Eine exklusive Panne

Heute Nacht habe ich meine Twitter-Follower mit zwei miesen Tweets etwas erschreckt. Und in der Tat war zwischenrein alles furchtbar. Hier die (sehr lange) Erklärung dazu, was da an der Tanke heute los war. Spoiler: es hatte was mit viel Blaulicht zu tun!

Autos haben öfter mal Probleme. Das wird sich nie ganz vermeiden lassen. Glücklicherweise gibt es ja für alles Lösungen. Die paar Ausnahmen ohne Lösungen erfordern Glück. Und amüsantes Personal.

Nach Amusement war mir heute Nacht ziemlich. Die Schicht lief einfach so bombig wie schon lange nicht mehr. Auf runde 180 € hatte ich geplant und schon nach fünfeinhalb Stunden hatte ich 155 auf der Uhr. Ich dachte zwar darüber nach, an so einem schönen Tag mal mehr zu arbeiten als nötig, aber da nun wirklich nur noch 25 € fehlten, bin ich schon mal zur Tanke gefahren. Gerade in der zweiten, besseren, Hälfte der Nacht liegt der Schnitt oft jenseits von 1€/km und 50 bis 70 Kilometer runterzufahren, bevor ich das Auto abstelle, sind auch kein Problem. Ich möchte, dass mein Tagfahrer bequem eine Schicht damit fahren kann und das klappt auch so prima.

Was habe ich mich für diesen Schnellschuss verflucht. Denn als ich an meiner Stammtanke an der Holzmarktstraße war, sah die Schicht recht schnell nach Desaster aus. Ich hab die knapp 10 kg Erdgas getankt, die ich während der letzten 150 km verfahren hatte und hatte dann plötzlich ein Problem.

Wir rüsseln uns ein Problem. Quelle: Sash

Wir rüsseln uns ein Problem. Quelle: Sash

Denn kaum dass ich den Tankschlauch löste, vermeldete ein ziemlich forsches Zischen, dass Gas austritt. Nach einem kurzen Check war klar: am Auto, nicht am Schlauch. Das Ventil hatte sich einfach nicht mehr geschlossen und das eben getankte Gas freute sich über den unverhofften Ausgang. Kein Wunder, steht ja auch gut unter Druck, das Zeug. Nach ein bisschen Rumgedruckse und mehrmaligem Ver- und wieder Entriegeln war keine Lösung in Sicht: sobald ich den Schlauch ablöste, strömte das Gas aus dem Tank.

Ich – noch gut gelaunt – bin rein, hab das Gas bezahlt und mal gefragt, was ich jetzt machen soll. Ergebnis: Keine Ahnung. Und da es am Auto liegt, vielleicht am besten den ADAC anrufen. Nun ja. Das war schon recht lustig, weil die Festnetznummer nicht via Mobilfunk erreichbar ist, meine Chefs es gleich gar nicht waren, mein Handy sich wehrte … alles schon der Gute-Laune-Killer schlechthin.

Dann aber, bei allem gesunden Hass dem ADAC gegenüber, hatte ich eine wirklich nette Mitarbeiterin dran.. Also engagiert, lieb, lösungsorientiert, was man in so einer Situation braucht. Für mich war das alles reichlich blöd, denn ich weiß nicht einmal, ob meine Chefs dort Mitglieder sind, ich bin es nicht. Unser Unternehmen hat einen Abschleppdienst, mit dem es zusammenarbeitet, aber dass ich denen nicht mit einem Gasleck kommen brauchte, wusste ich auch. Entsprechend hat mir die nette Dame dann trotz aller Freundlichkeit sagen müssen, dass ich das schon vor Ort würde bezahlen müssen.

Puh!

Im Grunde nix dagegen. Ich weiß, dass ich das Geld von meinen Chefs wiederkriege. Ohne Wenn und Aber. Aber mit optimistisch geschätzten 200 € in bar auf Tasche war ich nicht sicher, ob das reichen würde. Naja, immerhin würde sich die entsprechende Werkstatt melden, bevor sie sich auf den Weg machen – inklusive Kostenvoranschlag. Und was hatte ich für eine Wahl?

