Dass es da draußen einen Haufen Taxifahrer gibt, die ich nur ungerne als Kollegen bezeichne, ist leider Realität. Kurze Strecken werden dauernd abgelehnt, es werden Umwege gefahren, Kollegen überholt und (größtenteils überteuerte) Festpreise ausgemacht. Was die meisten dieser Idioten nicht so ganz mitschneiden, ist, dass sie damit eigentlich erst für den ganzen Stress im Gewerbe sorgen. Egal ob wir uns bemühen eine gute Arbeit zu machen – bei vielen Kunden ist der Ruf von Taxifahrern im Allgemeinen nach einer Fahrt mit so einem Knallkopf dauerhaft ruiniert.
Nur weil das ständig passiert, müssen alle Taxifahrer sich damit rumschlagen, Kunden klarzumachen, dass Festpreise illegal sind oder dass man nicht hinter jeder kleinen Nachfrage mangelnde Ortskenntnis oder gar einen Betrugsversuch wittern muss. Mal ganz davon abgesehen, dass manche Leute nach wiederholten schlechten Erfahrungen so weit wie möglich aufs Taxifahren verzichten.
Aber natürlich gibt das alles Sinn, denn schließlich ist ein Fünfer mehr in dieser Stunde besser als dauerhaft einen angenehmen Job und Mehreinnahmen zu haben… bei so manchem Evolutionsverweigerer fällt es schwer, angemessene Worte zu finden.
So war ich auch reichlich sprachlos, als meine Kundin mir nach einer kleinen Anfrage mitteilte, dass sie das sehr gut findet, dass ich frage, weil sie derletzt in Köln ein ziemlich mieses Erlebnis hatte:
„Ich hatte da eine Fahrt vom Flughafen zu einer Bekannten. Ich kenn‘ mich in der Stadt jetzt nicht so gut aus, ich wusste nur, dass es ein recht kurzer Weg war, so vielleicht 7 Minuten mit dem Auto. Die Fahrerin ist dann mit mir losgefahren und irgendwann waren wir 20 Minuten unterwegs und ich hab gefragt, ob wir nicht eigentlich schon längst da sein müssten. Daraufhin hat sie mir gesagt, dass es die Adresse ja gar nicht geben würde: Gibt’s nicht!
Ich hab ihr dann erklärt, dass das aber ganz sicher der Fall ist, ich war ja selbst schon da und meine Bekannte wohnt da seit Jahrzehnten – ist also auch keine neue Straße gewesen. Daraufhin hat die dann zu mir gemeint, dass ich das dann halt zeigen müsste, wenn ich schon in so ’ne blöde Ecke will.“
Hey, auch wir Taxifahrer machen mal Fehler. Wie das auch jedem anderen Menschen da draußen passiert. Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, einfach mal loszufahren und erst auf Nachfrage zu sagen, dass es das gar nicht gibt? Hallo?
Über vieles, was ich schreibe, kann man diskutieren. Manch Kollege ist hier und da nicht mit meiner Meinung einverstanden und das ist ok so – wir sind Menschen, als solche unterschiedlich, und auch als Taxifahrer haben wir ja hier und da ein wenig Spielraum. Aber solche Fahrer wie die oben angesprochene Kölner Kollegin… da fallen mir echt nur Dinge mit Fäkalien ein, sorry!
Hey, vielleicht bin ich ja zu ehrlich für diese Welt, aber kann man es nicht erwarten, dass man in einem Dienstleistungsberuf auch mal an die Kunden denkt und nicht NUR auf seinen Geldbeutel? Man muss ja nicht gleich bis zur Selbstaufgabe kriechen und auf alle Spielchen eingehen, aber was würden diese Kollegen eigentlich machen, wenn man sie selbst so behandeln würde? Ich blicke es echt nicht und ich kann nur sagen:
„Macht doch einen anderen Job, wenn ihr zu inkompetent seid, um diesen zu machen und versaut den echten Taxifahrern nicht ihre Arbeit!“
Unglaublich. Zumal doch ein Navi in heutiger Zeit selbstverständlich sein sollte und man in solch dicht besiedelten Gebieten wie Köln oder Berlin auch vollstes Verständnis dafür hat, wenn man nicht jede Seitengasse kennt. Ich hätte mich jedenfalls geweigert den Fahrpreis zu zahlen, die Ordnungsnummer notiert und mich mit dem Unternehmen auseinander gesetzt.
Ich hätte als Kunde überhaupt kein Problem damit, wenn der Taxifahrer erst mal einen Stadtplan zückt um zu schauen, wo die Straße liegt, eben weil man nicht alle Straßen in Berlin kennen kann, es immer wieder mal zu Umbenennungen kommt und neue Straßen angelegt werden.
Weshalb ist der Stadtplan so unpopulär?
Auch in unserer kleinen Stadt würde ich nichts dagegen haben, wenn der Fahrer/die Fahrerin in den Plan guckt. Es kann sich ja auch immer was ändern (viele Neubaugebiete) bzw. kann man einfach nicht alle Straßen kennen.
