Ajehoa!

Ich bin mir sicher, dass ich mich nicht grundlos damit rühme, die meisten Sprachbarrieren im Taxi auch ohne die moderne Technik aus dem Weg räumen zu können. Die hilft manchmal, natürlich – aber im Eifer des Gefechts verlässt man sich dann doch schnell mal aufs Gefühl und es ist schön zu sehen, wenn das immer wieder gut geht.

Isses in diesem Fall nicht. Oder nicht wirklich zumindest.

Ich hatte einen Auftrag in Lichtenberg, aber ein Ziel war nicht angegeben. Wie in 75% aller Fälle, das war also nix besonderes. Die Kunden rannten mir auf der Straße schon entgegen, junge Vietnamesen, ausgelassene Stimmung, alles super. Und nun? Wohin?

„Ajehoa-ahe!“

Na klar. 🙁

„Ajehoa-ahe Osöaus.“

Na bitte, geht doch. 🙂

Eine Nummer hatten sie auch noch parat und weit war es auch nicht, also hab ich sie in die Altenhofer Straße in Hohenschönhausen gebracht. Kinderspiel!

Denkste. In Hohenschönhausen gibt’s leider auch noch die Ahrenshooper Straße. Und in die wollten sie eigentlich.

Kleiner Vorteil: Dank der Sprachbarriere hab ich auch nicht mitkriegen müssen, für wie doof sie mich hielten. Am Ende lag der Umweg im 2€-Bereich und die Kunden kannten trotz alledem auch diese nette (und für mich eigentlich unnötige) Tradition mit dem Trinkgeld, das man gibt, obwohl man unzufrieden ist. So will ich mich am Ende mal nicht beschweren, ich hatte schon schlimmere Fahrten. 😉

 

Hupschnur gerissen?

Aggressive Verkehrsteilnehmer sind ja auch so ein begeisterndes Phänomen. Gestern Abend bin ich die Warschauer langgefahren und hab an der Ampel bei der Kopernikusstraße schon zwei Leute jenseits der Kreuzung gesehen, die aussahen, als wollten sie gleich winken. Der Wagen hinter mir blinkte schon zum Abbiegen, also konnte ich nach dem Grünsignal geradeaus los und gleich den Blinker setzen, als die beiden dann wirklich winkten. Wie man das halt zwanzigmal pro Woche macht als Taxifahrer.

Dass ich dann beim Anhalten trotzdem angehupt werde, kenne ich auch schon. Je nach Laune hupe ich dann gerne zurück, wird ja schon irgendwie wichtig sein, da helfe ich gerne. Und insbesondere in Situationen wie dieser, wo ich im Vorfeld schon gesehen hab, dass da Kunden stehen, mache ich das alles locker mit rechtzeitigem Blinken und in keinster Weise hektisch. Ja, da muss man dann halt mal kurz warten, das war’s aber auch schon.

In dem Fall aber war der hinter mir super wichtig, denn seine Mami hatte ihm morgens eine Polizeiuniform rausgelegt, das entspannt so schön beim Autofahren. Und deswegen hat er auch nicht kurz gewartet, sondern musste mal eben entspannt auch die zweite Fahrspur blockieren, um neben mir zu halten und mich anzubrüllen, dass ich das ja so gefälligst nicht machen darf. (Spoiler: Ich darf!)

Also mitten auf der Straße halten. Ein paar Meter weiter wäre nämlich ein Parkplatz. Aha. Schön für den Parkplatz.

Da hat er vielleicht gemerkt, dass das mich jetzt nur so mittel beeindruckt. Trotz Rumbrüllen und Polizeiuniform. Also hat er mal flugs etwas herbeifabuliert, was weder ich noch meine Fahrgäste irgendwie bemerkt hatten. Er habe „EINE GEFAHRENBREMSUNG HINGELEGT, VERSTEHEN SIE!!!???“

Da musste ich passen. Wenn jemand eine Gefahrenbremsung ohne quietschende Reifen, aber mit Benutzung der Hupe hinlegt, dann überstrapaziert er meine Definition dieses Wortes enorm. Und im Gegensatz zu gereizten Unsympathen blinke ich auch nicht zum Spaß, sondern um ein Halten am rechten Fahrbahnrand anzuzeigen, das ist ziemlich üblich – zumal bei Taxis – und ich hab den leisen Verdacht, dass das ein Grundwissen ist, das man selbst von Polizisten erwarten kann.

Er hat dann noch ein bisschen rumgebrüllt, was bei mir in etwa wie folgt ankam:

„ICH HAB HIER DIE TEURERE HOSE AN UND BIN SAUER, DASS MEIN KAFFEE HEUTE MORGEN KALT WAR!“

Er hat dann gefragt, ob ich das verstanden hätte und das hab ich bejaht.

Und siehe da: Obwohl ich ganz offensichtlich unzählige Menschenleben gefährdet habe, durfte ich einfach weiterfahren. Ich weiß, dass viele nicht verstehen, wieso mich sowas aufregt. Die allgemeine Stimmung ist eher so „Sei doch froh, dass nix passiert ist!“.
Bin ich auch. Aber ich hab es schon oft genug hier geschrieben: Wenn ich mal Mist baue, dann stehe ich dafür gerade. Wenn ich geblitzt werde, mecker ich nicht groß rum und wenn ich sonstige illegale Dinge tue, schreibe ich das sogar mal und riskiere die Anzeige. Und hey, natürlich freue ich mich auch, wenn ein Polizist dann sagt, dass er es bei einer Verwarnung belässt. Aber sinnlos rumbrüllen, ohne irgendwas in der Hand zu haben, einfach nur, weil ihm nicht gepasst hat, dass er anhalten musste, finde ich einfach daneben. Hätte ich in dem Moment keine Kundschaft gehabt, hätte ich auf die Frage, ob ich „das jetzt verstanden“ habe, gerne ehrlich mit nein geantwortet. Ich hab’s mir drei Sekunden ernsthaft überlegt vor meinem süffisanten Ja. Wäre sicher Stoff für mehr als einen Blogeintrag geworden.

Ich hoffe, ich hab irgendwem Prügel erspart dadurch, dass der Tag des Typen etwas besser war, weil er es heute dem Taxifahrer schon mal so richtig gezeigt hat.

Die voll mit sich zufriedenen …

Ich will hier gar nicht so viel rumranten, meist finde ich meine Kunden sympathisch oder sogar witzig. Und dann der Typ:

„Ich bin voll der Internet-Typ, Alter, ich hab da ein paar Start-Ups am Laufen, richtig geile Scheiße!“

„Ach, cool! Ich hab einen zumindest mal mittelmäßig guten Taxiblog, ich weiß, was Sie meinen. Was machen Sie denn so?“

„Naja, Business halt.“

„OK …“

„Nee, das verstehste eh nicht, ist eher so …“

„Was denn?“

„Na, ist ja auch egal …“

„Wieso? Hey, Sie sind ein netter Kerl, ich hab ein paar tausend Leser … worum geht’s denn bei ihrem Geschäft?“

„Das … das ist kompliziert. Sie können mich eigentlich hier schon rauslassen.“

„Also nicht Prenzlauer Berg?“

„Nein, hier ist ok. Ich laufe den Rest.“

„Die ganzen sechs Kilometer?“

„Nee, ich übernachte ja bei meinem Kumpel heute.“

Alter Schwede, und ich dachte schon, ich müsste ein schlechtes Gewissen haben, weil ich GNIT nicht nach allen Regeln der Kunst kommerziell ausschlachte! Aber gut, vielleicht ging es ja um eher unappetitliche Pornos, man weiß es ja nicht.

Handy zurückgegeben. Und wie!

Als ich gestern schrieb, dass ich mir bezüglich des gefundenen Handys auch weiterhin einen interessanten Verlauf vorstellen könnte, hatte ich mit viel gerechnet, aber nicht mit Oleg. Oleg war der Besitzer des Handys, der mich im Laufe des Morgens noch vor dem Weckerklingeln ungefähr 30-mal angerufen hat. Was ich 29-mal ignorieren konnte, aber irgendwann ist halt Schluss. Aber ich will nicht lügen: So nervig ich es in dem Moment fand, war ich froh drum. Denn übers Fundamt hätte das alles viel länger gedauert. Außerdem hatte ich bei unserer Fahrt herausgehört, dass Oleg wohl nur zu Besuch in Deutschland war und das alles sonst vielleicht nur über viele weitere Umwege geklappt hätte, ihm das Telefon zukommen zu lassen. Und wenn ich mir den ganzen Mist aufbürde, den ja selbst die Zentrale als „immerhin sehr nett“ bezeichnet, dann ja wohl, um jemandem eine Freude zu machen.

Mein Gehirn ist da altmodisch: Es schüttet Endorphine aus, wenn ich Leuten helfe.

Am Telefon stellte sich schnell raus, das Oleg noch weniger deutsch oder englisch konnte, als ich es im Gedächtnis hatte. Mit Mühe und Not schafften wir es, uns auf die Straße, in der ich ihn und seinen Kumpel (allerdings an einem Imbiss mit anderer Nummer) eingeladen hatte, eine Hausnummer und eine Zeit – 11 Uhr – zu einigen.

Und dann bin ich hingefahren.

Seinen Namen hab ich an der Klingel nicht gefunden, also hab ich erst einmal abgecheckt, ob es nicht ein Zahlendreher gewesen sein könnte. Aber die Nummer gab es gar nicht erst. Dann hab ich in der Not tatsächlich geschafft, auf einem auf moldawisch gestellten Telefon mittels der Kontaktliste eine Nummer zu finden, unter der ich Oleg erreichte.

Juhu?

Nein.

Den meisten unter uns passiert das selten, selbst mir, aber nun hatte ich diesen ganz seltenen Fall, dass unsere Sprachkenntnisse sich so wenig deckten, dass wir es einfach nicht geschafft haben, miteinander zu kommunizieren. Oleg konnte seine Adresse fehlerfrei auf deutsch sagen, verstand im Gegenzug aber nicht, dass ich bereits vor Ort war und nur wissen musste, wo ich klingeln soll. Und natürlich handelte es sich um ein Hochhaus mit drölfzig Namen, die ich wirklich nicht verdachtsweise durchprobieren wollte.

Natürlich sanken mit der Zeit zwischen unseren fruchtlosen Telefonaten meine Hemmungen, aber am Ende hatte ich nur ein paar der offensichtlich osteuropäisch klingenden Namen auf dem Klingelbrett gedrückt. Mit Rumsuchen nach der eventuell anderen Hausnummer und all den Verzögerungen zwischen unseren Telefonaten und SMS summierte sich das auf atemberaubende anderthalb Stunden auf, während er in der Wohnung seines Cousins saß und ich im Grunde meist vor seiner Haustüre.

Natürlich hab ich zigmal überlegt, wieder heimzufahren und das Handy einfach ans Fundamt zu schicken. Aber Oleg war halt nur ein fucking Berlin-Besucher, der kein Deutsch konnte (abgesehen von beinahe ausnahmslos Stücken wie „Vielen Dank“, „sehr nett“, „freue mich“, „gut“ und „schön“), der sein Handy mit Bildern seiner Tochter verloren und mir 15 Stunden zuvor das beste Trinkgeld der Woche gegeben hatte.

Ich weiß nicht einmal mehr, welche Kombination aus meinen Worten (jetzt, hier, waiting, öffnen, Tür, door, open, now, please) am Ende den Ausschlag gegeben hat, dass er mit Schamesröte im Gesicht runterkam. Aber ich weiß noch, was seine ersten Worte waren:

„Tschuljung, tschuljung, Sascha! Wieviel? Wieviel Geld?“

Er reichte mir direkt einen Zehner und ich gebe zu, dass ich in dem Moment noch etwas angepisst war, weil ich über eine Stunde telefonierend in der Hellersdorfer Prärie rumgesessen war. Aber ich habe gesagt:

„Komm, passt schon. Ist ok!“

Und er hat sichtlich zerknirscht einen weiteren Zehner gezückt und „Bijette, bijette, ok!?“ gesagt.

Auch wenn ich für die Chose am Ende alleine 5,60 € Fahrtkosten hatte … ich hab’s dankend angenommen und ihm auf die Schulter geklopft. Manche Dinge passieren eben, wenn auch glücklicherweise nicht jede Woche. 😉

Andere härtere Baustellen

Dass beim Auftrag gleich mit angegeben war, dass es ein Krankenhaus ist, war schön. Denn damit konnte ich das Navi auslassen, auch wenn mir die Hausnummer nix sagte. Ebenso begeistert waren die drei Fahrgäste, dass ich sie so schnell gefunden habe. Von da an ging es zu einer Partylocation, sie haben das Wort Feierabend an diesem Abend wörtlich genommen, völlig ok.

Die ganze Fahrt über tratschten sie über ihren Dienst. Ein Worst-of der Patienten, es ging dabei eindeutig um den psychologischen Bereich. Sie erzählten sich gegenseitig von verstorbenen Ex-Schützlingen und deren Eskapaden, vom notorischen Glühbirnenesser bis zur klassischen Napoleon-Reinkarnation war alles dabei. Eigentlich sogar noch schlimmere Dinge. Sie haben das untereinander ähnlich grob getan, wie ich es hier auch manchmal mit z.B. vermutlich Alkoholabhängigen tue: Eigentlich etwas zu heftig für unbedarfte Ohren, aber dennoch keinesfalls respektlos. Natürlich verwundert, überrascht, erstaunt und teilweise überwältigt, aber dennoch auch mit Herz und Seele.

Und mir blieb dabei eigentlich nur Demut. Nicht nur, weil mir wiederholt klar wurde, wie glücklich man sein kann, wenn der eigene Psychohaushalt halbwegs ausgeglichen ist – nein auch, weil die drei das persönlich so gut wegstecken konnten, ohne in Stillschweigen oder allzu plumpe Lästereien abzudriften. Am Ende stand dann der fast unausweichliche Dialog:

„Na, Sie halten uns jetzt sicher auch für völlige Psychopathen, oder?“

„Ich fahre seit neun Jahren Taxi in Berlin. Sie erweitern mein Wissen zweifelsohne, aber im Grunde überschneidet sich unsere Kundschaft durchaus mal.“

„Ja, so ist das wohl. Ich hab auch manches Mal ein schlechtes Gewissen, wenn wir jemandem ein Taxi rufen und ich mir dann denke, dass ich froh bin, dass das jetzt nicht an mir hängen bleibt …“

Natürlich muss ich erst einmal sagen: Bitte macht das nicht! Wir sind dafür nicht ausgebildet!

Andererseits geht das natürlich runter wie Öl und ich stehe nach wie vor dazu, dass ich am Ende (Am Ende, nicht zwingend währenddessen!) doch auch am liebsten die Fahrten hatte, bei denen ich wirklich helfen konnte. Und von den Leuten, die den härteren Teil des Jobs machen, gewürdigt zu werden, adelt ungemein. Immer noch, ehrlich. 🙂

Quietsch-Krrrrrk-Schepper!

Mann, da stand ich „kürzlich“ erst so weit oben in der firmeninternen Unfallstatistik und dann das!

Freitag Abend, 21.10 Uhr etwa war es, da treffe ich den B-Klasse-Fahrer vor mir in Mahlsdorf sauber ganzseitig am Heck. Ein Auffahrunfall, über die Schuldfrage brauchen wir im Grunde also nicht einmal reden … fuck!

Wie zur Hölle ist das jetzt passiert?

Nun, rein rechtlich isses einfach: Ich hab zu spät reagiert, fertig. Ich war für die Verhältnisse zu dicht aufgefahren, so ist es nunmal.

Aber auch wenn ich sowas alle paar Jahre durchaus mal akzeptieren kann und gar kein Mitleid brauche, ist es ein viel zu schöner Unfall gewesen, um nicht mal eben ausführlich drüber zu bloggen. Denn obwohl sich an oben gesagtem nichts ändert: Es ist schon sehr viel zeitgleich schiefgegangen, damit es soweit kam.

Da wäre zum einen die Baustellenampel, an der wir kurz zuvor hintereinander ein Weilchen gewartet haben. Die mag zum einen mein eher dichtes Auffahren nach dem Start erklären, vor allem aber hat sie dann von zweiterem abgelenkt.

Denn zum anderen wäre da die Straßenbahn, die genau dort ohne Ampel die Straße kreuzt und Vorrang hat. Das ist so schon eine eher seltene Verkehrssituation, aber mir wurde eigentlich genau das zum Verhängnis. Denn eben weil ich „endlich“ grün hatte, war in meinem sicher ziemlich auf Verkehrssituationen geschulten Gehirn einfach kein Platz für plötzlichen Querverkehr. Natürlich muss man eigentlich auch bei grünen Ampeln achtsam sein, aber mal ganz ehrlich: Man ist es in der Realität eher weniger. Und deswegen hab ich die uns entgegenkommende Tram eben die halbe Sekunde zuviel später reagiert als mein Vordermann.

Nun waren wir beide nicht sehr schnell, wir waren ja noch am Anfahren, und ein paar Meter trennten uns durchaus. Erinnerungen sind eine schlechte Datenbasis, aber ich würde schätzen, wir hatten bei noch nicht ganz 30 km/h etwa acht bis zehn Meter zwischen uns. Das hätte in 99% aller Fälle locker für eine Gefahrenbremsung gereicht und vermutlich wäre ich da selbst mit meiner Verzögerung gut weggekommen, wenn nicht …

Wenn nicht ausgerechnet an dem Abend und an der Stelle hinter meinem Vordermann, aber vor mir ein akuter Fall von „überfrierender Nässe“ aufgetreten wäre. Ich hatte die Bremse noch nicht einmal ganz durchgedrückt, da blockierten die Räder schon und ich schlitterte einfach in das andere Auto rein. Konnte nix mehr machen, der Fisch war geputzt.

Noch vor dem (den Umständen entsprechend nicht sehr harten) Aufprall lief in meinem Kopf das ganze Programm von aggressiven Unfallgegnern, nervigen Cops, ewiger Wartezeit, nervigem Rumtelefonieren, Abschleppwagen, verkacktem Wochenende und so weiter ab. und dann: KRACH!

Glücklicherweise gestaltete sich das alles ab da beinahe angenehm. Ich hab mich mit dem Fahrer des anderen Autos verständigt, auf den Gehweg zu fahren und er und seine Begleiterin waren ab da die nettesten Menschen an diesem Abend. Sie klagten scherzhaft, dass der Abend bis jetzt so schön gewesen sei, sahen es aber umgehend fast pragmatischer als ich. Wir fanden uns fünf Minuten später schon darüber scherzend wieder, dass wir das eigentlich lieber privat und in nett klären würden, wenn nicht mit meinen Chefs noch eine dritte Partei mit im Boot gewesen wäre. Sie hatten zudem von der Versicherung bereits einen vorgefertigten Unfallberichtbogen dabei, den wir schon mal ausgefüllt haben, bevor die Cops kamen. Nebenbei haben wir lustige Unfall-Anekdoten ausgetauscht. Und der Bogen hat sogar meinen Chefs heute als Bericht gereicht, ich musste das nicht noch einmal neu ausführen.

Die nach etwa 30 Minuten anrückende Staatsgewalt zeigte sich überrascht ob so eines gut organisierten Unfalls und verblieb damit, dem Ganzen eine Nummer zu geben und die Personalien zu notieren.

Wären Autos nicht so scheißteure Geräte, wäre das am Ende eher ein netter Witz gewesen, wie ich mal andere Verkehrsteilnehmer kennengelernt habe.

An der 72 ist nahezu alles heil geblieben. Ich musste später eine Blinkerleuchte austauschen, aber nur weil die Birne einen Schlag weg hatte oder so. Ansonsten Kratzer an der Stoßstange, sonst tut alles noch. Sogar die Abstandssensoren, das Thermometer und all der Scheiß, der sonst bei unspektakulären Andockmanövern die Flinte ins Korn wirft.

Die 72. Sah schon mal besser aus. Quelle: Sash

Wie es bei den Unfallgegnern aussieht, weiß ich nicht, aber auch sie sind erst einmal weitergefahren und haben sich vom nun etwas weiteren Spaltmaß an der Stoßstange nicht groß irritieren lassen.

Fährt man rückwärts an den Baum, verkleinert sich der Kofferraum. Quelle: Sash

Der Rest ist Sache der Versicherungen.

Was am Ende zu sagen bleibt:

  1. Unfälle passieren. Sie sind nie schön und natürlich kann man viele vermeiden, aber man sollte sich bewusst sein, dass man da nicht immun gegen werden kann.
  2. Unfälle sind dementsprechend nicht per se ein Grund, noch mehr Hass und Gewalt in den Straßenverkehr zu bringen, man kann da auch einfach mal relaxt bleiben. Und ich sage das hier als Unfallverursacher in Übereinstimmung mit den Unfallgegnern.
  3. Taxifahrer in Berlin werden offensichtlich nicht einmal dann nach ihrem P-Schein gefragt, wenn sie gerade ganz offensichtlich Bockmist gebaut haben. Vielleicht sollte man sich die aufwändige Verlängerung echt sparen.

