„Am Hermannplatz gesperrt“

Ob sie in der Nähe von Charlottenburg sei, fragte mich die leicht aufgebrachte Frau und sorgte damit bei mir für leichte Zweifel ob ihrer allgemeinen Zurechnungsfähigkeit, da ich keine zwei Minuten zuvor jemanden jenseits der Stadtgrenze ganz im Nordosten, in Ahrensfelde, abgesetzt hatte. Da war mit „Ach naja, was ist schon weit?“ halt auch nix mehr zu machen. Die gute Nachricht, die ich ihr überbringen konnte, war, dass die S-Bahn wirklich durchfährt, ohne Umsteigen. Aber halt trotzdem eine ganze Dreiviertelstunde.

Naja, jedenfalls sei das total schlimm und nur ihren Freunden zu verdanken, die ihr gesagt hätten, sie solle mit der U7 fahren, da am Hermannplatz alles gesperrt sei …

Mit anderen Worten: Sie hat U7 und S7 nur so mittel gut trennen können und ist mit der S7 in die falsche Richtung bis zur Endstation gefahren. Da ich jetzt nicht auf die Schnelle eine Grafik für den Linienverlauf und die Bahnhöfe Ahrensfelde, Charlottenburg und Hermannplatz anfertigen will, nehme ich eine meiner beliebten Übersetzungen ins Bundesgebiet:

Die werte Dame hat mir also in Rostock gesagt, dass sie eigentlich nach Köln wolle, nun aber hier gelandet sei, weil in Frankfurt/Main alles gesperrt sei.

Ich … verstehe. Oder so.

Im Übrigen ist da keine Fahrt draus geworden, weil ihr klar war, dass das im Taxi eine etwas teurere Angelegenheit hätte werden können. In dem Fall ungefähr 40 Euro bei absolut kürzester Strecke.

Hupschnur gerissen?

Aggressive Verkehrsteilnehmer sind ja auch so ein begeisterndes Phänomen. Gestern Abend bin ich die Warschauer langgefahren und hab an der Ampel bei der Kopernikusstraße schon zwei Leute jenseits der Kreuzung gesehen, die aussahen, als wollten sie gleich winken. Der Wagen hinter mir blinkte schon zum Abbiegen, also konnte ich nach dem Grünsignal geradeaus los und gleich den Blinker setzen, als die beiden dann wirklich winkten. Wie man das halt zwanzigmal pro Woche macht als Taxifahrer.

Dass ich dann beim Anhalten trotzdem angehupt werde, kenne ich auch schon. Je nach Laune hupe ich dann gerne zurück, wird ja schon irgendwie wichtig sein, da helfe ich gerne. Und insbesondere in Situationen wie dieser, wo ich im Vorfeld schon gesehen hab, dass da Kunden stehen, mache ich das alles locker mit rechtzeitigem Blinken und in keinster Weise hektisch. Ja, da muss man dann halt mal kurz warten, das war’s aber auch schon.

In dem Fall aber war der hinter mir super wichtig, denn seine Mami hatte ihm morgens eine Polizeiuniform rausgelegt, das entspannt so schön beim Autofahren. Und deswegen hat er auch nicht kurz gewartet, sondern musste mal eben entspannt auch die zweite Fahrspur blockieren, um neben mir zu halten und mich anzubrüllen, dass ich das ja so gefälligst nicht machen darf. (Spoiler: Ich darf!)

Also mitten auf der Straße halten. Ein paar Meter weiter wäre nämlich ein Parkplatz. Aha. Schön für den Parkplatz.

Da hat er vielleicht gemerkt, dass das mich jetzt nur so mittel beeindruckt. Trotz Rumbrüllen und Polizeiuniform. Also hat er mal flugs etwas herbeifabuliert, was weder ich noch meine Fahrgäste irgendwie bemerkt hatten. Er habe „EINE GEFAHRENBREMSUNG HINGELEGT, VERSTEHEN SIE!!!???“

Da musste ich passen. Wenn jemand eine Gefahrenbremsung ohne quietschende Reifen, aber mit Benutzung der Hupe hinlegt, dann überstrapaziert er meine Definition dieses Wortes enorm. Und im Gegensatz zu gereizten Unsympathen blinke ich auch nicht zum Spaß, sondern um ein Halten am rechten Fahrbahnrand anzuzeigen, das ist ziemlich üblich – zumal bei Taxis – und ich hab den leisen Verdacht, dass das ein Grundwissen ist, das man selbst von Polizisten erwarten kann.

