Aber der Automat!!!

Tolle Unterhaltung neulich am Ostbahnhof. Ein Mittfünfziger war etwas verwirrt, als er an mein Auto trat, das direkt neben seinem stand:

„Warum stehen Sie hier in zweiter Reihe?“

„Weil Sie hier am Taxistand stehen.“

„Aber hier ist ein Parkschein-Automat!“

„Der macht das Schild dahinten leider nicht ungültig.“

April, BOBs, Wetter…

Nochmal ein bisschen was in eigener Sache

So, der April ist quasi vorbei. Ich werde mich heute außerplanmäßig in den Kampf stürzen in der Hoffnung, die Walpurgisnacht beschert mir mit all ihren „Tanz in den Mai“-Veranstaltungen einen guten Abschluss. Nicht, dass ich den Monat damit finanziell ernsthaft retten könnte, aber man kann ja mal so tun 😉

Dafür ist das Wetter schön.

Gut, nun aber mal kurz zu GNIT. Der April war ein Wahnsinnsmonat! Ich hab inzwischen einige neue Leser (Hallo allerseits!), ebenso folgen mir nun einige mehr bei Facebook und noch mehr Neuzugänge gab es auf Twitter. Google+ stagniert ein bisschen, aber ich bin auch selbst in letzter Zeit zu selten dort vorbeigekommen. Bei drei Blogs und drei Social Networks greift aber irgendwann immer das geflügelte Wort aus meiner alten Heimat:

„Oiner isch imm’r d’r Arsch!“

Dann hab ich sogar mal wieder Geschenke bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte! Insbesondere bei einem Quasi-Ex-Kollegen, Jens-Uwe, der mir nicht via Amazon-Wunschzettel, sondern von privat unter anderem ein wahnsinnig interessantes Buch (vielleicht kriege ich mal eine Rezension zusammen) hat zukommen lassen, das einige Nächte im Taxi verkürzt hat.

Dass der Monat so exorbitant gut lief, hat natürlich einen Grund: Die BOBs! Ich wurde nominiert als einer von 11 Blogs in der Kategorie „Best Blog German“ (der Link führt zur Abstimmung) und hatte eine Zeit lang sogar die Hoffnung, gewinnen zu können. So wie es aussieht, hat Jule mich zwar uneinholbar stehen gelassen, aber ich würde mich trotzdem freuen, wenn ihr es zum Abschluss noch einmal alle versucht! Und zwar richtig! Mit retweeten, sharen und allem, was dazugehört. Ich schreibe jeden Tag für euch – vielleicht schreibt ihr ja auch mal ein paar Zeilen für mich. Und wenn es nur ist, damit das Ergebnis nicht so peinlich aussieht 😉

Naja, auf jeden Fall läuft es mit GNIT. Ich hoffe, ihr habt alle soweit Spaß, denn ich muss sagen, dass Bloggen so auf jeden Fall fantastisch ist!

Zu guter Letzt wollte ich noch drauf hinweisen, dass ich mich immer über Kommentare oder eine Stimmabgabe freue. Wenn ihr mich nebenher aber richtig glücklich machen wollt, dann macht euren nächsten Einkauf bei Amazon über meinen Ref-Link oder schaut mal, was an Unterstützung noch so drin ist, bis ich euch mein erstes Buch aufdrücke 🙂
So, genug der Werbung – zurück zu GNIT!

