Knapp vorbei …

Und als ich so gechillt mit dem Mahlsdorfer Rentnerpaar die Frankfurter Allee auf der linken Spur gen Osten gleite, zieht vor mir plötzlich ohne zu blinken einer aus einer stehenden Schlange an einer Linksabbiegerspur nach rechts auf meine.

BÄM!

Beziehungsweise: Nein, zum Glück nicht!

Ich hab trotz nur einer Hand am Steuer  mal eben den Elchtest light absolviert, meine Fahrgäste hätten für Sekundenbruchteile gute Protagonisten für ein Harlem-Shake-Video sein können und dann war alles gut. Denn es fuhr keiner rechts von mir und der rechts hinter mir war glücklicherweise nicht schneller als ich. Weswegen ich die seltsame Vermutung hab, dass es in diesem Fall von Vorteil war, dass ich etwas über den erlaubten 50 km/h gefahren bin.

War trotzdem scheiße knapp und mir ist mal wieder bewusst geworden, wie oft ich die Strecke sonst eher im Brain-Resetting-Modus fahre. Das hätte sich dann auch wieder für ein paar Wochen oder Monate erledigt.

Also Obacht da draußen: Am Ende braucht’s immer einen, der dann doch aufpasst!

PS: Und wie ärgerlich das abseits von Blechschaden und vergeigter Schicht gewesen wäre! Haben meine Chefs doch erst kürzlich eine aktuelle Liste im Hauptquartier aufgehängt, auf der ich soo schlecht nicht dastehe:

Endlich ein Ranking, bei dem ich punkten kann! Quelle: Sash

Endlich ein Ranking, bei dem ich punkten kann! Quelle: Sash

Und bevor irgendjemand auf die Idee kommt: Nein, auch wenn das Ding sicher eine psychologische Wirkung haben soll: Das ist kein Mobbing-Werkzeug und außer mir interessiert’s vermutlich sowieso keinen Kollegen. Alle weiteren Verschwörungstheorien beantworte ich in den Kommentaren. 😉

Seltsame Schäden am Auto

Gestern unter Kopfschütteln festgestellt:

Meine Fackel ist nicht ganz dicht! Quelle: Sash

Meine Fackel ist nicht ganz dicht! Quelle: Sash

Bemerkt hab ich’s, als ich das Auto waschen wollte. Ob das schon seit ich die Kiste habe, war: Keine Ahnung, ehrlich! Auch wenn man meinen sollte, es sei eine prominente Stelle für einen Schaden.

Was wir darüber hinaus besser weder meinem Chef noch den Betreibern der Waschanlage erzählen: Ich hab die Kiste trotzdem gewaschen und es ist alles gut gegangen. Ich hoffe trotzdem, dass sich das bis nächstes Wochenende fixen lässt.

Erfreuliches aus dem Chefbüro

Das Telefon klingelte und vermeldete „Cheffe“ auf dem Display. Das kann am letzten Tag meines Wochenendes alles bedeuten. Hoffentlich nix mit dem Auto!

„Moin Sascha, Du hast noch einen Schlüssel von der 2925  bei Dir zuhause, stimmt’s?“

„Nein, hab ich nicht. Aber ich hab letztes Wochenende gesehen, dass nur einer da war. Umso artiger hab ich ihn danach aber wieder zurückgehängt.“

„Oh.“

„Tut mir leid, ich hätte gerne ja gesagt.“

„Naja, gut, dann muss ich halt mal gucken, wer da jetzt …“

„Also irgendwer ist zwischen meinen Schichten gefahren.“

„Ja ja, gut. Find ich raus. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ihr fahrt ab jetzt die 2223. Der Kollege fährt den heute schon und Du ab morgen dann bitte auch!“

Ui. Da die 2925 noch nicht so alt ist, dass sie ausgemustert werden könnte, und die 2223 aber doch deutlich jünger und besser in Schuss ist, hat entweder einer meiner regelmäßigen Mitfahrer was arrangiert oder irgendwer anders ist in Ungnade gefallen und muss jetzt als Strafe eines der ältesten Autos fahren. So lange ich die Kiste weiter so nutzen kann wie die bisherige, soll mir das mal ausdrücklich gefallen. Die 2925 ist zwar ausgesprochen problemfrei gewesen im letzten Jahr, aber so Kleinigkeiten wie z.B. das eingebaute Navi in der 2223 sorgen dann doch dafür, dass ich mich über den Wechsel sehr freue.

Könnte auch gut sein, dass das der letzte B-Zafira ist, den ich als Taxi fahre, weil die auch bei uns in der Firma immer seltener werden. Aber das ist dann wirklich Zukunftsmusik, denn bei der 2223 sind sicher noch gut 200.000 bis 250.000 km bis zum Ruhestand zu absolvieren.