Und nicht zuletzt: Es ist nur Blech/Plastik gewesen. Alles ok, also keine Panik! 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

„Nicht möglich“

Ich nehme seit einiger Zeit auch Funkaufträge an, da ich das Gerät sowieso angeschaltet habe, um die Kartenzahlung abwickeln zu können. Und im Grunde war das keine schlechte Entscheidung, denn immerhin kriege ich jetzt auch mal Fahrten außerhalb der üblichen Winkerrouten. Wie ich erwartet hatte, ist das zwar keinesfalls dieses Mördertool, das einem den zehnfachen Umsatz beschert (wie manche Kollegen gerne erzählen), aber nett, passt schon.

Manche Dinge aber sind wirklich so beschissen, wie ich vermutet hatte, als ich das noch nicht nutzte. Ich will die Zentrale nicht grundlos runtermachen, aber es gibt halt für mich blöde Dinge. Und ich bin jetzt nicht einmal wer, dem es um Fehlfahrten geht, die natürlich immer mal passieren können.

Da wäre nämlich wesentlich eher die Sache mit der Rückgabe von Aufträgen. Ich weiß nicht, wie das organisatorisch oder softwareseitig gelöst ist, aber immer, wenn ich einen angenommenen Auftrag nachträglich zurückgeben wollte, ging das nicht. Und hey, ich bin ein großer Freund davon, eingegangene Versprechen einzuhalten und lese mir die Aufträge sogar insoweit durch, dass ich nicht versehentlich einen annehme, bei dem ich zwingend scheitern muss. Zum Beispiel derzeit Großraumaufträge, die ich wegen des Fahrzeugtyps erhalte, dank der mit Putzutensilien zugebauten dritten Rückbank aber eher nicht durchführen kann.

Aber es passiert. Da war mal die Adresse, bei der Google und das eingebaute Navi die Adresse nicht gefunden haben. Zugegeben: Am Ende hat das mit etwas Zufall geklappt, aber die fünfminütige Suche und den Druck dabei hätte ich mir gerne erspart.

Und dann vorgestern. Ich stehe seit einer halben Stunde als Erster in Marzahn rum. Das Funkgerät klingelt und es ist ein Auftrag bei einer Adresse, die ich kenne. Ich drücke also mein OK und wirklich genau in dieser Sekunde sind aus dem toten Winkel zwei Typen in mein Auto eingestiegen. Ich war der einzige Fahrer vor Ort und die beiden betrunkenen Typen waren nicht wirklich interessiert daran, was ich ihnen bezüglich meines gerade angenommenen Auftrags wegen erzählen wollte.

Also stornieren. Aber hey: „Rückgabe nicht möglich“!

Da die beiden nicht weit wollten, hätte ich ja in Erwägung gezogen, danach schnell meinen Auftrag mit etwas Verspätung auszuführen, aber so flexibel ist das System natürlich nicht. Als ich die Uhr angemacht habe, wurde das vom mit dem Taxameter gekoppelten Funkgerät so interpretiert, dass ich die Auftragsfahrgäste aufgenommen habe. Ich war zwar rund anderthalb Kilometer entfernt von ihnen, aber das GPS wird natürlich nur dann eingesetzt, wenn es zufällig passt. Und entsprechend wertete das System das Ende der Tour als das Ende der bestellten Fahrt. Logisch.

Dumm nur, dass in der XYZ-Straße 123 immer noch ein Kunde war, der auf sein Taxi wartete. Ich hätte das wie gesagt gerne noch erledigt, aber der Auftrag war ja nun „erledigt“ und ich konnte nicht einmal mehr die Adresse aufrufen.

Und wieder ein unzufriedener Kunde mehr. Also ungefähr genau das, was ich seit fast einem Jahrzehnt im Gewerbe versuche zu vermeiden.

Wie gesagt: Ich will die Zentrale nicht grundlos schlechtreden, aber leider ärgere ich mich dann manches Mal doch zurecht.