Eine nicht ganz reale Taxifahrt

Heute morgen im Taxi 😉

„Guten Tag, wo darf es hingehen?“
„Spreeweg? Wohin da genau.“
„Das Wort „Stressbunker“ ist mir jetzt nicht nicht direkt geläuf… ach das Schloß Bellevue!“
„Und? Haben sie da beruflich zu tun? Ach! Nicht mehr… verstehe.“
„Eine Rede halten und Sachen packen? Fahren sie in den Urlaub?“
„Wie meinen sie: Je nachdem, wer das bezahlt?“
„Ich könnte jetzt ja direkt über die Rudi-Dutschke bei der Bild vorbei…“
„Dann halt nicht! Wenn es nach mir geht, können wir gerne einen Umweg nehmen. Aber über Springer wäre wirklich praktischer.“
„Hey! Nun kriegen sie sich mal wieder ein. Ich würde ihnen mal eine, hmm… sagen wir: etwas diplomatischere Ausdrucksweise empfehlen…“
„Was nuscheln sie da von Rubikon? Das ist nur die Spree.“
„Nein, die Telefonnummer der Staatsanwaltschaft Hannover kenne ich leider auch nicht. Aber wenn sie ohnehin gerne Umwege fahren, könnten wir auch in Hannover… haben sie denn da geschäftlich…?“
„Ach, nur eine Beschwerde? Ja, das geht sicher auch über die Mailbox.“
„Hören sie, wenn wir schon mit der Kirche ums Dorf fahren will ich eigentlich den Verkehrsnachrichten… ja gut, dann lesen sie vor. Ich höre mir ihre Rede an.“
„Die ham mich nicht mehr lieb und jetzt mag ich nicht mehr? Das können sie nicht schreiben! Schreiben sie lieber irgendwas von verlorenem Vertrauen und dass sie ihre Wirkungsmöglichkeiten nicht mehr…“
„Nein, glauben wird das auch niemand! Aber es klingt doch ein bisschen besser.“
„Und danken sie allen, die sie kennen! Das kommt immer gut. Auch ihrer Familie! Das mögen die Leute.“
„Das macht dann 18,50 €.“
„Wie, die Rechnung auf Herrn Groenewold?“
„Ja, wenn sie das sowieso in bar bei ihm wieder auslösen, dann können sie doch gleich hier…“
„Nein, sie haben sich immer korrekt verhalten… – Ja, natürlich dürfen sie das verwenden.“
„Ich wünsche ihnen auch einen unvergesslichen Tag.“

18 Kommentare bis “Eine nicht ganz reale Taxifahrt”

  1. DerKeks sagt:

    Hauptsache er war immer aufrichtig 🙂
    Sehr gut geschrieben 🙂

  2. Chris sagt:

    Warum war mir schon im Titel klar, was jetzt kommt? 😀
    EPIC 😀
    Sehr gut geschrieben 😉

  3. anonym sagt:

    Ich hoffe, ich höre nie wieder im Leben was von diesem Arschgesicht, genausowenig wie von der mimosenhaft sich gebärdenden Hackfresse, die sein Vorgänger war. Man darf gespannt sein, welchen unterbelichteten Laiendarsteller aus der deutschen Gartenzwerg-Provinz als neuer Kandidat ausgesucht wird für das überflüssigste Amt des ganzen Landes – ich vetraue da voll auf den bewährten schlechten Geschmack von Merkel und den übrigen Beteiligten. (Und damals, von einigen Jahren, wurde noch Rau in seiner Amtsführung als Präsident kritisiert, man faßt es nicht!)

  4. Aro sagt:

    Sash for President!
    (ach nee, du bist ja noch zu jung dafür)

  5. Wiggum sagt:

    Danke für den herzhaften Lacher 😀

  6. Mr. Gaunt sagt:

    @Anonym: Der Vorgänger war doch klasse. Dem hat was nicht gepasst, er hat konsequent geschmissen und ist mit gestrecktem Mittelfinger (o.k., er hat es etwas höflicher verpackt) verschwunden. Sehr konsequent. Kurz und fast schmerzlos.
    Unser Wülffchen hat keine Ahnung vom Präsidentenamt und meint, sich wie als Provinzpolitiker auch mit Aussitzen und Mimimi-Gequengele durchmogeln zu können. Den Schaden kann man nie wieder gutmachen.

  7. anonym sagt:

    @ Mr. Gaunt
    In einem gebe ich Ihnen recht: Wulff war noch viel unprofessioneller als Köhler. Aber Köhler war doch auch eine schlimme Lachnummer: Wie er mit seiner Frau (als Kindermädchen) in unmittelbarer Nähe die Rücktrittserklärung verlesen hat, und anschließend gingen die beiden Hand in Hand wie Hänsel und Gretel leise weinend zur Tür hinaus. Infantiler geht’s kaum noch. Ach ja: Die großen Jungs haben mich geschlagen, darum spiele ich jetzt nicht mehr mit … Überhaupt scheint es ja heute Mode zu sein, in Rücktrittserklärungen seine Stimmung zu reflektieren (ich bin verletzt und unsr Kanarienvogel auch) und anderen daran die Schuld zu geben.

