Dass beim Auftrag gleich mit angegeben war, dass es ein Krankenhaus ist, war schön. Denn damit konnte ich das Navi auslassen, auch wenn mir die Hausnummer nix sagte. Ebenso begeistert waren die drei Fahrgäste, dass ich sie so schnell gefunden habe. Von da an ging es zu einer Partylocation, sie haben das Wort Feierabend an diesem Abend wörtlich genommen, völlig ok.
Die ganze Fahrt über tratschten sie über ihren Dienst. Ein Worst-of der Patienten, es ging dabei eindeutig um den psychologischen Bereich. Sie erzählten sich gegenseitig von verstorbenen Ex-Schützlingen und deren Eskapaden, vom notorischen Glühbirnenesser bis zur klassischen Napoleon-Reinkarnation war alles dabei. Eigentlich sogar noch schlimmere Dinge. Sie haben das untereinander ähnlich grob getan, wie ich es hier auch manchmal mit z.B. vermutlich Alkoholabhängigen tue: Eigentlich etwas zu heftig für unbedarfte Ohren, aber dennoch keinesfalls respektlos. Natürlich verwundert, überrascht, erstaunt und teilweise überwältigt, aber dennoch auch mit Herz und Seele.
Und mir blieb dabei eigentlich nur Demut. Nicht nur, weil mir wiederholt klar wurde, wie glücklich man sein kann, wenn der eigene Psychohaushalt halbwegs ausgeglichen ist – nein auch, weil die drei das persönlich so gut wegstecken konnten, ohne in Stillschweigen oder allzu plumpe Lästereien abzudriften. Am Ende stand dann der fast unausweichliche Dialog:
„Na, Sie halten uns jetzt sicher auch für völlige Psychopathen, oder?“
„Ich fahre seit neun Jahren Taxi in Berlin. Sie erweitern mein Wissen zweifelsohne, aber im Grunde überschneidet sich unsere Kundschaft durchaus mal.“
„Ja, so ist das wohl. Ich hab auch manches Mal ein schlechtes Gewissen, wenn wir jemandem ein Taxi rufen und ich mir dann denke, dass ich froh bin, dass das jetzt nicht an mir hängen bleibt …“
Natürlich muss ich erst einmal sagen: Bitte macht das nicht! Wir sind dafür nicht ausgebildet!
Andererseits geht das natürlich runter wie Öl und ich stehe nach wie vor dazu, dass ich am Ende (Am Ende, nicht zwingend währenddessen!) doch auch am liebsten die Fahrten hatte, bei denen ich wirklich helfen konnte. Und von den Leuten, die den härteren Teil des Jobs machen, gewürdigt zu werden, adelt ungemein. Immer noch, ehrlich. 🙂
Hallo Sash! Berlin plant ja jetzt, bis 2020 eine fahrradfreundliche Stadt zu werden. Wenn das so ähnlich wie bei BER läuft, kann das ja nur klappen wenn man jetzt schon beginnt alle Autostrassen neu zu machen, damit 2020 dann auch wirtklich zuverlässig nur noch Fahrräder fahren können.
Habt ihr da schon Gegenstrategien?
Da muss man sich keine Sorgen machen. 2020 soll auch der BER eröffnen (haha!).
Dass Berlin fahrradfreundlich wird darf getrost bezweifelt werden. Wenn überhaupt, wird das laaaaange dauern (und sehr teuer werden).
Und auch nicht die Untergangsprophezeiungen der Autoapologeten erfüllen.
@Unterdosis
Berlin soll fahrradfreundlicher werden. Heißt übersetzt: Es werden mehr weiß angestrichene Fahrräder aufgestellt, um alle Verkehrsteilnehmer an den §1 StVO zu erinnern…
Achtung, Allergiegefahr! Dieser Kommentar wurde in einem Betrieb erstellt, in dem regelmäßig Humor verarbeitet wird!
So schön!
@Unterdosis:
Rate mal, wer einer der großen Nutznieser wäre, wenn private PKW nutzlos werden …
Genau. 😉
@Asd:
Das kommt leider dazu.
@Notaufnahmeschwester:
Und das schon, obwohl ich da EINIGES nicht so genau geschildert habe … 😀
Nutzgesundheit!
Ohne Respekt geht es natürlich nicht. Aber hinterher muss man auch erzählen können.
@sash
Ja gut äh, aber wenn die Autostrassen alle gesperrt sind fährt doch auch kein Taxi mehr?
Man bedenke, wir reden über Berlin, nicht über irgendeinen Ort wo Großprojekte auf Anhieb funktionieren… 🙂