Wieder nix geschafft!

Das soll keine Klage werden, sondern eine fröhliche Feststellung. Die letzte Schicht habe ich spontan freigenommen, und wenn man so will, dann habe ich das heute genauso gehalten. Unter anderen Vorzeichen allerdings. Heute (d.h, genau genommen gestern) war betriebliches Weihnachtsessen angesagt – etwas, wovon viele Taxifahrer wahrscheinlich nur träumen können. Die Wahl des Restaurants, in dem ich meine diesjährige Weihnachtsgans gegessen habe, war zwar eher unglücklich – aber in manchen Punkten immerhin Anschauungsunterricht, wie Dienstleistungen nicht auszusehen haben. Ich bin ja nun wirklich kein penibler Zeitgenosse, wenn es um Gastronomie geht. Ganz gewiss nicht. Ich kann mir schon mal selbst helfen. Allerdings war die Planung in diesem Laden schon derb daneben. Dass Teller erst gereicht wurden, nachdem das Essen auf dem Tisch stand, war schon einmal kurios. Dass die Gänse am Stück geliefert wurden, hat die meisten Probleme verursacht – vor allem, weil es in diesem Restaurant offenbar keine Geflügelschere gibt. Der beste Witz in meinen Augen war allerdings der, als die Klöße auf dem Tisch aufgebraucht waren. Mein Chef forderte Nachschub und erhielt als Antwort ein lapidares „Sind alle!“. Seine Frage nach Kartoffeln wurde wie folgt beantwortet: „Nicht Pommes? Gehen schneller!“.
Die Auslieferung der Kartoffeln erfolgte dann auch in einer grobmotorischen Umschüttung bei Tisch, es war irgendwie kurios. Nichts, mit dem man nicht leben kann, aber irgendwie ungewöhnlich…
Ach ja: Geschmacklich wäre durchaus auch noch ein bisschen mehr drin gewesen. Beispielsweise die Zubereitung der Kartoffeln in Salzwasser. Hätte ich empfohlen – aber ich bin ja kein Koch 😉
Naja, das hat nun nicht wirklich die gute Laune verdorben. Es war ein netter Abend, und so kam es dann auch, dass ich irgendwann beschlossen habe, nicht mehr loszufahren. Was scheinbar alle anwesenden Kollegen so gehalten haben. Ich habe sehr viele Tipps bekommen, und vor allem wurde mir mehrmals versichert, dass die bisherigen Umsätze eigentlich echt gut wären. Ich hab eine Menge nette Kollegen kennengelernt und bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Ja, und jetzt sitze ich hier des Rhytmus wegen noch ein paar Stunden ab und genieße ein zwei Bierchen – zu denen ich ja sonst während der Arbeit nicht komme. Was auch gut ist – denn zum Saufen hatte ich während des letzten Jahres genug Zeit.
Ich freue mich außerordentlich auf den morgigen Tag, zumal Ozie frei hat und wir abends noch zum Ikea fahren werden. Leider war sie schon im Bett, als ich gerade heimgekommen bin.
Ich bin jetzt erst vier Schichten gefahren, und irgendwie bekomme ich mit jedem Tag mehr den Eindruck, dass es genau das ist, was ich machen will. Mir ist zwar bewusst, dass das Geld nicht zu massenhaft fließt in diesem Job, aber so lange ich nicht alleine eine Familie damit durchfüttern muss, will ich das eigentlich schon jetzt nicht mehr missen. In diesem Punkt stehe ich voll auf einer Linie mit meinem Chef, der nach seinem Studium beim Taxifahren geblieben ist, obwohl er laut eigenen Angaben gute Angebote hatte, bei denen er mehr verdient hätte.
Es ist eine ganz eigene Kultur und Mentalität, die in dieser – ja, man kann schon „Szene“ sagen – herrscht, und ich bin mir sehr sicher, dass ich auch im richtigen Unternehmen gelandet bin. Als 27jähriger habe ich im Übrigen den bisher Jüngsten des Betriebs abgelöst, was ich irgendwie cool finde – wahrscheinlich, weil es in meinem Alter langsam seltener wird, dass man für jung gehalten wird 🙂 Ansonsten ist es ohne Relevanz, da ich weder Arsch vom Dienst, noch übervorteiltes Nesthäkchen bin.
Ich bin eigentlich nur da, wo ich seit einem dreiviertel Jahr hinwollte: Als einer von 7000 Taxifahrern in Berlin in einem der mit Sicherheit besten Betriebe der Stadt. Und mehr noch natürlich: On the Road again…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: