Wo ich nicht hinwill

„Und? Sie haben jetzt Feierabend?“

„Hör mir uff! Noch 9 Monate und 24 Tage, dann bin ich durch mit dem Dreck, und zwar endgültig!“

Die Fahrt hatte eigentlich unterhaltsam begonnen. Ein Bahnmitarbeiter, mit Gutschein unterwegs zu einem Betriebsgelände.

„Ach kiek an, nehm‘ ick den lustijen Onkel mit’n Opel!“,

hatte er das Gespräch begonnen. Aber so lustig ging’s nicht weiter. Was nicht alles Scheiße ist. Der Job, na klar! Aber nicht etwa wegen einer stressigen Schicht oder so, sondern so als ganzes:

„Dit hat ja nüscht mehr mit Eisenbahn zu tun, nur noch Chaos überall!“

Ich bin ja gern dabei, wenn’s um Bahn-Bashing oder wie kurz danach um das Verfluchen der Regierung geht. Aber das traurige war: Der Typ war einfach nur noch frustriert und hatte vor allem resigniert. Dass man die Tage bis zur Rente runterzählt, das kenne ich von meinem Vater. Aber bei dem weiß ich auch, dass er einfach froh ist, das mit der Arbeit weg zu haben und dann Zeit für ein paar mehr schöne Dinge haben wird. Der Typ von der Bahn war durch mit der Welt. Der will nicht nur mit dem Arbeiten fertig sein, der zieht in 10 Monaten die Gardinen zu und verlässt das Haus nicht mehr, da würde ich drauf wetten.

Und an den Punkt möchte ich echt nicht kommen. Kann schon sein, dass auch mir das Taxifahren irgendwann mal zum Hals raushängt. Wenn’s ganz dumm läuft sogar das Schreiben. Aber ich hoffe echt, dass mir dann halt was anderes einfällt.

PS: In letzter Zeit haben einige Leute mal wieder was für GNIT gespendet. Ich danke allen, ich weiß das sehr sehr zu schätzen!

Ich und die Verkehrsregeln …

„KENNEN SIE DIE VERKEHRSREGELN!?“

plärrt mich eine alte Frau an, während ich mit dem Taxi an einer Tankstelle stehe und gerade einen Teil meiner Kundschaft entladen habe.

„KENNEN SIE DIE VERKEHRSREGELN!?“

wiederholt sie ihre Frage, ohne dass mir mehr als ein dümmlicher Blick als Antwort einfällt.

„SIE HABEN MICH EBEN FAST UMGEFAHREN! EINE FRECHHEIT! LAUT VERKEHRSREGELN HÄTTE ICH ALS FUSSGÄNGERIN VORFAHRT GEHABT, ALSO SOWAS GIBT’S JA WOHL NICHT, UNGLAUBLICH!“

Also mal abgesehen vom rüden Tonfall (die zwei Kinder im Auto haben schon ängstlich geguckt) bin ich da schon nachdenklich geworden. Wie leicht übersieht man mal was … zudem war es dunkel, die Straße war regennass, habe ich etwa wirklich …?

„Ach, die kenn‘ ich …“,

meint eine meiner Kundinnen.

„Die sitzt immer da vorne und trinkt und pöbelt Leute an. Und nein, ich hab sie auch nicht gesehen.“

Also war hier vermutlich nicht ich der Irre auf der Straße. Puh.

Der kurze Sommer, die Bahn und Arschlochkollegen

OK, ob der Sommer nun wirklich vorbei ist … es darf bezweifelt werden. 🙂

Vorbei aber ist zumindest diese erste wirklich sehr warme Woche. Ich denke, irgendwie beeinflusst hat sie uns alle, und da mache ich als Taxifahrer halt auch keine Ausnahme. Die ganz lockeren Kollegen haben mir am Stand erzählt, dass sie extra früh losgefahren sind, weil es im Auto sowieso kühler als zu Hause war. An der Logik ist freilich was dran. Klimaanlage olé!

Ich wiederum bin einfach kein Freund des allzu heißen Wetters. Ich schlaf dann (tagsüber!) nicht so gut, bin eher knautschig und lethargisch und hab zudem ja eh kaum Bock, vor Sonnenuntergang loszufahren. Das macht so ein Wetter natürlich nicht einfach. Aber für meine Verhältnisse hab ich die vier Tage jetzt gut rangerockt und das gute Geschäft hat da durchaus zu beigetragen.

Heute Nacht dann kam auch hier in Berlin das Gewitter an. Nicht mehr als Supi-Dupi-Unwetter, aber immerhin mit genügend Wind und Regen im Schlepptau, um mal eben die Temperaturen von 30 auf 20°C zu senken. Und alle so: Yeah! \o/

Alle? Nein: Ein paar tausend Reisende waren in/um und in Richtung Hannover gefangen, weil etliche Bahnverbindungen ausfielen. Neben dutzenden Veranstaltungen waren es vor allem die Bahnhöfe, die heute mehr Taxibedarf als üblich hatten. Züge waren verspätet, wurden umgeleitet – manch Reisender wurde gar wieder zurücktransportiert. Eine Goldgrube für uns Taxifahrer, inklusive vieler der beliebten DB-Gutscheine. Aber ach!

Lesen Sie nun einen Rant an manche Berliner „Kollegen“:

Bahnausfälle, liebe Kollegen, sind eine tolle Sache, nicht wahr? Endlich mal nicht nur die kurzen Touren ums Eck, sondern auch mal weite Fahrten ins nähere oder gar sehr ferne Umland. Mal dreistellige Umsätze mit einer Fahrt, endlich! Da sind wir uns einig.

Nicht einig sind wir uns bei der Frage, was das für uns Taxifahrer im Umgang mit Kunden und Kollegen bedeutet.

Selbst wenn 500 Touren zu 500 € an einem Bahnhof vergeben werden, ist es kein gangbares Verhalten, zu Massen die Taxihalten und Privatparkplätze zu belegen, das Auto zu verlassen und im Bahnhof direkt am Bahnschalter die lukrativsten Touren rauszufischen. Ja, wir alle wollen sie gerne bekommen, wir alle verdienen eine Chance darauf, aber Euch Arschlöcher sollte man anzeigen und abschleppen lassen. Jeden Einzelnen, jedes einzelne Mal. Da schreien wir bei jedem Falschparker am Stand Zeter und Mordio, aber wenn’s der eigenen Kasse dient, dann isses schon ok? Und kaum dass die Touren hochpreisig werden, haltet Ihr Euch auch nicht mehr an die Regel, dass Taxifahrer nicht um Kunden buhlen dürfen. Wobei ich wetten würde, dass die meisten gerade von Euch sonst immer die Klappe aufreißen, wenn mal ein Kunde nicht beim Ersten an der Halte einsteigt.
Statt nun aber auch nur einfach hilfsbereit zu sein, den Kunden also tatsächlich Arbeit abzunehmen oder den Andrang besser zu meistern, pickt Ihr Euch auch noch die Rosinen raus und schickt die Leute mit „kurzen“ Touren raus zu den paar ehrlichen Taxifahrern, die dort Slalom um Eure widerrechtlich abgestellten Dreckskisten fahren müssen.
Ihr seid keine Taxifahrer, Ihr seid widerliche, unkollegiale Aasgeier!

Meine Schicht heute war toll. Auch ohne Hannover-Tour. Mir hätte sowas vermutlich gar nicht reingepasst. Aber es gibt eine Menge ehrlicher Kollegen, denen ich sie mehr gegönnt hätte als Euch. Ich werde demnächst mal Bahn und Polizei anschreiben und dann schauen wir mal, wie das in Zukunft so läuft.

Nix zu danken,

Sash

PS: Trotz deutlicher Worte in die Richtung jener „Kollegen“ bin ich eigentlich mehr als zufrieden und gut gelaunt. So Wochen wir diese bräuchten wir öfter, aber gerne mit 5°C weniger. 🙂

Sommer in Berlin

Über den Sommer in Berlin gehen die Meinungen ja stark auseinander. Im Großen und Ganzen sagt man Berlin nach, im Sommer wesentlich schöner zu sein als im Winter – aber zu warm ist es in diesen Tagen dann doch wieder allen. Mir ja auch. Dafür macht das Geschäft etwas, das nur wenige Dinge und Menschen tun, die ich kenne: es brummt. Was wiederrum dazu führt, dass ich mich irgendwie wie Schmelzkäse fühle und neben der Arbeit nur sehr sehr wenig gebacken kriege. Wie Bloggen beispielsweise.

