Taxifahrer und ihre Taxis

…und einparken!

Als Taxifahrer sammelt man Fahrpraxis. Eine ganze Menge. Sicher, die Kollegen aus den Bussen und den LKW mögen lachen über unsere bescheiden vor sich hintickenden Kilometerzähler, aber 2.000 bis 5.000 Kilometer monatlich sind doch einiges im Gegensatz zu manchem Nur-privat-Fahrer, der über die 9.000 km jährlich, die in seinem Vertrag mit der Versicherung festgehalten sind, nie herauskommt. Wie wir alle wissen, macht Routine uns zu besseren Fahrern, bla Keks.

Da ist sicher auch etwas dran, aber wenn man mich fragt, was das Taxifahren für Auswirkungen auf mein fahrerisches Können hat, dann muss ich mit Tränen in den Augen zugeben:

„Ich verlerne langsam aber sicher das Einparken…“

Es ist ein Drama sondersgleichen. In Stuttgart habe ich bereits meinen Fahrlehrer in schweißgebadete Zustände getrieben, wenn ich schwungvoll die letzten Zentimeter meines Autos ausgenutzt habe. Als ich dann in freie Wildbahn entlassen wurde, hab ich das auf die Spitze getrieben. Als persönlichen Rekord möchte ich verbucht wissen, dass ich den Renault Mégane meiner Mutter – bei dem man die Front so wenig sehen konnte wie bei der 1925 – am Berg (!) ohne Feindberührung in eine Parklücke bugsiert habe, die sich im Nachhinein als kaum 15 bis 20 cm länger als das Auto herausgestellt hat.

Ohne Witz: Ich bin ein Meister im Einparken!

Natürlich hab ich mir das bitter erkauft, denn alle meine bisherigen Unfälle betrafen den ruhenden Verkehr. Aber ich hab auch die Sprinter des Behindertenfahrdienstes in vergleichsweise enge Lücken in engen Einbahnstraßen untergebracht und die Autos meiner Eltern wirklich zentimetergenau dort eingefädelt, wo kurz zuvor die Besitzer wesentlich kleinerer Fahrzeuge nach 5 Versuchen aufgegeben hatten.

Und jetzt? Wann muss ich denn bitte mal einparken?

Die meisten Stopps erledigt man in zweiter Reihe, die Straßen in Berlin sind ohnehin überdimensionierter und hier vor dem Haus haben wir nur Parallelparkplätze. Mit denen können einige zwar auch nicht umgehen, mich haben sie immer schon gelangweilt und meine diesbezügliche Einweisung in der Fahrschule dauerte exakt einen Versuch lang – danach hat mein Fahrlehrer zugegeben, dass ich das wohl kann…

Nur selten – aber immerhin manchmal – ist wenigstens Position 5 am Ostbahnhof noch eine „Herausforderung“. Da muss man manchmal tatsächlich einparken. Es kommt allerdings auch oft vor, dass Kollegen die Position erst einnehmen, wenn bereits zwei bis vier Fahrzeuglängen Platz ist. Im Großen und Ganzen würde ich da allerdings nicht die Park-Skills der Kollegen für verantwortlich machen, sondern eher deren Willen, noch ein bisschen länger auf der „Abstauberposition“ 6 zu verharren, die Fahrgäste gerne für den Beginn einer zweiten Schlange halten und man somit von ihr oftmals schnell mit zahlender Kundschaft wegkommt.

Wie dem auch sei: Ich habe also im Laufe der Zeit festgestellt, dass ich immer schlechter im Einparken werde. Das ärgert mich zwar, ist aber erst mal bedeutungslos, weil ich es ja im Gegenzug auch kaum mehr muss. Ursache und Wirkung vermischen sich hier.

Nun hab ich aber einmal mehr meine Lieblingshalte mit Leben erfüllt und der Kollege vor mir rutschte auf – auf Position 5. Platz war mehr als genug, selbst seine E-Klasse hatte noch ungelogen drei Meter (!) Spielraum zum Rangieren. Und was macht besagtes Wunderkind der Fahrkunst und der Kommunikation?

Er hupt meinen Kollegen Yussuf auf Position 4 an, weil der noch etwa 80 cm zum Dritten in der Reihe aufrutschen konnte. Ich selbst hatte mir davor überlegt, ob ich nicht letztlich auch noch dorthin passen würde. Hab die Überlegungen dann aber auf Eis gelegt, weil ich befürchtete, damit die Platzangst des Kollegen eher zu forcieren. Also hab ich es wie Yussuf gehalten und nichts gemacht. Und damit einen Kunden von der Abstauber-Position an Land gezogen…

13 Kommentare bis “Taxifahrer und ihre Taxis”

  1. Daniel sagt:

    Du sprichst mir aus der Seele! Ich bemerke, wie mir der Caddy und die E-Klasse größere Probleme bereiten als unsere beeindruckende Auswahl von 8-Sitzern oder auch die Busse. Und meinen Privatpassat parke ich auch wesentlich leichter ein als die höchstens gleichlange E-Klasse (wobei mir die E-Klasse auch insgesamt unhandlicher vorkommt).