Inzwischen hatte ich ein lockeres Gespräch mit dem Schichthabenden an der Tanke gestartet. Der war ebenso ratlos wie ich, aber uns war klar, dass wir uns besser anfreunden, da ich sicher noch ein paar Stündchen da sein würde. Darauf wurde ich am Telefon nämlich auch bereits hingewiesen: dass sie leider „sehr beschäftigt“ seien. Also erst einmal ein Kippchen, eine Pizza und ein paar abenteuerliche Überlegungen, wie das wohl ausgehen würde. Dann rief der Abschleppdienst an.

War ich bis dato am Boden zerstört ob der Tatsache, dass ich mir diesen Stress vor Erreichen meines Schichtziels eingehandelt hatte, war das der Punkt, an dem meine Laune ins Positive kippte. Denn der Typ am anderen Ende der Leitung – auch er ein echt netter Kerl, dafür dass es Samstag Morgen um 2 Uhr war – sagte mir frei raus, dass er nicht den Hauch eines Lösungsansatzes hätte. Natürlich würde er mir gerne jemanden schicken, aber der hätte dann halt keine Ahnung und wäre sowieso in frühestens zwei Stunden erst da. Ich solle doch besser bei der Tanke („Die verkaufen das Zeug doch, die kennen da sicher wen …“) mal nachfragen oder gleich die Feuerwehr anrufen. Er warf ein, dass sie das auch mal gemacht hätten – bei einem Unfall allerdings – da hätte die Feuerwehr dann vor Ort abgesperrt und abgewartet, bis der Tank leer war. Wenn es für mich ok wäre, würde er den Auftrag damit stornieren …

WTF?

Ich meine, ich hatte ja extra dort angerufen, weil es mir die letzte Option zu sein schien. Da ein „Da wissen wir auch nicht weiter!“ zu hören, hatte ich nicht erwartet. Das konnte ich nicht mehr ernst nehmen, ehrlich. Das wäre meinem Blutdruck gar nicht gut bekommen. Also hab ich mit der Tankstellenbesatzung ratlos um die Wette geguckt. Ich meine, immerhin habe ich deren Tankschlauch ja immer noch als Abdichtung verwendet und eine Säule blockiert, war damit ja auch deren Problem.

Nun muss man mal einwerfen, dass die Idee des Ausgasenlassens, die der Typ am Telefon genannt hat, schon plausibel klang. Auch wenn es blöd ist, dass das Erdgas im Tank unter Druck steht: das Zeug ist echt nur minimalst gefährlich. Das würde sich nicht einmal entzünden, wenn ich den kompletten Tankinhalt im Innenraum meines Opels ansammeln würde. Dass da was passieren würde, wenn ich mit der Kiste ums Eck fahre, war eigentlich so gut wie unmöglich. Aber – wie einer der weiteren Beteiligten später sagen sollte:

„Wenn dann halt doch einer mit der brennenden Kippe neben dem Auto langläuft …“

Ach ja, die weiteren Beteiligten. Es kam wirklich, wie es von da an kommen musste:

"Ihr Haus brennt? Egal, wir müssen uns um die 72 kümmern!" Quelle: Sash

„Ihr Haus brennt? Egal, wir müssen uns um die 72 kümmern!“ Quelle: Sash

Für die augenscheinliche Undringlichkeit sehr flott hatte ich eine komplette Löschwagenbesatzung zur Lösung des Problems vor Ort. Nur waren die ähnlich ratlos. Eine halbe Stunde zuvor hatte ich es ja auch erst mit Leuten von der Tankstellenbesatzung:

„Was sollen Sie machen? Zuschweissen?“

🙂

Aber ich habe eindeutig nicht den Humor der Berliner Feuerwehr. Der erste – ganz klassisch schnauzbärtige – Typ, kündigte an, dass gleich Kollegen kämen, die „behaupten, sich mit sowas besser auszukennen, naja“ und jene Kollegen ließen dann via Funk gleich von sich hören:

„Warten Sie kurz. Und vielleicht besser keine rauchen nebenher …“

„Kollege, wir sind hier an einer T-A-N-K-S-T-E-L-L-E!“

quäkte es zurück. Noch besser war es, als die Besatzung vor Ort war:

„Im Zweifelsfall kontrolliert abbrennen!“

meinte einer der Uniformierten und grinste mich an. Wie toll es ist, in einer furchtbar nervigen Situation nur nette Leute um sich zu haben! Im Ernst: ADAC, Werkstatt, Tanke, Feuerwehr – sogar die natürlich ebenfalls angerückte Polizei! Allesamt lockere Nachtschichtbesetzung mit Sinn für Humor.

