Wenn sie es wollen …

Was ich nicht verstehe, sind Menschen, die absichtlich nach einem Grund suchen, sich aufzuregen. Oder überhaupt zu ärgern. Die Welt ist schlecht genug, man kann ausreichend Energie aufbringen, sich um die zu sorgen, denen es wirklich schlecht geht.

Nun aber er. Großgewachsener Teil eines Ehepaars, das mir nachts als Winker an einer  U-Bahn-Station ins Auto gefallen war. Beim Einstieg bereits bot seine zierliche Frau ihm an, doch auf der Beifahrerseite einzusteigen. Wollte er nicht. Also quetschte er sich hinter mich, woraufhin ich sogar wohlwollend meine Sitzlehne etwas steiler stellte. Obwohl ich eh nicht zu den Liegendfahrern zähle.

Keine zwei Minuten später kam dann gehässig von hinten:

„Mann Mann Mann, ist ja ziemlich wenig Platz in so ’nem Opel!“

Während ich noch mit mir gerungen hab, ob ich dem Vollidioten meine Meinung geige, hatte das schon seine reizende Gattin übernommen:

„Tja, Schatz, ich trau’s mich ja kaum zu sagen, aber: Ich hab hier RICHTIG VIEL PLATZ!“

Also hab ich’s gelassen. Er hatte seine angetrautemessene Strafe ja schon erhalten. 😉

Über den Berg

In letzter Zeit gab es einige längere Pausen hier bei GNIT und wie bei so ziemlich allem, was hier passiert, war das meine Schuld. Teils habe ich wenig gearbeitet, teils aber war ich auch einfach nur frustriert und hatte keinen Bock, mir während einer miesen Schicht auch noch Dinge aufzuschreiben, die irgendwer versehentlich positiv hätte verstehen können. Ich hätte zwar eigentlich zu kaum einem Zeitpunkt gesagt, dass ich meinen Job nicht mag, aber ich fürchte, in irgendsowas wie eine Winterdepression oder dergleichen bin ich durchaus reingeraten, denn es betraf Taxifahren, Schreiben und eigentlich alles gleichermaßen. Ich hab zwar noch nie wie eine Maschine funktioniert, aber dass mich auch Dinge dauerhaft stressen, die ich mir selbst ausgesucht habe … das passiert halt auch nicht alle Tage.

In den letzten Wochen allerdings ist es vermehrt wieder da: dieses „Ich will!“-Gefühl. Mit neuen Schreibprojekten wird das vielleicht noch dauern, aber der innere Taxifahrer ist schon mal zurück. Ich hab wieder Bock auf Club-Kundschaft, ich will nicht mehr nur, dass die nächsten acht Stunden einfach vorbeigehen. Und dabei darf es meinetwegen gerne ein paar Jahre bleiben!

Letztes Wochenende hatte ich z.B. eine Italienerin an Bord, mit der ich eine fabelhafte 30€-Tour hatte, die am Ende aber eben nicht des Geldes wegen toll war, sondern weil wir uns eine halbe Stunde lang gut unterhalten haben. Welchen Bullshit wir schon gemacht, welche Drogen wir schon genommen hätten, und wie langweilig wir trotz alledem wären.

Oder der Typ mit dem falschen Schnurrbart, der sich darüber kaputtgelacht hat, dass er sowas trägt und ihn bereits im Taxi wieder abzunehmen versucht.

Und dann der offenbar vor einer Beförderung stehende Typ im mittleren Management, der mir die besten Parkbänke nannte, um Nachts mit Blick aufs Wasser in Berlin noch einen Joint zu rauchen.

So viel Spaß in so kurzer Zeit!

Tatsächlich habe ich trotzdem gerade meine Arbeitstage reduziert. Ich hab Freitag bis Sonntag ein Auto quasi vor der Tür, ich will für eine vielleicht nur bescheidene Donnerstagsschicht gerade nicht extra zur Firma fahren. Ob’s mit arg viel mehr GNIT-Artikeln was werden wird, ist also eigentlich fraglich. Aber ich will die verbleibende Zeit besser nutzen als bisher und meine Augen und Ohren sind definitiv offener als in den letzten Monaten. Ich hoffe, dass auch die enttäuschten Dauerleser mir da eine zweite Chance geben.

Und ja, heute Abend geht’s wieder auf die Piste. Let’s rock! 🙂

Die Club-Kundschaft …

Ich  musste nicht einmal warten wie die gefühlt fünfhundert Leute in der Schlange vor dem Club. Taxis waren keine da, ich blinkte nur kurz rechts und nahm die erste Kundin auf, die mir bereits fröhlich entgegengehüpft kam.

Nach über acht Jahren wird man nur noch selten überrascht, die jedoch hat das schon mit dem Gesprächseinstieg geschafft, denn der dürfte einzigartig gewesen sein:

„Hey, guck mal: Avocados! Hihi.“

Und was soll ich sagen: Sie trug Leggings mit Avocado-Muster.

Ein weiteres Highlight war folgende Erkenntnis:

„Gott sei Dank hab ich so viel Glitzer im Gesicht. Sonst hätte ich übelst die Augenringe!“

Und beendet wurde das Ganze nach 10 Minuten mit dem Dank, ich sei „der beste Nachhause-Taxifahrer der Welt“.

Sowas nimmt man doch gerne mal mit. 🙂

Voll die Hilfe

Ganz unabhängig von Karten- oder App-Bezahlung: Wenn es um Bares geht, ist „das mit dem Wechselgeld“ eine Sache. Schön, wenn wir das mal hinter uns haben, aber man kann und sollte als Taxifahrer in Erwartung einer 150€-Schicht einfach keine 500€ Wechselgeld mit sich führen.

