Umgekehrt geht’s auch!

Dadurch, dass Taxifahren so eine Allerweltsdienstleistung ist, kommt es natürlich nicht nur vor, dass ich mal im Auto eines Kollegen lande, sondern umgekehrt auch mal Kollegen bei mir. Und auch erstaunlich viele „Kollegen“. Ich hab in den Anfangstagen dieses Blogs schon mal den Verdacht geäußert, dass es ein weit verbreitetes Hobby in Berlin sein muss, Taxifahrern vorzulügen, selbst Taxifahrer zu sein. Was einem da aufgetischt wird. Von „Was soll am Uhrausmachen illegal sein?“ bis „Ick vadien‘ inne Taxe ja meene dreifünf netto!“ hab ich alles schon gehört. Von den lustigen Routenvorschlägen ganz zu schweigen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich gucke vielleicht manchmal etwas kritisch, wenn wie neulich drei Leute einsteigen und mich mit „N’Abend, Kollege!“ begrüßen.

„Kollege?“

„Ja sicher. Ick kenn Dir ja ooch, steh hier manchmal mit mein‘ Mercedes.“

Um ehrlich zu sein, hab ich ihn nicht erkannt. Aber das muss nix heißen, so schlecht, wie ich mir Gesichter merken kann. In dem Fall hat es nämlich trotzdem gestimmt. Obwohl schon Januar war, war ihre Firmenfeier-Ausrede plausibel; ich hab ihr Unternehmen gekannt und sie hatten eindeutig Ahnung vom Job und kannten sich in der Stadt aus. Und das ist einfach eine tolle Combo. Mal ganz abgesehen davon, dass sie nicht die kürzeste Strecke haben wollten und ohnehin schon eine dieser im Januar herbeigesehnten längeren Touren mit zwei Haltepunkten zu bieten hatten:


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Die Lampe anhaben

Als Taxifahrer ist es natürlich – vorsichtig ausgedrückt – ein kleines Bisschen suboptimal, die Lampe in dem Sinne anzuhaben, dass man was getrunken hat. Für uns gelten verständlicherweise sogar 0,0 Promille. Die Lampe auf dem Dach anhaben ist zwar unschön, weil es heißt, dass wir frei sind und somit gerade kein Geld verdienen, aber das passiert zwangsläufig öfter mal. Immer brennen sollten hingegen die anderen Lampen am Auto, deren Sinn darin besteht, zu leuchten. Selbst da gibt es Ausnahmen, z.B. wenn wie in den letzten Wochen bei der 72 der Fall, die Öl-Warnlampe ständig an ist, ohne dass Öl fehlt. Aber, zu guter Letzt: Wenigstens die Scheinwerfer sollten ihren Dienst artig verrichten.

Das taten sie in letzter Zeit auch gut, da will ich nix sagen. Ich glaube, das letzte Mal tauschen war auf jeden Fall 2012, bei der 1925 damals noch. Aber irgendwann ist aller Tage Abend und man muss halt mal ran. Blöd nur, wenn das während der Nachtschicht passiert. Denn, so gerne ich mein Autochen lobe, jedes Mal, wenn es um die Scheinwerfer geht, könnte ich ausrasten. Da haben die Konstrukteure von Opel einfach so dermaßen einen an der Klatsche gehabt, das ist unfassbar.

Schlimm genug, dass man für die Rücklichter einiges an Übung braucht, weil man sie komplett ausbauen muss, um eine Glühbirne zu wechseln. Aber im Grunde ist das recht gut machbar. Mein Finger fummeln sich beim Wiederreindrehen der Schrauben zwar manchmal zu Tode, aber mit manchen Dingen lebt man irgendwie.
Die Frontscheinwerfer aber – hört mir auf! Die muss man zwar nicht ganz ausbauen, dafür muss man an einzelne Leuchten über den Radkasten ran. Erst eine Abdeckung lösen, dann eine Gummikappe abziehen, dann einen Bügel lösen und dann die Lampe rausziehen. Die Zahl der Arbeitsschritte ist zwar überschaubar, allerdings sollte man dazu zum einen einen trockenen Platz haben, um sich unters Auto zu legen un/oder ein beachtliches Talent im Blind-Fummeln haben. Und so war die Situation auch wenig erfreulich, als mir mein linkes Abblendlicht am Wochenende ausfiel.

