Papa Immobil

Ein nicht ganz reales Gespräch…

„Guten Abend, brauchen sie ein Taxi?“

„Aha, Unfall. Ich verstehe. Mit dem Glaskasten dahinten? Kommen sie vom Karneval und haben sich als Schneewittchen verkleidet?“

„Tut mir leid! Ich meinte ja nur wegen dem Kleidchen.“

„Nein, ich hab sie nicht für eine Frau gehalten. Um Gottes Willen! Obwohl der Lidschatten und die Klunker am Kleid ja…“

„Gott beleidigen? Ich bitte sie. Ach, der Stock kostet aber einen Euro extra. Den krieg ich so nicht in den Kofferraum. Da müssen wir uns sowieso überlegen, wie wir den verstauen. Nicht, dass mir noch die Scheiben rausfliegen. Können sie da ihre Mütze drüberziehen?“

„Mir egal wie die heißt, falls sie was anderes dabeihaben um es etwas abzudämpfen, wäre es ja auch ok. Sowas wie Kondome, bloß dicker eben.“

„Was haben sie denn plötzlich gegen Kondome? So sehr solten sich sich in ihrem Alter aber nicht mehr aufregen! Is ja gut! Dann vielleicht einfach festhalten?“

„Wie, sie wollen winken? Sie haben sich hier schon einen denkbar schlechten Platz ausgesucht, um im Nachthemd umherzutapsen. Sehen sie mal, die Leute zeigen schon alle auf sie!“

„Wer sind sie? Aha, der 16. Naja, mein Nachbar nummeriert seine Katzen auch nur durch.“

„Nein, ich wollte sie nicht beleidigen. Aber bitte, sie wollen mitten in einer Menschenmenge ein Taxi anhalten, haben nur ein Hemdchen an und eine Waffe dabei. Sie reagieren empfindlich auf meine Nachfragen und ich weiss nicht, von welchem Trachtenverein sie kommen, aber für mich sieht es aus wie eine Mischung aus Gespensterkostüm und Kukluxklan-Outfit. Beides nicht mein Ding. Wo soll es eigentlich hingehen?“

„Zum Olympiastadion? Wer spielt da heute? Wollen sie so zu Hertha oder wie?“

„Ja das kostet gut 15 Euro. Sagen sie mal, ihr Hemd hat doch gar keine Taschen, oder?“

„Wie? Is klar: Die Merkel zahlt das, wenn wir da sind? Sowas irres hab ich echt noch nie gehört. Sorry, da suchen sie sich mal einen anderen, sie Spaßvogel!“

Rätsel

Ein kleines Rätsel, das die Berliner Kollegen schnell lösen werden. Vielleicht schafft es ja aber auch der ein oder andere „unbedarfte“ Leser vorher…

Was stimmt an diesem Bild nicht?

Hier stimmt doch was nicht... Quelle: Sash

Couchsurfing

„Wo hast du geparkt?“

„Na da direkt neben der Couch.“

Ihr Fahrer ist Blogger? Legen sie sich bitte hierhin… Quelle: Sash

 Die Couch erinnert mich im Übrigen ziemlich an das Wohnzimmer-Sofa meiner alten WG…

Der Japaner im Kofferraum (2)

Nun endlich: Die Rezension!

Ich hatte vor einiger Zeit ja schon geschrieben, dass der Taxiblogger nun sein erstes Buch veröffentlicht hat. Wie damals schon befürchtet, hat es mit der Rezension jetzt etwas länger gedauert. Aber das Schöne an Büchern ist ja, dass es sie dauerhaft käuflich zu erwerben gibt. 🙂

Als regelmäßiger Leser beim Taxiblogger war ich sehr gespannt auf das Buch, gerade weil es das erste Buch eines Kollegen ist, der aus der selben Stadt und teilweise sogar der selben Zeit berichtet. Freundlicherweise hab ich das Buch vom Autor selbst zugesandt bekommen und es auch gleich binnen 3er Taxinächte durchgelesen.

Ich will ehrlich sein: Die Rezension ist mir auch nicht leichtgefallen. Obwohl ich das Buch gerne gelesen habe.