    Was ich aber noch bemerkenswerter finde, ist, wie schnell mich in einer fremden Stadt die Suche nach einem Parkplatz aufregt. Wie Du schreibst: mit dem Taxi braucht man das so gut wie nie – Aussteigen lassen geht immer und wenn ich irgendwo auswärts eine Wartezeit habe, muss der Parkplatz ja nicht zwingend am Ort des Geschehens sein, wozu gibt es schließlich Mobiltelefone. Mit dem Bus bin ich ohnehin auf andere Parkplätze angewiesen, die von den meisten Städten auch ganz gut ausgeschildert werden und privat erledige ich meine meisten Fahrten mit Fahrrad oder Bahn… Will sagen: ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem ich mich immer frage, wie man freiwillig mit einem Auto zum Einkaufen fahren kann – es gibt ja wohl nichts Umständlicheres 🙂

  2. Och nö, ich als Busfahrer lach dich nicht über deine gefahrenen KM aus – Wer beruflich täglich konzentirert stundenlang fährt, ist ein Berufskraftfahrer. Egal ob Kurier, Bus, LKW, Taxifahrer.

    Und eben weil es das hektische Berlin ist, bist du vielleicht in deinem PKW ein größerer Profi als mancher Brummifahrer, der nur auf der Autobahn mit Tempo 80 juckelt.

  3. Sash sagt:

    @Daniel:
    Es ist irgendwie schon eine komische Sache, sowas alltägliches nicht mehr zu machen. Und: Darüber macht sich natürlich keiner einen Kopf. Aber dafür gibt es ja mich 😉

    @Busfahrer Michael:
    Schön, ich weiß das zu schätzen. Aber mal im Ernst: Wie viel Kilometer kommen denn bei dir so täglich zusammen? Oder monatlich? Hast du da einen Überblick?

  4. Wie sieht eigentlich die Lage bei den maskierten Consultants dieser Welt aus? Zählen die auch zu den Berufskraftfahrern? Okay, ich komme vielleicht nicht ganz an euer Maß ran, aber die 30k km schaffe ich mit auf dem Rücken gebundener Hand und Automatik problemlos. 😉

    Und was das Einparken angeht: Bei den heute üblichen unübersichtlichen Dreckskarren ist man echt auf diese elektronischen Helferlein angewiesen. Meine ersten Fahrzeuge waren noch wunderbar übersichtlich, dass ich problemlos in eine Lücke kam, die eine Bildzeitungslänge vorne und hinten Platz boten.

  5. @ Sash:

    ich komme im Linienverkehr derzeit auf ca. 6.000 – 7.000 km / monat

    Zu Reisebusfahrer-Zeiten war ich bei 10.000 – 12.000 km / monat

  6. Rike sagt:

    Letztens hatte mein Taxifahrer sein Funkgerät an und die Zentrale fragte bestimmt 5 Minuten lang nach einem Taxifahrer, der mal einen Kollegen rückwärts aus der Parklücke zieht. Das verursachte bei mir auch ein mentales Fragezeichen.

  7. Sash sagt:

    @Busfahrer Michael:
    Interessant. Danke! 🙂

    @Rike:
    Aus einer Parklücke? Naja, vielleicht war er ja eingeschneit oder so…

  8. Manuel sagt:

    Deine Erfahrungen erklären vielleicht auch das Trauerspiel, das ich gestern auf dem Taxistand neben dem Gebäude meines Brötchengebers erleben durfte: Da brauchte ein Zafira fahrender Taxler für eine gefühlt riesengroße (ich hab sie nicht gemessen) Lücke Einparkhilfe eines anderen Taxifahrers. Gestern habe ich mir an den Kopf gefasst, heute glaube ich das Beste von Deinem Kollegen – er hat es einfach nur verlernt 😉

  9. Sash sagt:

    @Manuel:
    Ganz klar: Opfer des Berufes, quasi Spätschäden… wird irgendwann noch in den Katalog der Krankenkassen aufgenommen, bin ich mir sicher 😉

  10. gala sagt:

    was bin ich froh, dass ich nicht taxi-fahren muss 😉
    ich bin nämlich froh, dass ich einparken kann und auch das Gaspedal finde 😉
    (ja das geht auch als Frau)
    Da werden dann schonmal Wetten abgeschlossen, ob man das auto in die Parklücke reinbekommt.
    Wäre aber schon froh, wenn ich das elektronische Helferlein ausschalten könnte
    das geht mir jedesmal auf die nerven.
    Da ich es aber gewohnt bin verschiedenste Autos zu fahren (vom smart/Panda bis hin zum Sprinter/T5) ist das wohl kein Problem.
    LG Gala, mit ca 60k km im Jahr auf verschiedensten Autos

  11. Samara sagt:

    Ha, der Mitbewohner ist während des Studiums Taxi gefahren. Er fährt sehr gut lange Strecken, er fährt super nachts. Ich benutze ihn gern als lebendes GPS. Gelernt ist eben gelernt. Aber einparken kann er wirklich nicht. Manchmal holt er mich vom Flughafen ab, fährt nach Hause und lässt mich einparken.

  12. Sash sagt:

    @gala:
    Na bei dem Kilometerumsatz haste ja auch Vorsprung 😀

    @Samara:
    Haha, bestätigt die Allgemeinheit meiner Aussagen ja aufs Beste! 😀

  13. dt64 sagt:

    @der Maskierte:
    30-40tkm scheinen bei technischem Aussendienst ganz gut hinzukommen, liegt bei uns ähnlich. Vor n paar Jahren lag ich mal für n halbes Jahr bei 20tkm/Monat, da fragt man sich, wann man denn neben dem Rumgefahre noch die Arbeit machen soll…

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