Plötzlich völlig unbekannt

Ich bin ein bisschen vorbelastet, was das Hostel angeht. Viele Fahrgäste vom Matrix wollen gerne ins St. Christophers, und ich hatte ja schon die ein oder andere denkwürdige Tour, insbesondere den Typen, der fast erfroren wäre und nicht mal wusste, welches Hostel wir genau suchen. Ansonsten ist das St. Christophers zwar nicht so sonderlich auffällig, aber die Lage direkt gegenüber der Volksbühne lässt mich vermuten, dass man keine australische Taxi-Nahkampf-Ausbildung braucht, um es zu kennen.

Von den Möglichkeiten, den Funk oder das Robertha zu benutzen, einmal ganz abgesehen.

Der Fahrgast, der an meinem Lieblingsbahnhof umherstreunte und vereinzelt Taxifahrer ansprach hatte zwar keine völlig korrekte Adresse dabei, er hatte „St. Christophers“ und „Rosa Luxemburg“ notiert. Soweit mir bekannt könnten das in Berlin nur entweder der Rosa-Luxemburg-Platz oder die Rosa-Luxemburg-Str. sein. Die Straße liegt in Mitte unweit des Alexanderplatzes, ist mit rund 800 Metern nicht übermäßig lang und der Platz liegt direkt anbei.

Und drei Taxifahrer in Folge wollen plötzlich nicht wissen, wo dieses ominöse Hostel, oder gar die komische Str. liegen sollen? Oder hatte das eventuell nur damit zu tun, dass die Wartezeit für uns Taxler mit über einer Stunde mal wieder recht lang war und die Tour nur rund 9 € versprach? So eine Art monetäre Kurzzeit-Amnesie also? Oder auf neudeutsch: Assi-Verhalten…

Naja, jetzt gibt es einen zufriedenen Polen mehr auf der Welt, und ich möchte anmerken, dass ich nicht nur einen Zehner für die Fahrt bekommen habe. Aber was ich gekriegt habe, das können sich die betreffenden Fahrer jetzt einfach mal ausmalen und ihre Gedanken mit ihrer so viel besseren Tour, die sie sicher irgendwann bekommen haben, abgleichen.

Mein Fazit: Arm. Ihr. Nicht ich.

Unfair

Ich weiss, dass es für manchen Kollegen unerträglich sein muss, dass ich mit 60 bis 65 auf der Landsberger Allee fahre. Schließlich sind ja 60 erlaubt, also bis zur Punktegrenze ist immer noch etwas Platz. Und außerdem: Wer blitzt denn Nachts? Man muss ja schließlich schnell in die Stadt zurück!

Das ist trotzdem kein Grund, mich mit gleichfalls angeschalteter Fackel mit etwa 80 bis 85 zu überholen!

Der flotte Kollege in seinem schicken 212er hat auch keine Anstalten gemacht, irgendwie vor meiner Front zu verschwinden, vielleicht abzubiegen oder so. Ich hab mich etwas genervt drangehängt und dank einer roten Ampel an der Rhinstr. hab ich ihn tatsächlich einholen können, ohne gleich irgendwie in den zweistelligen km/h-Bereich zu kommen. Ich bin auf der zweiten Spur links an ihm vorbei, und hatte vor, mich wenigstens demonstrativ vor ihn zu klemmen. Und was passiert?

Steigt dem an der Ampel tatsächlich ein Kunde ein! Ich war wirklich in der Laune, ihn einfach von der Straße zu schieben, das könnt ihr mir glauben. Der Kunde kann ja nix dafür, der darf sich auch an der Ampel aussuchen, in welches Taxi er steigt. Klar. Aber ob das nicht auch anders ausgegangen wäre, wenn ich da zuerst angekommen wäre? Wer weiss. Schon aus purer schlechter Laune werde ich auch die Konzessionsnummer nicht vergessen!

Die dreiste Variante

Dass der ein oder andere Kollege Mondpreise verlangt, ist ja nichts neues. Leider.