Theoretisch wissend wie es geht, mich aber technisch nicht dazu in der Lage sehend (Wurstfinger, linke Hände, diese Geschichten), hab ich ungefähr 5 Kollegen mit dem selben Auto angequatscht. Das Spektrum der Antworten reichte von

„Ick hab dit schon mal jemacht, abba nie wieda! Bisse bis zur Schulter volljesifft und am Ende sitzt de Scheiße schief und Du blendest den Jejenvakehr!“

bis

„In die Werkstatt damit. Haste keene Chance. Schon jar nüscht nachts!“

Aber gut, Haustechniker angerufen. Der hat Übung damit. Oh, Handy aus. War wohl zu spät. Also Cheffe himself. Aha, ja, Werkstatt, verstehe, schon klar, danke.

Und dann stehste da und bist auf dem linken Auge blind. Also gut, Fernlicht wäre … nee, besser nicht! 😉

Klar, mitten in der Stadt bei gut beleuchteten Straßen kann man mal eine halbe Stunde mit kaputtem Licht rumfahren. Ich will da nicht pingelig sein. Aber ich hab als Taxifahrer das kleine Problem, dass ich keine Ahnung hab, in welche Gegenden es mich so verschlägt. War dann im Endeffekt eine eher kurze Schicht …  🙁

Natürlich: So ein Scheinwerfer fällt nicht jede Woche aus. Aber eine Glühlampe ist ein Verschleissteil. Wie kann man das bitte so bekloppt verbauen?

Taxihalten im Wildwuchs

Wenn man die Flughäfen mal außen vor lässt, hat der Ostbahnhof ja schon eine recht große Taxihalte. An den „richtigen“ Vorhalteplatz passen zwar nur 5 Taxen, auf der Seite gegenüber liegen aber nochmal drei Nachrücken zu fünf, nochmal fünf und einmal etwa zehn Plätzen. Also so Pi mal Daumen. Die tatsächliche Belegung hängt natürlich von den Haltegewohnheiten meiner Kollegen und mir ab.

Darüber hinaus ist zwar nichts geplant, aber natürlich hat man so seine Gewohnheiten, wo eventuell überschüssige Taxen sich anstellen. Parkverbot herrscht zwar überall, aber seit ich Taxi fahre, stellen sich alle am Ende notfalls in der Koppenstraße an – bis in den Tunnel unter den Gleisen. Daran ist eigentlich nur eines wirklich toll: Wir gehen niemandem auf die Nerven.
Jetzt am Freitag hat aber irgendein Niesel damit angefangen, sein Auto einfach weiter hinten in der Straße „Am Ostbahnhof“ anzustellen. Dann kam ein zweiter … und weil am Freitag fast doppelt so viele Taxen dort standen wie sonst, wuchs die Halte über die Bushaltestelle für Reisebusse hinaus bis auf den Fahrradstreifen der Andreasstraße. Ein paar Autos mehr und wir hätten eine Taxischlange bis zum Magdalena hinbekommen.

Eigentlich war es mir zwar zu blöd, das Spielchen mitzumachen, aber alleine kannste ja nix tun. Selbst wenn man sich merkt, hinter wem man angekommen ist: Wenn man sich an die richtige Stelle stellt und sich dann beizeiten auf der legalen Halte einreihen will, glaubt einem ja keiner, dass man auch angestanden hat und sich nicht einfach nur vordrängeln will. Also stand ich auch blöd in der Landschaft rum. Ich hatte ja die Hoffnung, dass sich das auflöst, wenn die Schlange mal wieder kurz genug wird, aber: Fehlanzeige! Irgendwer stellte sich immer wieder da an und so ging das dann die ganze Nacht, bis die Schlange wieder kürzer war.

Ich bin echt mal gespannt, was das nächste Mal bei Überbelegung passiert. Ich hab nämlich keinen Bock, da mal ein Ticket zu kriegen, weil ich die Bushaltestelle blockiere …

Was zu erwarten war: Silvester

So, Weihnachten ist vorbei. Damit sind wir nun in diesen Tagen, die gemeinhin mit „zwischen den Jahren“ betitelt werden – was einerseits ein wenig unlogisch ist, mir andererseits  auch total gefällt. Egal, es wird an dieser Stelle wie jedes Jahr Zeit, auf Silvester hinzuweisen. Das ist wie schon letztes und vorletztes Jahr ein alter Hut, aber ich tu’s immer wieder, weil ich ja auch immer wieder neue Leser habe. Und weil es auch Spaß macht, sich gedanklich auf Silvester einzustimmen, das gebe ich gerne zu. 😉
Wer den Links in diesem Artikel folgt, wird feststellen, dass ich wirklich jedes Jahr quasi dasselbe schreibe. Zusammengefasst klingt das etwa so:

Habt ein wenig Nachsicht mit den Taxifahrern an Silvester, denn wir tun, was wir können! Da das Fahrgastaufkommen an diesem Tag zigfach über dem an jedem anderen Termin liegt, kommen wir nicht hinterher. Zumindest hier in Berlin. Es wird nicht möglich sein, sich ein Taxi zu bestellen und man wird bisweilen ewig suchen, bis man ein freies findet. An diesem speziellen Tag streiten sich mal die Kunden um Taxen und nicht umgekehrt. Was aber auch heißt: Wer sich besonders nervig verhält, hat die schlechtesten Karten, mitgenommen zu werden. Silvester ist der Tag, an dem die Kunden sich freuen dürfen, dass wir an einen Tarif gebunden sind, denn in dieser Schicht könnten Taxifahrer Mondpreise diktieren und wären dennoch ausgelastet. Wir verdienen zwar überdurchschnittlich gut, aber durch die hohe Anzahl betrunkener Leute, die Scherben und Böller auf den Straßen, die Konkurrenz zwischen den Fahrgästen und die aus allerlei Gründen hohe Emotionalität des Datums ist das zeitgleich die stressigste Schicht des Jahres.
Lasst eventuell vorhandenen Frust über 2013 nicht an jenen Fahrern aus, die auch während der größten Party hierzulande noch ihre Arbeit zu machen versuchen. An allem was an diesem Tag schief läuft – selbst im Taxigewerbe – sind eben genau diese Fahrer am allerwenigsten schuld! Und jede Diskussion, jede Streiterei verschlimmert es nur. Wir rocken die Kundschaft im Akkord nach Hause und je ungestörter wir das tun können, desto schneller geht es für alle.

Ich hab dieses Jahr noch keine endgültige Bestätigung, ob ich am 31. Dezember ein Taxi habe. Dieses Jahr fällt Silvester erstmals nicht in meine offizielle Arbeitszeit (da ich inzwischen Montag bis Mittwoch nicht fahre), da muss ich ein bisschen Glück haben, damit das klappt.

Wobei: Schlimmer als vor zwei Jahren kann es ja gar nicht laufen. Da wäre ja selbst gar nicht fahren besser …

Aber wie gesagt: Bleibt ruhig und überlegt Euch, wenn Ihr es eilig haben solltet, Alternativen. Ansonsten werden wir das gemeinsam wie jedes Jahr hinkriegen, dazu sollten wir aber alle einen kühlen Kopf bewahren. OK?

Es gibt so Tage …

Ich bin ja wirklich der letzte, der auf der Straße Streit sucht. Aber es gibt so Tage, da ist man von Vollpfosten und deren nahen Verwandten umgeben. Wie am vergangenen Samstag.

Angefangen hat alles mit einem Kollegen, der mir (in der Tat sehr freundlich) vorwarf, ich hätte mich am Ostbahnhof vorgedrängelt. Das Szenario genau zu beschreiben ist etwas umständlich, aber ich kann zumindest mal sagen, dass ich nicht wenig überrascht war, weil ich schon eine halbe Stunde dort anstand und mich zu diesem Zeitpunkt ganz hinten auf der letzten Rücke brav eingereiht hatte. Wie gesagt: Der Kollege war eigentlich echt nett – aber hey: er hat sich das aufgrund des Autotyps vor ihm und nicht rechtzeitigem Nachrücken mal eben zusammengereimt. Das ist schon erstaunlich wenig nachgedacht, um aufgrund dessen Alarm zu schlagen …

Nummer zwei war dann eine Winkerin. Sie hielt mich an einer roten Ampel an und fragte mich, ob ich einen Kindersitz hätte. Der Minimensch sah eigentlich eher ein wenig ZU klein für die Sitzerhöhungen aus, aber man kann ja mal gucken. Kaum, dass ich das tun wollte, hupte es ungestüm und ein weiterer Taxifahrer fuhr heran. Schon klar, da war die Tour wohl bestellt. Ich bin also hin zum Kollegen und hab ihm gleich ein „Sorry“ entgegengeschmissen, was er mit einem „Bist ja’n Scheiß-Kollege!“ erwiderte. Sehr nett. Was glaubt dieser Vollpfosten eigentlich, wie ich ihm die Fahrt hätte klauen sollen, die er über den Datenfunk der anderen Zentrale bekommen hatte?
Ich kann ja wohl schlecht an allen Winkern vorbeifahren, weil sie theoretisch auch bestellt haben könnten. 0.o

