses Mal auf dem Rückweg die selben Töffel wie damals angehalten und das wäre mir echt zu viel gewesen …

Wasen-Wetter

Die Samstagsschicht lief in vielerlei Hinsicht gut, besser als erwartet, bla keks. Sie hatte natürlich Höhen und Tiefen, hat Spaß gemacht und Nerven gekostet. Auf’s ein oder andere gehe ich in eigenen Blogeinträgen auf jeden Fall noch ein, das Wetter möchte ich allerdings gleich zu Beginn und ganz gesondert loben – insbesondere, da natürlich nicht jeder Kollege meine Meinung dazu teilt.

Klar, der abermalige Wintereinbruch in Berlin kam nach den ersten Sonnenstrahlen trotz Vorhersage unerwartet und ein bisschen fies daher. Ich hab auch gefroren und ich freue mich jetzt auch langsam auf den Frühling – aber das war doch wenigstens richtiger Winter, wie er Spaß macht. Nicht einfach -10°C und dicke Jacken, sondern fettestes Schneegestöber, zudem mit Flocken, die sich umgehend bis weit auf die Hauptverkehrsstraßen liegenderweise ausgebreitet haben.

„Wasen-Wetter“ hab ich das in Stuttgart schon immer genannt, denn schon damals war es mir ein Bedürfnis, die Schneeglätte im Auto wenigstens so zu nutzen, dass sie Spaß macht. Da die Stuttgarter Polizei im Gegensatz zu der in Berlin aber auch die Kapazitäten hat, kleinere Verstöße zu ahnden, hat man sich halt auf dem Wasen getroffen und dort das Auto ein bisschen durch die Gegend schleudern lassen. Das war zwar auch verboten, aber die Cops sind meist nur pro Forma eine Runde um den Platz gefahren und waren nach Minuten ohne großen Unmut zu streuen wieder weg.

Hier in Berlin bin ich so oft zu unmöglichen Uhrzeiten an ziemlich unmöglichen Orten unterwegs, da lässt sich mein Hang zum Driften auch mal in Arbeit verpacken. Kunden bringe ich zwar meist ohne Handbremse ans Ziel, kleinere Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Und nicht jeder Kollege kann folgendes im Kundenlob-Portfolio vorweisen:

„Ha, geiler Slide, Alter!“

Ganz von der Hand weisen kann ich die Aussage, dass der Winter im Alltag nervt, aber auch nicht. Immerhin wird jetzt gerade vor meinem Fenster der Schnee geräumt. Das vierte Mal in 24 Stunden. Einen Schlafrhytmus hält hier bei geöffnetem Fenster und einer gewissen Empfindlichkeit keiner durch. Und vor der Haustür wird nie geräumt. Da ist kein offizieller Gehweg, das ist wahrscheinlich so eine Zuständigkeitsgeschichte. Mit anderen Worten: auch ich muss aufpassen, dass ich nicht müde auf die Schnauze fliege, wenn es schneit.

Im Gegenzug hatte ich jetzt halt mein bisschen Spaß und hab schätzungsweise einen meiner 250 Kilometer in der Nacht auf Sonntag quer zur Fahrtrichtung zurückgelegt.

Nächste Woche lese ich dann bei euch, was am Frühling so toll ist. Deal?

Rätsel

Finde das Auto, das nicht die ganze Nacht faul auf dem Parkplatz stand, sondern zum Zwecke der Arbeit mitgeführt wurde … 🙂

Unter den Blinden … Quelle: Sash

Und ja: Ich hab das Bild durch eine Scheibe aufgenommen. Außerhalb des Haltestellenhäuschens wäre die Kamera unweigerlich sofort explodiert und so.

Kurzstrecke, is klar!

Es freut mich ehrlich gesagt oft, wenn Kunden von sich aus auf die Idee kommen, Kurzstrecke zu fahren. Nicht wirklich, weil ich darauf stehe, weniger Geld zu verdienen, sondern weil dann zumindest nicht mitten während der Fahrt noch der Einfall kommt. Dann kann ich schließlich das Taxameter nicht mehr umstellen und das Geschrei ist mitunter groß.

Jetzt aber stieg mir an der Greifswalder Straße einer ein, etwa Höhe Christburger. Und wollte zum Friedrichstadtpalast …

Ich hätte die Entfernung jetzt nicht auf Anhieb genau einschätzen können, aber dass es deutlich mehr als zwei Kilometer waren – um das zu erkennen, braucht man wahrlich nicht den Stadtplan auswendig lernen.