Besonders dreist war aber das, was zwei Kundinnen mir zu berichten wussten:

„Kosten würde es eigentlich 6 €, aber’n bisschen mehr würd‘ ich schon von euch erwarten!“

Also so fies, auch noch den ehrlichen Preis zu nennen, das hatte ich auch noch nicht gehört. Hat sowas schon mal an einem vollbesetzten Stand funktioniert?

Ich kenne den Kollegen leider nicht, und natürlich haben die Kunden mir das auch erst unterwegs erzählt. Wie immer bei sowas. Verdammt!

Überhol-Fail

Manche Kollegen wollen offenbar nur hier erwähnt werden.

Ist ja noch nicht lange her, dass ich hier im Blog übers Überholen von Kollegen geschrieben habe. Als ich die Tage mal nachts die Landsberger Allee langgebrettert bin, überholte mich plötzlich ein Kollege. Unser beider Fackeln strahlten um die Wette, und ob dieses von hinten sicher sehr ansehnlichen optischen Bildes dachte ich spontan in der üblich nachdenklichen, liebevoll philosophischen Weise, die mir nunmal zu eigen ist:

„Wat bist’n du für ’ne Arschgeige?“

Nein, zunächst dachte ich, dass er sich vielleicht umgehend links einordnen will zum Abbiegen. Tat er nicht. Vor der Petersburger hat er dann mal eben auf 70 hochbeschleunigt, um auch ja an der Linksabbiegerampel durchzukommen. Das war ohnehin mein Weg (was selten ist, da ich meistens über die Thaerstr. abkürze), und so bin ich hinterher. Hat auch ohne Rotlichtverstoß gereicht, und ganz so sehr wie der Kollege musste ich auch nicht rasen.

Spätestens hier hätte ihm klar sein sollen, dass es nicht ok war, weil wir denselben Weg weiterverfolgten. Aber er machte weder die Lampe aus, noch ließ er mich vorbeiziehen. Er ist zeitweilig deutlich über die 70 rüber, ich hab aber beschlossen, mich ranzuhängen. Manchmal kann ich auch hartnäckig sein!

Dann, ein paar Meter vor dem Bersarinplatz kam, was kommen musste: Winker!

Zwei sich gegenseitig stützende Männer in den besten, den… also… zwei Männer! Sie standen da und ruderten mit den Armen. Für Menschen, die die beiden Taxen nicht heranschießen sahen, muss das etwa ausgesehen haben wie eine Art Übung für halbseitig gelähmte Synchronschwimmer.

Der Kollege blinkt. Ich blinke auch.

Ob der Kollege sich seiner unverschämten Aktion jetzt erst bewusst wurde, oder ob er in Anbetracht des sicher winkenden Geldes einfach nur ziemlich sauer war, als er mich im Rückspiegel bemerkte, weiss ich nicht. Fakt ist: Er, schon fast stehend, beschleunigte seinen Wagen wieder und brauste ebenso ungestüm davon wie er gekommen war. Nicht ganz ohne Grund, es wäre das erste Mal gewesen, dass ich mich deutlich beschwert hätte wegen so einer Aktion – ganz gleich, ob es die Kunden mitbekommen. Was ja eigentlich nicht unbedingt sein sollte, die Kunden haben damit schließlich nichts zu tun.

Aber wie gesagt: Er schlich sich zügig davon. Schade eigentlich, schließlich wollten die beiden getrennte Wege gehen und hätten zwei Taxen benötigt. Wäre er hinter mir gefahren, dann hätten die Kunden ihn auch noch herangewunken, so wie mich in dem Fall ja auch. Dass er vor zahlender Kundschaft geflüchtet ist, lag einzig und alleine am schlechten Gewissen. Zu Recht, wie ich finde 🙂

Noch eine Stadtrundfahrt

Hatte mal wieder Kunden im Auto, die „meine“ Preise überraschend niedrig fanden. Dann haben sie – wie zu erwarten war – wegen einer vorherigen Fahrt nachgefragt…

Der aktuelle von mir privat geführte Mondpreis-Index hat dann glasklar ergeben, dass sich die Fahrt weit oberhalb jeder Versehens-Grenze befindet und unter „Arschloch“ abgeheftet werden kann:

16 € für eine Fahrt vom Adagio am Potsdamer Platz zum relaxa Hotel Stuttgarter Hof in der Anhalter Straße. Respekt!