Ruhig ist nicht zwingend still

Eine recht häufig gestellte Frage von neuen Lesern ist die, ob ich im Taxi auch so eine nervige Quasselstrippe bin. Oder umgekehrt, ob ich wenigstens rede und nicht so schweigend und brummig am Lenkrad sitze. Ja.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich Nachtfahrer bin, jedenfalls komme ich mit grob geschätzt 98% meiner Kundschaft ins Gespräch. Ich zwinge es niemandem auf, aber ich versuche es eigentlich immer. Wer seine Ruhe will, bekommt sie natürlich – aber das sind nachts nicht viele. Und mein Job, mein Leben, mein Blog – wäre alles viel langweiliger ohne das Ganze. Sicher, manchmal quält man sich durch an sich lächerlichen Smalltalk, manchmal ist man auch gegensätzlicher Meinung, es ist nicht immer nur alles toll. Aber Kommunikation hilft, sich einzuschätzen, Vertrauen aufzubauen, Sympathien zu wecken und dergleichen mehr. Meistens haben am Ende beide Seiten was davon. Man erfährt was neues, kann irgendwas loswerden, das ewige Spielchen eben.

Das geht sicher bei einigen Kollegen nach hinten los, die die Fahrgäste einfach aus dem Stand weg damit nerven, wie scheiße das Geschäft läuft oder noch schlimmer: Wie sehr einen jetzt die Tour selbst nervt – wenn man es richtig anstellt, gibt es aber eigentlich nichts, was dagegen spricht, die paar Minuten im Taxi nicht zu schweigen.

So gesehen kann ich einen Kollegen gut verstehen, der mir erzählt hat, dass er bei einem Kunden erstmal „drauf los geplappert“ hat. „Wie immer halt…“
Der Fahrgast hatte eine längere Tour für ihn, es ging einige Kilometer aus der Stadt raus. Aber reden wollte er nicht. Drogen waren scheinbar reichlich im Spiel und die Contenance war allerhöchstens… nein, die war gar nicht mehr da:

„Ey, wenn du weiterquatschst, kriegste auf’s Maul!“

Der Kollege hat beschwichtigend gemeint, er hätte das doch nicht böse gemeint und er könne gerne auch schweigen. Das taten sie dann. Eine halbe Stunde lang. Und? Was war das Ende vom Lied? Leider kein schweigsames: Der Kunde ist kurz vor Ankunft völlig ausgetickt, hat dem Kollegen weiterhin Schläge angedroht, so dass er den Fahrgast letztlich zum Schutz seiner eigenen körperlichen Unversehrtheit ohne Bezahlung hat gehen lassen müssen. Von Freiwilligkeit kann keine Rede sein, aber er hat in dem Moment keine andere Möglichkeit gesehen…
Die unsägliche Diskussion über Bewaffnung von uns Fahrern sind am Stand hochgekocht, das kann ich euch sagen. 🙁
Soweit ich weiß, hat die Polizei den randalierenden Typen natürlich nicht auftreiben können.

Ich hingegen hatte neulich die wahrscheinlich wortkärgste Tour ever, was aber schlicht an Sprachdifferenzen lag. Der Kunde kam an und zeigte mir mit irgendeinem osteuropäischen Wort einen Zettel, auf dem die Adresse eines Hotels stand. Ich hab ihm zugenickt und „OK, no problem!“ gesagt. In der Hoffnung, er würde vielleicht einen Hauch Englisch verstehen. Nichts. Gegenüber des Hotels hat er dann „Here“ gesagt. Oder „Hier“, ist ja egal 🙂
Bezahlung klappte dann inklusive Trinkgeld nonverbal. Muss man auch gelegentlich trainieren. Zumindest als Quasselstrippe…

Elstern im Taxi

Zugegeben, was Diebstähle angeht, muss man im Taxi eine dicke Haut haben. Mir sind im Taxi Handy und Kamera, ein Rucksack und derletzt sogar die Kofferraummatte und die Reinigungsmittel geklaut worden. Ist natürlich kein Spaß, aber man muss das ja nicht zu einem Wettbewerb machen…

Mir ist jedenfalls vor einiger Zeit völlig überraschend ein Kunde ins Auto gesprungen, als ich gerade einen anderen abgesetzt habe. Er wollte zwar völlig entgegen meiner Richtung nach Steglitz, aber natürlich hab ich mich gefreut. Der Fahrpreis lag bei knapp 12 €. Er hatte mir gleich gesagt, dass er nicht genug Geld dabei habe, aber von seinem Kumpel in dem Restaurant den Rest holen würde. Als wir ankamen, drückte er mir gleich seine verbleibenden 8 Euronen in die Hand und fragte, ob er jetzt kurz reinspringen könnte.

