OK, so ganz ohne richtige Geschichte kann ich Euch ja nicht in die Woche starten lassen. Ich meine, es ist Montag, wer braucht da nicht etwas Ablenkung?
Leiten wir an dieser Stelle möglichst schlecht über zur kurzen Szene: Ablenkung brauchten die ungefähr 12 Leute auf der Oranienburger Straße in Mitte nicht mehr. Sie schienen alle schon gut dabei zu sein und störten sich kein bisschen daran, dass sie den Verkehr komplett lahmlegten, indem sie im engen Einbahnstraßenbereich kurz hinter dem Hackeschen Markt ein Taxi anhielten. Dann begannen sie zu erörtern, wer mitfährt, wer das nächste Taxi nimmt, usw. usf.
Durch die schleichende NewYorkisierung des Berliner Verkehrs sind nachts ja beinahe nur noch Taxen unterwegs. Hinter dem angehaltenen Fahrzeug stauten sich nur zwei Privatwagen und vier weitere Taxen. Das vierte war meines. Die Truppe von Feierwütigen begann sich nur sehr langsam zu verteilen, aber insbesondere die Taxifahrer warteten geduldig. Schließlich hätte ja für jeden noch eine Tour dabei herausspringen können. Taxi 1 wurde besetzt, der zweite Wagen auch. Zwei Autos vor mir öffnete einer der jungen Typen schon die Tür des dritten Wagens, da wurde es plötzlich laut unter den Protagonisten:
„Steig ein!“
„Spinnst Du?“
„Was denn? Jetzt steig ein!“
„Nein, Alter!“
„Warum nicht?“
Ja, warum nicht?
„Das ist kein Taxi, Alter!“
Tatsache. 🙂
Ich hab’s von meinem Standpunkt aus auch nicht gleich gesehen, aber es handelte sich tatsächlich um einen privaten PKW in silber. Im gelblichen Licht der Straßenlaternen nicht sehr verschieden zu den in Reihe stehenden hellelfenbeinfarbenen Droschken. Am Ende war das keine große Sache. Die Tour hat der Kollege zwischen mir und dem Pseudo-Taxi bekommen, und ich die nächsten Winker etwa 400 Meter weiter. Ich muss trotzdem ein wenig schmunzeln, wenn ich mir das ganze aus Sicht dieses Autofahrers vorstelle. Für mich ist das Alltag: „Da steht eine Horde betrunkener Jugendlicher, hoffentlich steigt einer davon ein!“. Ich schätze, diese Einstellung ist unter der Normalbevölkerung relativ unverbreitet. 😉
Oranienburger!
Das ist schön geschrieben: „NewYorkisierung des Berliner Verkehrs durch Taxis“ – Wirklich so krass, sticht das Straßenbild nachts mit hellelfenbinfarbenen Vehikeln so ins Auge?
Hatte ich mal in der Torstrasse. Er rannte auf mich zu drehte sich noch mal um und stieg in eine silberne c-klasse. Stieg wieder aus und bei mir ein. Lachte und sagte: upps das war wohl kein Taxi . Ich hab mich erst mal weggeschmissen .
Oranienburgers Beitrag ist aber schön! So lyrisch.. Und mit einem Wort auf den Punkt gebracht.
Öhm, wer fährt denn bitte heute noch ohne automatische Zentralverriegelung?
Ok, vllt bin ich ja verdorben weil ich zu viele Leute in Spanien/Italien/Frankreich kenne wo das wirklich zwingend ist (weil man sonst Handtaschen und Kofferrauminhalt an der nächsten Ampel los ist), aber selbst im harmlosen Österreich fahre ich nicht ohne ZV. Können heute auch schon Kleinwagen – ZV macht automatisch zu wenn das Fahrzeug mehr als 10km/h fährt und öffnet automatisch wenn man von innen am Türgriff zieht oder wenn einer der Unfallsensoren ausgelöst wird.
@Oranienburger und elder taxidriver:
Ähm ja … so langsam eigne ich mir wohl die Verwirrung meiner Kunden an. Hab’s korrigiert, danke! 🙂
@Busfahrer-Blog:
Mir fällt das gar nicht mehr so sehr auf, aber nachts sind halt doch sehr wenige Leute privat unterwegs. Da kommt von den Kunden oft der Spruch: „Krass, sind ja nur noch Taxen unterwegs!“
@Taxi-Tino:
Kann ich mir prima vorstellen … 😀
@tina:
Sagen wir’s mal so: ICH wusste bislang nicht, dass das überhaupt jemand macht. 0.o
Allerdings ist das auch ein Thema, das nicht so oft in Gesprächen auftaucht, insofern: keine Ahnung. Einige Kollegen schließen das Auto am Stand ab, mehr ist mir nicht bekannt.
