the street with the girls

Insbesondere die Leser meines Buches dürften sich auch heute noch an ihn erinnern: Den himmelblauen Australier. Der, der von seinem Hostel nur noch wusste, dass der Name mit C anfängt und „at a place called Platz“ liegt. An dem auch ein Zug oder sonst irgendeine Bahn fährt. Nun, der Kerl hat nun einen richtig guten Nachfolger. Und der wollte wohin?

„To the street with the girls, you know?“

OK, mir war klar, dass es nicht einfach um Mädchen, sondern um Prostituierte ging. Das engt die Auswahl schon ein. Aber eben nur so halbwegs.

„In the center, you know?“

Ein Schelm, wer dabei an die Oranienburger Straße denkt. Die war es nämlich genau nicht. Am Ende war es mit der Kurfürstenstraße immerhin meine zweite Idee – was aber vom Ostbahnhof aus immer noch einen guten Umweg bedeutet hat. Mir sollte es also recht sein. Aber seine Sorglosigkeit bezüglich seiner Zieladresse war wirklich atemberaubend:

„OK, you’re staying in a hostel. Do you have the name?“

„No, of course not! I’m just here for one fucking weekend!“

Ähm, ok. Das ist natürlich total, äh, einleuchtend. 0.o

Diese besondere Wertschätzung

Ich hab das Auto mit 6 Leuten wirklich voll beladen bekommen. An der Biermeile. Den Trikots nach zu urteilen fünf Sportlerinnen und ihr Trainer. Er nahm vorne Platz, die Mannschaft (die Sportart weiß ich leider nicht) hinten. Während die Mädels gut gelaunt sangen und quatschten, fragte auch er mich wegen des Großraumzuschlags aus. Immerhin hätte ich ihnen damit ein weiteres Taxi erspart, da wäre das ja nicht so wild. Und überhaupt: Das koste jetzt nur so Pi mal Daumen 13 €? Wie würden wir Taxifahrer denn dann bitte ordentlich Geld verdienen? Ich hab ihm die Frage entsprechend unseres Gesprächs auf englisch beantwortet:

„Well, the secret is: we do not!“

Die Tour war wirklich nicht lang, es ging zum Radisson Blue am Alex, aber er brachte ein paar sehr pointierte Fragen unter zu meiner Arbeit und ihrer Bezahlung, dass ich es schon beachtlich fand. Er betrieb das beileibe nicht, um einfach eine Vorlage für Smalltalk zu finden, ihn haben die Berliner Taxifahrer wirklich interessiert.

Am Ende stand die Uhr bei 8,90 € plus eben dem einen Fünfer Zuschlag. Er kramte einen Zehner raus und meinte:

„This is for the ride.“

Dann legte er einen Fünfer obenauf und betonte:

„And this is for the other taxi we would normaly have taken too.“

Dann sammelte er ein wenig Kleingeld unter den Mädels ein und überreichte sie mir mit den Worten:

„And this is the tip. You’re doing a great job, I appreciate that. I couldn’t do that and you should be proud of what you’re doing. This is great. I enjoyed to meet you and I wish you a very succesful shift!“

Ich könnte jetzt pseudopathetisch damit schließen, dass diese Worte mir viel besser getan hätten als das Geld. Und ja, das haben sie vielleicht, das hat sich echt gut angefühlt. Aber als chronisch unterfinanzierter Taxifahrer muss ich doch auch mal anmerken, dass satte 11,80 € Trinkgeld einfach auch eine ziemlich geile Sache waren! 😀

Erst mal zur Aral …

Biermeile-Kundschaft. Zwei Kerle, gut einen im Tee, eher prollmäßig gekleidet – aber nach dem ersten Hallo zwei eigentlich gar nicht so unsympathische Gestalten. Sie waren jedenfalls die meiste Zeit damit beschäftigt, über ihre Freundschaft und die zu den anderen eben zurückgelassenen Leuten zu philosophieren. Und wo sollte es hingehen?