Er hat dann noch ein bisschen rumgebrüllt, was bei mir in etwa wie folgt ankam:

„ICH HAB HIER DIE TEURERE HOSE AN UND BIN SAUER, DASS MEIN KAFFEE HEUTE MORGEN KALT WAR!“

Er hat dann gefragt, ob ich das verstanden hätte und das hab ich bejaht.

Und siehe da: Obwohl ich ganz offensichtlich unzählige Menschenleben gefährdet habe, durfte ich einfach weiterfahren. Ich weiß, dass viele nicht verstehen, wieso mich sowas aufregt. Die allgemeine Stimmung ist eher so „Sei doch froh, dass nix passiert ist!“.
Bin ich auch. Aber ich hab es schon oft genug hier geschrieben: Wenn ich mal Mist baue, dann stehe ich dafür gerade. Wenn ich geblitzt werde, mecker ich nicht groß rum und wenn ich sonstige illegale Dinge tue, schreibe ich das sogar mal und riskiere die Anzeige. Und hey, natürlich freue ich mich auch, wenn ein Polizist dann sagt, dass er es bei einer Verwarnung belässt. Aber sinnlos rumbrüllen, ohne irgendwas in der Hand zu haben, einfach nur, weil ihm nicht gepasst hat, dass er anhalten musste, finde ich einfach daneben. Hätte ich in dem Moment keine Kundschaft gehabt, hätte ich auf die Frage, ob ich „das jetzt verstanden“ habe, gerne ehrlich mit nein geantwortet. Ich hab’s mir drei Sekunden ernsthaft überlegt vor meinem süffisanten Ja. Wäre sicher Stoff für mehr als einen Blogeintrag geworden.

Ich hoffe, ich hab irgendwem Prügel erspart dadurch, dass der Tag des Typen etwas besser war, weil er es heute dem Taxifahrer schon mal so richtig gezeigt hat.

Serienkillerin. Das Übliche.

Kneipenauftrag in Marzahn, aber man tut als Taxifahrer ja, was man kann. Das stark alkoholisierte Pärchen kommt mir schon entgegengetorkelt, es läuft eigentlich gut. Die Zieladresse kenne ich so auf etwa 500 Meter genau, passt also auch.

„OK, die X-Straße. Also ich würde sagen, der kürzeste Weg müsste …“

„IS EJAAAL! FAHR EINFACH!“

Es ist nicht so, dass ich solche Freibriefe nicht zu schätzen wüsste, aber es gab durchaus zwei potenzielle Routen. Immerhin war seine Freundin eine helfende Stimme:

„Hier rechts, dann links. Hören Sie auf die Frau auf der Rückbank, besser nicht auf ihn.“

„Jetzt wo Sie es sagen: Scheint mir eine vernünftige Wahl zu sein!“

🙂

Ich hüte mich sonst ja sehr davor, bei Pärchenansagen parteiisch zu sein, aber hier gab es halt ein Promillegefälle von mindestens 1,5. Der Freund wollte dann unterwegs noch zu einer (bereits geschlossenen) anderen Kneipe, wusste am Ziel nicht einmal, dass er nicht in jener Kneipe angekommen ist und musste aus dem Auto gezogen werden. Mit seiner Freundin indes hab ich mich recht nett über die Schwierigkeiten mit besoffener Kundschaft unterhalten können, denn sie war Barkeeperin und dass sie mit ihm unterwegs war, kann ich bloß so interpretieren, dass es keine Fiktion ist, dass in seltenen Ausnahmefällen wirklich mal vorkommt, dass Generalverschmandete die hübsche Bedienung abschleppen.

„Keine Sorge, er ist sonst schon eher hilfreich …“

„BINSCHIER IM OCHSEN?“

„Nein, Schatz.“

„BINSCHIER SUHAUSE?“

„Das ist doch jetzt egal.“

Ich hab eingeworfen:

„Ich hoffe doch, dass das Ihr Zuhause ist, sonst hab ich Sorgen, wobei ich hier gerade helfe.“

Und sie, eiskalt:

„Ich bringe ihn jetzt in meinen Keller und morgen entsorge ich ihn dann stückchenweise.“

„SCHMUSSIN KELLER?“

„Nein Schatz, alles ok … machen Sie sich keine Sorgen, Herr Taxifahrer!“

Ich bemühe mich. 😀

Weinerlicher Trinkgeldgeber

Es gibt so Leute, die könnte man sich als Nicht-Dienstleister echt nicht ausdenken. Zum Beispiel den Typen, den ich mit zwei Kumpels in Friedrichsfelde eingeladen habe. Er sagte mir flott von der Rückbank an, dass ich sie ins Krankenhaus bringen solle, sein Freund sei verletzt. Der nun wiederum saß neben mir und sah erst einmal ganz vergnügt aus.