Also bei uns war ich immer erstaunt, dass jeder Taxifahrer immer genau wusste wo welche Straße ist. Gut, so groß waren wir mit 80.000 Einwohnern auch nicht, aber trotzdem. Wobei, dass Festpreise illegal sind, war mir neu. Ich bin garnichts anderes gewohnt. Ich für meinen Teil habe auch immer sonst immer nur gute Erfahrungen mit Taxis gemacht. Aber vll läuft das in so einer Studenten statt eben anders.
In aller Regel sind Kunden ja echt fehlertolerant. Wenn man ihnen erklärt, sorry, bin neu im Job/ hab heute irgendwie nen blackout (gibt’s ja auch mal, dass man das Stadtplanbild im Kopf verliert :-(), alles kein Thema, da wird freundlich genickt oder gesagt: Kann jedem mal passieren.
Aber solche Null-Checker, wie Sash sie hier beschreibt, die machen mir auch einen dicken Hals.
Egal, ob sie eine Frau, die abends in der Dunkelheit halt nur 800m Taxi von der Kneipe nach Hause fährt (das aber mit 3,–€ Trinkgeld versüßt), weil sie schon mal überfallen wurde, anmeckern, dass die Tour ja nur so kurz wäre,
ob sie überteuerte Festpreise für eine Fahrt aus dem Tarifgebiet raus verlangen und dann sauer werden, wenn ich vorbeikomme, herangewinkt werde und die Leutz zu einem fairen Preis, der aber halt 4,–€ unter dem zuvor genannten liegt, an ihr Ziel bringe.
Die Liste könnte ich noch fortsetzen wie jeder von uns. Ich versuche halt, gelassen zu bleiben und mich über solche Typen nicht aufzuregen, dann kann ich mein Verhältnis zu den Kunden irgendwie entspannter gestalten.
Das Problem ist letztlich überall dasselbe: Es ist so wie mit den Ausländern (ich nenne sie hier mal so, weil ich keinen besseren Begriff dafür habe), die dauerhaft hier leben. Da gibt es auch einige (besonders juvenile) Exemplare, die sich wie die Axt im Walde benehmen, weil sie ebenfalls zu dumm sind, zu begreifen, daß ihr schlechtes Benehmen gleich einer ganzen Gruppe angekreidet werden kann. Aber vielleicht ist diesen speziellen Strohköpfen das Image ohnehin gänzlich egal.
Wie ich schon an anderer Stelle bemerkte: Ich habe in Berlin trotz oft intensiver Taxifahrten bisher ÄUSSERST selten ein Exemplar getroffen, das den Negativkriterien vollauf entspricht (Muffeligkeit von Taxifahrern lasse ich hier mal beiseite, weil das m. E. nicht wirklich zählt). Vielleicht sind aber Personen, die deutlich als Auswärtige erkennbar sind, da auch viel stärker betroffen, z. B. ausländische Touristen. Ich kann mich jedenfalls nicht beklagen und würde daher dem Gros der Berliner Taxifahrer ein deutlich positives Zeugnis ausstellen.
Und vergessen wir nicht: Am entschiedensten sind doch oft Leute im Urteil, die von der Materie am wenigsten verstehen, will sagen: Wer so gut wie nie mit dem Taxi fährt, meint doch oft alles am besten darüber zu wissen (auch und gerade in negativer Hinsicht).
@zartbitterdenken: ich gehe mal stark davon aus, dass die Sache mit den Festpreisen genau wie alle anderen Tarifgeschichten stark ortsabhängig ist. In meiner „Stadt“ *hust* (offiziell Europastadt, nachdem wir jetzt auch noch mit ner chinesischen Stadt verbrüdert sind, wohl bald „Weltstadt – bei 15.000 Einwohnern … ) gibt es zwei Taxiunternehmen, die sich den Markt hier teilen. Und beide haben – zu geringfügig unterschiedlichen Preisen – die pauschale „Stadtfahrt“ innerhalb der Ortsgrenzen im Angebot.
@Der Maskierte:
Hätte ich auch. Aber viele Kunden nehmen erstaunlich viel hin 🙁
@Jürgen:
Vermutlich, weil er umständlicher ist als ein Navi. Ich denk mir auch manchmal, dass ich jetzt nicht eine Minute rumblättern möchte, sondern lieber mit 5 Klicks die Route gleich angezeigt bekommen.
@zartbitterdenken:
Da war ich in Stuttgart auch erstaunt. Bzw. irgendwie hab ich das immer als gegeben gesehen und in Berlin erstmal ziemlich Bammel gehabt, weil es mir unvorstellbar erschien, dass ein Taxifahrer auch mal sagt: „Sorry, sagt mir gerade nichts, muss ich nachsehen.“
Und zu den Festpreisen: Siehe die Antwort von SaltyCat.