Normalerweise bin ich beim Pfand rigoros. Solange nicht bezahlt ist, verlässt niemand das Auto, wenn er nicht sein Handy, seinen Ausweis oder wenigstens seine Freundin im Auto liegen lässt. Aber irgendwie war mir danach. Der Typ war schlicht total sympathisch, außerdem wäre der Verlust höchstens bei 4 € gelegen. Warum auch immer, ich hab ihm vertraut.

Er ist dann wie ein geölter Blitz in einem China-Restaurant verschwunden, während ich mir eine Kippe angesteckt habe. Kurz darauf kam er wieder raus, hatte 7 € dabei und gab sie mir mit einem Lächeln. Ich hab mich artig bedankt, aber ihm lag noch was auf der Zunge:

„Hey, danke, dass Du mich hast reingehen lassen ohne Pfand.“

„Ist eine Ausnahme gewesen, ich verlange sonst immer eines!“

„Aber ich war doch da im Laden!?“

„Ja, aber weiß ich, ob es da einen Hinterausgang gibt? Was manche Leute für 4 € machen, glaubst Du gar nicht!“

„OK, stimmt natürlich. Aber ein Freund von mir hat neulich sein iPhone als Pfand dagelassen und als er wieder rauskam, war das Taxi weg…“

Jetzt mal Tacheles, lieber „Kollege“ mit dem neuen iPhone:

Wegen Flachpfeifen wie dir haben wir alle immer irgendwie Stress mit dem Pfand. Wegen solchen Pissern wie dir vertrauen uns die Kunden nicht – obwohl das nicht gerade unwichtig ist in einem Job, der manches Mal einiges an Vertrauen erfordert. Wegen Intelligenzverweigerern wie dir verdienen wir alle weniger Geld, weil manche Kunden uns per se für Abzocker halten. Wegen dummdreisten Knallchargen wie dir röchelt das Taxigewerbe und ausgerechnet Spinner wie du meckern dann auch noch über die blöden Kunden. Und all das für ein neues iPhone? Na vielen Dank, du Amöbengehirn!

Müde…

Als Nachtfahrer hat man natürlich immer ein bisschen mit seinem Biorhythmus zu kämpfen. Ich bin ja inzwischen seit 3 Jahren nachts unterwegs und bis auf wenige Ausnahmen auch sonst nachtaktiv. Aber selbst wenn ich um 18 Uhr erst aufstehe, werde ich zwischen 1 und 4 Uhr morgens müde. Im Normalfall ist das die Art Müdigkeit, die mit einem Kaffee wieder zu beheben ist – deswegen führe ich auch immer Koffein-Tabletten bei mir – aber in manchen (inzwischen sehr seltenen) Fällen geht einfach nix mehr.

Im Normalfall achte ich da sehr gut drauf, aber derletzt ist es sogar mir passiert, dass ich während einer Tour plötzlich am großen Stern Richtung Wedding gefahren bin anstelle Richtung Charlottenburg. Mal abgesehen davon, dass das hochnotpeinlich ist, sollte man wissen, wann Schluss ist. Scheiß auf Wochenendumsätze und alles!

Viele Kollegen halten sich irgendwie für besonders hart und schlafen dann am Stand so lange, bis auch der letzte Kollege aus der Reihe statt zu hupen vorbeifährt. Das kann es echt nicht sein!