Aber der Typ von der Rückbank begann nach der kurzen Klärung, in welches KH sie denn nun wirklich wollten, gleich mal mit seiner wichtigen Feststellung, dass ich ja nun eigentlich verpflichtet sei, sie umsonst dorthin zu bringen, weil der Kumpel ja verletzt sei. Ich hab das ohne mal kurz alle Paragraphen zu wälzen wie folgt beantwortet:

„Nö.“

Meine neu erworbene Lieblingsnervensäge hatte Glück. Denn zum einen war sein erster Satz „Wir bezahlen natürlich trotzdem, logo!“ und zudem haben ihn seine Kumpels aufgefordert, ruhig zu sein. Aber dann stieg er während der Fahrt voll ein und versuchte mir abzuringen, dass es jetzt eigentlich nicht in Ordnung wäre, dass ich ihnen Geld berechne, weil das ja „meine Pflicht“ sei, Verletzten zu helfen.

Wie gesagt: Ich hab nicht Jura studiert und bin offen einer gegenteiligen Aussage diesbezüglich, aber ich bin mir doch sehr sicher, dass das nicht so ist. Wie ich dem Fahrgast auch schnell mal gesagt habe, bin ich als Mensch und Bürger selbstverständlich in der Pflicht, gegebenenfalls Hilfe zu leisten – was aber natürlich nicht mit einschließt, dass ich meine Dienstleistung kostenlos anbiete. Ich bin mir sicher, dass sich selbst (bzw. gerade!) im Falle von Schwerverletzten meine Pflicht darauf beschränkt, den Rettungsdienst zu alarmieren.

Aber das wollte der eloquente junge Mann nicht hören und redete und redete auf mich ein, was ich denn machen würde, wenn X und Y wäre und überhaupt und sowieso!

„Ja oder Nein? Ja oder nein? JA ODER NEIN? JA ODER NEIN? JA ODER NEIN?“

„NEIN.“

„Was, wie kannst Du, Du bist als Taxifahrer …“

„KANNST DU JETZT MAL DIE KLAPPE HALTEN!?“

Und mal im Ernst: Man muss es wirklich erst einmal schaffen, mich bei nur zwei Kilometern Strecke so zu reizen, dass ich laut werde. Aber meine Fresse war der Typ nervig. Wenn er mich wenigstens hätte ausreden lassen!

Was dann aber folgte, war so eine Art Meta-Parodie. Während der „schwer verletzte“ Kumpel auf dem Beifahrersitz seine blutende Lippe – das war die Verletzung! – im Spiegel beäugte, wurde der dritte im Bunde plötzlich nachdenklich und bat mich, doch bitte nicht so schlimme Worte zu benutzen. Ich hätte seinem Freund gesagt, er solle „die Klappe halten“ und das wäre nicht nett. Sie würden so ein Vokabular nicht benutzen und es wäre nicht fair, dass ich das tun würde.

Und das ist kein Witz. Ich hab nicht einmal „Fresse“ gesagt, obwohl es selbstverständlich genau so gemeint war*.

Der Rest der Fahrt verlief recht leise, aber dennoch mit dem anhaltenden Tenor, dass es nicht ok war, was ich gesagt hätte.

WHAT

THE

FUCK?

Während mich der schwer verletzte Beifahrer bezahlte, ermahnte mich der Ach-so-gut-bescheid-Wisser dann noch einmal, dass es echt lieb wäre, wenn ich mich bei ihm entschuldigen würde. Das war in Anbetracht der Tatsache, dass das drei Männer in meinem Alter mit großer Klappe waren, so absurd, dass ich’s einfach gemacht habe. Ich bin ja kein Unmensch und will ja nicht, dass einer weinen muss.

Und was soll ich sagen? Dafür gab’s sogar Trinkgeld.