PS:
Und wo wir gerade bei Konzessionsnummern sind: Mischa hat mir mit dem Vermerk, er hätte das Ende des Regenbogens gefunden, ein Foto des Berliner Taxis mit der Konzessionsnummer 1 zugeschickt:

Auch Konzessionsnummern fangen mal klein an. Quelle: Mischa Heintze

Auch Konzessionsnummern fangen mal klein an. Quelle: Mischa Heintze

PPS: Mischa kenne ich von der in bester Erinnerung gehaltenen Rubicon-Tour.

Jackpot!

Ich hatte letzte Nacht am Ostbahnhof NUR Glück. Keine kurze Fahrt, der Durchschnitt lag eher so bei dem, was Flughafenfahrer machen. Dass aber ausgerechnet der Typ im Trainingsanzug das noch würde toppen können, hätte ich nicht gedacht. Im Gegenteil, eigentlich hab ich zunächst vermutet, der Typ würde meinen Kollegen um Geld anschnorren und war entsprechend ernüchtert als er zu mir kam und mich mit einem leichten Sprachfehler fragte, ob ich ihn denn verstehen würde.

Ob ich „Tropical Islands“ kennen würde, fragte er dann.

Das konnte ich nun so halbwegs bestätigen, auf die Frage, ob ich wüsste, wo das liegt, musste ich mit nein antworten. Mal ein Schild an der Autobahn gesehen. Aber wann – und an welcher? Aber da mein Handy Google kennt und auch der Fragesteller zumindest die Entfernung sehr akkurat angeben konnte, war die Lage schnell halbwegs klar. A13, nicht ganz 70 Kilometer.

„Kannst mich dahin fahren?“

OK, das war jetzt nach dem Einstieg keine Überraschung. Gewirkt hat’s trotzdem so, denn erstens war es ein Uhr nachts, und zweitens sah der Typ mit dem verblichenen Jogginganzug, dem unrasierten Gesicht und den sichtbar schlechten Zähnen immer noch eher wie ein Landstreicher aus – und nicht wie einer, der mal eben einen glatten Hunni im Taxi liegen lässt.

Deswegen hab ich vorsichtig und eigentlich alle Hoffnung aufgebend gesagt:

„Im Grunde sehr gerne, aber bei so langen Fahrten nur auf Vorkasse.“

Ich hab für einen Moment geglaubt, Enttäuschung in seinem Gesicht zu sehen, aber das war’s wohl nicht. Eher Vorsicht. Denn er ist ums Auto rum, hat sich auf den Beifahrersitz gesetzt und seinen Gelbeutel gezückt. Nachdem ich gesehen hab, dass da mindestens 250 € drin sind, hab ich zugesagt und bin möglichst schnell los, bevor er sich’s anders überlegt.

Obwohl die Fahrt absolut problemlos verlief, bin ich aus dem Kerl nicht schlau geworden. Denn wie Ihr sicher auch, hab ich mich gefragt, was er da nachts um 2 Uhr will. Und er hat mir geantwortet: Da steht sein Auto und er will dort schlafen, bis die aufmachen.

WTF?

Also irgendwie war er gestern zu spät dort, hat sich dann lieber noch eine Runde Berlin angeschaut und nachts blieb ihm dann nur das Taxi zurück zum Auto. Ich hab’s nicht so ganz kapiert, aber er war ein wirklich netter und völlig stressfreier Fahrgast und am Ende haben wir tatsächlich sein Auto gefunden und er hat dort dann wohl genächtigt. Selbst der Sicherheitsdienst, der binnen Minutenfrist zur Stelle war, nachdem wir da nachts auf den Parkplatz gegurkt waren, scheint sich nicht daran gestört zu haben.

Mir bleibt dann nur noch, dem Kerl wenigstens einen schönen Sonntag dort zu wünschen.

Ach ja, Beweisfoto:

2925 und die größte freitragende Halle der Welt. Quelle: Sash

Die 2925 und die größte freitragende Halle der Welt. Quelle: Sash

Beautiful 10 P

Sie fragte ordnungsgemäß beim Einstieg:

„Can we make this a short trip for 5 Euro?“

Klar ging das. Am Ende war das Ziel selbst mit Wenden und an der passenden Stelle halten nur ungefähr 600 Meter vom Startpunkt entfernt. Knapp über „Zum Normaltarif ist es aber billiger“. Wir haben uns dank einiger Ampeln dennoch kurz unterhalten und sie mochte offensichtlich, wie „cool“ ich war.