Ich jedenfalls hab nach der Tour (die auch wirklich nur noch ein paar Minuten gedauert hat) Feierabend gemacht. Zufrieden war ich da zwar nicht wirklich, aber besser so als im Krankenhaus aufzuwachen. Schlimm genug, dass ich noch ein ganzes Stück zurückfahren musste. Ich hoffe, dass ihr das auch so haltet. Ich bin zwar noch recht jung und die Million hab ich wohl noch nicht voll. Aber ich hab einige hunderttausend Kilometer im Auto hinter mich gebracht. Viele davon nachts oder nach unzureichendem Schlaf und ich muss echt sagen, dass ich hier und da enormes Glück hatte, dass nichts passiert ist. Mich nerven die Verkehrspsychologen auch, wenn sie anfangen, die Auswirkungen von Müdigkeit mit Alkohol zu vergleichen, aber sie haben einfach verdammt recht!

Ich hab mich auch mehr als einmal hinreissen lassen zum üblichen „geht jetzt aber nicht anders“, aber ich hoffe, dass ich das in Zukunft nicht mehr tue. Im Taxi jedenfalls hab ich damit eigentlich lange abgeschlossen, besagte Müdigkeit oben hat mich echt binnen Minuten übermannt und überrascht. Aber mal ehrlich: 2 Stunden länger, 50 € Umsatz… das sind bescheuerte 25 €. Für die riskiere ich sicher nicht mehr mein Leben…

Richtungsweisend

Ich stand am Kudamm. Bzw. eigentlich noch in der Leibnizstraße. Ich wartete auf diesen verheißungsvollen Grünton der Ampel, der mir eine sichere Weiterfahrt gewähren würde. Dass es eine extrem schüchterne Gestalt war, die sich meinem Auto vom Gehsteig aus näherte, sah ich gleich. Kunststück: Ich hab schon Rehkitze tollkühner und furchtfreier auf mich zustolzieren sehen!

Aber nachdem er sich nochmal ganz dolle versichert hatte, dass ich auch wirklich frei bin und meine einladende Geste nicht etwa an einen Käfer in der Umgebung, sondern an ihn richtete, ist er dann eingestiegen. Anfang zwanzig, ein grauer Mantel bis zu den Knöcheln, Hornbrille und eine typische Nicht-Frisur. Ein freundliches „Guten Abend!“ haben wir ausgetauscht, daraufhin sah ich ihn fragend an. Wenn man die Tour an einer Kreuzung startet, sollte man sich ja recht schnell auf ein Fahrtziel einigen.

Ich schielte kurz nach der Ampel, die inzwischen grellgrün die Nacht erhellte und hatte die Hoffnung, dass ich mit seiner hoffentlich bald folgenden Ansage genug würde anfangen können, um mich für eine der Richtungen noch während dieser Grünphase zu entscheiden. Aber die Uhr tickte…

Mein Fahrgast wirkte plötzlich wieder immens eingeschüchtert. Kann sein, dass ich das jetzt falsch memoriere, aber ich könnte schwören, er zitterte. Er rang jedenfalls nach Luft, nach Worten, bekam aber offenbar beides nicht wirklich auf den Plan. Er sah mich panisch an, stierte nun selbst auf die Ampel, dann sah er wieder zu mir, wieder zur Ampel. Die wurde jetzt auch noch gelb und plötzlich – mein Fuß am Gaspedal zitterte nun auch langsam – presste er hervor:

„Äh! Äh! Geradeaus!!!“

Würde die Motorisierung meines Opels für einen gepflegten Burnout reichen, dann wäre das einer gewesen! Der Rest der Fahrt war unspektakulär, es entwickelte sich sogar noch ein normales Gespräch. Aber der Anfang war echt filmreif…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Baukräne, Versicherungen und Fahrradschlösser

Mal ein Bild. So sieht es aus wenn die Treptowers im Hintergrund von der untergehenden Sonne bestrahlt werden, während wir uns am Ostbahnhof die Reifen plattstehen…

Taxi, Taxi, Taxi, Taxi, Tower... Quelle: Sash

PS: Ich hätte gerne mal eine Erklärung zu dem Fahrradschloss am Schild…