Lieber Kollege M.,

aller Anfang ist schwer. Ich kenne die Situationen, in denen man am Verzeifeln ist, weil man trotz fleissigen Lernens eben nicht alles sofort weiss.

Die Strecke vom Zenner nach Kaulsdorf ist ein bisschen verzwickt, und ich würde sagen, ich hab sie auch nicht auf dem besten Wege hinbekommen. Zumal man so oder so immer ein Stückchen gegen die eigentliche Richtung fahren muss, was mich bis heute noch irgendwie nervös macht. Aber es geht ja nicht anders!

Deinen offenen Umgang damit weiss ich natürlich zu schätzen, wenngleich ich denke, dass man die Zielfindung mittels Navi irgendwie erwarten kann. Ich weiss nicht, was du für ein Navi hast, aber ich hab ein eingebautes von Opel mit einer CD von 2006 – schlechter kann man kaum ausgerüstet sein.

Und ja, es ist fies, dass der Markgrafendamm derzeit (seit mindestens einem Jahr) gesperrt ist. Direkt daneben existiert allerdings die Kynaststr., die dessen Funktion hervorragend übernimmt. Das sei dir von einem nicht mehr ganz neuen Kollegen mit auf den Weg gegeben.

Aber ungeachtet der Anfängerschwierigkeiten und den Problemen der deutschen Sprache:

Es ist untragbar, Fahrgäste an einer Kreuzung aus dem Auto zu schmeissen unter Benennung des Grundes „Ich finde den Weg nicht!“ Etwas mehr Hilfe wäre vielleicht angesagt gewesen.

Aber sei dir versichert, die Fahrgäste sind (durchaus auch dank Navi) wohlbehalten auf einer guten Route heimgekommen und haben immerhin 3 € Trinkgeld gegeben!

MfG,

Sash

Wochenende!

Sowohl so als auch so ist Wochenende. Ich hab die Samstagsschicht nun hinter mir und damit mal wieder einen freien Tag. Das Wochenende lief so, wie es eigentlich immer laufen sollte: Kein großer Stress, dennoch viele Touren und gelegentlich eine kleine blogbare Geschichte. Die Umsätze waren wirklich gut, was man bei 213 und 257 € wohl sagen kann, und insofern habe ich keine Beschwerden auf Lager.

Gut, ich bin gestern nicht zu wirklich viel gekommen und bin jetzt auch ziemlich müde – aber ich glaube, nach insgesamt rund 22 Stunden Arbeit seit Freitag Abend darf man das auch sein. Oder ich zumindest! 🙂

Ich hoffe, ich verlerne es nie, mich nach einem solchen Wochenende so wohl zu fühlen!

Ich tanke Erdgas! (Nachtrag)

So, jetzt habe ich heute bereits von Kollegen gehört, dass mein Chef schon am Fluchen sein soll, weil die von der Klebefront ihren Auftrag nur unzureichend erfüllt haben. Z.B. eben die alten Kleber nicht runtergemacht…

Kann also gut sein, dass sich das Erscheinungsbild meiner Kiste noch ändert.

Aber die Lacher für meinen Kraftstoff hab ich jetzt natürlich auf meiner Seite 🙂

Ich tanke Erdgas!

… und ich bin „not amused“.

Aber gut. Ich hab ja jetzt dank baulicher Besonderheiten meines Autos kein Dachschild mit Werbung bekommen. Das hat mich gefreut, da bin ich ja ehrlich. Ich denke jetzt zwar nicht, dass Kunden deswegen nicht einsteigen oder ich mir noch kuriosere Dinge über mein Auto anhören muss als bisher – aber es ist ja auch eine gefühlsmäßige Sache. Zumal ich es echt nicht leiden kann, wenn auf dem Dach noch ein knapper Meter irgendwas dazu kommt und ich im Auto kein Gefühl dafür habe.

Da mein Chef natürlich trotzdem gerne ein paar Euro verdienen möchte, habe ich nun also neue Seitenwerbung. Da hab ich jetzt grundsätzlich auch mal gar kein Problem mit, denn letztlich hab ich auch was davon, wenn mein Chef finanziell gut dasteht. Und wenn es nur ist, dass er deswegen weniger gestresst ist 🙂

Ich kann mir allerdings zwei Anmerkungen nicht verkneifen:

1)
Warum gerade für die B.Z.? Da bin ich einer von den wenigen Fahrern, die nie auf die Idee kommen würden, dieses Schundblatt zu lesen, und dann fahr ich mit Werbung dafür rum. Ich find’s unangemessen. Andere würden das sicher gerne machen, ich nicht!

2)
Ist eigentlich irgendjemand da draussen in den Sinn gekommen, dass die Werbung ein wenig kurios wirkt, weil die alte darunter nicht abgemacht wurde? Kann es sein, dass da mal wieder die rechte Hand nicht wusste, was die linke tut?

Also, was tanke ich jetzt?

Klar:

Ich tanke Banknoten-Konfetti, Quelle: Sash

Ich tanke Banknoten-Konfetti, Quelle: Sash

Wer sich fragt, was es mit der Werbung auf sich hat: Die B.Z. wirbt gerade irgendwie mit ihrer langen Geschichte und fährt als Anzeigentexte irgendwelche Überschriften zu wichtigen geschichtlichen Ereignissen – ohne weiteren Inhalt. Wahrscheinlich kann ich mit der Währungsreform noch zufrieden sein. Ich würde der B.Z. ja auch zutrauen, eine Meldung zu Hitler’s Machtergreifung geschrieben zu haben. Und da wär dann echt Sense bei mir. So gesehen ist das hier ja schon fast wieder niedlich 😉

Der Unterschied von "im" und "ins"

Klar, der liegt schonmal definitiv bei 150 bis 200 €.

Und das liegt auch daran, dass es definitiv weniger Stress ist. Es geht natürlich ums Kotzen im/ins Auto. Ich bin eine ganze Weile am Matrix gestanden, und ich war nicht wirklich erfreut, dass ausgerechnet meine potenziellen Kunden aus drei Jugendlichen bestanden, von denen einer nur mitgeschleift wurde, weil er nicht mehr selbst stehen konnte.

Ich bin erstmal kurz im Wagen sitzen geblieben und hab gewartet, was passiert – schwer mit mir ringend, was ich aus der Situation machen sollte. Die Kids haben draußen noch vor sich hindiskutiert, also bin ich dann doch ausgestiegen. Die erste Frage der potenziellen Kundschaft war tatsächlich:

„Hey, guten Abend! Haben sie Kotztüten?“

Man kann immerhin nicht behaupten, dass sie sich der Problematik nicht bewusst waren.

Kotztüten habe ich seit mir mein Rucksack geklaut wurde nicht mehr im Auto und so musste ich das verneinen. Sie haben gefragt, ob ich nicht einen Kollegen anhauen könnte. Die erschöpfende Antwort eines Kollegen war der Hinweis darauf, dass ich „sowas“ ja „nicht mitnehmen“ muss. Ich hab den inzwischen drei Helfern gesagt, dass sie sich da selbst drum kümmern müssten und hab ihnen auch deutlich gesagt, dass ich alles andere als begeistert bin.

Sie waren allesamt sichtlich eingeschüchtert und sich der beschissenen Situation bewusst. Sie haben mir erklärt, dass sie auch nur ein Taxi nehmen, weil sie es für unverantwortlich halten würden, vom Bahnhof noch einen so weiten Weg zurückzulegen, und dass es mit der Bahn sicher auch nicht ganz ungefährlich sei. Sie wären froh, wenn er möglichst schnell heimkommt – und sie wären ja die ganze Zeit dabei. Dass er auch in die Tüte kotzt, dafür würden sie schon sorgen.

Ich hab sie daran erinnert, dass es vielleicht auch angebracht wäre, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, was sie aber für unnötig erachteten, da er zum einen „sowieso schon alles rausgekotzt“ hätte und sie sich lieber selbst kümmern wollten. Die verständnisvolle und völlig professionelle Reaktion auf meine Aussage hin

„ich möchte nur gleich eines klarstellen: Der letzte, der mir ins Auto gekotzt hat, hat 200 € bezahlt. Und das ist nicht zuviel oder unüblich – da könnt ihr meine Kollegen fragen!“

hat mich dann davon überzeugt, dass ich es versuchen werde. Zudem hatte einer von ihnen inzwischen auch eine Tüte aufgetrieben, deren Größe so praktisch war, dass man dem Patienten die Henkel über die Ohren hängen konnte. Dieses Bild hat mich trotz der unangenehmen Situation sogar zum Lachen bringen können und ich hab’s zugelassen, dass sie ihren Freund hinten einladen. Dieses Mal hab ich auch drauf geachtet, dass er nicht an der verschlossenen Tür sitzt, obwohl er sich so oder so nicht mehr viel selbstständig bewegt hat.

So, endlich waren die Pferde gesattelt.

