Wasen-Wetter

Die Samstagsschicht lief in vielerlei Hinsicht gut, besser als erwartet, bla keks. Sie hatte natürlich Höhen und Tiefen, hat Spaß gemacht und Nerven gekostet. Auf’s ein oder andere gehe ich in eigenen Blogeinträgen auf jeden Fall noch ein, das Wetter möchte ich allerdings gleich zu Beginn und ganz gesondert loben – insbesondere, da natürlich nicht jeder Kollege meine Meinung dazu teilt.

Klar, der abermalige Wintereinbruch in Berlin kam nach den ersten Sonnenstrahlen trotz Vorhersage unerwartet und ein bisschen fies daher. Ich hab auch gefroren und ich freue mich jetzt auch langsam auf den Frühling – aber das war doch wenigstens richtiger Winter, wie er Spaß macht. Nicht einfach -10°C und dicke Jacken, sondern fettestes Schneegestöber, zudem mit Flocken, die sich umgehend bis weit auf die Hauptverkehrsstraßen liegenderweise ausgebreitet haben.

„Wasen-Wetter“ hab ich das in Stuttgart schon immer genannt, denn schon damals war es mir ein Bedürfnis, die Schneeglätte im Auto wenigstens so zu nutzen, dass sie Spaß macht. Da die Stuttgarter Polizei im Gegensatz zu der in Berlin aber auch die Kapazitäten hat, kleinere Verstöße zu ahnden, hat man sich halt auf dem Wasen getroffen und dort das Auto ein bisschen durch die Gegend schleudern lassen. Das war zwar auch verboten, aber die Cops sind meist nur pro Forma eine Runde um den Platz gefahren und waren nach Minuten ohne großen Unmut zu streuen wieder weg.

Hier in Berlin bin ich so oft zu unmöglichen Uhrzeiten an ziemlich unmöglichen Orten unterwegs, da lässt sich mein Hang zum Driften auch mal in Arbeit verpacken. Kunden bringe ich zwar meist ohne Handbremse ans Ziel, kleinere Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Und nicht jeder Kollege kann folgendes im Kundenlob-Portfolio vorweisen:

„Ha, geiler Slide, Alter!“

Ganz von der Hand weisen kann ich die Aussage, dass der Winter im Alltag nervt, aber auch nicht. Immerhin wird jetzt gerade vor meinem Fenster der Schnee geräumt. Das vierte Mal in 24 Stunden. Einen Schlafrhytmus hält hier bei geöffnetem Fenster und einer gewissen Empfindlichkeit keiner durch. Und vor der Haustür wird nie geräumt. Da ist kein offizieller Gehweg, das ist wahrscheinlich so eine Zuständigkeitsgeschichte. Mit anderen Worten: auch ich muss aufpassen, dass ich nicht müde auf die Schnauze fliege, wenn es schneit.

Im Gegenzug hatte ich jetzt halt mein bisschen Spaß und hab schätzungsweise einen meiner 250 Kilometer in der Nacht auf Sonntag quer zur Fahrtrichtung zurückgelegt.

Nächste Woche lese ich dann bei euch, was am Frühling so toll ist. Deal?

20 Kommentare bis “Wasen-Wetter”

  1. Wo wir vom Wetter grad sprechen – Ne, Sash, gegen Winter habe ich natürlich nichts, aber es kotzt doch mega an, dass wir letzte Wochen Frühlingswetter mit entsprechenden Temperaturen hatten und wir jetzt wieder im Minusbereich mit dick Schnee sind? Stört dich nicht?

    Aber um mal was zum Thema beizutragen: Zumindest auf dem Dorf habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Kundschaft bei leichten Plus-Graden aufs Taxi verzichtet und bei Minus selbst für die kurzesten Entfernungen ins Taxi einsteigt – Kannst du das für Berlin auch bestätigen? Hast du schon darüber gebloggt?

  2. sb sagt:

    Ich bin ja mal gespannt, wie sich der Schnee auf die pünktlichkeit meiner Flüge diese Woche auswirkt.

  3. Sash sagt:

    @Busfahrer & Taxifahrer:
    Nö, stört mich nicht. Aber ich hatte vom Frühling auch noch nicht viel – immer wenn ich draußen war, waren Temperaturen um den Gefrierpunkt normal.
    Was das Wetter und das Geschäft angeht, bin ich immer noch unentschieden – zumindest als Nachtfahrer. Es stimmt zwar, dass von 10 Leuten auf der Straße bei schönem Wetter nur einer, bei schlechtem gleich 3 ein Taxi nehmen. Allerdings sind bei schlechtem Wetter von den 10 Leuten erfahrungsgemäß ohnehin nur 4 auf der Straße …
    Ergo: Es gibt Tage, da trifft das zu. An anderen läuft es aber auch einfach scheiße. Der Samstag jetzt war spitze, allerdings sind nebenbei auch einige S-Bahnen ausgefallen … man weiß es wirklich nicht.
    Aber es gibt natürlich Optimalzustände: ein plötzliches Unwetter mitten im Sommer ist hervorragend, oft aber auch das nur kurz, weil irgendwann alle Leute zu Hause sind. 🙂

    @sb:
    Ja, ich bin dann einfach mal mit gespannt. 🙂

  4. Klaus sagt:

    Ich hatte mir kurz überlegt, unter meinem Bild vom Ostbahnhof noch eine Spekulatiom anzustellen, wie lange es wohl dauern wird, bis der Sash was von schönem Handbrems-Drifting erzählt.