„Ersma zur Aral – ich will noch’n Bier. Und dann nach Hohenschönhausen!“

„Ähm, welche Aral denn?“

„Die auffer Brücke. Immer geradeaus, sag ick Dir dann.“

Die in Lichtenberg also. Kann man machen, ist halt ein „kleiner“ Umweg:

"Immerhin fast eine Gerade …" Quelle: osrm.at

„Immerhin fast eine Gerade …“ Quelle: osrm.at

Ich hab da jetzt aber auch nicht den Besserwisser raushängen lassen. Ich hätte zwar vermutet, die Total-Tanke an der Storkower hätte auch ein Beck’s und ein Berliner Kindl gehabt, aber was weiß ich schon …

Der Stopp an der Tanke dauerte. Der Ausgestiegene ließ es sich nicht nehmen, am Nachtschalter mit einer ebenfalls dort vorgefahrenen anderen Kundin zu flirten und überhaupt war die Stimmung angenehm entspannt. Wünscht man sich viel öfter genau so mit Partygängern. Nach dem Wiedereinstieg kam dann das Problem auf, dass die Bierflaschen ja geöffnet werden mussten. Die beiden verfielen in einen gewissen Sucheifer, den ich mir nicht lange angetan habe. Ich hab ihnen mein Feuerzeug gereicht. Der Erste öffnete sein Bier und war glücklich. Der Zweite im Grunde auch, nur stammelte er anschließend, dass das Feuerzeug nun wohl hinüber sei.

„Ach, wenn da Plastik abgesplittert ist – scheiß drauf!“

„Nee, Meista, ehrlich: Du brauchst ein neues! Hol ick Dir, keen Problem. Aber Du brauchst ein Neues!“

Und in der Tat, er hatte mal eben versehentlich den kompletten Kopf mit dem Zündmechanismus abgebrochen.

„Tut mir ehrlich leid, weeßte, eijentlich sind wir Profis im Bieraufmachen, ehrlich, ick schwör!“

Hätte ich nicht die traurigen Überreste meines Feuerzeugs in der Hand gehalten, ich hätte es geglaubt. Aber gut, so haben wir am Ende noch einen zweiten Tankstellenstopp gemacht. Dieses Mal war die Kassiererin diejenige, die sich einen langen Monolog mit sicher quälenden Entscheidungsfragen gefallen lassen musste, zumindest blickten sie und der Kunde hinter ihm interessiert in meine Richtung, wohl um zu sehen, wer denn dieser Taxifahrer ist, der so gewaltsam um sein Eigentum gebracht worden war. Freudestrahlend kehrte er dann zurück und überreichte mir feierlich gleich zwei Feuerzeuge.

„Eines von denen gefällt Dir hoffentlich!“

Eine gewagte Aussage bei zwei identischen. 😉 (Für ein Foto: Twitter)

Am Ende setzte ich sie beide an ihren Wohnungen ab und für die ohnehin reichlich teure Tour (29,90 €) gab es auch noch ein Trinkgeld von 2,10 € obenauf. Natürlich klappt das nicht immer – aber genau sowas erhoffe ich mir, wenn ich die Biermeile entlanggurke und auch mal anhalte, obwohl ich skeptisch bei den Fahrgästen bin.

Danke, Internet!

„Was soll’n hier der Scheiß mit 5 € Zuschlag?“

„Genau! Wofür bitte ein Fünfer?“

„Haste se nicht mehr alle!?“

„Das kannste Dir gleich stecken, Alter!“

🙁

Aber gut, man gibt ja selbst die Resterampe von der Biermeile nicht vorschnell auf:

„Das ist der Zuschlag für mehr als vier Personen.“

Aber, nun ja:

„Das ist niemals ein Fünfer, verarsch mich hier nicht. Das sind zwofuffzich.“

„Genau genommen waren das einsfünfzig …“

„Sag ich doch!“

„… bei einer Person extra. BIS VOR EINEM MONAT …“

„Ach laber nich‘, Alter … ich fahr doch jede Woche Taxi, pass bloß auf – ich googel das!“