Wirklich eindrucksvoll hingegen, dass er nach Taxameter gefahren ist. Wahrscheinlich über Tiergartentunnel oder so…

So kann man es auch machen…

Kennen sie das?

Sie sind Taxifahrer, und warten am Bahnhof. Sie sind der erste in der Schlange, und der Fahrgast, der auf sie zukommt, übertrifft sogar sie selbst noch im Alter. Mit zusätzlicher Sauerstoffversorgung kämpft er sich mühsam bis zu ihrem Taxi.

Wie beginnen sie die Konversation, um zu vermeiden, dieses unwerte Stück Mensch in ihrem Taxi haben zu müssen?

Genau! Sie begrüßen ihn mit den Worten:

„Na, Opa?“

Und: Erfolg! Der alte Mann kehrt ihnen den Rücken zu und schleppt sich zur nächsten Taxe. Gut gemacht! Soll sich doch ein anderer Idiot mit solch unwertem Leben rumschlagen! Und besser noch: Sie können sich jetzt sogar echauffieren, weil sie es ja nur nett gemeint haben. Was haben sie schlimmes gemacht? Sehr clever!

Zugegeben: die Tour war wirklich anstrengend. Ich hab dem alten Herrn noch bei sich bis zur Wohnung hoch geholfen, was ungelogen eine Viertelstunde in Anspruch genommen hat, da er die ihm verbleibende Luft lieber zum Reden als zum Laufen verwendet hat (ich denke, ich darf das schreiben, er hat sich selbst mehrfach darüber aufgeregt 😉 )
Aber er war nett und er hat das auch nicht von mir erwartet. Ich habe es ihm angeboten. Und wenn es bloß war, um das Verhalten meines „Kollegen“ auszugleichen.

Und da am Ende ja auch die Zahl vor dem Komma zählt: 5,80 € Trinkgeld.

So bösartig bin ich übrigens nur, weil ich den Typen langsam kenne: Es war der Fahrer, der auch für diese Touren von mir verantwortlich war. Irgendwann schmuggeln wir ihm Ozie mal als Kundin unter und hoffen, dass sein Verhalten für eine Anzeige reichen wird. Würde mich nicht wundern, wenn der auch kuriose Strecken fährt.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Toller Kollege

Ich hab von Fahrgästen ja schon viele Horrorstories über Kollegen gehört, aber was mir neulich ein Kunde erzählt hat, war wirklich arg bedenklich:

„Wir hatten da vorher nen Taxifahrer, dat glaubste nicht! Der war, ich schwör’s dir, rotzebesoffen. Der hat kaum noch ein Wort vernünftig aussprechen können. Und dann ist der mit 90 durch die Stadt gefetzt. Hey, ich hab wirklich auf den Tacho geschaut. Der war mit 90 Sachen unterwegs! Und beim Bezahlen hat der dann, weisste die Fahrt hat 15 € gekostet, auf 20 € 10 € zurückgegeben. Nicht mal das hat der noch hinbekommen. Das war wohl die krasseste Taxifahrt, die ich je hatte…“ *

Was soll man eigentlich machen? So lange sich keiner bequemt, und wenigstens diese Idioten anzeigt (von denen es hoffentlich nicht mehr als 3 im Stadtgebiet gibt), werden wir Taxifahrer unseren Ruf wohl kaum los 🙁

* natürlich nicht zu 100% wortwörtlich wiedergegeben