In den Kommentaren zu meiner Frage nach dem Sinn und Unsinn von Hummer-Fahrzeugen als Taxi ging es mehr oder weniger hoch her. Olli hat z.B. als Verfechter großer und luxuriöser Taxen gemeint:
Ein Taxifahrer als Umweltaktivist passt eben genau so wenig, wie ein Zigarettenhersteller als Unterstützer des Nichtraucherschutzgesetzes!
Diesem konkreten Vorwurf habe ich dann doch einiges entgegenzusetzen. Ich habe mich zu Beginn, als ich anfing mit Taxifahren, auch gefragt, ob sich das mit meinem Anspruch an Naturschutz und ökologisch durchdachte Lebensweise decken kann. Ich setze meine Ansprüche an mich selbst zwar so oder so leider nicht konsequent in allen Details um, aber mich hat der Gedanke gestört, nun die Ölindustrie zu stützen, die Automobilindustrie, etc.
Ganz ehrlich: Über ein für jeden Zivilisationsfreund hinausgehendes Maß tue ich das nicht. Unter der Annahme, dass ein öffentlicher Personennahverkehr auch eine Individualausführung besitzen muss, ist es eigentlich gar nicht so verkehrt, Taxi zu fahren.
Den Sinn des Gewerbes zweifel ich nicht ernsthaft an. Klar, in meiner Jugend hätte ich auch gedacht, Taxen seien nur was für Snobs und Besserverdienende, aber mein Alltag zeigt mir, dass wir tatsächlich öfter gebraucht werden. Und zwar nicht nur von Bequemlichkeitsjunkies oder selbstverschuldet im Drogenrausch gelandeten Spinnern. Die alte Oma beim wöchentlichen Einkauf, der Nachtschichtler mit beschissenem sonstigen ÖPNV-Anschluss, die nur so halbwegs kranke Mutter auf dem Weg zum Arzt oder jeder Teil der Restbevölkerung bei einem Bahnstreik: Dass es Taxen gibt, macht irgendwann mal für fast jeden Menschen Sinn.
Natürlich wirkt es in erster Linie einmal unsinnig, dass wir Fahrer die ganze Zeit in der Stadt umherfahren, um Kunden zu finden. Was für eine Spritverschwendung!
Das stimmt zum Teil, auf der anderen Seite stehen wir meist mehr als dass wir fahren (wenn wir nicht besetzt sind). Wer jetzt aber unbedacht die vielen Liter Sprit hochrechnet, die grundlos verbrannt in die Atmosphäre geblasen werden, muss im Gegenzug auch darüber nachdenken, dass es tatsächlich Leute gibt, die dank der Verfügbarkeit von Taxen kein eigenes Auto unterhalten (müssen). Und so lange man ein eigenes Auto nicht jeden Tag für die Fahrt zur Arbeit braucht, rechnet sich das durchaus manchmal. Ich hatte schon Kunden, die mir gesagt haben, sie sparen sich inzwischen das Auto und fahren dafür ein paar Mal im Monat mit dem Taxi heim, wenn sie unterwegs waren.
Autofahren ist natürlich nie „gut“ für die Umwelt. Aber gerade die Leute, die auf die Anschaffung eines Autos verzichten, sind letztlich die, die sich – natürlich auch weil Taxen teuer sind – nur bei einem tatsächlichen Notfall (=notwendiger Fall) dafür entscheiden, Auto zu fahren. Gerade in einer vom öffentlichen Nahverkehr gut erschlossenen Großstadt wie Berlin schließen Taxen die letzte Lücke, um ein persönlich autofreies Leben zu ermöglichen. Mache ich zum Beispiel ja auch so. Ich hab nur das Glück, dank meines Jobs fürs gelegentliche Taxi vom Ikea nach Hause nix zu zahlen, weil ich es selber fahren kann.
Von den Kunden richtig genutzt ersparen Taxen die Produktion von Autos, deren Unterhalt und wahrscheinlich sogar eine Menge Sprit, weil wir durchschnittlich weniger „unsinnige“ Leerkilometer fahren, da wir oftmals nach der Tour weitere Kunden in der Umgebung aufnehmen, während man privat ja immer z.B. nach Hause fährt.
Zugegeben: Taxen umgibt immer noch diese Aura des unbezahlbaren Luxus, der eigentlich gemacht ist für die Geschäftsmänner, die den Fuffi auch noch schnell mit auf die Rechnung des Millionendeals aufschlagen.