„Das wird nicht reichen.“

„Na ja, probier’s mal.“

„Ehrlich, das ist deutlich länger!“

„Is‘ ok. Ich hab auch noch mehr Geld.“

Er hat dann offenbar sein Smartphone gepackt und meinte irgendwann:

„Boah Fuck Digger! Das sin‘ ja echt noch vier Kilometer!“

Sag ich doch. 🙂

Also war die Kurzstrecke irgendwann zu Ende, das Taxameter piepte zweimal binnen 300 Metern (einmal bei 4,00 und einmal bei 7,00 €) und am Ende war die Chose mit unter zehn Tacken erledigt. Gab am Ende sogar noch gutes Trinkgeld, will mich also keinesfalls beschweren …

Mitnehmen

„Moin! Kann’s mich Richtung Friedrichshain ’n Stück mitnehmen?“

„Klar, natürlich. Ich kann Dich auch bis direkt dahin bringen.“

„Nee, des is‘ ja dann auch ‚bisschen blöd …“

„Wieso?“

„Na, ich hab ja gar kein Geld mehr …“

„Dann is‘ natürlich auch mit Mitnehmen schwierig.“

„Nur so’n bisschen?“

„Nee. Aber wir können gern noch an ’ner Bank Geld holen z.B.“

„Na, da is‘ ja auch nüscht mehr.“

„Dann musste wohl mit der Bahn fahren …“

„Aber die braucht so lange …“

„Könnte ich über dieses Gespräch auch sagen …“

„Ey, sag mal: mach Dich hier nicht lustig über mich! Was glaubst Du eigentlich, wer Du bist!?“

„Ähm, ein Taxifahrer, der’s eilig hat, würde ich sagen. Ciao.“

Ist über zwei Wochen her – jetzt darf ich mich hoffentlich wieder lustig machen. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Netto

Also zuerst mal muss ich was über die Umfrage gestern sagen:

Faszinierend, dass sich über 60% dazu entschieden haben, Deko zu sein. 😀
Ich sollte wohl beim Formulieren etwas weniger witzig sein …

Große Stories hab ich nicht mehr rumliegen, außerdem tut mir das Tippen gerade etwas weh, weil ich mir – hier dürfen alle Beteiligten lachen – den Fingernagel am rechten Zeigefinger eingerissen hab. Die Rahmenbedingungen könnten also besser sein für einen langen Blogeintrag. Aber was kurzes zwischendurch:

Das mit der Wegfindung ist in manchen Ecken ja etwas schwieriger. Vor allem, wenn man zwar sein Navi nutzen kann, aber nicht einmal eine Hausnummer vom Fahrgast kriegt. Der, den ich vor ein paar Tagen im Auto hatte, hat sich der Informationspreisgabe durch sofortiges Einschlafen entzogen. Die Ecke in Pankow kannte ich nur so mittel, einen Kilometer vor dem Ziel wollte ich mich dann nicht mehr auf den elektronischen Helfer verlassen und hab das schnarchende Etwas geweckt:

„Hier gleich links?“

„Nee, erst beim Netto.“

Mist, find mal einen Netto nachts. War aber auch egal. Er schlief wieder ein und mein Navi korrigierte die Route auf drei Kilometer Rest. Hmm, sollte ich umdrehen? War mir dann aber egal – wahrscheinlich war das der Weg am Netto vorbei, was soll’s!

Bis ich bei ihm in der Straße stand, kam kein Netto mehr. Also vermutete ich den Netto direkt an seinem Haus IN der Straße. Hmm, auch nicht. Hab ihn dann nochmal wachgerüttelt und nach der Nummer gefragt. Er hat gesehen, dass wir schon vorbei waren – mit Wenden lag der Umweg am Ende wirklich locker bei drei Kilometern. Hab ich in dem Fall nicht an die große Glocke gehängt. Zeitlos schön dann der Abschlussdialog:

„Dann wären wir bei 20,40 €.“

„Nur? Mach mal 25.“

„Oh, danke. Eine Frage hätte ich aber noch: Wo ist bitte hier ein Netto?“

„Netto? Hier? Meine Freundin wohnt bei ’nem Netto, aber das ist in Weissensee. Wieso?“

Ach, unwichtig … 🙂