Biermeile-Kundschaft. Zwei Kerle, gut einen im Tee, eher prollmäßig gekleidet – aber nach dem ersten Hallo zwei eigentlich gar nicht so unsympathische Gestalten. Sie waren jedenfalls die meiste Zeit damit beschäftigt, über ihre Freundschaft und die zu den anderen eben zurückgelassenen Leuten zu philosophieren. Und wo sollte es hingehen?
„Ersma zur Aral – ich will noch’n Bier. Und dann nach Hohenschönhausen!“
„Ähm, welche Aral denn?“
„Die auffer Brücke. Immer geradeaus, sag ick Dir dann.“
Die in Lichtenberg also. Kann man machen, ist halt ein „kleiner“ Umweg:

„Immerhin fast eine Gerade …“ Quelle: osrm.at
Ich hab da jetzt aber auch nicht den Besserwisser raushängen lassen. Ich hätte zwar vermutet, die Total-Tanke an der Storkower hätte auch ein Beck’s und ein Berliner Kindl gehabt, aber was weiß ich schon …
Der Stopp an der Tanke dauerte. Der Ausgestiegene ließ es sich nicht nehmen, am Nachtschalter mit einer ebenfalls dort vorgefahrenen anderen Kundin zu flirten und überhaupt war die Stimmung angenehm entspannt. Wünscht man sich viel öfter genau so mit Partygängern. Nach dem Wiedereinstieg kam dann das Problem auf, dass die Bierflaschen ja geöffnet werden mussten. Die beiden verfielen in einen gewissen Sucheifer, den ich mir nicht lange angetan habe. Ich hab ihnen mein Feuerzeug gereicht. Der Erste öffnete sein Bier und war glücklich. Der Zweite im Grunde auch, nur stammelte er anschließend, dass das Feuerzeug nun wohl hinüber sei.
„Ach, wenn da Plastik abgesplittert ist – scheiß drauf!“
„Nee, Meista, ehrlich: Du brauchst ein neues! Hol ick Dir, keen Problem. Aber Du brauchst ein Neues!“
Und in der Tat, er hatte mal eben versehentlich den kompletten Kopf mit dem Zündmechanismus abgebrochen.
„Tut mir ehrlich leid, weeßte, eijentlich sind wir Profis im Bieraufmachen, ehrlich, ick schwör!“
Hätte ich nicht die traurigen Überreste meines Feuerzeugs in der Hand gehalten, ich hätte es geglaubt. Aber gut, so haben wir am Ende noch einen zweiten Tankstellenstopp gemacht. Dieses Mal war die Kassiererin diejenige, die sich einen langen Monolog mit sicher quälenden Entscheidungsfragen gefallen lassen musste, zumindest blickten sie und der Kunde hinter ihm interessiert in meine Richtung, wohl um zu sehen, wer denn dieser Taxifahrer ist, der so gewaltsam um sein Eigentum gebracht worden war. Freudestrahlend kehrte er dann zurück und überreichte mir feierlich gleich zwei Feuerzeuge.
„Eines von denen gefällt Dir hoffentlich!“
Eine gewagte Aussage bei zwei identischen. 😉 (Für ein Foto: Twitter)
Am Ende setzte ich sie beide an ihren Wohnungen ab und für die ohnehin reichlich teure Tour (29,90 €) gab es auch noch ein Trinkgeld von 2,10 € obenauf. Natürlich klappt das nicht immer – aber genau sowas erhoffe ich mir, wenn ich die Biermeile entlanggurke und auch mal anhalte, obwohl ich skeptisch bei den Fahrgästen bin.
