Neuer Rekord!

Ich muss noch einmal kurz auf gestern zurückkommen, denn es war ja alles andere als ein normaler Tag für mich. In keinerlei Hinsicht. Ich hab mit meinem Schlafrhythmus gekämpft (und mich mit ihm auf eine Art Waffenstillstand geeinigt) und nebenbei ein wenig gebangt, ob das alles so funktionieren würde – diese eine Tour, meine längste bislang im Taxi. Noch dazu die einzige, die man mit Fug und Recht eine Tag-Tour nennen könnte.

Ich werde entgegen meiner Gewohnheiten nicht viel über meine Fahrgäste sagen, denn obwohl wir die ganze ausgiebige Tour miteinander geredet haben, habe ich genau das nicht angesprochen: Was darf, kann oder soll ich schreiben?

Nur so viel: Ich habe selten Fahrten, bei denen ich so sehr vergessen konnte, dass das Arbeit ist. Bisweilen war es einfach nur ein netter Ausflug, eines der vielen Erlebnisse, die mich an meinem Job so viel Spaß haben lassen. Auch der kleinste mitreisende Fahrgast hat dazu in erheblichem Maße beigetragen und es fällt mir fast schon schwer, jetzt wieder aufs Geschäftliche zurückzukommen.

Aber gut: Mit Fernfahrten bin ich ja nicht gerade verwöhnt gewesen in den letzten Jahren, deswegen ist dieses nun die mit Abstand längste Fahrt gewesen. Bis kurz hinter Dresden, insgesamt knapp über 200 km. Bei einer Gesamtarbeitszeit (mit Auto holen usw. usf.) von knapp 7 Stunden können sich die 320 € für diese Tour doch sehen lassen.

Und so fern mir das Angeben auch liegt, so sehr hab ich es auch genossen, wie sehr einem ortsansässigen Kollegen in der sächsischen Schweiz der Blick entgleist ist, als er realisiert hatte, woher ich komme … 😉

Als Taxifahrer würde ich mich freuen, die Rücktour auch fahren zu können – aber ich habe auch Gründe, mir zu wünschen, ich bekäme sie nicht. Aber das müssen jetzt nicht alle Leser verstehen, Hauptsache die Fahrgäste wissen, wie das gemeint ist.

PS: So extrem lange Touren kann ich schon auch mal tagsüber machen. Da lohnt sich der Aufwand natürlich. Allerdings bedeitet das nicht nur den oben erwähnten Kampf mit meinem Schlafrhythmus. Nein, auch meine Chefs mussten erst mal ein freies Auto finden, ich musste dafür im Vorfeld bereits durch die Gegend fahren … sowas klappt natürlich nicht immer. Aber wenn ihr lange Touren habt, dann kenne ich natürlich ggf. auch ein paar nette tagsüber fahrende Kollegen, die sich darüber freuen würden 😉

11 Kommentare bis “Neuer Rekord!”

  1. Marcus sagt:

    Ich bin bis jetzt zweimal lange Touren mit dem Taxi gefahren, einmal von Leipzig ins Rheinland und Potsdam ins Rheinland. Was gibt man da in der Regel für Trinkgeld? Hoffe jeweils nen Zehner war ausreichend.

  2. sternburg sagt:

    Welche Motivation gibt es eigentlich für solche Touren? Also jetzt für den Fahrgast? Im Notfall, als Fall-Back für andere, scheiternde Verkehrsmittel kann ich mir das vorstellen, aber sonst? Also länger geplant, wie ja offensichtlich hier?

    Schwere Kontaktscheue? Flugangst und Bahnallergie? Der heilige Schwur, pro Reise niemals mehr als ein Verkehrsmittel zu nutzen? Mehr Geld als Zeit plus ein Kind, welches man auf gar keinem Fall einem (unbekannten) öffentlichen Beföderungsmittel aussetzen möchte?

  3. Paul sagt:

    @Sternburg
    Ich hatte tatsächlich schon eine 200€-Tour ohne besonderen Grund. Der Fahrgast wurde am Fahrtziel von nem Kumpel erwartet, jedoch nicht so dringend, dass man nicht mit einem Anruf eine einstündige Verspätung hätte erklären können (Soviel länger hätte die Zugfahrt gebraucht). Ich konnte es kaum glauben…

  4. Sash sagt:

    @Marcus:
    Ich denke schon. Ich hab schon mehr und auch schon weniger gekriegt. Ich denke mir immer, dass man die „üblichen“ 10% spätestens dann ignorieren kann, wenn es über ein normales Trinkgeld für eine ganze Schicht rausgeht. Und das ist bei so langen Touren ja regelmäßig der Fall 🙂

    @sternburg:
    Naja, am häufigsten sind sicher physische und psychische Einschränkungen. Man darf ja z.B. auch nicht vergessen, dass nicht jeder mal eben 2 Hände übrig hat, um schweres Gepäck bis zum Bahnsteig und in den Zug zu schleifen. Außerdem – ich gebe zu, das vergesse ich zwar auch oft – gibt es ja auch noch Menschen, für die 100 € mehr oder weniger nicht so bedeutend sind wie für einen Geringverdiener.

  5. MsTaxi sagt:

    @sternburg

    Die längste privat finanzierte Tour, die ich fuhr, war die Fahrt mit einer über 80 Jahre alten Dame, die in den Urlaub wollte (200km einfache Strecke). Da sie zum einen nicht eben unbegütert war, auch meinte, ihr Geld wäre dafür da, dass es ihr gut ginge und nicht ihren Erben, zum anderen sich körperlich außerstande sah, ihren nicht gerade leichten Koffer über den Bahnsteig zu transportieren, fuhr sie halt Taxi. Da gab sie dann halt für Hin- und Rückfahrt jeweils 250,–€ Fahrpreis aus.

    Jeder von uns hat so seine Bereiche, für die er Geld aufwendet bzw. aufwenden würde (so die finanziellen Möglichkeiten vorhanden wären), die bei anderen Menschen auf Unverständnis stoßen. Bei dem einen ist es das I-Phone, dessen Möglichkeiten er gar nicht ausschöpfen kann, der andere braucht zu seinem Glück Bang&Olufsen-Design … und bei manchen Menschen ist es, zu unserem Glück, halt das Taxi fahren 🙂

    @Marcus

    Ich bekam von der alten Dame übrigens 10,–€ Trinkgeld, und fand es vollkommen o.k.

  6. Bernd sagt:

    Das ist ja regelrecht ungeheuerlich, daß du in mein Gebiet einbrichst und nicht einmal den Kollegenzoll eines mindestens 5minütigen Gesprächs entrichtest! Meine Handynummer steht im Impressum und gnade dir Gott, wenn du das beim Abholen noch mal machst! 😉
    @MsTaxi
    Die Lebenseinstellung der alten Dame ist genau richtig. 🙂 Das sollte jeder seinen Altvorderen raten. Wer´s nicht tut, ist ein Erbschleicher. 🙁

  7. Sash sagt:

    @Bernd:
    Oh, daran hab ich wirklich nicht gedacht. Na mal schauen, ob es eine Abholung gibt. Immerhin hab ich keine Fahrt geklaut. Eine Anfrage hatte ich vor Ort nämlich 😉

  8. Marcus sagt:

    Tja welche Motivation gibt es für solche Touren?……wirklich gespart hab ja jetzt auf dieses Taxi Erlebnis nicht wirklich. Ich bin ehr kurzfristigen Reichtum gelangt, bei einem nächtlichen Spielbank Besuch. Und so war es dann tatsächlich auch der Taxler vor jenem Gebäude, dem ich dann ehr aus neugierde die Preisanfrage gestellt habe. Preis hat den Gewinn nicht überschritten, als hab ich eine 200euro Anzahlung geleistet ( Unterschrift auf einer Visitenkarte, als Quittung….macht man das so? ) Einen Tag später gings los.

    Ich bin also keineswegs Millionär oder habe phobien wie sternburg einem vielleicht unterstellen mag.

  9. Ullatrulla sagt:

    Ich hatte heute auf dem Weg zur Arbeit ein Taxi vor mir welches ein Kennzeichen aus Greiz hatte. Wie es aussah auch mit 2 Fahrgästen an Bord. Das war sicherlich auch eine lohnende Fahrt. Achso vielleicht sollte ich erwähnen,dass das in Berlin Steglitz war…

  10. […] ein paar Wochen hat mir ein Leser zu einer neuen Rekord-Tour verholfen: Er musste vom Süden Berlins nach Kreischa in eine bekannte Reha-Klinik. Eine Fahrt von quasi […]

  11. […] nachts zu arbeiten. Und ich bin das, obwohl mir im Taxigewerbe die Gegenseite im Grunde fremd ist. Ja, für eine Lesertour bin ich mal tagsüber gefahren, aber eigentlich halte ich mich da raus. Kein Berufsverkehr, keine eiligen Termine – das sind im […]

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