Und dann sie. Meine erste Tour an dem Abend. Eine nette junge Dame, leider war die Strecke halt kurz. Ist mir egal, passt schon.

„Dann wären wir bei 6,90€.“

„Oh, ich hab jetzt nur 50€, aber sie können gerne 7€ machen …“

Mal ganz im Ernst: WTF?

Ehrlich: Wenn die 10ct-Münzen unser Problem beim Wechselgeld wären, wären wir nicht nur Idioten, sondern zudem auch bei 99,90€-Fahrten aufgeschmissen, wenn uns jemand hundert Euro reicht. Darüber hinaus mag Trinkgeld eine Freiwilligkeit sein (und diese Fahne halte ich immer wieder hoch!), aber sich mit über alle Maßen unterdurchschnittlichem Trinkgeld  dafür entschuldigen, dass man die Wechselgeldkasse zu sehr in Anspruch nimmt … äh ja, WTF?

PS: Ja, es gibt Leute, die irrigerweise glauben, dass wir Taxifahrer zu wenige Münzen haben und nicht etwa zu wenige Scheine. Aber selbst  die runden dann eben auf den nächsten Schein auf. Nicht, dass ich das für nötig halten würde; aber es ist leider das Einzige, was dann Sinn macht.

 

Rinss …

Das war die Zielangabe:

„Rinss.“

„Sorry?“

„Rinsass rex.“

Na also, geht doch. Den Rest kriege ich als Taxifahrer auch so hin. Also rechts die Rhinstraße hoch. Da die Fahrt kurz blieb, haben sich allerdings weder Deutschniveau noch Promillespiegel des Fahrgastes verbessert, also blieb die Unterhaltung dünn. Immerhin schaffte er es trotzdem, mir bei einer Route von anderthalb Kilometern erfolgreich 500 Meter Umweg unterzujubeln und mir am Ende mit Händen und Füßen klarzumachen, dass er oben Geld holt, sein Portemonnaie als Pfand dalässt und wir am Ende wieder zurück zum Bahnhof fahren.

Da stand ich dann ein paar Minuten, die Uhr zählte nochmal zwei Euro weiter und dann kam der Fahrgast wieder runter und hatte inzwischen die nachvollziehbare Idee gehabt, dass er zu betrunken zum Weiterfeiern sei. War mit knapp 10 € für die Kürze der Strecke eine reichlich lukrative Tour.

Trinkgeld gab’s dann leider nur indirekt und wenig: Ihm fiel vom Wechselgeld eine 20-Cent-Münze runter und er hat (vermutlich richtig) geschlussfolgert, dass sein Zustand ihm ein Aufheben derselben nicht erlaubte.

Es gibt zweifelsohne interessantere Fahrten, aber ganz ohne Druffis geht so eine Nachtschicht dann ja auch nicht. 😉

Ach, SO knapp …

„Was schulde ich Ihnen?“

„Genau 10 Euro und 90 Cent.“

„Oh stimmt, den Zweier hab ich vorher ausgegeben. Ich müsste hier noch … oh nee, auch nicht … also ich hätte hier 10,30€.“

„Ich will nicht kleinlich sein, aber ich muss ja die 10,90€ bei meinem Chef …“

„Nein nein, ich hab’s ja nur …“

„Wenn Sie’s nur größer haben: Ich hab Wechselgeld. Ich würde jetzt gerne auch das mit der Kartenzahlung einwerfen, aber dann müsste ich noch die 1,50€ Zuschlag berechnen.“

„Ich hätte oben noch Geld, aber …“

„Ach so, kein Problem! Das passiert öfter mal. Wenn sie also kurz oben Geld holen wollen …“

„NEIN! Da müsste ich erst den Schlüssel holen!“

OK, dass es so schwierig werden würde, hab ich mir bis dato nicht ausgemalt.

Wie so oft wurde es aber auch gar nicht so schwierig. Sie hat den einen Fünfer in ihrem „Geheimfach“ noch gefunden. Ein bisschen weniger Panik hätte es also auch getan. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Einmal für 17€ pinkeln

Sie ist am Sisyphos eingestiegen und wollte nach Mitte. Soweit normal. Sehr  schnell aber ging es nur um eines:

„I need to pee. I am literally in pain right now!“

Und ja: Ein Freund hatte ihr schon mitgeteilt, dass es am Sisyphos auch Toiletten für die Leute in der Schlange gibt. Nur war die Schlange leider zu lang, sie hatte sie schlicht noch nicht einmal in Aussicht gehabt. Da es ihr sichtlich schlecht hing, hab ich nach rund zwei Kilometern mal nachgefragt, ob wir nicht vielleicht doch einen Zwischenstop einlegen sollten, an irgendeiner Bar vielleicht.

„They might charge you 50 Cent or one Euro, but …“

„That’s ok! I just wanna pee!“

Also hab ich am nächstgelegenen Restaurant angehalten. Und während die dort angefangen haben aufzuräumen hat meine Kundin mal eben satte 3€ Wartezeit zum Pinkeln genutzt. Holla die Waldfee, DAS ist echt nicht mehr lustig!

Nach dem Wiedereinstieg beschloss sie dann, sich doch noch einmal in die Anderthalb-Stunden-Schlange am Sisyphos einzureihen. Mir kam das mehr als gelegen  und sie versicherte auch, dass es ihr das wert war. Aber 16,10€ Taxikosten plus Betrag X, den sie auf den Tresen gelegt hat … ich vermute mal, dass das einer der teuersten Toilettenbesuche ever war.