Weisheiten von Kunden

„Ein Eiszapfen ist DANN ein Verkehrshindernis, wenn 3 Feuerwehrautos drumrum parken um ihn abzumachen!“

Wo er Recht hat, hat er Recht 😉

Kalt! Nee, kälter!

Boah, was war das diese Nacht gruselig…

Gestern wäre ich schon fast nicht aus dem Haus gekommen, weil mein Kiefer irgendwie der Meinung war, er müsse meine Schmerztauglichkeit auf den Prüfstand stellen. Macht da ein Weisheitszahn Radau? Verdient hätte ich es, so viele Weisheiten wie ich hier unters Volk bringe 😉

Naja, letztlich hab ich mich dann doch aufgerafft, aber trotz in bedenklichem Maße überdosierten Schmerzmitteln war die Nacht ziemlich quälend. Der Umsatz war von meiner Seite aus eigentlich ok, aber natürlich hatten alle Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, deutlich mehr. Und mit deutlich meine ich Summen jenseits meines Silvesters…

Aber sei es drum! Ich bin ja wirklich kein Neidhammel. Immer hin hat Jo mich an meiner Stammhalte besucht und ich hatte keine stressige Kundschaft.

Ich hab um 5 Uhr schon Feierabend machen wollen, da kam mir die Kälte – die ich bisher nur beim Rauchen oder eben aus dem Auto hinaus beobachtet hatte – in die Quere. An der Stammtanke meines Vertrauens habe ich drei Minuten gebraucht, um den Wagen vollzutanken. Das ist bei Erdgas nicht unnormal und auch nicht schlimm. Ein bisschen abenteuerlich war dann, dass mir binnen dieser paar Minuten die Kiste zugefroren ist.

Zentralverriegelung tat nicht mehr, das Schloss war eingefroren und ich stand da. Sowohl die dicke Winterjacke als auch das Handy lagen natürlich im Auto…

Aber hier muss ich mal die Jungs von der Nachtschicht an der Holzmarktstr. loben!

DANKE!

Einer meiner beiden Stammverticker hat mir mit warmem Wasser und Enteiser-Spray wieder ins Auto geholfen, und ich verspreche hiermit feierlich, dass das noch einen Kaffee als Belohnung nach sich zieht. Oder meinetwegen auch ein komplettes Frühstück! Es tut gut zu wissen, dass auch andere Menschen das Wort Kundenservice ernst nehmen!

-15,5°C hat das Thermometer angezeigt, als ich dann wenig später aus dem Auto gekraxelt bin.

Die Heckklappe war da natürlich schon zugefroren, die ZV tat wieder gar nicht… man sollte meinen, der Zafira ist für wärmere Gefilde konstruiert. Glücklicherweise hab ich jetzt einen Tag frei!

10 Minuten hat es gedauert, bis ich auf Glatteis zur Landsberger Allee gewatschelt war, und da die Bahn wirklich noch 12 Minuten gebraucht hätte, hab ich mir ein Taxi heim genommen. Immerhin war mein Trinkgeld heute ausreichend, damit ich mir das leisten konnte!

Der Kollege wäre zwar sicher nicht meine erste Wahl gewesen, wenn ich mich in der Lage gefühlt hätte, etwas zu warten, aber es war in Ordnung. Immerhin hat er mich nicht zu bescheissen versucht und dass er die ganze Zeit über das schlechte Geschäft (beim Zweifachen meines Umsatzes) gemeckert hat, schien mehr der Tatsache geschuldet, dass ich mich als Kollege geoutet habe.

Jetzt sitze ich also im Warmen und bin heilfroh, dass ich das Haus nun für mindestens 24 Stunden nicht verlassen muss. Aber Montag Nacht soll es ja noch kälter werden…

Stylischer Schichtbeginn

Die Modemessen rocken wirklich rein. Glücklicherweise!

