Mürrisch

„Aber sonst ist alles ok?“

hab ich die vier Mädels gefragt. Es war die erste Tour des Abends, und die Laune war bei eigentlich allen Anwesenden gut. Meinetwegen hätte die Fahrt zwar etwas länger sein können, aber es war mal wieder eine Gruppe, die ich hinten in der Schlange abgegriffen habe, weil ein paar meiner Kollegen keine große Lust auf Partyvolk hatten. Die Wartezeit war also kurz.

Ich hatte gerade eine Diskussion über Avril Lavigne mit meiner Kurzzeit-Beifahrerin geführt, als aus dem Fond ziemlich laut ziemlich unanständige Dinge gesagt wurden. Und darauf hat sich meine Frage bezogen. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

„Ja klar, hört man doch!“

Darüber sinnierend, ob es inzwischen tatsächlich gesellschaftlich anerkannt ist, seine gegenwärtige Stimmung mit einer Zustandsbeschreibung des eigenen Genitalbereichs auch Fremden gegenüber mitzuteilen, bin ich dann weitergefahren. Mit der gesprächigen Dame auf dem Beifahrersitz habe ich einen neuen Radiosender gesucht, die Lautstärke der Stimmung angepasst und mich ein wenig gefreut, dass die nun lautstark skandierten Texte wenigstens auf englisch und damit für Passanten unverständlich waren. Dem Mitsingen nach auch für die Person auf der linken Seite hinter mir, aber das ignorieren wir mal 😉

Kurzum: Eigentlich war es ganz nett, und trotz nicht ganz so guter Musik war das ein prima Einstieg in die Schicht. Und dann kam DIE Aussage schlechthin:

„Sie könnten langsam mal mürrisch werden!“

„Wie bitte?“

„Naja, bisher hatten wir immer so total mürrische Taxifahrer. Nerven wir sie nicht?“

„Nee, sorry! Ich hab schon schlimmere Ausdrücke gehört und schlechtere Musik sowieso. Außerdem ist die Tour gar nicht so kurz und ich verdiene Geld dabei. Mich würde es viel mehr stören, wenn ihr hier alle depressiv rumsitzen und mein Auto vollkotzen würdet.“

Also so sinngemäß hab ich das gesagt.

2 Minuten später war die Fahrt zu Ende, und neben dem üppigen Trinkgeld (3,80 €) gab es dann noch eines der schönsten Komplimente der letzten Zeit:

„Bist’n super Taxifahrer. Ehrlich! Bewahr dir das in deinem Leben!“

Ich versuche es 🙂

6 Kommentare bis “Mürrisch”

  1. Falcon030 sagt:

    Ich muss an dieser Stelle einfach mal die Berliner Taxifahrer loben – bis auf den Muffelkopf, der uns letztes Jahr nach Schönefeld zum Ferienflieger gebracht hat (und der trotz der 5 Euro Trinkgeld weder „Danke“ noch „Tschüss“ gesagt hat), war ich bis heute nur mit freundlichen und netten Fahrern unterwegs. Und das, obwohl ich meistens zu unchristlichen Zeiten mit dem Taxi fahren muss.

  2. Sash sagt:

    @Falcon030:
    Danke im Namen aller Kollegen!
    Freut mich, dass es auch bemerkt wird, wenn wir unsere Arbeit gut machen. Und zur unchristlichen Zeit: Wir Nachtfahrer haben ja durchaus unseren Rhytmus angepasst, um damit umgehen zu können 😉

  3. Aro sagt:

    Genau, wir fahren sogar am Sonntagvormittag, wenn alle in der Kirche sind.
    (Außer ich, ich fahre aber auch freitags nicht)
    (Aber nicht aus religiösen Gründen!)
    (Jetzt reicht’s aber mit den Klammersätzen.)
    (Oder?)

  4. Ana sagt:

    Klammersätze (und das muss hier mal (in aller Deutlichkeit) gesagt werden (was ich hiermit quasi zu tun gedenke (muss „gedenke“ hier groß geschrieben werden? (wobei… im Internet ist ja eh (fast) alles egal (die Rechtschreibung betreffend)),)) sollten stets eine schließende Klammer zu wenig haben.

  5. nadar sagt:

    Hach ja, bei einem solchen Lob strahlt man über alle vier Backen. 😉
    Meinen Glückwunsch dazu.

  6. Sash sagt:

    @Ana:
    Mindestens!

    @nadar:
    Ja, sowas ist immer toll! 😀

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