Normalerweise nerve ich euch hier mit Stereotypen über die Größe Berlins und dass das ja alles so unüberschaubar groß ist. Das ist natürlich nie falsch gewesen, aber manchmal ist auch die große Berliner Welt nur ein Dorf. Heute Nacht beispielsweise hab ich am Stand den Kollegen Jörg getroffen. Er fährt ebenfalls fürs Taxihaus und auch wenn ich mit ihm wirklich in vielen Dingen nicht einer Meinung bin, ist er doch wenigstens ein netter Kollege. Um Hilfe nie verlegen, immer zu einem Scherz aufgelegt … für ein Treffen am Ostbahnhof also stets eine gute Wahl.
Wir hatten es über dies und das, vor allem aber das mies laufende Geschäft. Wie das halt so ist. Er hatte bereits deutlich mehr auf der Uhr als ich und meinte, er hätte eben „mit den Touren Glück gehabt“.
„Glück? Das hatte ich letzten Samstag auch …“
„Ach, Glück! Schon klar, Kollege! Hier Cottbus, 180 Euro und so …“
Ich hab das gar nicht weiter zur Kenntnis genommen. Es war mir zwar neu, dass der Kollege hier liest, aber so ist das eben, wenn man aus der Post-Privacy-Ecke kommt …
Wir haben ein paar belanglose Sätze gewechselt, dann meinte er:
„Und Du? Fährste nach Cottbus und machst das auf Taxameter?“
„Naja, ich hab’s ja noch ein Bisschen weiterlaufen lassen …“
Das war eine interessante Frage. Zum einen ist die Tour zu weit gewesen, um sie auf Uhr zu fahren. Das hätte einen zu niedrigen Preis ergeben (Hier der Text, weshalb längere Touren noch teurer sind). Zum anderen aber hatte ich das nie geschrieben und auch sonst niemandem erzählt. Schließlich lag ich seit dieser Samstagsschicht krank zuhause.
„… und woher weisste das überhaupt?“
„Dein Fahrgast! Den hatte ich am nächsten Tag!“
„Ach, echt jetzt? Und wie bist Du drauf gekommen, dass ich das war?“
„Na, der hat mir gesagt, dass er gestern schon mit’n Opel gefahr’n is, Mit’n Schild uff’n Dach. Hab ich gedacht: da gibt’s ja nich‘ so viele! Er dann so: So’n Großer mit Bart. Und ich so: Das kann ja dann nur der Sascha sein. Er dann: Ja, Sash, genau. So hab ich’s dann auch im Internet gelesen.“
Cool! Er hat nicht „dick“ gesagt! 🙂
Kleines Bisschen creepy, aber ich gönne dem Kollegen die Tour. Er hat übrigens 190 € genommen. Was kein Thema ist. Bis 210, vielleicht 220 € würde ich da mitgehen. Mir hatte er allerdings auf der Fahrt erzählt, dass einer meiner Kollegen einen seiner Kollegen irgendwann mal für 280 € nach Cottbus gefahren hätte. So sehr ich mich über mehr Umsatz freuen würde und so legal es natürlich bei freier Verhandlung per se ist: DAS fand ich dann schon recht heftig …
Meines Wissens werden Bahncoupons nach gefahrenen Kilometern abgerechnet. Egal, was verhandelte Preise oder Taxameter sagen.
ja Klaus, so kenne ich das auch, also Außerhalb vom Pflichtfahrgebiet 0,65 € + MwSt je KM Rundweg, also 1,30 € + MwSt je Entfernungskilometer. von Berlin nach Cottbus sind mehr als 50 Entferungskilometer (vermute ich zumindest, bin zu faul nachzusehn) also 19% MwSt somit würde man (zumindest bei uns) 1,547 € je Kilometer bekommen, was natürlich unter Tarif ist 🙁
Hallo aus München!
Ich musste beruflich mal, nachdem ich den letzten Zug verpasst hatte, mit dem Taxi von Nürnberg bis zu mir heim fahren (190 km einfach). Wie viel würdest du dafür verlangen?
Der Kollege ist auf Uhr gefahren, inklusive Aufrunden waren das dann 300€.
Gute Fahrt 😉
Chris
Hallo chris232,
ich hab mal ein wenig gerechnet, etwa 300 € für etwa 190 km währen ein Tarif von 1,60 €, ist wohl doch schon ein paar Jahre her? also heute wirds vermudlich schwer… naja 300 wird schon gehen, auf unserem Tarif zum Beispiel währen genau 190 km auf die Uhr 343,30 €… wenn nicht viel los ist wiürde ich die Fahrt vermudlich auch für 300 € machen, für weniger aber nicht…
Hallo,
das war genau am Sonntag 17.06.2012 gegen 1 Uhr früh. Also schon eine Zeit, wo nicht wenig los war. Ich war etwas müde um mir dazu noch Gedanken zu machen, erst hinterher kam ich drauf dass das vielleicht etwas weniger wär als normal. Aber der Fahrer war zufrieden, so what 😉
Also ich nehme pro Kilometer 2 EUR ab Stadtgrenze. Cottbus dürfte um die 100 Kilometer entfernt liegen, also 200 EUR. Plus die Tour vom Ostbahnhof (rund 25 EUR). Insgesamt also 225 Euro.