Der Januar ist nicht ohne Grund in der Branche verschrieen, letztes Jahr lagen die stündlichen Umsätze bei mir gut 25% unter denen vom Dezember. Das tut schon ziemlich weh. Davon kann dieses Jahr keine Rede sein. Und woran liegt es? Natürlich daran, dass man eher 1,9 als 1,5 Kunden pro Stunde hat. Aber auch an Touren wie dieser:

Am Donnerstag bin ich relativ pünktlich losgegurkt. So um 20 Uhr rum. Ein Winker wollte mir den Start nicht versüßen, aber bei meinem Entreffen am Ostbahnhof habe ich mich als Vierter einreihen können. Das ist vergleichbar mit einer Supermarktkasse, bei der der Kassierer das Wechselgeld beim Vorbeilaufen schon passend in der Hand hat: Wahnsinn.

Ich hab auch nach weniger als anderthalb Minuten eine Frau im Auto gehabt. Ziel: Eine Str. in Friedrichshain, Boxhagener Kiez. Naja, das ist natürlich nicht die Welt, Pi mal Daumen 8 Euro, aber wenn es so schnell geht…

Kaum war sie eingestiegen und hatte das Fahrtziel genannt, meinte sie aber:

„Ich hab aber gleich eine Frage…“

OK, was wird das? Kartenzahlung? Kein Geld? Geburt im Auto? Nix dergleichen.

In einer Viertelstunde müsste sie zum Hamburger Bahnhof (das ist eine Berliner Addresse, keine Panik!) und ob wir da irgendwas ausmachen könnten. Wir haben ein bisschen kundenfreundlich hin und her überlegt, sind dann aber doch zu dem Ergebnis gekommen, dass es der sinnvollste und gangbarste Weg wäre, wenn ich mit laufender Uhr vor der Türe warten würde.

Und obwohl sie dank Zugverspätung mächtig in Eile war, hat die Tour hervorragend geklappt. 27 € und damit runde 10 mehr, als ich Kilometer auf dem Tacho stehen hatte. Dazu kam ein dankbares Aufrunden auf 30 und eine zufriedene Kundin. Wenn ich nur noch solche Touren hätte, würde ich auch immer brav ein Stündchen auf sie warten, ganz ehrlich! 🙂

Ich nehme alles zurück! OK, nicht alles, aber immerhin!

Jetzt habe ich die negativen Seiten des neuen Dachschildes ja oft genug hier durchgekaut. Aber jetzt muss ich der Fairness halber erwähnen, dass ich derletzt offensichtlich wegen der Werbung eine Tour hatte. Ich vermute zwar stark, dass es ein Einzelfall bleiben wird, aber ich will ja ehrlich bleiben hier 😉

Ich stehe als 15. in der Schlange am Bahnhof. Die Zeit schlage ich mit Lesen tot und ein Brötchen hab ich auch ausgepackt, um nebenher ein bisschen was in den Magen zu bekommen. Plötzlich grinst es neben mir am Fenster. Äußerst kundenunfreundlich muss ich gewirkt haben, mit einem Haufen halbzersetzten Teigs im Mund. Immerhin ist mir beim Lächeln nichts davon rausgefallen.

Und die nette Dame sagte in gebrochenem Deutsch mit einem permanent unterdrückten Lachen:

„Ich gesehen „Taxi macht Appetit“ und du essen…“ *grins*

Naja, ich hab ja auch lieber Kunden als dass ich Pause mache:

„Tja, sehen sie: Es muss also stimmen!“

Und eine Tour für 8 € ist weitaus besser als noch eine halbe Stunde warten 🙂

Fucking bigger

Drei angetrunkene Iren, die sich ins Generator Hostel kutschieren ließen, waren vom Matrix und überhaupt vom Nachtleben im winterlichen Berlin nicht so angetan. Zitat:

Kilkenny is fucking bigger than Berlin, I swear!“

Das kratzt am Selbstbewusstsein

Die Kunden haben die freie Fahrzeugwahl. Das ist eine in meinen Augen sinnvolle Regelung in der Taxiordnung, die für eine gewisse Kundenfreundlichkeit garantiert. Schließlich kann man so spätestens nachdem sich der gewünschte Fahrer als Depp geoutet hat, ein anderes Taxi nehmen. Oder man kann sich für sein sauer verdientes Geld den Luxus einer Fahrt im Mercedes statt im Dacia gönnen, bzw. auch mal würdigen, wenn Fahrer ihr Auto gut in Schuss halten.