@Tina: ich fahr ohne Verriegelung. Ich hab zu viel Schiss, dass ich bei einem Unfall eingeklemmt werde, weil die Tür nicht aufspringen konnte, als die Energiewelle kam und sich die ganze Grütze danach schon verkeilt hat. Oder dass die Elektronik spinnt(ja auch kein ganz seltenes Problem und gerade so Tierchen wie Unfallsensoren möchte ich nicht regelmäßig mal durchtesten im Alltag.
Allerdings schließe ich die Türen an mir gruseligen Kreuzungen und so schon ab, mach sie dann aber wieder auf, wenn ich weiter fahre.
Würde das jemand mit mir machen, wenn ich Beifahrer bin, würde ich ihn bitten das zu lassen/abzuschalten bei Automatik und in ein anderes Auto steigen, wenn das nicht möglich wäre. Ich bekäme ernsthafte Platzangst, wenn ich in nem Auto eingesperrt wäre.
Allerdings fahre ich auch nicht in Südeuropa rum und meine Handtasche verstaue ich unter dem Beifahrersitz, um bei nem Unfall nicht von nem Tampon erdolcht zu werden oder so. Also nix im direkt greifbaren Bereich.
Ich habe immer ein kleines Farbkärtchen dabei RAL 1015, Hellelfenbein, wenn ich um die Häuser ziehe, da kann ich das kurz abgleichen ob die Farbe stimmt, bevor ich in ’ne Taxe steige.
Grade nachts bei sichtbar betrunkenem publikum (frankfurter am wochenende bspw.) Schließe ich das auto auch ab. Sonst mache ich mir die mühe nicht. Und als automatik fände ich es auch übertrieben.
Tschuldigt die merkwürdige groß und kleinschreibung am hamdy tippen ist halt doch nicht so bequem wie am pc. ^^
ich fühle mich auch sicherer, wenn die ZV automatisch zu geht
Jo, hatte ich in verschärfter Form auch schon einmal: Am Kudamm wartete ich mit Fahrgast (auf der Rückbank) an der Kreuzung Joachimstaler bei Rot. Plötzlich steigt ein Mann vorn ein, grüßt freundlich und sagt „Steglitz bitte“. Ich war in diesem Moment Tatsächlich ein, zwei Sekunden total sprachlos und musste dann loslachen. Aus Sicht des verhinderten Fahrgastes war’s sicher auch etwas merkwürdig. Zumal ihm dann von hinten auf die Schulter getippt wurde.
Dieses Gesicht von ihm werde ich mein Lebtag nicht vergessen: Schreck, Scham, Flucht – alles in einem. Das war herrlich.
@elder taxidriver:
Sehr clever! Muss ich mir auch zulegen. 😉
@Aro:
Glaub ich gerne. Mir reichen indes schon die bösen Gesichter der Winker, die nicht sehen, dass
a) die Fackel aus ist
b) Leute in meinem Auto sitzen
@Sash: naja als Taxler würde ich das natürlich nicht machen, da will man ja das wer einsteigt. Aber als Privater will ich sicher niemanden der sich einfach so an der Kreuzung zu mir gesellt. Und da heutige Autos den Knopf für die ZV meist irgendwo versteckt haben (bei meinem zb zwischen den Gurtschnallen in der Mitte zwischen Fahrer- und Beifahrersitz = super unpraktisch) ists auch nicht mehr so, daß man die ZV mal schnell zudrücken kann falls doch mal ein streitsüchtiger Kerl daherkommt. Dort in der Mitte zwischen den Sitzen steht bei mir nämlich genau die Handtasche =)
Und ok, Gesprächsthema ist das wohl selten, aber da die ZV nach dem Ausparken beim Überschreiten der 10km/h relativ laut ist beim zumachen ist das eigentlich unüberhörbar wenn man wo mitfährt. Dadurch habe ich das im Süden kennengelernt.
@tina et al: Die automatische Verriegelung nutze ich auch nicht, hab ich abgeschaltet, sofort nachdem ich das Auto bekommen habe. Aber nicht aus Sicherheits-/Unsicherheitsgründen. Ich wohne auf dem Land, bin auch überwiegend dort unterwegs. Da ist die Gefahr verhältnismäßig gering, dass die Tür von bösen Gestalten aufgerissen wird, wenn man außerplanmäßig hält. Dafür kommt es aber immer mal wieder vor, dass man Bekannte am Straßenrand trifft, die man ein Stück mitnimmt oder auch gezielt von irgendwo abholt. Da ist es mir zu nervig, wenn dann die Zentralverriegelung jedes Mal zu ist und ich die manuell — durch Knopfdruck oder Öffnen der Tür — öffnen muss.
@tina:
Wie gesagt: Das ist mir insgesamt als Konzept fremd, die Beweggründe verstehe ich schon. Ich könnte das im übrigen recht gut machen, mein Knopf für die ZV ist deutlich sichtbar kurz unterm Navi-Bildschirm in der Mittelkonsole untergebracht.