„Der Japaner im Kofferraum – Mein Leben als Taxifahrer“ hat nämlich einen skurrilen Aufbau, der sich nicht leicht beschreiben lässt. Mein Kollege hat es geschafft, auf den 202 Seiten unglaublich viele verschiedene Anekdoten zum Besten zu geben, worunter die Form etwas gelitten hat.
Das Buch hält insofern, was es verspricht: Ein Leben als Taxifahrer – insbesondere wenn es gleich mehrere Städte und Arbeitsverhältnisse umfasst – ist natürlich ein Auf und Ab. Dem wird das unterhaltsame Buch zweifelsohne gerecht 🙂

Der Titel ist meines Erachtens nach nicht clever gewählt, da der besagte Japaner im Buch ohne die prominente Erwähnung zwischen einem ganzen Haufen lustigerer und längerer Anekdoten untergeht. Aber diese Verlagsentscheidung möchte ich garantiert nicht dem Autor anlasten.

Der Schreibstil von Fischer ist meist wie aus seinem Blog gewohnt kurz und prägnant, wobei ich glaubte, in der ersten Hälfte des Buches ein wenig mehr ausschweifendes Erzählen wahrgenommen zu haben als auf den hinteren Seiten. In jenem hinteren Teil begegnen Bloglesern auch mehrere bekannte Einsprengsel aus selbigem, alles in allem stimmig untergebracht im bunten Sammelsurium des „Japaners“.

Was das Bild des bunten Taxler-Lebens abrundet, sind allerlei Informationen, mal als kleine Kästchen, mal als ganze Kapitel. So hat das Buch auch einen gewissen Sachbuchcharakter und wirft hier und da auch mal ein Licht auf die rechtlichen Fragen und Begleitumstände unseres kuriosen Gewerbes. Vom Preisvergleich zu anderen Städten über die Frage nach Traiferhöhungen, den Schönefeld-Streit unter den Taxlern und betrügerischen Kollegen findet man alles, aber ebenso seine legendäre Einsteiger-Typologie, Murphy’s Law für Taxler und andere nicht ganz so ernste Zusammenstellungen.

Was mir ganz ehrlich nicht gefallen hat, war mancher wilde und schwer nachzuvollziehende Zeitsprung und manch allzu kurz gefasste Info – der ein oder andere Leser wird sich sicher über das Mehrangebot auf Frank Fischers Blog freuen, wenn er den Hinweisen des Autors dorthin folgt.

Dementgegen steht eine gewaltige Vielzahl an Anekdoten, von denen ich als Fahrer in derselben Stadt und als Leser seines Blogs nur selten überrascht war, wenn dann aber umso mehr 🙂
Für alle unbedarften Leser ist es ein bunter Einblick ins Arbeiten, Leben und Denken eines Taxifahrers mit Humor und Beobachtungsgabe, das seine 10 Euro wert ist.

Ich persönlich war beeindruckt, weil mein Kollege einen Gedanken in Worte gefasst hat, den ich selbst für absolut richtig halte, den ich aber in all der Zeit, die ich nun selbst mit dem Schreiben über diesen Job verbringe, nicht in dieser Klarheit hatte: Die Erkenntnis über die Fahrgäste:

„Wir sehnen ihn herbei und buhlen um seine Gunst, aber wenn er erst mal da ist, möchte man ihn so schnell wie möglich wieder loswerden: den Fahrgast.“

(Kapitel 3, S.25, erster Satz)

Besser kann man es einfach nicht ausdrücken! 😀

Frank Fischer:
Der Japaner im Kofferraum – Mein Leben als Taxifahrer
ist erschienen bei Knaur
ISBN: 978-3-426-78355-9
9,99 €

Wer sich für das Buch interessiert und mir auch noch was Gutes tun will, der bestellt über diesen Link bei Amazon:


Spandau? Für fünfzehn?