Gut, es gibt aus unserer Sicht auch Nachteile. Klar. Kunden wählen das Auto oft aus Unwissenheit oder vermeintlichem Wissen nach kuriosen Maßstäben. Und natürlich ist es nicht schön, wenn man wegen eines hässlichen Pickels auf der Stirn als erster in der Reihe ständig übergangen wird.

Aber im Großen und Ganzen ermutigt es uns Fahrer, den Kunden was zu bieten. Ob das nun ein ordentliches Auto, ein gepflegtes Erscheinungsbild unser selbst oder das Präparieren für bestimmte Klientel bedeutet: Unser Ding!

Neulich hatte ich allerdings den wirklich fiesen Fall, dass ich in einer schlechten Nacht mehrfach übergangen wurde. Das passiert öfter, aber so auffällig war es noch nie.

Ich bin gerade nach zwei Stunden erfolglosen Wartens vom Ostbahnhof weggefahren. Keine Züge mehr, zu viele Kollegen da und sowieso nichts los. Bitter. Nach ein paar Minuten Herumgurken vor diversen Kneipen habe ich mich ans Matrix gestellt. Vor mir 2 Mercedes. Nach ein paar Minuten fährt ein Kollege aus unserem Betrieb – auch mit einem Mercedes – hinter mir ran. Kurz darauf löst sich aus dem Club eine „große“ Traube Menschen und ich freue mich, da ich das einzige Großraumtaxi bin, und man damit durchaus recht gute Chancen vor dem Matrix hat, als erster wegzukommen. Pustekuchen!

Alle 3 Daimler sind besetzt weggefahren und ich stand weiter da. Aber gut, alles nicht so wild. Dass aber mein Kollege nach einer Viertelstunde wieder hinter mir landete, und das nächste Mal wieder vor mir weg war, DAS hat echt wehgetan 😉

Vielleicht liegt es ja doch am Dachschild…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Ciao, Vorsätze…

Am Wochenende kommt es ja bisweilen vor, dass man als Taxifahrer ein vielbeschäftigter Mensch ist. Gut, so für 2 Tage die Woche finde ich das ganz in Ordnung 😉

Ich hab am Matrix Kunden geladen, 5 Leute. Unscheinbar, junge Erwachsene südländischer Herkunft.

Ein Mann von der anderen Straßenseite sprach mich an und fragte, ob es denn gerade sehr schwer sei, ein Taxi für 5 Leute zu kriegen und sagte, dass die Zentrale ihm keinen vermitteln konnte. Kunststück, wer braucht am Wochenende Funk? Ich hab meine Fahrgäste gefragt, wo sie hinwollen, und als sie mir sagten, dass sie zum Tresor wollten, hab ich dem Mann versprochen, dass ich in spätestens 15 Minuten wieder da wäre. Ich hab allerdings auch gesagt, dass er gerne ein anderes Taxi nehmen könne, wenn eines kommt. Kleine nette Zusage, die mich vor Enttäuschungen bewahrt…

Tatsächlich kam auf der Stelle ein zweiter Großraumwagen und ich war diese Verpflichtung los. Nicht nur das: Da der Kollege so dämlich kundenorientiert gehalten hat zum Einladen, hab ich erst einmal um den Block fahren können. Naja, 60 Cent sind 60 Cent.