Dass das Ganze im Wesentlichen ungefährlich ist, bestätigte sich zwar (die Messgeräte der Feuerwehr zeigten bereits 10 Zentimeter (!) jenseits des Ventils keine gefährliche Gaskonzentration mehr an), aber wie oben erwähnt: wenigstens irgendwo zum Abgasen abstellen, wo keiner dran vorbeilaufen kann, das wäre schon gut …

Also begann die Suche nach einem Stellplatz. Ich wusste keinen, die Feuerwehr auch nicht so wirklich – und der nette Polizist, der zu seiner Wache nach Hause telefonierte, bekam offenbar auch eine Absage von Cheffe. Irgendwie wollte niemand ein explosionsgefährdetes Taxi übergangsweise beherbergen. Na sowas aber auch!

Und dann – jetzt kommt die Sache mit dem Glück – meinte der Feuerwehrmann, der immer noch gelegentlich am Tank rumgenestelt hatte:

„Ich glaube, es hat aufgehört!“

Alle Einsatzkräfte sprangen hinzu, die Messfühler wurden ausgestreckt, kritische Blicke durchzuckten die Nacht. Und tatsächlich: Nix. Nullkommanull, babbela, die 72 hatte fertig. Der Einsatzleiter, sichtbar erleichtert, begann eine Theorie zu spinnen, nach der vielleicht nur etwas zu viel Druck auf der Zapfsäule gewesen wäre, und all das bisher ausgeströmte Gas nur aufgrund eines Überdrucks ausgetreten sei. „Nur eine Theorie“, wie er extra betonte. Aber es könne ja sein. Unsere kleine Melange aus Polizisten, Feuerwehrmännern und einem Taxifahrer erlangte langsam Einigkeit. Klang soweit ja schon irgendwie … realistisch. Dem Entdecker des Phänomens wurde auf die Schulter geklopft:

„Dann sag ich mal: Gute Arbeit, haste jut jemacht!“

Mir wurde bedeutet, doch baldestmöglich eine Werkstatt aufzusuchen und bis dahin gelegentlich mal zu checken, ob nicht doch noch mal Gas austritt. Mit anderen Worten: nach anderthalb Stunden völliger Ratlosigkeit seitens aller Beteiligten konnte ich einfach weiterfahren. Und, das muss man nachträglich mal sagen, vermutlich zu Recht. Und das mit der Werkstatt kommt, ist ja keine Frage:

„Sie würden jetzt nicht hier um mein Auto rumstehen, wenn mir das am Arsch vorbei ginge! Und sorry im Übrigen, dass ich sie deswegen von anderen Einsätzen abgehalten habe!“

„Entschuldigen Sie sich nicht! Ich sage sonst gerne, dass wir ein Schweinegeld mit sowas verdienen, aber unter uns: das ist ja leider auch nicht wirklich so!“

Hatte ich das mit dem Humor in der Runde schon erwähnt? 🙂

Richtig großartig war dann wirklich am Ende der Einsatzleiter, der sagte:

„Ja nun, dann würde ich wohl sagen, dass wir das wohl am Besten abtun als unwissentlichen Fehlalarm seitens des Melders. Hier ist nix mehr zu tun, aber sie wussten es nicht besser. Dann kostet sie der Einsatz nix und wir müssen keinen Bericht anfertigen.“

Und bevor ich mich angemessen bedanken konnte – obwohl das am Ende ja eigentlich der Realität entsprochen hat – nahm mich einer der Polizisten nochmal beiseite und erklärte mir väterlich:

„Das soll jetzt nicht heißen, dass er ihnen nicht geglaubt hat. Er sieht jetzt bloß zu, dass sie der Einsatz nix kostet!“

Für so einen Ausgang des Ganzen lasse ich mich auch gerne mal in der Auffassungsgabe unterschätzen. 😉

Und am Ende hab ich halt eine Stunde länger als geplant gearbeitet und mein Soll weit übererfüllt. Was für eine fucking bekloppte Schicht!

PS: Von meiner Seite aus ein wirklich fettes fettes Danke an alle Beteiligten! Ich war schwer gestresst von dem Mist, runter mit den Nerven und hier und da sogar außergewöhnlich unlustig. Aber jeder einzelne hat – ungelogen – in jedem Moment ein bisschen mehr dafür gesorgt, dass ich nach der Kacke eigentlich bessere Laune hatte als vorher. Wenn nur alles immer so laufen würde …

PPS: Und dann kommt man heim und fühlt sich gleich nochmal besser … 🙂

31 Kommentare bis “Eine exklusive Panne”

  1. Schorschi sagt:

    Krasse Geschichte! Was du auch immer erlebst 😀

    Nur eine Sache noch: Für mich als Laie wäre es eigentlich eine absolute Selbstverständlichkeit, dass der Einsatz nichts kostet. Was solltest du denn auch tun? Du hattest aus meiner Sicht keine andere Möglichkeit, als die Feuerwehr zu rufen. Hallo, ausströmendes Gas?! Kann doch keiner ahnen, dass sich das Problem von selbst löst. Wie heißt es immer so schön, besser einmal zu viel angerufen als einmal zu wenig…

    Von daher finde ich es seltsam, dass sich vor Ort überhaupt noch die Frage stellte oder der Einsatzleiter es „so drehen“ musste, dass der Einsatz nicht berechnet wird.

    Aber naja: Ende gut, alles gut 😉

  2. Nessa sagt:

    Eine großartige Geschichte – wie schön, dass es am Ende doch so glimpflich ausging.
    Zudem bestätigt sie meine Erfahrungen mit dem Blaulichtmilieu und seinem Humor. :’D

  3. Danke für diese tolle Geschichte! Auch wenn du eine anstrengende Nacht hattest, dieses Ereignis hast du auf deinem Blog grandios veredelt 🙂

  4. Daniel sagt:

    Na, also langweilig wird dir wohl auch eher selten, oder?
    Ist vielleicht doch gar nicht so schlecht, dass es bei meinem Chef nur klassische Dieselfahrzeuge gibt – was da austritt, lässt sich mit ein wenig Katzenstreu speziellem Bindemittel ganz gut bändigen.

    Aber es freut mich für dich, dass am Ende alles noch so glimpflich abgelaufen ist. Das hätte ja alles auch noch bedeutend länger dauern können. Als letzte Lösung: Gastank der Tankstelle ausbuddeln, per Anhänger mit der 72 verbinden und halt den Gesamtvorrat in den nächsten Wochen sukzessive leerfahren 😀

  5. elder taxidriver sagt:

    Interessant wäre mal zu wissen:

    Wann kommt bei Dir immer der Tipping Point, an dem bei einem Ereignis Deine innere Beurteilung der Sache von :
    ‚Ach du Scheiße, auch das noch‘ , umkippt zu ‚Na prima, das wird ein wunderbarer Blog-Eintrag‘?

  6. elder taxidriver sagt:

    Vermutlich wie beim Frisör: Faconartiger Übergang, nicht abgestuft.

  7. Henrik B. sagt:

    Hallo!
    Ich bin Berufsfeuerwehrmann und kann dir versichern: Die Feuerwehr zu rufen war deine einzige Möglichkeit. Du kannst nicht abschätzen, welche widrigen, „absolut unwahrscheinlichen“ Umstände an der Tankstelle doch noch zu einer Gefahrensituation führen können. Das Gas als Laie einfach abströmen zu lassen kannst du an der Tanke im laufenden Betrieb nicht bringen.
    Erdgas bildet übrigens ab einer Konzentration von 4% ein explosionsfähiges Gemisch mit Luft. Bei Windstille wäre es also unter Umständen möglich, eine entsprechende Wolke um die Zapfstelle zu bekommen (je nachdem, wie schnell das Gas abströmt. Ein kleines Leck reicht da wohl nicht aus, da sich das Gas dann zu schnell verteilt.) Nichts desto trotz hätten die Kollegen auch nur „fachmännisch absperren“ und die Sache aussitzen können.
    Was die Feuerwehr aber kann ist: die Verantwortung übernehmen. Sollte sich tatsächlich das Gas entzünden, wenn du es selbst abströmen lässt, bist du voll Haftbar für die Herbeiführung einer Gefahr. Passiert es unter den Augen der Feuerwehr, dann ist das eben so. 😉
    Was die Rechnung angeht: Würden sie eine Rechnung für den Einsatz stellen, müsstest du (oder dein Chef) sie an die KFZ- Versicherung weiter reichen, die sie dann bezahlt (Schaden durch techn. Defekt am Auto, ähnlich einer Ölspur). Also auch ein eher buchhalterischer Akt. Brandeinsätze sind z.B. nur deswegen kostenfrei, weil sie über die Feuerschutzsteuer bezahlt werden, andere Einsätze können (je nach Art und Umstände) durchaus zu einer Kostenpflicht führen. Dann sollte der Einsatzleiter jedoch vorher darauf hinweisen.
    Schönen Gruß an alle sonstigen „Nachtschwärmer“,
    Henrik

  8. hrururur sagt:

    @Henrik: Wenn es ein „unwissender Fehlalarm“ war, ist das dann nicht quasi die Schuld des Disponenten? Ich meine… Sash wird ja nicht bei der Feuerwehr angerufen haben „hier riecht es nach Gas, weiß auch nicht wo das her kommt“ und der Dispo dann „ach kein Ding, die gesamte Parade muss eh gerade tanken und kommen mal rum“

    @Sash: wir sind echt eine Liga was das anziehen von bekloppten Situationen angeht…

  9. huppifluppi sagt:

    @hururur: jap. schon komisch auf welche art so ein vertrag in dach und fach sash motiviert neue situationen durch zu machen um mehr schräges material zum schreiben zu haben. 😀 ein bisschen anders aufgearbeitet würde ich es auf jeden fall nochmal in nem text unter nem impressum lesen. 😉

  10. MichiK sagt:

    @hrururur: Dem Disponenten kann man da auch keinen Vorwurf machen, denn es lag ja tatsächlich eine potenziell gefährliche Situation vor. Ob es hier wirklich eine Einsatzindikation für die Feuerwehr gab kann Sash als Laie vor Ort nicht abschließend beurteilen und auch Fachpersonal könnte dies ohne notwendige Messtechnik oder zumindest persönliche Inaugenscheinnahme nicht. Insofern blieb dem Disponenten nichts anderes übrig, als Einsatzkräfte zur Abklärung der Situation zu schicken und um eine qualifizierte Lagebeurteilung zu bitten. Umgekehrt könnte der Disponent hingegen große Probleme bekommen, falls er sagt „Ach, wird schon nicht so schlimm sein“ und niemanden schickt. Wenn dann nämlich wirklich was passiert, hat er ein richtig großes Problem. „Lieber einmal zuviel anrufen“ gilt auch in dem Fall: lieber einmal zu viel hinfahren und dann ist doch nix, anstatt ein echtes Problem zu unterschätzen.

  11. hrururur sagt:

    @michik: ich stör mich irgendwie an dem unwissend. Eben weil Sash es nicht beurteilen kann/darf, ist es doch kein Fehlalarm, auch kein unwissender. Der alarm war nötig, der einsatz war nötig. Das die letztlich nur geguckt und gewartet haben und sich das Problem durch liegenlassen erledigt hat, macht doch keinen Fehlalarm dadraus. Das der Einsatzleiter das aus bürokratieökonomischen Gründen so beschlossen hat finde ich ja gut, aber das ist doch kein Muss in der Situation. Oder doch?

    @huppifluppi: deinen Kommentar verstehe ich leider nicht. Zumindest nicht so, dass da was verständliches bei raus kommt
    Muss an dem Rieseneis liegen, das ich gerade zum Nachtisch hatte

  12. MichiK sagt:

    @hrururur: Das hängt vermutlich schlicht mit der Defition des Fehlalarms (richtiger: Falschalarms) zusammen: Ein Falschalarm ist erstmal einfach nur ein Alarm, dem keine tatsächliche Gefahr zugrunde liegt. Trotzdem kann ein Einsatz nötig sein, z.B. bei der Auslösung einer BMA oder eines Rauchwarnmelders, obwohl es nicht brennt. Hier ist ein Einsatz notwendig und sinnvoll, da z.B. die BMA zurückgesetzt werden muss, was oft nur durch die Feuerwehr geschehen kann. Aber da kein Feuer vorliegt, bleibt es ein Falschalarm (in diesem Fall übrigens oft ein kostenpflichtiger). In Sashs Fall handelt es sich um einen unwissenden Falschalarm, da Sash nicht wissen konnte, ob eine tatsächliche Gefahr und damit eine Einsatzindikation vorliegt. Dies wurde durch die Einsatzkräfte vor Ort abgeklärt und beschlossen, dass dies nicht der Fall ist. Der Einsatz war zur Abklärung der Situation aber dennoch nötig. Die Kosten für den Einsatz werden in solchen Fällen nicht in Rechnung gestellt, weil man nicht möchte, dass Leute im Zweifelsfall aufgrund des drohenden Kostenrisikos auf einen Anruf bei der 112 lieber verzichten bzw. deshalb erst zu spät anrufen, wenn die Kacke schon so richtig dampft. Wie das mit der Bürokratie aussieht, kann ich nicht beurteilen.

  13. Micha DD sagt:

    Ja, das mögen wir an den Nachtschichten. Besonders zwischen Null und Vier wird alles mit der angemessenen Prise Humor gewürzt.

  14. Ingmar sagt:

    „Wie kommt das Kaninchen zu dir?“
    „Es riecht nach Gas!“

  15. Sash sagt:

    @Daniel:
    Ähnlich absurde Gedanken hab ich mir mit dem Tankstellenmitarbeiter gestern auch gemacht. 🙂

    @elder taxidriver:
    Wann dieser Punkt eintritt, weiß ich leider auch nie vorher. Aber das ist fast schon verlässlich. Vom nervlichen Wrack auf „Na dann zeigt doch mal, was ihr noch drauf habt!“ in wenigen Minuten. Und eigentlich isses immer schön, wenn es so weit ist. 🙂

    @Henrik B.:
    Danke für die Erläuterungen! Immer schön, von den entsprechenden Leuten mal Details zu hören!

    @hrhrurur:
    Offenbar sind wir das. 😀

    @Ingmar:
    „Gib dem Kaninchen eine Möhre extra. Es hat uns das Leben gerettet.“

  16. elder taxidriver sagt:

    Noch eine Panne, nicht weniger exklusiv:

    Es gibt eine Erzählung von Dürrenmatt mit dem Titel ‚Die Panne‘. Jemand mit einem Studebaker ( ist ’n Auto) hat eine Panne und wird von einem charmanten Herrn in dessen Haus nahebei eingeladen dort die Nacht zu verbringen. Es stellt sich heraus, dass er Gäste hat an diesem Abend. Es sind alles pensionierte Juristen, die aus Hobby oder Zeitvertreib Gerichtsverhandlungen nachspielen. Es gibt einen Staatsanwalt , Richter, Verteidiger und, glücklicherweise den Herrn mit der Panne, der muss den Angeklagten spielen.. Die Sache endet ziemlich krass.

  17. […] ob die Geschichte mit dem ausströmenden Gas nicht schon reichlich Belastung für die 72 an diesem Wochenende gewesen wäre (Wer lässt sich […]

  18. kinderdok sagt:

    naja, so ganz ohne ist das Erdgas ja nicht.
    m.W. sinkt das ordentlich ab, wenn sich also jemand unter Deinen Zafira legt oder das Zeug ins Wageninnere gelangt…
    Allerdings sind die max. 18 kg in so einem Tank eher eine Lappalie, Problem wäre eher, wenn die Tanksäule leckt (letztens hier an der Tanke, kamen auch die netten Herren der Lalülala)

  19. Andreas sagt:

    @kinderdok: Erdgas besteht überwiegend aus Methan, das hat nur ca.die Hälfte der Dichte von Sauerstoff (direkt nach dem Austreten durch die geringere Temperatur etwas mehr) – das steigt also eher nach oben. Aber der Dichteunterschied ist nicht so groß, dass dies schnell genug passiert – tatsächlich vermischt es sich mit der Luft. In geschlossenen Räumen oder bei extremer Windstille kann sich dadurch (wie oben schon erwähnt) ein explosives Gemisch bilden. Oder das Gas kann direkt an der Austrittsstelle entzündet werden und dann mit fast unsichtbarer Flamme brennen. Das sind die einzigen Gefahren – giftig, ätzend oder ähnliches ist das Gas nicht.