Dabei passiert einiges erwähnenswertes, aber erzähl mal schnell was nettes vor dem Duschen! Und es ist ja immer vor dem Duschen gerade! Habt ein paar Tage Geduld mit mir, ich schätze, dass ich am Wochenende (also mein Wochenende ab Montag) dazu komme, wenigstens nebenbei ein paar Einträge runterzurocken.

Und duscht vorsichtshalber einfach eine Runde für mich mit! 🙂

Feierabendprobleme

Manchmal kommt alles auf einmal.

Ich bin zeitlich perfekt abgestimmt nach Niederschöneweide aufgebrochen, um das Auto an diesem einen Tag der Woche an der Firma abzustellen. Danke Chef, dass ich das nicht jeden Tag tun muss! Dann aber war kein Parkplatz im Hof frei. Also rumfahren, weit entfernt parken und wissen, dass die Bahn raus ist … was 30 Minuten warten bedeutet.

Ich wollte die Zeit nutzen, um Zigaretten für mich und meine bessere Hälfte zu holen. Die jedoch verkeilten sich im Automaten. Am Ende hat mir der Döner-Verkäufer mit einem Messer aushelfen müssen. Man stochert ja viel zu selten mit Besteck in Kippenautomaten herum. Aber: Sieg!

Dann der Russe, der schlecht deutsch konnte, aber wusste, dass er in einen Stadtteil wollte, in den augenscheinlich nichts mehr fuhr. Hab für ihn einen Nachtbusfahrer gefragt, der weiterhelfen konnte. Na, immerhin, Berlin!

Danach „nur“ die übliche Stunde Heimfahrt. Aber ok.

Ich wünschte, jetzt wäre Wochenende. Geht aber nicht. Muss heute unbedingt nochmal raus. Kohlesorgen sind fies. Aber vielleicht wird wenigstens der Feierabend heute nacht stressfreier …

Wer von Euch war das?

Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Versuch war, in den Blog zu kommen – aber der junge Mann in der Weserstraße hat mich in der vergangenen Sonntagnacht doch etwas irritiert zurückgelassen. Ich bin’s ja gewohnt, dass Menschen auch auf besetzte Taxis zurennen. Dass das Dachschild nachts leuchtet, wenn wir frei sind, ist auch nach all den Jahren noch zu unbekannt. Dementsprechend bin ich auch ein wenig aufmerksam und nehme es durchaus wahr, wenn – wie in dem Fall – auf dem Bürgersteig jemand Anstalten macht, in Richtung Fahrbahn zu rennen.

Wenn ich es aber richtig gesehen habe, wollte besagter Mensch gar kein Taxi, denn im dann doch recht flotten Vorbeifahren sah es so aus, als hielte er einfach beide Daumen nach oben, während er mich angrinste. Könnte so gesehen aber auch ein leicht missglückter Tramping-Versuch sein. Da ich den GPS-Tracker wie fast jede Arbeitsnacht anhatte, kann ich aber auch nicht ausschließen, dass einer von Euch da auf mich gewartet hat.

Also raus mit der Sprache: Wer von Euch war der Spaßvogel? 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Unbeabsichtigte Funktionsüberprüfung

Die Alarmanlage der 2925 funktioniert. Aber natürlich habe ich diese Erkenntnis nicht freiwillig erlangt, sondern versehentlich beim Abstellen des Autos. Der Alarmknopf ist bei der 2925 genau dort angebracht, wo er auch in der 1925 seinen Platz hatte. Und das bedeutet eben: So gut erreichbar wie nur irgend möglich. Da kommt man auch mal versehentlich dagegen. Und obwohl mir eben dies lange nicht mehr passiert war, wusste ich glücklicherweise noch so gut, wo der Ausknopf liegt, dass ich ihn binnen weniger Sekunden blind gefunden hatte. In einem stillen Viertel wie meinem ist das Ding dann doch höllisch laut.

Dass wir die Dinger nicht umsonst spazieren fahren, bewies aber erst vorgestern wieder mal eine aktuelle Pressemeldung der Polizei. An dieser Stelle wünsche ich dem Kollegen schnelle Genesung!