Die Truppe in meinem Auto war verdammt nett, aber es entbrannte eine anstrengende Diskussion übers Essen. Hunger hätten sie noch. Naja, einer nicht, aber der Rest und überhaupt und sowieso. Ob wir an einem McDonalds vorbeikommen würden…

Klar. Je nach Wahl des Umweges haben wir zwei zur Auswahl.

Also entschieden sie sich, beim Mac zu halten und zwei von ihnen sind ausgestiegen um Essen zu holen. Ich hab die nette Einladung auf was zum Essen abgelehnt und mich darüber gefreut, dass sie nicht den McDrive genutzt haben. Die Uhr lief ja…

Während des kurzen Aufenthaltes im/am Auto, den ich auch noch zu einer Kippenpause genutzt habe, durfte ich einem spannenden Gespräch über eine offensichtlich mehr als desolate Beziehung inklusive Eifersucht, Uncoolness und Koran lauschen. Zugegeben: Ich war froh, als die beiden zurück kamen.

Bevor es losging, bekam ich allerdings zwei Cheeseburger in die Hand gedrückt mit dem Vermerk, ich solle mich nicht so haben und das Essen annehmen. Ach was soll’s? Die Fahrt war dann ja schnell vorbei, und ich muss zugeben, dass 13,10 € + 1,90 € Trinkgeld + 2 Cheeseburger das bisher beste Ergebnis vom Matrix zum Tresor war.

Und nun hatte ich die beiden Cheeseburger da liegen.

Ich wehre mich eigentlich immer gegen Geschenke von Kunden. Zum einen bin ich in der Regel mit allem versorgt und zum anderen gibt es ja auch so Leute, die einem großzügig was schenken und dann im Nachhinein der Meinung sind, man könne ja jetzt auch den Betrag vom Preis abziehen. Da ich am Monatsende allerdings auch auf Euro angewiesen bin, weil Cheeseburger sich nicht ohne Grund noch nicht als verbreitete Währung durchgesetzt haben, fällt mir diese eigentlich nicht unfaire Tauschaffäre nicht leicht. Besser: Sowas geht nicht und ich lehne ab.

Aber manchmal gibt es dann eben doch einen Kaffee, ein Bier oder eben Cheeseburger, wenn man abgelehnt hat. Ohren zu haben bedeutet ja nicht, Worte zu verstehen…*

Und ich hatte mir vorgenommen, diesen Monat vegetarisch zu leben…

Das bedeutet nicht, dass ich nicht tierisch Bock auf Cheeseburger hatte. Aber eine Gewissensentscheidung war es eben schon. Moralisch war es nicht schlimm, da ich es eigentlich nur vorhatte, weil ich mal was anderes machen wollte, mich selbst mal an einer Stelle zu ändern, die ich bisher nie geändert habe – und nicht aus ideologischen Gründen. Aber da haben mich meine Fahrgäste eiskalt erwischt.

Der erste Gedanke war ja, einen Kollegen damit zu beglücken, aber nach wenigen Metern hatte ich eine Tour nach Marzahn. Und als ich dann da stand, mit zwei fast kalten Cheeseburgern, am Arsch der Welt, hab ich sie einfach gegessen. Ich fühl mich nicht schlimm dabei. Im Gegenteil: Ich fühle mich bestätigt darin, dass es manchmal Umstände gibt, die einfach fies sind.

Und wem hätte es was genutzt, wenn ich zwei geschenkte Cheeseburger in den Müll geworfen hätte?

*Hey, ich finde das grundsätzlich wahnsinnig nett, wenn es nicht mit Hintergedanken verbunden ist. Aber im Gegensatz zu den Fahrgästen bin ich bei der Arbeit und habe diesbezüglich auch eine andere Einstellung zum derzeit laufenden Geschäft. Ich verdiene so mein Geld zum Leben, hab rechtliche Verpflichtungen etc. pp. Das bleibt auch so, wenn ich der nette, coole, oder kumpelhafte Taxifahrer bin.