  20. @ kinderdok: das ist der Unterschied zwischen Autogas und Erdgas: Autogas (LPG) ist „schwerer“ als Luft und sinkt ab (weswegen man häufig mit Autogas-Autos nicht in Tiefgaragen fahren darf), Erdgas (CNG) ist „leichter“ und steigt auf. Ist aber (da Methan) ziemlich blöd für die Atmosphäre (also die Lufthülle um die Erde – Erderwärmung und so).

  21. Andy sagt:

    >> Das würde sich nicht einmal entzünden, wenn ich den kompletten Tankinhalt im Innenraum meines Opels ansammeln würde

    Das glaub mal nicht, ich habe vor einer Weile einen Bericht mit Video gesehen bei der die Insassin nach Start des frisch betankten Gasfahrzeugs nur gerade eben so mit schweren Verbrennungen aus der Karre rauskam. Problem war ein fehlendes Bauteil, dadurch könnte autoseitig an der defekten Gaszuleitung Gas in die Fahrgastzelle entweichen. Das sah nicht ulkig aus und die klagt sich einen Wolf (vor Gericht)

    http://www.bild.de/auto/auto-news/verkehrsunfall/unfall-beim-gas-tanken-auto-in-flammen-25300142.bild.html

    War leider der Erste Link, mit etwas Google.fu findest Du wicher noch den ZDF Dokufilm über drn Vorfall.

  22. Sash sagt:

    @Andy:
    Ja, sicher … geschlossene Fenster und so vorausgesetzt. Ich hab das – ist schon eine Weile her – mal ausgerechnet, als bei der 1925 mal wieder eine Dichtung ihrem Namen nicht alle Ehre gemacht hat. Und da kam so Pi mal Daumen halt raus, dass man eine gefährliche Konzentration nur schwer überhaupt im Auto erreichen können wird. Vor dem Ausprobieren würde ich natürlich trotzdem abraten. 🙂

  23. Henrik B. sagt:

    Hallo nochmal!
    Zur Sache „Fehlalarm“:
    Wenn du als „Normalbürger“ nach deinem Wissensstand und bestem Gewissen eine Gefahr vermutest, bist du verpflichtet, tätig zu werden. Das heißt in diesem Fall: Kannst du selbst nichts machen, beschränkt sich dein „tätig werden“ auf den Notruf.
    Sollte die Feuerwehr vor Ort mit ihrem Fachwissen bzw. näherem Nachforschen feststellen, dass keine Gefahr besteht, sie also nichts machen kann / braucht, ist das ein Fehlalarm.
    Das heißt nicht, dass du, der Disponent (der die Sache ja nur am Telefon hört) oder sonstwer blöd ist.
    So sind wir schon zu einer „brennenden Gartenlaube“ gefahren, wo sich herausstellte, dass nur Fische geräuchert wurden oder zu einer „brennenden Wohnung“, wo der Nachbar von gegenüber ein Kaminfeuer im Fernsehn gesehen hatte. In beiden Beispielen hatte der Bürger nach bestem Gewissen eine Gefahr vermutet –> trotzdem Fehlalarm.
    Ich denke, der Begriff ist jetzt etwas klarer geworden. 😉

  24. Sash sagt:

    @Henrik B.:
    Das ist durchaus logisch. Aber die rein persönliche Interpretation ist natürlich immer auch geprägt von den Informationsdefiziten einzelner Beteiligter.

  25. ThorstenV sagt:

    @Daniel sagt:
    „Als letzte Lösung: Gastank der Tankstelle ausbuddeln, per Anhänger mit der 72 verbinden und halt den Gesamtvorrat in den nächsten Wochen sukzessive leerfahren 😀 “

    Dann doch lieber mit Polizeikorso zu einem Munitionsvernichtungsplatz und dort das Auto kontrolliert sprengen. „This is the way the 72 ends. Not with a bang but a whimper?“, Ha, von wegen! 🙂

  26. ThorstenV sagt:

    @Henrik B. „So sind wir schon zu einer “brennenden Gartenlaube” gefahren, wo sich herausstellte, dass nur Fische geräuchert wurden oder zu einer “brennenden Wohnung”, wo der Nachbar von gegenüber ein Kaminfeuer im Fernsehn gesehen hatte. In beiden Beispielen hatte der Bürger nach bestem Gewissen eine Gefahr vermutet –> trotzdem Fehlalarm.“

    Das sind ja Fehlalarme in dem Sinn, dass die Leute etwas falsch interpretiert haben. Sash hat aber nicht angerufen „Die 72 brennt!“, weil er nicht mitgekriegt hatte, dass ihm der Chef heimlich geile decals spendiert hat http://www.dezignwithaz.com/flames-decals-p-1914.html sondern er hat eine Gefahr wg. eines Gaslecks gemeldet. Und das Leck und die Gefahr gab’s ja wirklich, auch wenn es doch noch gut ausging. Aber es gibt ja andere gute Gründe, das als Fehlalarm zu klassifizieren „… wir müssen keinen Bericht anfertigen“ Gefahr erkannt! Gefahr gebannt! Ihre Feuerwehr bekämpft jetzt auch Bürokratie erfolgreich! 😉

  27. Sascha sagt:

    Es handelt sich hier natürlich NICHT um einen Fehlalarm!

    Ein Fehlalarm liegt dann vor, wenn jemand im „guten Glauben“ eine Gefahr vermutete, die aber defacto nicht vorlag. In diesem Fall muss niemand etwas bezahlen.
    Weder der, der die Meldung abgegeben hat – NOCH der, der den Anschein des Fehlalarms erweckt hat.

    In diesem Fall ist es aber ganz anders!
    1.) Hat der Verursacher selbst angerufen – das ist ein RIESEN Unterschied
    2.) Lag hier natürlich und in der Tat ein echter Alarm vor

    Wir brauche nicht drüber zu diskutieren, dass die Kosten hierfür auf keinen Fall von der Allgemeinheit zu tragen sind, sondern von dem Taxi-Unternehmen und vielleicht (wenn Gewährleistungsfall) von dem Gaseinbauer!

  28. ThorstenV sagt:

    @Sasha „Wir brauche nicht drüber zu diskutieren, dass die Kosten hierfür auf keinen Fall von der Allgemeinheit zu tragen sind, sondern von dem Taxi-Unternehmen und vielleicht (wenn Gewährleistungsfall) von dem Gaseinbauer!“

    Grundsätzlich richtig. Trotzdem kann ich mich nicht dazu durchringen, die Feuerwehr für ihre pragmatische Lösung zu kritisieren. Wir leben hier im real existierenden Kapitalismus. Der Versuch, das auf die Taxiunternehmen und Gaseinbauer umzulegen, wird zu Druck auf die Taxifahrer führen, solche Fälle nicht mehr zu melden. Solange bis es eben zu wirklichen Katastrophen kommt. Davon handelt ja auch Berthold Brechts einziges Stück über Taxifahrer „Safety First“.*

    Spoileralert!
    *ja klar, nicht Taxifahrer, sondern Seefahrer. Aber was ist ein Schiff schon anderes als ein Taxis, was schwimmt? 😉

  29. Sash sagt:

    @ThorstenV: Danke. 🙂

  30. huppifluppi sagt:

    und DANN war da noch die frau, die der gasgeruch in ihrem auto so nervös machte, dass sie erstmal eine rauchen musste…
    http://www.swr.de/swr4/rp/regionalnachrichten/mainz/zigarette-trotz-gasgeruch-angezuendet/-/id=264000/did=13727842/nid=264000/yq2ydk/index.html

  31. […] muss ich ja sagen, dass ich schon aufgrund meines eigenen Feuerwehreinsatzes wegen inzwischen noch weit gechillter in Sachen Erdgas bin als ich es schon die Jahre zuvor war. […]

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