Hätte ich keinen Blog, läge mir sehr viel daran, diesen Bullshit einfach zu verdrängen. 🙂

*Alle, die hier länger als ein paar Tage mitlesen, wissen, dass ich meine Kunden sehr gern hab und ihnen einiges verzeihe, was viele Kollegen nicht nachvollziehen können. Aber als Taxifahrer gehöre ich zu jenen Dienstleistern, die teils mehrmals pro Nacht auf Leute treffen, die nicht nur wie der Typ hier versucht, mir meinen Job und meine Rechte und Pflichten zu erklären, sondern zudem immer einen Grund parat haben, warum ich gerade für sie heute mal auf meinen ohnehin nicht sehr stattlichen Lohn natürlich verzichten müsse. Natürlich ist das manchmal nur ein Witz und ich bin nicht einmal da völlig humorbefreit, aber wenn solche Typen dann auch noch darauf bestehen, dass ich sagen soll, sie hätten aber recht, recht, recht, RECHT, REEEEHEEEEEECHT! … mal ganz im Ernst: Wie wäre Eure Laune dabei?

Unschlagbare Argumente

„Lea-Grundig 42? Da muss ich, wenn ich in der Lea …“

„Sie können auch hier erst einmal auf die Landsberger fahren.“

„Ähm … das ist aber ein ziemlicher Umweg.“

Solche Dialoge passieren oft. Zumindest mir, weil ich ja gerne um den kürzesten Weg bemüht bin. Aber die beiden Damen überraschten mich mit einer fast schon entrüsteten (allerdings wirklich nicht böse gemeinten) Reaktion:

„Ja und? WIR bezahlen das ja auch!“

Na dann … 🙂

Dreunundneißig

Ein Auftrag in Marzahn. Nach einiger Wartezeit. Nummer 39 in einer mir bekannten Straße. Das Finden war nicht schwer, aber ich war gleich etwas verwundert, denn das Haus war komplett dunkel. Aber gut, vielleicht lag die Wohnung hinten raus …

Dem war nicht so. Ich hab fünf Minuten gewartet und nebenbei nachgesehen, wo der Name an der Klingel steht. Nicht dass ich um ein Uhr nachts vorhatte zu klingeln*, aber mal nachsehen schadet ja nicht. Aber nope. Ohne das dunkle Haus wäre das auch kein Ausschlusskriterium gewesen, aber so hab ich nach zwei Gnadenminuten eine Fehlfahrt eingegeben und war weg.

Dann kam ungelogen 30 Sekunden später ein neuer Auftrag für die selbe Straße rein. Nummer 93. Na klar. 😉

Und als ich ankam, erwarteten mich bereits auf der Straße zwei völlig pralle Russen. Ich hab nicht nachgefragt, aber ich bin mir sicher, ich kann in etwa abschätzen, wie das passiert ist. 😀

Ach ja: Ab da war’s eine vergnügliche Tour mit gutem Trinkgeld. Passt schon.

*ich kann natürlich klingeln, aber was wenn ich einen Freund der Familie heimfahren soll und die Kinder schlafen schon seit vier Stunden?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Parkplatztouren

Ich hab heute ernstlich während der Parkplatzsuche zum Abstellen des Autos einen Funkauftrag angenommen. Dabei war die letzte Tour schon stressig und irgendwo in zwei Quadratkilometern um die Firma rum wird ja wohl was frei sein!

Aber ich war schon so lange am Suchen, ich hab mir lieber einen Gaststättenauftrag gedrückt. Unter der Woche um drei Uhr irgendwas. Zu einem Casino. Verzweiflung, endgültige.

Ich bin zum Casino, musste beim Wenden dreimal um eine korpulente Frau mit Hackenporsche und zweimal um Baustellenpoller kreisen, stieg aus um wie verlangt im Casino bescheid zu geben, da meint die Frau:

„Da is zu. Ick bestelle.“

Naja, besser als eine Fehlfahrt.

„Wo darf’s denn hingehen?“

fragte ich, nachdem wir ihr zentnerschweres Gefährt zu zweit in den Kofferraum gewuchtet haben.

„Gänse alle.“

„Gänseallee?“

„Ja. Gänse alle!“

Ihr Deutsch war gar nicht so schlecht, die Aussprache war halt nur so mittel sauber. Also hat auch das offensichtliche etwas gedauert:

„Gänseallee, da muss ich leider nachgucken.“

Woraufhin sie mich SEHR entgeistert ansah.

