„Nicht möglich“

Ich nehme seit einiger Zeit auch Funkaufträge an, da ich das Gerät sowieso angeschaltet habe, um die Kartenzahlung abwickeln zu können. Und im Grunde war das keine schlechte Entscheidung, denn immerhin kriege ich jetzt auch mal Fahrten außerhalb der üblichen Winkerrouten. Wie ich erwartet hatte, ist das zwar keinesfalls dieses Mördertool, das einem den zehnfachen Umsatz beschert (wie manche Kollegen gerne erzählen), aber nett, passt schon.

Manche Dinge aber sind wirklich so beschissen, wie ich vermutet hatte, als ich das noch nicht nutzte. Ich will die Zentrale nicht grundlos runtermachen, aber es gibt halt für mich blöde Dinge. Und ich bin jetzt nicht einmal wer, dem es um Fehlfahrten geht, die natürlich immer mal passieren können.

Da wäre nämlich wesentlich eher die Sache mit der Rückgabe von Aufträgen. Ich weiß nicht, wie das organisatorisch oder softwareseitig gelöst ist, aber immer, wenn ich einen angenommenen Auftrag nachträglich zurückgeben wollte, ging das nicht. Und hey, ich bin ein großer Freund davon, eingegangene Versprechen einzuhalten und lese mir die Aufträge sogar insoweit durch, dass ich nicht versehentlich einen annehme, bei dem ich zwingend scheitern muss. Zum Beispiel derzeit Großraumaufträge, die ich wegen des Fahrzeugtyps erhalte, dank der mit Putzutensilien zugebauten dritten Rückbank aber eher nicht durchführen kann.

Aber es passiert. Da war mal die Adresse, bei der Google und das eingebaute Navi die Adresse nicht gefunden haben. Zugegeben: Am Ende hat das mit etwas Zufall geklappt, aber die fünfminütige Suche und den Druck dabei hätte ich mir gerne erspart.

Und dann vorgestern. Ich stehe seit einer halben Stunde als Erster in Marzahn rum. Das Funkgerät klingelt und es ist ein Auftrag bei einer Adresse, die ich kenne. Ich drücke also mein OK und wirklich genau in dieser Sekunde sind aus dem toten Winkel zwei Typen in mein Auto eingestiegen. Ich war der einzige Fahrer vor Ort und die beiden betrunkenen Typen waren nicht wirklich interessiert daran, was ich ihnen bezüglich meines gerade angenommenen Auftrags wegen erzählen wollte.

Also stornieren. Aber hey: „Rückgabe nicht möglich“!

Da die beiden nicht weit wollten, hätte ich ja in Erwägung gezogen, danach schnell meinen Auftrag mit etwas Verspätung auszuführen, aber so flexibel ist das System natürlich nicht. Als ich die Uhr angemacht habe, wurde das vom mit dem Taxameter gekoppelten Funkgerät so interpretiert, dass ich die Auftragsfahrgäste aufgenommen habe. Ich war zwar rund anderthalb Kilometer entfernt von ihnen, aber das GPS wird natürlich nur dann eingesetzt, wenn es zufällig passt. Und entsprechend wertete das System das Ende der Tour als das Ende der bestellten Fahrt. Logisch.

Dumm nur, dass in der XYZ-Straße 123 immer noch ein Kunde war, der auf sein Taxi wartete. Ich hätte das wie gesagt gerne noch erledigt, aber der Auftrag war ja nun „erledigt“ und ich konnte nicht einmal mehr die Adresse aufrufen.

Und wieder ein unzufriedener Kunde mehr. Also ungefähr genau das, was ich seit fast einem Jahrzehnt im Gewerbe versuche zu vermeiden.

Wie gesagt: Ich will die Zentrale nicht grundlos schlechtreden, aber leider ärgere ich mich dann manches Mal doch zurecht.

12 Kommentare bis “„Nicht möglich“”

  1. Joe sagt:

    Zentrale anrufen und stornieren geht nicht?

  2. koma sagt:

    Na dann schau ich mir die Zieladresse halt an, bevor ich mich wieder frei mache und gut.
    Immerhin sollte man den Auftrag ja auch noch während der Fahrt, die man durchzuführen hat lesen können.

  3. Nafets sagt:

    Ansonsten gilt: Sprachwunsch drücken, dann ruft ein Kollege aus der zentrale an, man erklärt ihm das ganz ruhig und sachlich (das ist das wichtigste dabei) und schwups geht der Auftrag neu in die Vermittlung.

    Wer denkt, dass die Aufträge von realen Personen vermittelt werden, der hängt noch in den 90ern fest. Die Leute in der Zentrale sehen die Aufträge nichtmal grossartig.
    Und das „ruhig und sachlich“ hilft da wirklich weiter, denn wer schonmal in der Zentrale in Berlin gesessen hat, der weiss, wie oft man dort von Fahrern am Telefon angeschrien wird, weil die Fahrer selbst einen Fehler gemacht haben, aber dies natürlich nicht einsehen.

    Das System ist sicherlich nicht perfekt (wie man an Sash´s Beispiel sieht), aber es läuft eigentlich ganz gut.

    Aufträge kann man übrigens deswegen nicht zurückgeben, weil einige Kollegen meinten sich so die Rosinen rausrücken zu können, was ja aber, Beförderungspflicht sei Dank, nicht wirklich gewollt ist.

  4. Ich weiß ja, dass ich als Apotheken-Dings immer total rückständig und verhindernd und undigital und so bin… Aber wie wärs denn in diesem Fall mit so einem total altmodisch anlaogen Zettel- und Stifthalter fürs Armaturenbrett. Ichmeine, die Teile sind DERMASSEN altmotisch, die vergessen nicht mal, was man drauf geschrieben hat, wenn die Batterie des Autos des Geist aufgibt…

    Und parallel lassen sich prima Steno-Notizen für zukünftige Blogeinträge draufkritzeln. 😉

  5. Sash sagt:

    @Joe:
    „Warten Sie bitte kurz einen Moment, ich muss nur kurz telefonieren …“
    Also: Nein.

    @koma und gedankenknick:
    Ja, in dem einen Fall geht das. Aber das Grundproblem, dass ich einen anderen Auftrag mache, bleibt ja trotzdem.

    @Nafets:
    Ich verstehe schon, wie das System entstanden ist. Aber wieso wird man nicht einfach für 10, 15 oder 20 Minuten gesperrt, wenn man einen Auftrag ablehnt? So dass es sich nicht lohnt, das einfach dauernd zu machen. Und das Warten auf einen Rückruf ist in Situationen, in denen es eilig ist, auch nur so mittel.

  6. Nafets sagt:

    @Sash:
    ganz einfach, das gabs mal. Was meinst du wieviele Kollegen sich da aufgeregt haben. „Ihr Hurensöhne“ war noch das harmloseste was man da zu hören bekommen hat.
    Mittlerweile fliegt man bei einer Rückgabe einfach aus der Position der Halte und darf sich hinten wieder anstellen (rein systemtechnisch)
    Das Problem: wie man es macht, macht man es falsch.
    Rückgaben haben zu meiner Zeit noch funktioniert innerhalb der ersten 60 Sekunden, danach ebenfalls nicht mehr weil man davon ausging, dass der Fahrer ja wohl innerhalb von 60 Sekunden entscheiden können müsste ob er den Auftrag fährt oder nicht.
    War auch wieder nicht richtig.
    Ich könnte dir noch Geschichten erzählen, die füllen nochmal ein Blog und ein Buch 😉

    Ich bin ja nun auch schon 3 Jahre raus, aber wenn du Fragen hast, dann schreib mich ruhig an

  7. Taxi 123 sagt:

    Also bei mir kann ich Aufträge und erledigte Aufträge und… alles nochmal anschauen. Einzig zurückgegebene Aufträge werden gelöscht. Hängt wohl vom System ab…
    Funk macht bei mir auch nicht so den Löwenanteil aus, kostet im Monat auch einen nicht unwesentlichen Beitrag je Fahrzeug, ich werde es aber weiter bezahlen…

  8. Sash sagt:

    @Nafets:
    Das glaube ich dir gerne! Und ich will auch nicht rumstänkern, es ist wie Du ja sagst, immer falsch, egal, was man macht. Da ich nicht wegen irgendwelchem Kleinkram nachhaken will: Planst Du ein Buch? 😀

    @Taxi 123:
    Ich verstehe das. Klassischer Fall von „so ist es halt“.

  9. Nafets sagt:

    @Sash: das mit dem Schreiben überlasse ich gerne Leuten die das können. Ich gehöre nicht dazu?
    Aber mein Angebot steht weiterhin ?

  10. Sash sagt:

    @Nafets:
    Ich behalte es mir für eventuell auftretende Fragen in Zukunft offen. 🙂

  11. Aro sagt:

    Vor einem Jahr hat mir eine Ex-Kollegin vom Würfel das so erklärt, dass es verschiedene Zonen gibt. In der Innenstadt kann der Auftrag zurückgegeben werden, dort wo kaum ein Wagen fährt (z.B. in der Steppe von Marzahn) eben nicht.
    Klarer Fall von 2-Klassen-Justiz…

  12. Sash sagt:

    @Nafets:
    Erste Frage gleich mal hier: Wann werden eigentlich die Notrufe rausgegeben an die Kollegen? Gleich nach Eingang oder erst nach versuchter Rücksprache, um Fehlalarme auszufiltern?

    @Aro:
    Aber sowas von! 😉

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