„Hallo, kennen sie den Bahnhof Spandau?“

„Wieso?“

„Ja wie, wieso? Kennen sie ihn?“

„Klar, bin schon mal dort ausgestiegen.“

„Das klingt aber nicht sehr professionell.“

„Passen sie auf, was sie sagen!!!“

„Meinetwegen. Würden sie mich zum Bahnhof Spandau bringen?“

„Wollen sie mich verarschen?“

„Hallo, sie haben doch eine Beförderungspflicht…“

„Ich zeig ihnen gleich Beförderungspflicht!“

„Was kostet das? 15 €? Oder 20?“

„Moment mal…“

„Hm, isses also doch teurer? Hab ich mir fast gedacht…“

„Ich glaube, sie wissen nicht, wen sie hier vor sich haben!“

„Und ich glaube, sie wissen nicht, wo sie gerade stehen…“

Polizei, Taxistand

Einmal nach Spandau bitte! Quelle: Sash

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Paradoxale Mobilität

Ein oftmals vernachlässigter Teil des Taxifahrens ist die Nebentätigkeit als Auskunftei. Selbst in Zeiten des mobilen Internets ist der Taxifahrer am Bahnhof oder im Altstadtviertel oftmals noch beliebte Quelle für Informationen aller Art. Nicht unbedingt zu Unrecht, schließlich ist es im Prinzip unser Job, uns möglichst gut auszukennen.

Dass manche Touristen uns dabei mit Restaurantkritikern, Bordelltestern oder Hotelzimmerinspektoren verwechseln: Sei es drum!
Wer fragt, bekommt eine Antwort, und passend dazu wird in meiner Familie auch seit Jahrzehnten der Spruch „Blöde Frage: Blöde Antwort!“ weitergegeben, den ich gerne in der Praxis ausprobiere.

Ansonsten ist eine Anfrage in meinen Augen kein Problem. Gut, es soll da auch andere Kollegen mit weniger Beherrschung geben.
Zusätzlich zu den selbstverständlichen Fahrt- und den unverbindlichen Ortsanfragen kommen aber gelegentlich noch einige andere. Die Fragen nach Zigaretten, Kleingeld und direkter Hochzeit ignorieren wir hier besser mal – denn es gibt auch eher seltenes.

Vor nunmehr zwei Wochen sprach mich z.B. ein junger Mann am Ostbahnhof an und erklärte mir, er würde an einem interessanten Buchprojekt mitarbeiten. Während der ein oder andere Kollege die Ohren wohl an dem Punkt schon auf Durchzug gestellt hat, war ich erst einmal interessiert.
Mir wurde weiterhin gesagt, dass es – vereinfacht gesagt – um Bewegungsprofile verschiedener Gruppen gehen würde, die dann kartografisch festgehalten würden und mit vielen weiteren in einem Buch über Berlin Platz finden würden. Dazu würden sie noch Taxifahrer suchen.

Offenbar angetan davon, dass ich noch nicht schreiend davon gerannt bin, hat er mir auch geduldig erklärt, was mein Part an der Geschichte wäre: Ich sollte einfach eine Woche lang ein GPS-Gerät bei mir im Auto angeschlossen haben, das die Strecken mitprotokolliert. Das wäre es im Wesentlichen. Danach gebe ich das Teil zurück, enthalte eine kleine Entschädigung für meinen „Aufwand“, und damit ist gut.

Zunächst befürchtete ich, dass es just an der Technik scheitert, denn natürlich brauchte der Sender Strom, und der ist in Autos bekanntlich rar – vor allem, wenn man den Zigarettenanzünder bereits verwendet, um Strom fürs Handy abzuzapfen. Aber clevererweise hatte mein Gegenüber bereits einen Verteiler für besagte Buchse dabei, und so hab ich vor zwei Wochen dann das Ding angeschlossen und bin seither munter durch die Gegend gegurkt. Ob die Daten hilfreich sein werden, weiss ich nicht – schließlich hab ich ja durchaus ein paar Lieblingsstrecken, die ich auf Kundensuche abgrase, aber Einschränkungen wurden mir keine auferlegt.

Und nun habe ich gestern Abend das Gerät zurückgegeben und endlich wieder Platz in meiner Mittelkonsole.

Da ich jetzt schon auf diese Weise unterstützend mitgewirkt habe, möchte ich meinen geneigten Lesern natürlich das Projekt nicht vorenthalten (das naturgemäß derzeit noch Projektstatus hat und erst demnächst in Gänze zu erwerben ist), denn die Ankündigung liest sich extrem spannend:

Berliner Atlas paradoxaler Mobilität

Mal abgesehen davon, dass ich einen zweistelligen Betrag dafür erhalten hab, freue ich mich tatsächlich, wenn ich bei der Umsetzung behilflich sein konnte. 🙂