Aber – ach, o Schreck! – das Geldproblem blieb natürlich bestehen:

„Man, I’d like to give you a good tip, but I can’t! I’m running out of change. But please take this. It’s only a 10P, but it’s a real beautiful coin. Keep it and think of me, ok?“

Hach, wie soll man da nein sagen. Und ja, hübsch ist die Münze schon irgendwie. 🙂

Ten Pee – aber ich bezweifle, dass man dafür zehnmal pinkeln darf! Quelle: Sash

Ten Pee – aber ich bezweifle, dass man dafür zehnmal pinkeln darf! Quelle: Sash

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So, nun ist mir heute zum Feierabend tatsächlich ein Glückstreffer bezüglich des Tachostandes gelungen:

"Chef, das Display ist verkratzt, das Auto kann weg!" Quelle: Sash

„Chef, das Display ist verkratzt, das Auto kann weg!“ Quelle: Sash

Mal abgesehen davon, dass es eine nett anzuschauende Zahlenreihe ist: Es ist witzigerweise rückwärts gelesen auch die Nummer der Taxizentrale. 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Überqualifizierte Taxifahrer

Es ist nicht nur ein gängiges Klischee, sondern tatsächlich ein weit verbreitetes Phänomen, dass Taxifahrer nicht einfach nur Taxifahrer und schon immer Taxifahrer sind. Ich bin so gesehen fast schon eine Ausnahme, denn obwohl ich nebenher schreibe, hab ich ja tatsächlich nicht einmal eine reguläre Ausbildung, ein Studium oder dergleichen absolviert.

Die Kollegen, mit denen ich gelegentlich quatsche, waren beim Bau, haben Küchen montiert, einer repariert noch heute nebenher Computer, einer arbeitet in der Erwachsenenbildung. Abgesehen vom nötigen umfangreichen Stadtplanwissen ist das Chauffieren von Fahrgästen in aller Regel selbst unter den etwas einfacheren Gemütern ja meist nicht die Quintessenz aus mehreren Jahrzehnten Geistesleistung. Entsprechend verbreitet sind auch viele Hobbies, die sich entweder nebenher im Taxi (am Stand) verwirklichen lassen – ich denke da an den Kollegen mit der Gitarre oder die vielen, die mehr als nur die Bild lesen oder den Kollegen, der am Stand eigentlich immer nur vom Kochen erzählt. Von den inzwischen zahlreichen Bloggern ganz zu schweigen.

Und ja, auch die Mythen über iranische Doktoren oder wenigstens hängengebliebene Studenten (siehe meine Chefs z.B.) sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern existieren. Und – das möchte ich auch anmerken – vermutlich wirklich öfter als in anderen Berufszweigen. Weil wir auch während der Arbeit Zeit haben, weil wir durch laufend neue Menschen auch stets Input haben, weil wir vergleichsweise flexibel sind. Das begünstigt trotz teils immenser Arbeitszeit enorm die Verfolgung anderer Interessen.

Obwohl ich immer noch der Meinung bin, man sollte den Job Taxifahrer nicht runterspielen (anfangs hab ich das „Studieren Sie?“ ja wirklich gehasst.), kann ich inzwischen verstehen, warum so viele Kunden auf die Idee kommen, dass man ja noch was anderes macht.

Schräg wird’s immer dann, wenn sie spezielle Vorstellungen haben. Ich wurde schon gefragt, ob ich Psychologe sei, Wirtschaftswissenschaftler, Philosophie-Student, Musiker oder Türsteher.

Und dann kam letzte Woche ein Österreicher an, brabbelt ein bisschen vor sich hin und meint dann:

„Na, Sie können mir bestimmt schnell mal sagen, warum mein Handy kein Netz hat, oder? Sie sehen so aus.“

Ähm.

Ehrlich gesagt bin ich selbst überfragt, wenn mein Handy derartiges meldet und meine kleine Nerd-Phase um die Jahrtausendwende hat allenfalls dazu geführt, dass ich Win98-Systeme so tweaken kann, dass auch Ego-Shooter drauf laufen oder wie man in einer 5-Leute-WG eMule zu halbwegs paritätischer Downloadverwaltung überreden kann – etwas, das sich erstaunlich schlecht zu Geld machen lässt heutzutage.

Also hab ich ihm gesagt, er soll’s mal neustarten. Und – die IT-Supporter unter meinen Lesern werden es erahnen – es hat nicht wirklich das Problem gelöst, aber immerhin mal ausgespuckt, dass er das Limit seines Auslandsvolumens aufgebraucht hat. Warum das so kurz nach seiner Ankunft der Fall war … das wird er wohl mit dem Kundensupport seines Anbieters zu klären haben, aber ich denke, für 12,90€ (15,00€ inkl. Trinkgeld) binnen weniger Minuten inklusive Transport zum Hotel hab ich dann als Taxifahrer doch mein Soll übererfüllt. 😉

Ansonsten muss er halt demnächst mal einen Kollegen fragen, der sich WIRKLICH mit sowas auskennt. Schätze, davon gibt es auch genug. 😀