„Ja, tut mir leid – welcher Stadtteil ist das denn?“

„WAS?“

Und das war nicht böse gemeint, sondern erstaunt. Etwas zu Recht, denn sie fügte an:

„Isse Nökn!“

„Ach, Sie meinen GRENZALLEE? In Neukölln?“

Da muss ich jetzt auch als Taxifahrer sagen: Die Straße hat eine eigene Autobahnausfahrt, das sollte man kennen. Sie gab mir noch eine Nummer, die hab ich mal kurz ins Navi gehauen, um zu checken, auf welcher Seite der seit Jahren bestehenden Sperrung die liegt, erhielt eine Antwort und gut war. Auf nach Nökn!

Die Adresse schien am Ende der Straße zu liegen, da war die Sperrung egal. Komisch wurde mir, als wir uns über die Sperrung unterhielten und sie, obwohl sie meinte, dort öfter zu sein, nix von einer Baustelle wisse. Die eine fucking Baustelle, die mir seit Jahren meine Lieblingsroute zum Flughafen versaut!

Am Ziel angekommen guckte sie dann auch ernüchtert. Nein, hier hatte sie nicht hinwollen. Und das Navi war leider auch keine Hilfe, denn die von ihr gegebene Nummer in den 160ern existierte schlicht nicht. Sicher, vielen Dank auch hier nochmal ans dümmste Navi des Planeten, das nicht sagt „Adresse existiert nicht“, sondern mich bei der Eingabe von Nummer 167 einfach zur höchsten verfügbaren schickt! 🙁

Aber ich hab’s gecheckt: Google macht das leider genauso.

AARGH! Was inzwischen wohl alles an Parkplätzen frei war!

Aber die Kundin war eine nette. Sie hat versucht, die Freundin zu erreichen, mit der sie sich treffen wollte und ich hab erst einmal die Uhr ausgemacht. Wenn’s nachher die 67 sein sollte … die paar Meter.

Aber die Freundin meldete sich nicht. Was ich wesentlich verstörender fand als die Kundin, die sich mit ihr treffen wollte. Ich hab echt in einer sehr schrägen WG gewohnt, in der schon entfernte Kumpels mal geklingelt haben, um sich eine Pizza in den Ofen zu schieben. Aber mit zwei Zentnern Rentnersackkarre nachts um drei zu jemandem fahren und „Ach, schläft vielleicht schon“ als Erklärung hinzunehmen, finde ich komisch.

Ich will ehrlich sein: Ich dachte umgehend an Demenz oder sowas. Sie war jetzt zwar nicht hochbetagt, aber zwei bis zweieinhalb Jahrzehnte hatte sie mir schon voraus und man weiß ja nie.

Sie überlegte dann aber auch aktiv mit und fragte mich mal spontan, welche Allee sie denn sonst gemeint haben könnte. Da war doch auch der Bahnhof …

OK, Taxifahrer-Grundwissen: Neukölln. S-Bahnhöfe gibt es da nur begrenzt. Und in diesem Stadtteil ist es die Karl-Marx-Straße, nicht -allee (und der Bahnhof dazu heißt eh schlicht ‚Neukölln‘), am Ende bleibt als Verdacht nur die eine, dank filmischem Denkmal auch bundesweit bekannte Sonnenallee.

„Sonnenallee?“

„Sonnalle! Sonalle! Ich sagen Gänsealle, ist Sonnalle! Sonnalle 167!“

Das kommt nahe ran an australische Touris, die zu „a place called platz“ wollen!

Da ich mittlerweile ein paar Meter vorgerollt war, hatte das Taxameter die Tour bereits beendet. Ich hätte jetzt eiskalt eine neue starten können, aber ich hab ihr als Zeichen meines guten Willens vorgeschlagen, dass ich jetzt noch eine Kurzstrecke für 5 € reinhaue und dass es damit gut ist. Sie hat hocherfreut in die Hände geklatscht, sich tausendmal entschuldigt und mir am Ende gutes Trinkgeld gegeben. Gott sei Dank also doch keine verschwendete Unterbrechung der Parkplatzsuche!

Ach ja, die Parkplatzsuche …

Ich bin danach abermals dreimal um die Firma gekreist und hab mich am Ende doch entscheiden müssen, die Kiste im Hof abzustellen, wo sich zwar die Zweitfirma im Haus ärgert, das Auto aber wenigstens nicht abgeschleppt wird, wenn der Kollege pünktlich ist. Sonst scheint Niederschöneweide gerade wegen Bauarbeiten, Ersatzverkehr und allgemeiner Überbelastung echt ein schlechtes Pflaster für nächtliche Parkplatzsucher zu sein. Hoffe, das hat so gepasst, aber ich hab’s – mit Tour zwischendrin! – versucht. Mehr können meine Chefs echt nicht erwarten.