„Ja, bitte, mach mal!“

Das Geplärre ging weiter, die Truppe war der wahrgewordene Alptraum nach einer Tariferhöhung. Den Scheiß könne ich mir abschminken, sie würden mich sowieso gleich anzeigen, ich hätte ja wohl keine Ahnung vom Taxifahren – wenn alle geprellten Kunden so drauf wären, gäbe es kaum noch Betrüger unter Taxifahrern, ganz ehrlich! Muss man mal anerkennend sagen. Und sauer bin ich auch so nicht auf sie, denn der Typ neben mir hat tatsächlich kurz sein Telefon befragt und anschließend einmal scharf in die Runde gerufen:

„EY, HALTET MAL DIE FRESSE! ER HAT RECHT! Er hat Recht, das ist wirklich der neue Tarif!“

Und – zack! – war das eine eigentlich ganz angenehme Tour mit einem Zwischenstopp an der Bank, mit auf meinen Wunsch hin nicht zu großscheiniger Bezahlung und am Ende einem normalen Trinkgeld. Geht doch. 🙂

„Schnelle“ Winkertouren

Es war genug los in der Stadt, also hab ich mich nicht gewundert, dass eine Truppe dreier älterer Frauen mich in der Wühlischstraße herangewunken hat.

„Einmal in die Scheffelstraße …“

So sei es. Rund ein Zehner vielleicht, eine nette kleine Tour um die Ecke, wenn man so will. Am Zielpunkt meinte dann eine der Fahrgästinnen:

„Nein nein, machen Sie die Uhr nicht aus, ich muss ja noch weiter!“

Auch nicht schlecht. Also vielleicht doch eher 15 €.

„Wohin soll’s denn noch gehen?“

„Nach Buch.“

0.0

Noch. Besser. Mit Umweg über die Autobahn, einer gesperrten Straße und grundsätzlich einer ziemlich weiten Strecke waren das mal eben fixe 38 € auf der Uhr. Natürlich keine Jahrhundert-Tour, aber doch eher sowas, was einen nur einmal die Woche ereilt. Und dann im Normalfall nicht als Winkertour ohne Stress, sondern als Tour vom Stand mit Preisverhandlungen. In dem Fall war alles mehr als perfekt: Kein Stress, 10% Trinkgeld und auf dem Rückweg sogar zwei (!) weitere Fahrten, was die ohnehin schon gerettete Schicht fantastisch werden ließ. Mehr davon, heute noch, bitte! 😀

Wie ich Fahrgäste lobe

Da kam er am Ostbahnhof auf mich zu. Mit einem Einkaufswagen und drei Kästen Bier darin. An der abschüssigen Halte musste er den Wagen halten, während ich kurz das Bier in den Kofferraum gewuchtet hab. Party-Nachschub, klassischer Fall. Kaum dass er unbeladen war, meinte er nur:

„Ich bring den Wagen nur kurz weg, ich bin gleich wieder da!“

… und sprintete davon.

Da hab ich nicht anders gekonnt und ihm hinterhergerufen:

„DAS NENNE ICH MAL VERTRAUEN, JUNGE! HUT AB!“

🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Kurze Meldung in eigener Sache: GNIT für „Entdeckt!“ nominiert

Ein paar von Euch werden sich erinnern: Ich habe vor einiger Zeit ein Buch veröffentlicht, das heißt wie dieser Blog hier. Und mal abgesehen davon, dass einige von Euch sich schon ganz nett darüber geäußert haben, hat es wohl auch die Jury des Amazon-Autorenpreises „Entdeckt!“ überzeugt, weswegen es in der dritten Runde nominiert ist. Nun ist es eine Frage des Publikums, bzw. des Publikums mit Amazon-Account, über das beste Buch der Runde abzustimmen. Und da würde ich mich freuen, wenn Ihr das tun würdet. Man kann immerhin auch ein Paket mit allen Büchern gewinnen … so als kleine Motivationshilfe. 😉

Zur Abstimmung geht’s hier.

Danke jedenfalls an alle, die mir die Freude machen!

Ich muss Euch aber warnen: Falls das klappt, frage ich in der Endrunde nochmal nach! 😉