Da es ja recht unwahrscheinlich ist, in Cottbus einen Fahrgast nach Berlin zu bekommen, ist die Rückfahrt natürlich leer und muss deshalb teilweise mitbezahlt werden.
Deshalb finde ich auch 210, 220 nicht zu viel.
Eine ganz andere Frage ist, wieviel Geld Dir die Bahn auszahlt. Denn die rechnen nicht Rückfahrt nicht mit. Deshalb mache ich das auch nicht mehr in solche weitere Gegenden.
@Klaus und Sphen:
Ich gebe zu, das kenne ich auch. Allerdings hab ich inzwischen ohnehin mindestens so viele verschiedene Bahngutscheine wie Banknoten gesehen. Ich hab derartiges schon aufgedruckt gesehen, ich kenne die Geschichte mit den DB-Regio-Begrenzungen auf 80 € und so weiter. Einen Überblick hab ich zugegebenermaßen nicht.
Auf dem Schein war keine Begrenzung angegeben, folglich hab ich einfach den Fahrpreis eingetragen. Da ich ihn nicht selbst abrechne – und das auch noch nie getan habe – kann ich im Grunde nichts dazu sagen. Meine Chefs jedenfalls haben sich noch nie beschwert und ich hab das Geld immer so ausbezahlt bekommen, wie ich es eingetragen hatte. Aber da frage ich gerne noch mal nach, interessiert mich durchaus ja auch.
@chris232:
Also ich hätte aus dem Stegreif auch 300 angeboten, 320 wären meinen Chefs sicher noch lieber gewesen. Aber alles in allem würde ich sagen, dass das schon in Ordnung war – in dem Fall für beide Seiten.
@Aro:
Die 2€/km sind natürlich der theoretische Optimalwert. Wenn mal jemand vor mir steht und sagt, dass ihm das Geld am Arsch vorbei geht, dann nehme ich die auch gerne und selbstverständlich. Da ich aber sonst einen ausreichend passablen Kilometerschnitt habe, weiß ich, dass so eine einzelne Tour pro Monat nichts negativ rausreisst und es für meine Chefs folglich auch innerhalb der Kalkulation liegt. Und ich hab im Gegenzug eine Möglichkeit, immer noch schnell Geld zu verdienen. Bei deinen 210, 220 will ich auch gerne noch mitgehen, 280 sind aber im Grunde schon wirklich mehr als nötig, oder?
PS: Ich verteidige hier echt keine Dumpingpreise, unter 1,50 € würde ich auch nur bei sehr kurzen langen Touren (vielleicht mal 70 € für 50 km, wenn es nach allen Seiten knapp ist) gehen, sonst kategorisch nicht. Und den Typen vom Innungsfunk, der bei meiner Funkscheinschulung großkotzig behauptet hat, er würde auch für 130 € nach Dresden fahren, weil er ja dann immer noch mehr verdient als in der Stadt in der Zeit, halte ich auch für einen Idioten.
@Sphen
Genau so hat mir mein Chef das vor kurzem auch erklärt.
@Klaus und Sphen:
Also ich hab heute die Bestätigung gekriegt, dass wir eigentlich immer die Kohle kriegen, die auf dem Schein steht. Ausnahmen bestätigen aber natürlich auch hier die Regel – gerade Krankenkassen lassen sich wohl öfter zweimal bitten.
hmm, also hier bei uns, auf´m Land, fährt mich ein Taxler für 200 Euro nach FFM zum Flughafen und holt mich ne Woche später wieder da ab!
Eine Strecke sind knapp über 100km!
200 insgesamt wohlgemerkt. Hin und zurück!
@Menni:
Na, das nenne ich Glück. Ich meine, die Tarife sind ja nicht grundlos von Ort zu Ort verschieden, da spielen eine Menge regionale Unterschiede mit rein. Dass dort unten im Süden allerdings jemand von 50ct/km leben kann … könnte auch pure Verzweiflung sein. 🙂
OK, ein Punkt würde mich (da er einiges erklären könnte) dabei aber interessieren: Wie weit entfernt liegt der Airport FFM denn vom heimischen Pflichtfahrgebiet entfernt. Wenn die 100 km nämlich hauptsächlich durch den eigenen Landkreis führen, dann kann man natürlich auch anders kalkulieren (wenn z.B. nur 10 km Rückfahrt anfallen, ist der Schnitt ja besser als meiner bei der Cottbus-Tour …).
[…] Angeberei unter Kollegen gewesen sein, aber selbst wenn es übertrieben war: An die 180 €, die ich vor geraumer Zeit mit gutem Gewissen für diese Tour genommen hab, scheint der Kollege wirklich nicht gedacht zu […]
[…] Da ist zum Beispiel Kollege Rolf, der unter uns Nachtfahrern einen Ruf wegen dauernder Fernfahrten weg hat. Er war es, der beim Sturm Niklas nach Hamburg weggekommen ist – und als ich einmal nach Cottbus gefahren bin, hatte er denselben Fahrgast am nächsten Abend auch nochmal. […]