Peter hat mir heute einen interessanten Link zu einem Zeitungsartikel des Tagesanzeigers aus der Schweiz geschickt. Wenn das wirklich so aussieht in Zürich, dann bin ich doch froh, in Berlin Taxi zu fahren… 🙁
tagesanzeiger.ch – Taxi fahren heisst im Taxi warten
Im Übrigen finde ich schweizer Texte immer wieder toll, weil sich das Deutsch doch sehr von unserem unterscheidet…
ich habe mir gerade die tarife durchgeschaut und die von berlin und zürich verglichen – umgerechnet auf euro kostet ne 5km strecke in zürich knapp das doppelte – 11,5€ vs ca. 21€ – sprit kostet ca. gleich viel – bleibt nur noch zu hinterfragen wie hoch die lfd. kosten für ein fahrzeug sind, bzw. die lohnkosten..
aber wenn die öffis jede halbe stunde fahren und bei den preisen verstehe ich schon irgendwie warum keiner taxi fahren will..
@Lukas: Vergleiche aber auch bitte das Durchschnittseinkommen und sonstige Preise in der Schweiz.
Wow, da herrscht ja ein Ton zwischen den schweizer Taxifahrern, dass einem auch der ruppigste Berliner Chauffeur wie ein sanftes Lämmchen vorkommt – hätte ich in der Schweiz gar nicht erwartet.
Irgend wie deckt sich der Bericht so gar nicht mit meiner Erfahrung, ist allerdings auch schon etwas her.
Aber so Anfang 2006 war es in Zürich echt schwer ein Taxi zu bekommen. Nach 3 Uhr Morgens konnte man sich da locker auf 30-45 Minuten Wartezeit einstellen.
Naja, zumindest wird man nicht mehr zu höhren bekommen das man die Strecke KinderspitalUnispital doch gefälligst laufen soll.
Für den einzelnen Fahrer ist die Situation sicher nicht schön, dem Taxigewerbe an sich gönne ich diese Zustände von ganzem Herzen.
Zur Einordnung: Als ungelernter Arbeiter in einem Industriebetrieb oder als Verkäufer kommt man etwa auf ein Einkommen von 3500-4000 Franken brutto, 13x pro Jahr und bei einer 42-Stunden-Woche. Nun ist natürlich nicht klar, was der Artikel mit „nach Hause bringen“ meint — werden die Kosten für den Arbeitgeberanteil von AHV/IV (obligatorische Sozialversicherungen), Unfallversicherung (die bei Angestellten der Arbeitgeber zahlt) und ähnlichem von den erwähnten 3000-3500 gezahlt oder sind von dieser Schätzung die Betriebskosten bereits abgezogen? Auf jeden Fall ist das Einkommen gering genug, um kantonale Zuschüsse an die Krankenkassenprämien zu erhalten. Die Lebenshaltungskosten sind in der Schweiz schon im direkten Vergleich mit Süddeutschland ein ganzes Stück höher, von Berlin aus betrachtet kommt noch das massive Nord-Süd-Gefälle innerhalb Deutschlands zum Tragen. Zürich ist eine der teuersten Ecken der Schweiz, eine 70m^2-Wohnung ohne Schnickschnack kostet 1500 Fr. und mehr, die Krankenkasse 400 Fr. (für einen Erwachsenen).
@Lukas:
Dass die Preise gesalzen sind, stimmt. So direkt vergleichbar ist es natürlich nicht. Aber ich hab ja auch meine Befürchtungen bezüglich hoher Preise.
@Falcon030:
Naja, hör mal manche deutsche Kollegen über Türken reden… 🙁
@impatrere:
Klingt wahrlich nicht gut 🙁
@anna:
Danke für die Infos! 🙂
Mein erster Kommentar als langzeitiger stiller (und begeisterter) Mitleser.
Das deckt sich ziemlich mit meinen Erfahrungen. Am Hauptbahnhof in Zürich hat es Standplätze für 25-30 Taxen und die sind immer besetzt. Wenn man dann einsteigt, wird man für eine 3km Tour (ca. CHF 20.-) auch mal angeschnauzt und ab und zu wird diese Strecke selbst nach Hinweis auf die Beförderungspflicht abgelehnt…
Was mich aber viel mehr stört, ist die Tatsache, dass der Grossteil der Fahrer den Eindruck erweckt, eigentlich gar nicht Taxi fahren zu wollen, als Kunde kommt man sich oft sehr unerwünscht vor. Das hat dann halt leider auch zur Folge, dass im Taxi kaum ein Gespräch entsteht… Ich hatte bisher nur sehr wenige kommunikative Taxifahrer und in drei Jahren genau einen, der ein natives Schweizerdeutsch gesprochen hat (nicht dass das wichtig wäre, aber ist trotzdem bemerkenswert).
@mpb:
Das Dumme am Taxifahren ist, dass es hier wie sicher auch in der Schweiz eine Menge Leute anzieht, die nichts gelernt haben und dennoch vergleichsweise gutes Geld machen wollen. Es würde mich nicht wundern, wenn viele Fahrer noch nicht einmal wissen, dass es eine Dienstleistung ist, die sie anbieten.
Sowas lässt sich leider nur durch bessere Ausbildung ändern – und das ist leider eine langfristige und unbeliebte Strategie 🙁
Einerseits das, andererseits, dass es halt finanziell nicht sehr attraktiv ist und somit die wirklich qualifizierten Leute nicht anzieht…
Noch ein paar Erfahrungsberichte zum Thema:
Will hier niemand Geld verdienen? – Tagesanzeiger
@mpb:
Auch hier nochmal danke für den Link.
Klar ist das Problem auch, dass für die wirklich qualifizierten ein Anreiz fehlt. Auf der anderen Seite: Seien wir mal ehrlich, es braucht eigentlich nicht viel, um ein guter Fahrer zu sein! Man muss ja nicht studiert haben oder einen IQ von 150. Das meiste ist mit Freundlichkeit und ein bisschen Dienstleistungsgedanken hinzukriegen.