  5. Sash sagt:

    @Klaus:
    Und? Hättest Du mit deiner Spekulation richtig gelegen? 😉

  6. DerInderInDerInderin sagt:

    Pff, Sash, bei dem Wetter bräuchtest du dann wirklich einen Mercedes. Es geht nichts über Heckantrieb auf Schnee, grade wenn das ESP regulierbar ist, so dass es einem ein wenig Spaß erlaubt 😉

    Grüße aus dem Süden!

  7. Cliff McLane sagt:

    Oh yeah, Driften! Das einzig Schöne am Winter! So richtig „my kind of Wintersport“. (Und natürlich auch bei uns strengstens verboten!)

    War übrigens baff erstaunt, als ich zuerst bei heise.de erfuhr, dass ein Wintersturm durch die norddeutsche Tiefebene jagt (ja, bei heise! Hal Faber erwähnte das in „Was war, was wird“), und dann dein Taxi-Foto hier sah. Konnte mir das für Berlin kaum vorstellen; hier in Bayern tröpfelt die weiße Pracht gerade von den Dächern.

    Das muss wirklich der Klimawandel sein. Ich habe in sieben Jahren Berlin kaum Schnee erlebt, und schon gar nicht in den Mengen, die das Foto erahnen lässt. Blitzeis hingegen öfter.

  8. Apotheker-Typ sagt:

    @Cliff McLane: Das mit dem Klimawandel haut aber so nicht hin. Alle reden immer von der „Globalen Erwärmung“, und hier ist plötzlich „Ice Age“! Ich werfe derzeit jeden Tag ne Eichel auf die Straße und warte darauf, dass ein Säbelzahnhörnchen vorbeigehüpft kommt…

  9. Klaus sagt:

    @Sash
    Pünktlich und zuverlässig.

  10. Cliff McLane sagt:

    Säbelzahnhörnchen gesichtet!
    http://i.imgur.com/8zqZPe9.jpg

    (Okay, okay, drei Minuten Photoshop, Bilder von Wikipedia. Wer mag, kann den Wolpertinger noch in den Berliner Schnee verpflanzen und ebenfalls raufladen, Link dann bitte hier.)

  11. Nils sagt:

    Habe ich das richtig gelesen? Du schläfst derzeit bei offenem Fenster???

  12. Maik aus Wilhelmshaven sagt:

    Solange, wie ich einen MB fahren durfte als „Dienstwagen“, habe ich es immer genossen, wenn ich bei Schnee nach Feierabend in meinem Privatwagen gesessen habe. Einfach Gas geben, um die Kurve driften, etc. VIEL entspannteres, spaßigeres Fahren!!!
    Bei uns gibt es am Hafen eine Fläche, wo man dann immer wieder die Spuren derer findet, die ihr Auto mal „getestet“ haben.

  13. Sash sagt:

    @DerInderInDerInderin:
    Also ich bin ja nicht scharf drauf, dauernd schlechtes Handling zu haben …

    @Cliff McLane:
    Was den Winter angeht haben wir in Berlin in den letzten 5 Jahren irgendwie echt Glück. So viel Schnee wie hier hab ich in Stuttgart nie gesehen. 🙂

    @Klaus:
    🙂

    @Nils:
    Ich hab mein Fenster immer angekippt, im Sommer teils ganz offen.

  14. Wahlberliner sagt:

    Bleibt nur noch zu klären: Was ist ein Wasen?

    Und: Ja, ich mag es bei dem Wetter auch, auf (komplett glatten Untergründen) mit Handbremse zu „lenken“, aber irgendwie bin ich da zu schlecht für. Das klappt bei mir nur, wenn ich sehr langsam fahre, und deshalb auch nur an sehr wenigen Stellen – oder ich bin dafür zu vorsichtig/ängstlich. Wäre schön, wenn es hier einen „Wasen“ gäbe, wo man zum spielen hin fahren könnte (was auch immer das nun sein mag).

  15. Cliff McLane sagt:

    > Was den Winter angeht haben wir in Berlin in den letzten 5 Jahren irgendwie echt Glück. So viel Schnee wie hier hab ich in Stuttgart nie gesehen.

    I see, I see…

    Da ich ja sowieso Heimweh nach Berlin habe, glaubst du, ein Schneekettenhandel wäre eine gute Geschäftsidee? Natürlich mit Zertifikat vom „TÜV Süd“; das vom „TÜV Rheinland“ bekommt ja jeder…

  16. Zero the Hero sagt:

    Immer schön den Mittelweg zwischen Übersteuern und Untersteuern finden…mit der Tendenz zum Drift.
    Und richtig Spaß macht das bei diesem Wetter auf Kupferschlackesteinen

  17. Marco sagt:

    Mist, dafür ist mein Auto nicht geeignet.
    Frontantrieb ==> Mit dem Gaspedal driften ist schon mal nicht
    Elektromechanische Parkbremse anstatt Handbremse ==> Während der Fahrt angezogen haut die nicht die Parkbremse auf die hinteren Räder, sondern wirkt als „Notbremse“, d.h. volle Bremskraft (soviel ABS halt zulässt) auf alle vier Räder.

    Hat jemand eine Idee, wie ich mit diesem Auto driften kann?

  18. Nils sagt:

    @Sash: Und die Heizkosten gehen nicht durch die Decke? Oder hast Du die gar nicht erst an?

  19. Sash sagt:

    @Marco:
    Nein, leider nicht.

    @Nils:
    Die ist aus. Meistens. Und die Nebenkosten sind bisher jedes Jahr gesunken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: