Cash und Nippelbars

„Hallo, ich bin der Pascal, bin 20 Jahre alt und bin das erste Mal hier bei den offensichtlich untervögelten Jungs.“

So hat er sich nicht wirklich vorgestellt, aber gepasst hätte es …

Er saß auf dem Beifahrersitz meines Taxis und versuchte die ausschließlich aus jungen Herren bestehende Gemeinschaft auf der Rückbank darauf einzuschwören, das Fahrtziel zu ändern:

„Nee Jungs, ohne Scheiß: Ich will noch inne Nippelbar!“

Die Adressaten seiner Ansprache nahmen ihn nicht sonderlich ernst. Sie hatten gemeinsam verkündet, ich solle sie zu ihrem Hotel bringen und bloß nicht auf den Spinner hören.

„Aber ich will inne Nippelbar! Herr Taxifahrer, wie sehen Sie das? Nippelbar ist doch besser als Hotel, oder?“

„Für die anderen offenbar nicht …“

(ein erstaunlich oft funktionierender Kniff in der Gesprächsführung, der mir schon manchen Ärger erspart hat)

„Aber … aber … scheiß auf die anderen! Ich hab das Cash, wir fahren inne Nippelbar! Kennste eine?“

„Klärt das erstmal untereinander!“

Natürlich kam von hinten ein mehrstimmiges Nein, außerdem wurde mir versichert, dass sie mich selbstverständlich bezahlen würden.

„Ach, ihr habt euer Geld doch versoffen! Ich hab das Cash, glaubense mir, Herr Taxifahrer!“

„Ich befürchte, Du bist überstimmt. Aber wenn Du willst, fahren wir danach weiter …“

„Ey verdammt, ich will nicht in das verfickte Hotel! Ich will inne Nippelbar!“

So kindisch rummachen hab ich lange niemanden mehr gesehen, der schon ein Interesse für Geschlechtsmerkmale entwickelt hat. Ich blieb brav auf der Hotelstrecke und kam letzten Endes auch dort an, wo die Jungs (außer Pascal) hinwollten.

„So Pascal, jetzt rück Dein Cash raus – wer vorne sitzt, zahlt!“

„Ihr … ihr … ihr könnt mich mal!“

„Zahlst Du oder sollen wir?“

„Nee, ich mach das ja … scheiße hier, nicht mal inne Nippelbar kann man … oh oh!“

„Was is?“

„Ich hab kein Geld mehr.“

Das wäre ja heiter geworden, hätte ich ihn alleine zu irgendeinem Stripclub gebracht …

11 Kommentare bis “Cash und Nippelbars”

  1. Tass sagt:

    Wenn einer groß tönt die Kohle zu haben geht das meistens schief…

    Gerade bei den „Frühtouren“ am Sonntag vom Mäc nach Hause im Großraum lass ich mir bei weiterer Fahrt über die Dörfer auch erstmal mindestens 20 Euro Anzahlung geben… Hab das mal gehabt nach einer Samstag-Nacht-Schicht: acht Kinderlein Sonntag morgen gegen 6 Uhr vom Mäc über ein paar Dörfer nach Hause gefahren. An der letzten Halte haben die dann das Kleingeld zusammengesucht. Zuletzt ging`s darum wer die letzten 2 Euro bezahlt – und da stritten die wie die Kesselflicker.

    Hab einen von den Typen als Pfand dabehalten und den anderen durchs Dorf zum Geld holen geschickt… Die zwei Euro wären durch das Trinkgeld locker zu verschmerzen gewesen. Aber schon allein aus Prinzip nicht gemacht. Trotzdem ich hundemüde war. Die Kinderlein sollen lernen, daß a ) im Taxi nicht um den Fahrpreis verhandelt wird und b ) Dienstleistungen Geld kosten….

  2. Paul sagt:

    Wenn Du jetzt noch schnell Deinem Bildungsauftrag nachkommen und uns Ahnungslose aufklären könntest, was eine Nippelbar ist?

  3. Der Banker sagt:

    Was passiert eigentlich, wenn du in einen der Clubs, wo du vom Türsteher ein Trinkgeld kriegst, so einen Rohrkrepierer mitbringst? Musst du gratis einen solventen nachliefern?

  4. Der Banker sagt:

    @Paul: vorletztes Wort im Artikel.

  5. Michi sagt:

    @Der Banker: So wie ich das verstanden habe, bekommt Sash i.d.R. den Eintritt als Prämie. Und wenn kein Eintritt gezahlt wird…

  6. Sash sagt:

    @Tass:
    Stimmt, ein gutes Zeichen ist es nicht unbedingt. Aber ich hatte da bislang auch erstaunlich wenige Ausnahmen. Vielleicht 2? Oder 3? Also solche, bei denen erstmal niemand Geld hat trotz Versprechen. Die meisten, die pleite waren, haben gleich nach der Bank oder so gefragt.

    @Paul:
    Siehe die Antwort vom Banker. Sooo schwer zu erraten war das ja jetzt nicht, oder? 🙂

    @Der Banker:
    Na so ein Spezialist kommt da natürlich nicht rein …

    @Michi:
    „In der Regel“ ist auch hart ausgedrückt. Es gibt eine handvoll Clubs, die uns was geben, bei weitem nicht alle. Ganz wenige lassen sogar tatsächlich mit sich handeln und fragen uns, ob wir verzichten, wenn der Kunde keinen Eintritt zahlen will. Aber jemanden, der gar kein Geld hat, ist natürlich in so einem Laden auch nicht gern gesehen.

  7. Dominik B. sagt:

    Woher kenn ich das nur? Die mit der größten Klappe haben am wenigsten Geld!

  8. Sash sagt:

    @Dominik B.:
    Wahrscheinlich aus allen Dienstleistungsberufen 😉

  9. Michi sagt:

    @Sash: Das „in der Regel“ war nicht auf alle Clubs bezogen, sondern nur auf die, die euch tatsächlich etwas zukommen lassen. Dass das nicht alle sind, ist mir schon klar 😉 War etwas missverständlich ausgedrückt von mir.

  10. Paul sagt:

    @Der Banker + Sash: Oha, hatte ich die Sonnenbrille noch auf?

  11. Zero the Hero sagt:

    Der Besuch in einer Nippelbar steht bei vielen Touris eben als Sehenswürdigkeit auf der 2do-Liste, ähnlich wie einmal durch die Herbertstraße in Hamburg latschen 😉
    Daß der Junge keine Kohle mehr hatte: sowas nennt man verpeilt.

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