Tatsächlich sind wir längst Massendienstleister. Wer ein Taxi nutzt, wenn es nötig ist, vielleicht sogar mal nicht nur alleine, der gönnt sich im Prinzip wesentlich weniger Luxus als derjenige, der sich für ein paar wenige Fahrten ein Auto anschafft.
Wenn man es mal veranschaulichen will: Was ist Taxifahren anderes als Car-Sharing mit Fahrpersonal?
Dass die Kunden natürlich angemessen transportiert werden sollen, steht außer Frage. Und ob man persönlich den Luxus höher wertet als die Umweltfreundlichkeit, das bleibt (leider?) den Kunden überlassen.
Natürlich muss man als Fahrer in dem Wagen bequem sitzen und seine Arbeit vernünftig erfüllen können, und natürlich sollten die Kunden auch entsprechend der aktuellen Mögichkeiten sicher sein. Tatsächlich aber erfüllen alle Anforderungen an einen vernünftigen Taxenverkehr sowohl mein Opel Zafira, der Dacia vom Taxiblogger, Klaus und Torstens E-Klassen sowie der Hummer mit dem mir noch unbekannten Fahrer.
Die Erwartungshaltung der Kunden ist letztlich aber sowohl der individuelle Grund zur Taxenwahl am Stand, als auch (wenn sich beispielsweise bestimmte Autotypen als zu unbeliebt erweisen würden) für die Anschaffungen der Betriebe.
Was den meisten Kunden nicht bewusst ist: Taxifahren ist nicht so teuer, weil man dann endlich mal in einem Mercedes mitfahren kann – Taxifahren ist in erster Linie teuer, weil man einen Fahrer dazu bekommt, der seinen Lebensunterhalt mit diesem Job verdient. Bei einer normalen Taxifahrt kostet alleine der Fahrer etwa die Hälfte, wenn nicht mehr. Wenn man dann die Unterhaltskosten und die Firmenkosten dazuzählt, stellt man fest, dass ein Auto mit Fahrer eben seinen Preis hat, und man nicht teuer für den Weg bezahlt, weil da jemand einen besonderen Luxus anbieten will – die Unterschiede zwischen den Autos würden den Tarif nicht groß verändern.
Mein Chef vertritt die Meinung, im Grunde seien die Taxen fast allesamt übermotorisiert. Er schafft eigentlich nur noch Opel und VW neu an, und ich finde seine Einstellung diesbezüglich sehr lobenswert. Denn es ist natürlich ein (vielleicht kleiner) Beitrag zum Umweltschutz, auf die ganz großen Kisten zu verzichten. Egal, ob das privat oder geschäftlich ist.
Ergo: Taxen können gerade aus Umweltschutzgründen ein sinniges Angebot sein. Ob das aber so ist, liegt letztlich auch am Kunden.
Olli darf meinetwegen gerne weiter mit dem Hummer fahren. Wenn ihm der Luxus so wichtig ist, dann ist das sein gutes Recht. Die Frage, ob Taxifahren umweltfreundlicher sein kann, berührt das indes nicht. Das hat man als Kunde selbst in der Hand, denn wir Taxifahrer fahren ja nicht grundlos durch die Gegend. Wir tun es für unsere Fahrgäste, und zwar letztlich genau so wie sie es wollen.
Solltest du nicht dazusagen, dass du mit CNG, also Erdgas fährst? Das ist doch nochmal ein ganz gewaltiger Umweltschutzaspekt, da die Schadstoffemissionen verglichen mit Benzin bzw. Diesel eklatant geringer sind… Hat also nicht nur ne Auswirkung auf den Geldbeutel 😉
Hummer = Luxus? Das verstehe ich nicht! 🙂 Luxus ist für mich eher in Richtung Maybach angesiedelt. Und ich habe meinem Chef schon mal mitgeteilt, daß ich auch mit Schlips und Kragen (und auch weißen Handschuhen) mein Taxi lenken würde, wenn das Fahrzeug dazu passt. Zur Zeit ist es ein Passat und da komme ich eben mit Jeans und T-Shirt zur Arbeit.
Zum Umweltaspekt sage ich nur: Taxis ersparen Privatautos und die Anzahl der Autos ist das Problem. Die meisten sind leider 23 h pro Tag kostbare geparkte Rohstoffe.
Es mag daran liegen, dass ich wirklich selten Taxi fahre, aber einen Hummer als Taxi habe ich hier in Hamburg noch nie gesehen. Was wir haben sind diese hässlichen, zartrosanen Limosinen, die die Puffs für die Extra-Zahler bereitstellen. Wirkt aber auch lächerlich, wenn man mit so nem Ding rumfährt, besonders da es meistens ja nur vom einen Ende des Kiez zum anderen geht.