@MsTaxi:
Ich versuche ja, da auch nicht ständig dran zu denken und mir das Leben schwerzumachen. Wie du geschrieben hast: Kunden sind in der Regel sehr fehlertolerant. Aber bei so krassen Stories muss ich meinem Ärger einfach auch mal Luft machen.
@anonym:
Es hat sich aber leider bei „vielen“ Kunden die Haltung durchgesetzt, dass man bei Taxifahrern besser aufpasst (nix gegen Vorsicht) und teilweise eben auch leider, dass man uns besser nicht über den Weg traut. Oder gleich unsere Ansagen verwirft. Wie oft ich auf die Frage nach den Festpreisen schon gehört hab: „Gar nicht wahr! Das ist ja Blödsinn! Du willst ja nur nicht! Stell dich nicht so an! So ein Quatsch!“
Das ist echt grausam. Nichtsdestotrotz finde ich es natürlich schön zu hören, wenn die positiven Erfahrungen überwiegen 🙂
Das der (tags zuvor bestellte) Fahrer losfährt ohne den (ebenfalls am Vortag durchgegeben) Zielort anfahren zu können, hatte ich aber auch schon. Aber das war ok. Immerhin hat er beim Einsteigen schon gesagt, dass es meinen Zielort eigentlich nicht gibt und nebenbei hat die Zentrale im Internet weiter gesucht – er ist nur schon mal in die grobe Richtung gefahren und hat später dann das Taxameter ausgemacht, als wir endlich wussten, wo das ominöse „Gibt es nicht, findet bei uns keiner“ dann doch noch auftauchte und wir feststellten, dass wir schon „zu weit“ waren (da musste ich zu einem „Schützenverein“, der als solches nirgends eingetragen wurde, nicht ausgeschildert war und aus 10 Menicken aus der direkten Umgebung bestand – gefunden haben wir es dann mit Hilfe von „Anwohner fragen“) 😉
Ich hatte den Fahrer davor und danach noch öfter und kann hiermit auch bestätigen, dass das nicht seine normale Arbeitsweise war – zumal im die Situation auch sehr unangenehm war^^
Hätte er das aber gemacht bevor er mir sagte, dass die Firma etwas verzweifelt nach dem Verein sucht, hätte ich ihm das übel genommen. Und ich wäre wahrscheinlich nicht mehr mit „ihm“ gefahren und hätte jedes Mal eine neue Taxe verlangt, wenn er nach Bestellung vor der Tür gestanden hätte.
Tröste dich, Sash, in jedem Job gibt’s schwarze Schafe. Die Berufsbezeichnung „Sachverständiger“ ist auch nicht gerade frei von Vorurteilen, wenn wir das mal so nennen wollen.
Args, langen Kommentar geschrieben, System abgestürzt. Versuche es jetzt kürzer zu machen ;-):
Gesetzt den Fall, daß ein Taxifahrer einen unglaublichen Umweg fährt (ca. 4-5 km statt knapp 2 km) und ich unterwegs schon nachfrage, was diese Strecke soll (Antwort: „Baustellen…“, die es übrigens nicht gab…). An der Zieladresse sollte ich fast das 3-fache des normalen Preises zahlen („normal“ ergab sich aus Erfahrungswerten).
Um die Diskussion abzubrechen, schlug ich dem Taxifahrer vor, zurück zur Startadresse zu fahren und dann MEINE Strecke zu fahren, um den korrekten Preis herauszufinden.
Ist eine solche Vorgehensweise eigentlich OK? Kann ich als Fahrgast darauf bestehen?
Schöne Grüße 😉
@ Clara
Was für eine Frage!!! Die müßte sich doch eigentlich JEDER selbst beantworten können. Das geht gar nicht. Es ist doch sonnenklar, daß dadurch erhebliche Mehrkosten entstünden, und wer sollte die tragen??! Ich verstehe, ganz ehrlich nicht, wie man so etwas ernstlich fragen kann, denn die Antwort liegt auf der Hand, und man kann sie sich selbst geben.
Es gibt doch andere Methoden, die Fakten herauszufinden. Bei jedem Handwerker würde man sich an die Innung wenden. Das ist doch hier letztlich auch nicht anders. Und im Zweifelsfall – und das gilt auch nahezu immer – bezahlt man strittige Summen nicht. Wohlgemerkt: STRITTIGE.
@Clara:
Im Grunde kannst du natürlich drauf bestehen – Beförderungspflicht und so. Allerdings nicht, ohne die Fahrten dann auch zu bezahlen 😉
Wie anonym schon schrieb: Es ist natürlich fern jedes vertretbaren Aufwandes. Und mal ehrlich: Wenn es nur ein unabsichtlicher Fehler eines netten Fahrers war, sollte sich das so klären lassen, bei einem bewussten Abzocker erreicht man damit letzten Endes auch nichts. Denn ist ein solcher Zeitaufwand am Ende die 10 Euro wert, wenn er überhaupt wirklich Wort halten würde?