    Diese Knallchargen gehören wirklich, nach meiner Beobachtung, allesamt in therapeutische Behandlung, nicht in ein Staatsamt. Ganz abgesehen davon, daß dieses Amt komplett überflüssig ist und umgehend abgeschafft werden sollte.

  8. Holger sagt:

    Zum Glück gibt es in Deutschland nachwievor mit Intelligenz und gottgleichen Einsichten überreich gesegnete Sympathieträger, die ständig unaufgefordert und anonym in diesem Internet ihre Meinung kundtun. Was wäre dieses Land nur ohne sie? Wenn jetzt nur doch endlich mal die Weltöffentlichkeit von ihnen Notiz nehmen würde, und nicht nur ihre Mutter… Dann wären Ende nächster Woche nicht nur die Euro-Krise und der Nahostkonflikt gelöst, sondern auch das Ozonloch gestopft und ein Heilmittel gegen AIDS entdeckt. Traurig, das alles.

  9. Michi sagt:

    Nu isser wech… Mittlerweile war das ganze Theater nur noch unerträglich. Weder Wulff noch Bild, Spiegel & Co. kommen im Gesamtbild gut weg. Auf der einen Seite eine Präsidenten-Imitation á la Salami, auf der anderen Seite immer lächerlichere „Vorwürfe“. Bloß gut, dass sich jetzt die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und dem Ganzen ein Ende bereitet hat.

    Ich bin schon gespannt, wer da jetzt ins Schloss Bellevue weggelobt wird. Irgendwen wird Mutti da sicher noch auftreiben. Wenn das wieder so ein aalglatter, treuer Parteisoldat wird – dann gute Nacht.

    Bevor ichs vergesse: Ich mag deine fiktiven Taxifahrten 😀

  10. Daniel sagt:

    Keine Ahnung, wer in welchen Punkten besser oder schlechter war. Keine Ahnung, ob man das Amt des Präsidenten überhaupt benötigt. Ich vermute, ich persönlich könnte auch ganz gut ohne einen solchen weiterleben. Aber Dein Blogbeitrag ist einfach nur klasse geschrieben, Sash! Danke für den Lacher zum Feierabend.

  11. Alberich sagt:

    Hallo, du Guter, köstlich amüsiert und gut geschrieben!

    Nur die persönliche Anrede wird stets groß geschrieben: Also: „Wo wollen Sie hin?“ und nicht, wie im Artikel mehrfach zu lesen „Wo wollen sie hin?“
    Schade, dies störte den Texfluss beim Lesen, aber alles andere: Daumen hoch!

  12. Blogolade sagt:

    Alberich, für Sie haben die „sie“ doch genau die richtigen Größe!

    *scnr*

  13. Sash sagt:

    @all:
    Danke 🙂

    @Aro:
    Ich gebe zu, dass das Geld zwar verlockend wäre, ansonsten neide ich den Posten niemandem. Obwohl ein bloggender Präsident auch mal was wäre, oder? 😉

    @Holger:
    Ganz zu schweigen von den vielen belanglosen Kommentaren zu solch nichtigen Anlässen!

    @Michi:
    Ich hab gestern nicht ohne Grund getwittert, dass die Freude über Wulffs Abgang keineswegs per se eine Pro-Haltung zur Bild beinhaltet.

    @Alberich:
    Ja, bei manchen Dingen bin ich auch etwas nachlässig. Aber lies es einfach als fortgehende Respektlosigkeit, dann passt’s auch wieder mit dem Lesefluss 😉

  14. Aro sagt:

    @Sash
    Ja, vor allem einer, der selber bloggt und das nicht nur seine PR-Abteilung machen lässt.

  15. Martin sagt:

    Meisterklasse. Vielen Dank dafür 🙂

  16. Sash sagt:

    @Aro:
    Ja, das wäre der Unterschied 🙂

    @Martin:
    Ich danke zurück für den begeisterten Kommentar 🙂

  17. toitoi sagt:

    Der alte Bundespräsi fuhr nur hier im Blog – der neue tatsächlich im Berliner Taxi! 😀
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,816696,00.html

  18. highwayfloh sagt:

    JETZT weiss ich endlich, „WEM“ wir „Steuerzahler“ immer die teuren Spesen für die Dienstfahrten unserer Volksvertreter zu verdanken haben …

    … und auch das nachreisende Taxi, falls mal (wieder) ein Dienstwagen „abhanden“ kommt … ähm … sich „verirrt“ hat, mangels „Ortskundeprüfung“ … ROFL ..

    Herrlich geschrieben!

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