Ich persönlich würde aber niemals einen Hummer als Taxe wählen – genau wegen des Umweltschutzaspekt. Dass Taxifahren nicht ökologisch „korrekt“ ist, weiß ich natürlich auch. Aber es macht für mich dennoch einen Unterschied, ob ich nur ein bisschen umweltschädlich unterwegs bin oder das ganze quasi exzessiv betreibe 🙂
Er schafft eigentlich nur noch Opel und VW neu an, und ich finde seine Einstellung diesbezüglich sehr lobenswert. Denn es ist natürlich ein (vielleicht kleiner) Beitrag zum Umweltschutz, auf die ganz großen Kisten zu verzichten. Egal, ob das privat oder geschäftlich ist.
Ich weiß ja nicht ob du eine E Klasse als große Kiste bezeichnen würdest, einen entscheidenden Vorteil hat sie aber bereits in der Taxi – Grundausstattung: Die Restwärmeheizung. Wo man als Fahrer anderer Fahrzeuge ständig den Trecker laufen lassen muss ( stinkt, laut und umweltunfreundlich ), weil man sich schon bei 7 Grad plus den Hintern abfriert, macht man im Daimler einfach die Restwärmeheizung an.
Meine Kritik an Ollis Spruch (den du oben ja zitiert hast) ging auch dahin, dass dem Taxifahrer das Umweltbewusstsein abgesprochen wird, nicht dem Unternehmer. Das empfinde ich als Frechheit, denn als Angestellter habe ich wohl kaum die Möglichkeit, die Entscheidungen des Unternehmers zu übernehmen.
@Max:
Ach weisst du, es geht ja nicht darum, ob ich jetzt noch ein bisschen umweltfreundlicher unterwegs bin als irgendwer sonst. Und ich glaube wirklich, dass es – selbst mit der üblichen Diesel-E-Klasse umweltfreundlicher sein kann, Taxi zu fahren.
@Taxi 123:
Ja, und sie rosten vor dem eigentlichen Ablauf ihrer Haltbarkeit durch.
@iamneopunk:
Ich glaube auch nicht, dass sich die Autos in dem Gewerbe durchsetzen werden 🙂 Letztlich kosten sie ja auch mehr Geld…
@Mariha:
Das mit der Restwärme ist tatsächlich ein nicht so schlechter Einwand. Wobei ich aus der Praxis berichten muss, dass die Mercedes-Fahrer auch nicht sonderlich oft auf den Betrieb ihres Motors verzichten…
Und ob ich mit ein paar Stunden Laufenlassen am Stand wirklich die 1 bis 3 Liter/Kilo Sprit wieder reinhole, die ich sonst jede Schicht weniger verbrauche? Ich glaube es ehrlich gesagt nicht.
@Aro:
Die Kritik ist ja auch richtig – wobei ich ja keine Ahnung hab, ob der Fahrer in dem Fall nicht sogar selbständig ist. Deswegen wollte ich das Thema an der Stelle nicht weiter vertiefen. Ich glaube persönlich, Ollis Kritik ging auch eher in die Richtung, man solle den Job nicht ergreifen, wenn man was für den Umweltschutz tun will. Und darauf, denke ich, hab ich die passende Antwort gefunden 🙂
Amen.
Hey Sasch hab mich mit dem Fahrer des Hummer Taxis unterhalten.Der Hummer ist wie dein Zafira eine Erdgas Taxe….nur zu Info! Ein bis Dato stiller Leser deines Blogs und ein Kollege.
@Thomas:
Danke!
Ich hatte das ja auch schon gehört. Hat er auch erzählt, wie viel er verbraucht?
Das Auto, Der Chef, Der Job, Der Verkehr, Die Arbeitsmittel, Die Fahrgäste, Die Kollegen, Kuppler.
Welche Kategorie passt hier nicht? Richtig, die letzte! Es fehlt der Artikel. Obwohl ich es schöner fände die Artikel ganz weg zu lassen. AMIRITE?
Ne wie der Zufall so will, wollten dann Fahrgäste unbedingt Hummer Taxi fahren 😉
@Thomas:
Hmm, das ist natürlich schlecht 😀
@Anon:
Naja, es ist gar nicht so leicht, alle Kategorienamen entsprechend anzupassen. Da kann es auch mal ein kleines bisschen nach Kraut und Rüben aussehen…