„Wo soll es eigentlich hingehen?“

„Nach Mahlsdorf!“

Also immerhin auch noch eine lohnende Tour, bei der man die 5 Minuten zu Beginn gerne investiert. Die Fahrt verlief überaus angenehm und problemlos. Der Kerl hat zwar noch ein paarmal ein bisschen Galle hochgewürgt, aber laut den Mitfahrern hat die Tüte – die, wie sich herausstellte, vom Boden vor dem Club stammte – mehr gestunken als das, was nachher der Inhalt war. Alles ist sauber geblieben und ich hab mich mit dem verbleibenden Rest sehr angenehm unterhalten und eine wirklich sehr gechillte 25€-Tour gehabt.

Ich gebe zu, nach der ganzen Aktion und eingedenk der Tatsache, dass ich der wahrscheinlich einzige war, der sie mitgenommen hätte, habe ich mir etwas mehr als 1,60 € Trinkgeld erhofft, aber überdurchschnittlich war es ja immerhin…

Ich mach für Geld sicher nicht alles, und ich war kurz davor, die Tour abzulehnen. In dem Fall war aber klar, dass ich mir sehr großer Sicherheit keinen Stress bekomme, und der Typ von Leuten versorgt wird. Wären seine Freunde mir irgendwie unangenehm aufgefallen, dann wäre es das gewesen. Aber ich möchte auch mal anmerken, dass unsere Dienstleistung ja durchaus auch mal in die Kategorie „Hilfe“ fällt. Klar war der Typ selbst schuld, aber so lange ich das Risiko für mich einschätzen kann, kann ich auch dämliche Leute befördern. Und immerhin kriege ich ja tatsächlich Geld dafür.

Kundenwünsche zum Nächsten

Ich weiss, der Artikel Bei meiner Ortskundeprüfung… wird immer noch kommentiert, aber was ich heute mal wieder von einem Kollegen gehört habe, muss ich einfach bloggen. Geht nicht anders!

Die schnellste Route statt der kürzesten wird natürlich mal gewählt. Nachts ist das natürlich eher selten, und die meisten zählen ja auch nicht wirklich die Ampeln. Der Kollege hat aber heute wirklich den Traumkunden erwischt. Die vorgeschlagene Route war so fantastisch, dass er sie – obwohl kein Kind von Traurigkeit – wirklich nicht komplett so durchgezogen hat wie verlangt.

Ich weiss, diese Beiträge sind für Nicht-Berliner öde – vielleicht erstellt Klaus ja mal wieder ein paar nette google-Maps-Links 😉

Die Fahrt ging vom Flughafen Schönefeld zur Wichertstraße. Ich würde hier ja gerne mal wieder raten lassen, wie der Kunde fahren wollte, aber da kommt keiner drauf. Von Spaß-Antworten wie „über Spandau“ mal abgesehen. Zu hundert Prozent hat mir der Kollege die gewünschte Route nicht geschildert, aber die Eckdaten sind:

Autobahn bis… Tempelhofer Damm (bis wo auch sonst?)

Dann über den Mehringdamm zum Potsdamer Platz

Durch den Tiergartentunnel

Ich nehme an, der Rest wäre dann über Reinickendorfer gegangen…

Also laut dem Fahrgast soll das der Weg mit den wenigsten Ampeln sein. Ok!? Aber ich sag es euch ganz ehrlich: Ich werde niemals alle von der Länge her sonst noch in Frage kommenden Routen darauf abklopfen!

Mein Kollege hat am Mehringdamm dazu angeregt, vielleicht doch gleich wieder ein wenig in den Osten zu fahren, um die Schönhauser Allee gen Norden zu nehmen. Der Kunde meinte dazu:

„Des is schon kürzer, ne?“

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Witzig… wenn man es nicht ernst meint!

Folgende Geschichte neulich auch von einem Kollegen gehört. Kennt als Witz wahrscheinlich jeder:

Betrunkener Fahrgast: „Bring minahaaauuuse!“

Taxifahrer: „Gerne doch! Wo wohnen sie denn?“

Betrunkener Fahrgast: „Das geht dich einen Scheißdreck an!“

Na gut, dann halt nicht…

Ganz im Ernst: Als Kinder haben ich und mein Bruder im Urlaub mit Autofahrern auch solche Spielchen gespielt. Aber wenn man sich das bis zum Entdecken von Drogen nicht abgewöhnen kann – oder es wenigstens als das auffasst, was es ist – ein Witz – dann ist das schon bedenklich!