Nummer 3 war dann der theatralische Huper (dieses Mal kein Taxifahrer) auf einer komplett leeren Landsberger Allee (3 Spuren je Richtung), der es irgendwie unverschämt fand, dass ich meinen Kunden rechts am Straßenrand rausgelassen habe. Im Übrigen, ohne ihn fies auszubremsen und artig mit Blinken und so.
Manchmal frage ich mich bei solchen Leuten, wie sie als Fahrgast wohl reagieren würden, wenn ich als Fahrer sagen würde:

„Nein, tut mir leid. Ich muss leider mit ihnen um den Block zum nächsten ausgeschilderten Parkplatz fahren, da hundert Meter hinter uns ein anderes Fahrzeug sich nähert und ich nicht ausschließen kann, dass der Fahrer desselben ungerne die Spur wechseln würde, nur weil Sie hier aussteigen wollen. Kostet aber auch nur 80 Cent extra, keine Sorge.“

Wahrscheinlich wäre ich dann das vierte Mal in einer Nacht der Idiot. Aber gut, man kann es halt nie allen recht machen …

Gemeiner Sash!

Ich hab mich dieses Wochenende ziemlich sicher bei einem Kollegen unbeliebt gemacht. Ich hatte allerdings keine Ahnung. Als ich in der Wiener Straße auf Höhe der Lausitzer wenden wollte, war an sich kein Ding. Da hatte ich auch eindeutig Vorfahrt vor dem Kollegen, der bereits an der rechten Seite wartete. Für einen Moment dachte ich noch, dass es mich ja ein bisschen nerven würde, wenn sich so auf den letzten Drücker noch ein freier Kollege vor mich quetscht, aber dann war ich auch schon abgelenkt: Direkt beim Wenden nahm ich von den zwei Leuten am Straßenrand ein – Ja! Ein Winken! Juhu, Kundschaft! Äh, wo waren wir?

Genau so war es. Ich hielt also kurz und die Kunden stiegen ein. Dass ich ein paar Meter an ihnen vorbeigefahren bin, entschuldigte ich umgehend:

„Sorry, ich war mir nicht ganz sicher, ob sie gewunken haben …“

„Ja, äh, haben wir auch, also nicht so direkt. Eigentlich haben wir dem Kollegen gewunken, aber uns ist es ja letztlich egal, welches Taxi wir nehmen.“

Das ist fies. Ich hab mich aus der anderen Perspektive auch schon über sowas aufgeregt. Denn: Ja, für die Kunden ist es natürlich egal. Und im Optimalfall läuft das Taxigeschäft halt so. Für uns Fahrer ist es halt leider nicht so egal. Wir freuen uns über jeden Kunden der uns anhält und wir haben einfach nullkommagarnix davon, dass der Kollege XY jetzt Umsatz macht, während wir leer ausgehen. Insofern tut es mir bei aller Rechtmäßigkeit etwas leid, ich wollte dem Kollegen die Fahrt nicht abluchsen.

Aber ich muss auch mal „Wow!“ sagen am Ende: Alleine die Tour hat fast einen Zwanni gebracht. Insgesamt hab ich in der Folge 75 € in zwei Stunden eingefahren – das liegt schon auf gutem Wege in Richtung Silvesterschicht. Ich hoffe, besagtem Kollegen ging es genauso. Manchmal sind es ja auch die nicht angenommenen Touren, die den Auftakt zu einer Serie geben. Glücklicherweise weiß man das ja nie.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Freie Farbwahl …

… oder eher nicht. Zum einen ist die Taxifarbe in Deutschland immer noch gesetzlich vorgeschrieben. Im Gegensatz zum ein oder anderen Bundesland existiert hier in Berlin auch keine weit ausgelegte Ausnahmeregelung, die quasi einer Freigabe entspricht. Zum anderen war das sicher nicht freiwillig:

Legal, 1015er RAL, scheißegal. Quelle: Sash

Legal, 1015er RAL, scheißegal. Quelle: Sash

Das soll im Übrigen kein Kollegen-Bashing sein. Es wird einen Unfall gegeben haben und er hat vermutlich erst in drei Tagen einen Termin zum Folieren bekommen. Passiert. Und ich finde, bloß wegen der Farbe sollte man da auch echt beide Augen zudrücken. Wir müssen alle unser Geld verdienen, insbesondere wenn das Auto mal einen Schaden hatte. Ich wollte das nur festhalten, weil mir bislang kein Wagen aufgefallen ist, bei dem gleich so viele Teile ersetzt worden sind. Mal eine Tür und der Kotflügel, ok. Aber DAS war wahrscheinlich wirklich was größeres. 🙁