Hallo neue Woche!

Mich gibt’s noch und ich werde wohl wie geplant morgen 32 Jahre alt. Das allerdings hab ich neben vielem anderen nun auch einmal mehr meiner Reaktionsfähigkeit zu verdanken, denn dieses Wochenende war’s mal wieder verdammt knapp. Mir sind keine Kunden an die Gurgel gegangen und auch die kuriose Vermutung meines Arztes, meine Arbeit wäre unglaublich anstrengend, hat sich nicht bewahrheitet. Stattdessen wäre ich beinahe Opfer nicht erfolgter Ruhestörung geworden.

Im einen Moment freute ich mich noch, dass die Ampel lange genug grün blieb und beschleunigte auf die ab dort gültigen 50 km/h hoch, als ich von der Grünberger über die Warschauer zu flitzen gedachte, im nächsten Moment verhinderte dann nur noch eine Vollbremsung den Zusammenstoß mit einem von links auf die Kreuzung pfeffernden Rettungswagen. Der hatte nämlich – mit sicher bester Absicht – sein Einsatzhorn nur für eine halbe Sekunde angemacht. Und zwar in dem Moment, in dem er auf die Kreuzung fuhr …

Auch das Blaulicht war vorher zumindest nicht auffällig genug, als dass ich’s wahrgenommen hätte, von der Einsicht her ist die Kreuzung auf der Seite einfach blöd. Aber gut, wie eingangs erwähnt: Lief alles glatt. Ich bin in die Eisen, der Fahrer des Rettungswagens hat geistesgegenwärtig beschleunigt und am Ende war es nicht einmal mehr überragend knapp. Eine Schrecksekunde mehr wäre aber definitiv wenig hilfreich gewesen.

Deswegen: Augen auf. Dann überleben wir auch einen Montag mit links! 😉

Ja, wow und so, ne?

Ich stand so mit einem Kollegen aus meiner Firma am Ostbahnhof. Er hatte nur kurz auf der Durchfahrt angehalten, ein kleiner Luxus der Nachtschicht. Da bleiben die Taxifahrer schon mal in zweiter Reihe stehen, um zu quatschen. Ich selbst stand auf Position vier, hatte also noch ein wenig Wartezeit vor mir. Dachte ich zumindest. Denn unser Gespräch wurde recht jäh unterbrochen von einem jugendlichen Kerl, der mich mit folgenden liebenswerten Worten anquatschte:

„Was‘ los, bisse frei? Machnwer Erkner?“

Ja, scheiß doch die Wand an! Prima Tour ins Umland, auf dem berüchtigten Silbertablett serviert. Die Verabschiedung des Kollegen fiel quasi komplett aus – auch etwas, das man lernt als Taxifahrer. Wir haben unglaublich viel Zeit, „während der Arbeit“ miteinander zu quatschen, dann aber kommt wer und das Gespräch endet schonmal so in etwa:

„Nee, und ganz interessant bezüglich des neuen Navis ist, oh Kundschaft, man sieht sich!“

Und die ganz große Herausforderung für uns alle ist, unseren Freunden und Partnern zu erklären, dass wir auch Telefongespräche mal derart beenden müssen. 🙂

Aber man will so eine Tour ja auch nicht verlieren, nur weil man sich noch ausquatschen muss. In dem Fall hat das gut geklappt und ich hatte den Fang bei mir im Auto sitzen. Also Erkner. Schon ein paar Mal war ich da, aber ehrlich gesagt trotz Nähe zur Stadtgrenze immer mit Navi. Das ist jetzt echt kein tolles Eingeständnis, aber ich bin halt Zugewanderter. Ich hab wie blöde auf die Ortskundeprüfung gelernt, die aber ist mit komplett Berlin schon umfangreich genug. All mein Wissen übers Umland habe ich nur (!) aus den Fahrten dorthin. Und die sind einfach mal selten. Deswegen schätze ich da heute noch vieles falsch ein. So viel im Vorfeld dazu, dass ich erst darüber nachdachte, über die Autobahn zu fahren. Schließlich gibt es doch auf dem Weg nach Frankfurt einen Abzweig nach Erkner …
Ja, ist Bullshit. Der Umweg ist so groß, dass man keine Zeit spart – das hab ich erst während der Tour von meinem Navi erfahren. Das dadurch anfänglich etwas blöde Umhergegurke beendete ich dann immerhin halbwegs rechtzeitig und der Umweg hielt sich in Grenzen. Aber so ganz ohne Grund war das auch nicht, denn der junge und sehr relaxte Kerl hatte es eilig. Richtig eilig!

Er wollte einen Zug erwischen, für den wir die Strecke in irgendwas knapp über einer halben Stunde hätten schaffen müssen. Deswegen die verzweifelte Suche nach einer schnellen Route.

Hektische Fahrten sind immer mies. Denn hier geraten die eigenen und die Kundeninteressen ganz massiv aneinander. Sicher, die Tour schnell rumbringen wollen wir auch, aber keine einzige Fahrt, die einem durchschnittlich auch nur einmal passiert als Taxifahrer, ist auch nur einen einzigen Monat Fahrverbot wert. Selbst eine Fahrt in meine Heimatstadt Stuttgart ersetzt mir nicht den Lohn eines Monats Arbeit. Und die Fahrt nach Erkner wäre schon für’n Arsch gewesen, wenn auch nur 20 € Bußgeld anfallen würden – was bei einem Blitzer und 11 km/h Übertretung der erlaubten Geschwindigkeit schon der Fall wäre …

Das kann man sich ruhig mal vor Augen halten, wenn man der Meinung ist, der Taxifahrer da fahre doch ein bisschen lahm.
(Und ja: Ich weiß, dass viele Kollegen trotzdem rasen wie die Irren. Dafür, dass nicht alle ganz knusper sind, kann ich auch nix.)

Auf der anderen Seite will man ja auch ein guter Dienstleister und/oder einfach nett sein. Auch mal locker sein. Ein bisschen mehr geben, als es jetzt notwendig gewesen wäre, einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Oder dafür Sorge tragen, dass ein Kunde nicht nachts stundenlang auf einem Provinzbahnhof stehen muss.

Ich hab mein Kistchen also unter Einbeziehung aller notwendiger Vorsichtsmaßnahmen so gut befeuert, wie es nur ging. Straßenrand und Tacho im Auge behalten, bei bekannten Abkürzungen kurzen Prozess gemacht, die Gelbphasen bis aufs Letzte genutzt. Und mein Kunde war ein Guter. Ehrlich. Er hat mich nicht zum Rasen gezwungen. Ich hab versucht, es ihm recht zu machen, mehr nicht. Wir haben uns viel unterhalten und er hat sogar ausdrücklich klargemacht, dass es ihm leid tue, dass er mir das jetzt indirekt so stressig machen würde. Sein Onkel Harry sei ja auch Taxifahrer, bei ihm im Dorf, er kenne ja die Geschichten. Aber mehr als den Fuffi jetzt hätte er halt nicht, sonst hätte ich ihn gerne bis ganz nach Frankfurt bringen können, dann wäre die Zeit auch egal …

Traumkunde. Also wenn man vom Zeitplan absieht.

Und hey: Der Onkel ist Taxifahrer, er hat einen Fuffi und die Fahrt wird nur knapp über 40 kosten … ja, man denkt bei solchen Touren auch mal übers Trinkgeld nach. 😉

Diesen Teil hat der Kollege Harry aus einem Kaff bei Oldenburg aber offenbar eher stiefmütterlich behandelt. Denn obwohl die Fahrt stressfrei verlief und wir am Ende unter Ausnutzung einiger wirklich nur sehr schwer noch als grau definierbarer StVO-Grenzbereiche 5 Minuten vor dem Zug am Bahnhof Erkner ankamen, ergab sich folgender Dialog:

„Tja, bitte! Das hätten wir. Gerade so, aber immerhin. Dann wären wir bei 41,80 €.“

„Ja, hier. Mach einfach 42.“

Ja, wow und so, ne? 🙁

Aber gut, der Umsatz war klasse, es ist mal wieder alles gut gegangen, da wollen wir wohl besser nicht meckern.

Kleiner Link am Rande: Eine der tollen Touren nach Erkner war diese hier: Teil 1 | Teil 2 | Teil 3

Eine Frage der … na was eigentlich?

Ein Leser hat mir eine Frage gestellt, bei der die Antwort vielleicht nicht so eindeutig ist. Deswegen wollte ich sie hier einfach auch nochmal ansprechen:

Hi Sash,
ich lese schon lange bei dir im Blog mit und hätte nun auch mal eine „Taxi-Frage“, die du mir vielleicht beantworten kannst? 🙂

Und zwar war ich gestern in Düsseldorf beim Tourfinale der Toten Hosen. So 65.000-70.000 Leute müssen dort gewesen sein, und wie du dir vorstellen kannst, brach das Chaos aus, als auf einen Schlag alle Leute nach Hause wollten. Die U-Bahn fuhr zwar ununterbrochen, konnte aber die Massen an Menschen natürlich trotzdem nicht schnell genug abtransportieren. Kurz: Viele entschlossen sich, ein Taxi zu nehmen. Man muss dazu sagen, das Konzert fand im Stadion von Fortuna Düsseldorf statt, unmittelbar daneben die Messe Düsseldorf. Da gibt es eine eigene (lange) Zufahrt für Taxen, an deren Ende sich ein Stellplatz für Taxen befindet. Hier fuhren nun also gestern im Sekundentakt die besetzten Taxen weg, fast schon Silvester-Verhältnisse. Die meisten Leute haben sich dann entschieden, dass es an dieser Stelle zu lange dauert, ein Taxi zu bekommen, und sind daher die Zufahrt entlang „gewandert“, in der Hoffnung, unterwegs ein Taxi anhalten zu können oder eben einfach etwas abseits der Masse größere Chancen zu haben. Wobei wir auch hier noch von Hunderten Menschen sprechen, die die Taxi-Zufahrt entlang gepilgert sind.

Auf dieser Zufahrt fuhren also nun zum einen die Massen an besetzten Taxen, vom Stadion her kommend, ab. Gleichzeitig fuhren in der Gegenrichtung ständig „neue“, sprich leere Taxen zurück Richtung Stadion/Taxiplatz. Wir, und auch die meisten anderen Leute versuchten nun, auf der Zufahrt, also ein gutes Stück vom Taxiplatz entfernt, in eines dieser leeren Taxis einzusteigen, um dann Richtung Stadt zu fahren. Es weigerten sich aber fast ausnahmslos alle Fahrer, Leute aufzunehmen, also sprich, sie fuhren einfach mit Vollgas die Straße entlang, ohne auf Winker zu reagieren. Statt dessen fuhren sie den ganzen Weg bis zurück zum Stadion, um dort zu „laden“. Nur einige wenige Taxler erbarmten sich und nahmen bereits auf der Zufahrt Leute auf, um dann zu wenden und sich den anderen beladenen Taxen anzuschließen. Auch wir hatten nach dem x-ten Versuch Glück, einen netten Fahrer zu finden.

Meine Frage an dich jetzt: Kannst du mir dieses Verhalten erklären? Gibt es dafür vielleicht sogar eine gesetzliche Grundlage, dass in solchen Situationen nur am Taxiplatz Fahrgäste einsteigen dürfen? Oder hat das was mit dem Kodex unter Kollegen zu tun, dass die Taxen „der Reihe nach“ Fahrgäste aufnehmen sollen? Wobei bei diesem Ansturm wohl wirklich niemand zu kurz gekommen ist…

[…]

Meine erste Reaktion – und auch meine Mail-Antwort – war, kurz zusammengefasst:

„Vielleicht auch nichts von alledem: Für mich ist es auch die Frage: Will Ich die Leute bevorzugen, die sich in gewisser Weise vordrängeln?“

Das ist auch gar nicht so fies oder anklagend gemeint, wie es vielleicht klingen mag. Bei Großveranstaltungen ist das rasche Entfernen vom Ausgangspunkt ja nicht nur ein absichtliches Vordängeln, sondern auch ein notwendiger Schritt, um irgendwann mal überhaupt eine Art Ordnung zuzulassen. Außerdem ist es je nach Location auch eine Frage, inwiefern die entgegenlaufenden Fahrgäste sich jetzt z.B. noch „im Haltebereich“, bzw. „auf der Zufahrt“ befinden. Bei der O2-World z.B. nehme ich öfter mal Leute vorne an der Mühlenstraße mit, während ich bei der Einfahrt auf den Parkplatz niemals den Weg blockieren würde, bloß um jemanden 50 Meter vor dem Taxistand einzuladen.

Meine Antwort hat sich so gesehen eigentlich nur auf den direkten Zufahrtsweg beschränkt. Da halte ich das unplanmäßige Stoppen mitten auf der Straße – und da ergibt sich schnell ein Chaos, wenn erst ein, dann zwei, dann noch mehr Taxen „irgendwo“ angehalten werden – für zum einen unnötig kompliziert, zum anderen aber auch für wie oben erwähnt unfair. Da sind dann die die Dummen, die am Taxistand auf Taxen warten, während die schnellsten (und gerne dreistesten) belohnt werden.

Was mich im Nachhinein auch auf die andere Interpretation meines eigenen Verhaltens brachte, dass mir das vielleicht die subjektiv, und vielleicht durchschnittlich sogar objektiv, die eher unangenehmeren Fahrgäste sind.

Einen Kodex, dass bei so einem Ansturm der erste Kollege auch die erste Fahrt bekommen soll, erschließt sich mir nicht. Bei solchen Ereignissen, wo klar ist, dass jeder zumindest diese eine Tour kriegt, gerät das eh ein wenig aus den Fugen. Da ist Geschwindigkeit und halbwegs koordniertes Verhalten viel eher ein Kriterium.
Möglicherweise aber hat da doch die Stadt oder der Stadionbetreiber mitzureden, denn auch in der Taxiordnung Düsseldorf gibt es folgende Sätze unter §3:

(3) Im Interesse einer ordnungsgemäßen und bedarfsgerechten Verkehrsbedienung kann die Genehmigungsbehörde in Einzelfällen anordnen, daß Taxen an den für den öffentlichen Verkehr wichtigen Punkten zu bestimmten Zeiten bereitzustellen oder Fahrgäste nur im Bereich bestimmter Ladezonen aufzunehmen sind.

Und es würde mich nicht wundern, wenn dieses hier so ein Einzelfall war, in dem die Ladezone vorgeschrieben war. Am Ende bleibt: Sicher weiß ich es nicht, vielleicht kann ja ein Düsseldorfer Kollege zumindest bezüglich der Rechtslage helfen.

Ansonsten wären natürlich überhaupt die Gedanken von Kollegen interessant, warum sie in solchen Situationen welche Fahrgäste aufnehmen – oder eben nicht. Ich bin ja schließlich auch nur einer von vielen und kann nicht für alle sprechen …

„Blitzmarathon“

Bundesweit wird heute von der Polizei extrem viel geblitzt. Alleine in Berlin an 250 Stellen (pdf), kurzfristige Verschiebungen nicht eingerechnet. Es ist nicht so, dass ich das jetzt irgendwie total geil finde. Für Blitzer gilt in meinen Augen das selbe wie für jegliche Art Überwachung in der Gesellschaft: Man sollte sie auf das Minimalste beschränken. Ich bin kein Law-and-order-Typ, mich nervt die Scheiße hier ungemein.

Aber wir haben hier in Deutschland manchmal auch ein etwas gestörtes Verhältnis zu unseren Autos, das muss auch ich als hauptberuflicher Fahrer sagen. Das Internet ist schon wieder voll von Prolls, die „Abzocke!!!“ schreien, ohne zu bemerken, dass sie das nur schreiben können, weil die Aktion seit einer Woche angekündigt und promotet wird. Was bei näherem Hinschauen reichlich wenig Sinn gibt, denn man kann sich recht einfach dagegen wehren, geblitzt zu werden. Das einfachste (wenn auch sicherlich nicht einzige) Mittel ist: nicht schneller fahren als erlaubt.

Ich kenne auch eine Menge in meinen Augen unsinnige Geschwindigkeitsbegrenzungen und ich ärgere mich sicher auch darüber, wenn ich in so einem Bereich mal geblitzt werde, weil ich gewohnheitsmäßig zu schnell bin (z.B. Am Treptower Park, 22 – 6 Uhr Tempo 30, Fickt Euch!). Aber wenn es mich heute erwischt, dann nur, weil ich zu blöd war und nicht darüber nachgedacht habe.

Mein Schein (hier der P-Schein) ist schneller weg als Euer Lappen. Und ich fahre mehr als viele private Fahrer. Dennoch ist mein Punktekonto bei null und war nur einmal bei 3. Irgendwie hab ich also die Vermutung, dass ich heute überdurchschnittlich entspannt in den Tag starten kann, aus Gewohnheitsgründen. Und mir macht Autofahren immer noch Spaß.

Denkt wenigstens kurz darüber nach.

Und habt selbstverständlich eine gute Fahrt heute, ohne überteuerte Fotos und ohne sonstigen Stress. Das würde mich natürlich am meisten freuen. 🙂

Unfall! Panik!

Und nochmal zum Mitschreiben: PANIK!

Unfälle sind eine Scheiß-Geschichte. Immer wieder. Das Dumme an ihnen ist: Sie passieren. Nicht jedem, nicht dauernd, aber eben doch ausreichend oft, um irgendwann eingestehen zu müssen, sie gehören zum Verkehr dazu. Das soll nicht fatalistisch klingen, man sollte immer das Möglichste tun um jeden einzelnen Unfall zu vermeiden. Aber es ist auch nicht so, dass man bloß aus der Tatsache, dass zwei Verkehrsteilnehmer mal wortwörtlich aneinandergeraten, zum Drama aufspielen sollte.

Aber sag das mal jemand meinem Herz!

Bei Twitter wurde mir die Frage gleich gestellt: Ob das bei mir auch noch so einen Adrenalinstoß verursachen würde.

Na holy fucking shit! Aber ja doch! Ich fahre zwar viel durch die Gegend, aber meine Liste an Unfällen ist immer noch ziemlich klein. In erster Linie sind das Parkrempler gewesen. Noch in Stuttgart. Aber selbst wenn mal keine Menschenleben in Gefahr sind: Bei Unfällen geht es immer um Geldbeträge, die im Gegensatz zu meinem Einkommen horrend erscheinen.

Und jetzt am Samstag? Da ging es nicht ums Geld. Nicht den Bruchteil einer Sekunde lang. Sondern – ein wenig dramatisch überhöht – tatsächlich um Menschenleben. Genauer gesagt um das eines Fahrradfahrers. Ich selbst war gerade mit einem müden aber glücklichen Kunden losgefahren, um eine unübertreffliche 5,20€-Tour anzutreten. Was für ein Irrwitz, dass ausgerechnet so eine Tour mal kritisch wird!
Beim Abbiegen von Am Ostbahnhof in die Andreasstraße hab ich einen Radler übersehen. Ich hab keine Ahnung, wie. Er war als geradezu mustergültige Ausnahme sogar beleuchtet. Rückblickend betrachtet war er wohl im Moment meines zu spärlichen Blickens hinter der A-Säule verborgen, danach habe ich mich sogar zu meinem Fahrgast umgedreht. Der schrie plötzlich wie am Spieß:

„ACHTUNG!!!“

Bei aller Gewöhnung an teils hypernervöse Beifahrer hab ich meinen Blick auf die Straße geschmissen und umgehend die Bremse durchgetreten. Ich bin in vielem nur Mittelmaß oder gar schlecht, im Reagieren war ich bislang immer gut genug. Ich sah den Radfahrer quasi direkt an meinem linken vorderen Kotflügel das erste Mal. Während ich noch das Steuer herumriss, stieß ich ihn seitlich von hinten an, wodurch er bedrohlich ins Schlingern gerieht. Das Auto stand nach anderthalb Sekunden, das Fahrrad vielleicht nach dreien. Holy fucking Shit!
Der Radfahrer kehrte augenblicklich um und fuhr, sich drohend aufblasend, auf mich zu. Ich ließ das Seitenfenster gleich runter und versuchte, mit meiner Gestik so deeskalierend wie möglich zu wirken für einen Irren, der gerade ein Leben riskiert hatte, indem er eine anderthalb Tonnen schwere Blechkiste gegen einen schmächtigen Radler eingesetzt hatte. Nicht lange danach blickte durch das Beifahrerfensters das Gesicht eines jungen Mannes herein, dunkle Hautfarbe, den Schreck ebenfalls noch im Gesicht stehen habend. In mäßigem Deutsch fragte er:

„Was ist? Du mich nicht gesehen hast?“

„Nein. Ganz ehrlich: nein! Tut mir wirklich leid, mein Fehler. Ist irgendwas passiert?“

Eine einfache und im Grunde unzureichende Entschuldigung. Meinen Fehler in Worte zu fassen war schlicht nicht besser möglich. Aber ich traf dieses Mal glücklicherweise auf einen verständigen Menschen. Während ich spürte, wie mir das Herz bis zum Hals oder darüber hinaus schlug, wurde der junge Mann lockerer. Der erste Stress war verflogen und wir haben glücklicherweise beide die Meinung geteilt, dass das mit dem Verkehr hier kein Krieg ist. Scheiße ja, Fehler passieren. Auch mir. Ihm sicher auch.

Mein Unfall-„Gegner“ nahm meinen wirklich aufrichtig gemeinten Handschlag zur Entschuldigung an und seufzte erleichtert:

„Alta, is‘ meine letzte Tag bei die Urlaub. Jetzt so glücklich ich feiern Geburtstag nochmal!“

„Is‘ ok. Feier für mich mit! Gott sei Dank ist Dir nix passiert!“

Währenddessen fiel uns mein Fahrgast dauernd ins Wort, weil er unglaublich stolz darauf war, dem jungen Mann das Leben gerettet zu haben. Wir wollen da über Details nicht streiten, schließlich hat er wirklich geholfen, auch wenn das alles bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten passiert ist.

Am Ende war mit dem kurzen Stopp alles geklärt. Weder Fahrrad noch Auto hatten Macken. Ich hatte ihn ja direkt am Bein erwischt. Insofern hab ich da die Polizei aus dem Spiel gelassen, obwohl das bei Unfällen mit Firmenwagen natürlich eigentlich unerlässlich wäre. Ich war umgehend sehr froh, dass die restliche Tour kaum noch einen Kilometer lang war. Nicht wegen meines Fahrgastes. Der gab immerhin sogar Trinkgeld, was in Anbetracht des Fahrtverlaufes schon beachtlich war. Nein, ich brauchte die abermalige Pause an der Halte! Ja, ich hatte sogar überlegt, heimzufahren. Denn auch wenn Unfälle nunmal vorkommen: Ich bin danach erst einmal eine Weile am Zittern, ganz ehrlich. Ich hab’s sonst nicht so mit Aufregung und Action, so ist es nunmal.

PS: Ich würde den Eintrag eigentlich gerne so stehen lassen. Ohne erhobenen Zeigefinger oder dergleichen. Kann ich aber nicht. Sicher: Die Geschichte jetzt war Pillepalle. Trotzdem: Wir alle machen Fehler. Zum einen muss ich natürlich zerknirscht zugeben, dass ich trotz meiner doch recht umfangreichen Fahrerfahrung dieses Mal zu nachlässig war. Und es würde mich freuen, wenn der oder die ein oder andere auch nochmal darüber nachdenkt, wie er/sie im Verkehr agiert. Zum anderen: „Die da“, ob jetzt Rad-, Auto- oder LKW-Fahrer, sind nicht in erster Linie Feinde! Und wenn mal was passiert zwischen Euch, dann denkt bitte ehrlich darüber nach, inwiefern Ihr selbst auch einen Teil zum Geschehen beigetragen habt. Versucht wenigstens, ehrlich zu sein. Und wenn es nur Euch selbst gegenüber ist.

Ich jedenfalls werde in den nächsten Monaten (und hoffenrlich auf Dauer) wieder noch mehr Aufmerksamkeit auf Radwege in entsprechender Umgebung legen. Und ich bin froh, dass ich das jetzt nicht mache, weil es Tote gab. Dann ist es nämlich zu spät.

(Und teilt das ruhig, ich kann kleine Shitstorms aushalten. 😉 )

Sondergebühren

Da hatte ich mit einem Fahrgast erst die Diskussion darüber, weswegen man für ein Taxi schon so viel „Gebühren“ zahlt, wenn man einsteigt – und dann bringt mir mein Tagfahrer zum Funkkurs überraschend ein zweifelhaftes Geschenk mit:

Die jährlichen Parkgebühren waren wieder fällig, Quelle: Sash

Die jährlichen Parkgebühren waren wieder fällig, Quelle: Sash

Hmpf. Na prima. Ich meine, selbst wenn die Uhrzeit nicht mehr in meiner Schicht liegt, komme ich da nicht mehr raus. Vor allem wäre es „geringfügig“ fies meinem Tagfahrer gegenüber. 😉
Und ich hab’s ja getan. Ich hab total böse auf einer Sperrfläche geparkt. Das sind halt gleich mal 25 €, und damit – das ist rückblickend betrachtet das eigentlich ärgerliche – rund 90% von dem, was ich während der mies gelaufenen Drittel-Schicht an dem Tag verdient habe. Ich bin also im Grunde rausgefahren, um das Geld zu verdienen, das ich jetzt eben überwiesen hab. Irgendwie hatte ich mir das mit der Arbeit und der Entlohnung anders vorgestellt …

Eigentlich sollte das jetzt ja eher ein „Ich hab halt Mist gebaut und steh jetzt auch dazu“-Text sein. Aber ich möchte doch ganz gerne mal jene Sperrfläche zeigen:


Größere Kartenansicht
Ich hab direkt neben dem letzten legalen Platz geparkt. Nachts ist der riesige Parkplatz seit etwa einem Jahr ziemlich voll, weil jenseits der Straßenbahnschienen (weiter rechts) gebaut wird und viele Autos von dort jetzt auch diese Plätze belegen. Gerade auf dem ersten „Platz“ der Sperrfläche ragt man kein Bisschen in den Verkehrsraum, dank flacher Schnauze des Opels blockiert man weit weniger Sicht als z.B. ein Bus auf einem der regulären Parkplätze. Ich finde sie gelinde gesagt ziemlich überflüssig – ebenso wie die zwei bis drei freien Plätze gegenüber (auch rechts). Neben dem Mini parken auch ständig Leute, laut meinem Tagfahrer eine Stunde nach Zettelverteilung auch an diesem Tag – ohne Wisch an der Scheibe.
Ist keine Sperrfläche, schon klar. Das Parken auf (auch nur de facto) offener Straße ist also offenbar nach Ansicht der Polizisten vor Ort nicht zu bemängeln. Ich hasse diese ganzen Verschwörungstheorien zur Geldmacherei, aber liegt’s vielleicht daran, dass man bei der Sperrfläche gleich ein „richtiges“ Ticket, nicht bloß so eine 10€-Lappalie austeilen kann?

Aber gut, der Quatsch ist jetzt erledigt. Also vorerst.

Bislang ist mir nämlich noch nicht eingefallen, wie ich meinen Tagfahrer wenn ich bereits im Bett bin informieren kann, dass ich das Auto zwei Ecken weiter geparkt habe. Er nutzt keine SMS und hat kein Internet. Schätze, die 25 € muss ich als Kommunikationspauschale werten.

Nächstes Mal fahre ich einfach mehr Geld ein. Für nur 10 € mehr kann ich nämlich in die Parkplatzsuche auch Fußwege und Feuerwehreinfahrten miteinbeziehen. Oder die Straßenbahnschienen. Was aber ein bisschen unpraktisch ist, da ich mit der Bahn immer heimfahre.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Zu viel Verkehrsberuhigung?

Das mit der Verkehrsberuhigung ist so eine Sache. Eine eigentlich eindeutige: Wenn sie funktionieren soll, dann muss sie Autofahrer stören. Meine eigene Bequemlichkeit als Autofahrer mal zum Maß erklärend kann ich das unterschreiben. Ich bin zwar kein Raser, aber natürlich bremse ich ungern unnötig. Und, um ehrlich zu sein: Ich teste auch gerne manchmal, was möglich ist.

Die in der Bouchéstraße ausgelegten Holperschwellen zum Beispiel: Die sind zwar fies, weil ich da mit meinem Opel Zafira bei 30 km/h ziemlich derbe Schläge kassiere, die dem Auto sicher nicht gut tun. Also bremse ich ab und rolle im Schritttempo drüber? Muss ich persönlich – obwohl sonst gerne vorbildlich – leider verneinen. Wenn es drei Uhr morgens ist, kein Mensch auf der Straße und keine Kundschaft im Auto, dann fahr‘ ich da einfach 45 km/h. Das ist zwar nicht legal, funktioniert dank der Trägheit aller beteiligten Fahrzeugkomponenten aber so super, dass ich es mir nur schwer verkneifen kann. Denn dann merke ich von den Schwellen gar nix mehr und komme auch noch schnell voran …
Ist jetzt halt nicht gerade das, was die Leute sich dort beim Bau gedacht haben, das ist mir schon klar. 😉

Da sind die deutlich höheren Schwellen am Lausitzer Platz schon besser. Ja, sie nerven wirklich extrem – aber dafür fahre ich dort halt entweder extrem langsam oder – sicher noch besser für die Anwohner – vermeide die Durchfahrt nach Möglichkeit.

Letzteres scheint im Wedding irgendwie geplant zu sein. Die dort verteilten erhöhten Steinplatten (die hatten doch auch so eine schöne Eigenbezeichnung: „Weddinger Kissen“ oder so …) erfüllen überwiegend ihren Zweck, vereinzelt allerdings schießen sie ein bisschen übers Ziel hinaus. In der Utrechter Straße z.B. komme ich öfter mal vorbei – berufsbedingt halbwegs notwendigerweise – und da setzte die 1925 bislang immer mit der Schnauze auf. Selbst wenn ich nur alleine im Auto war und sehr langsam fuhr.
Das ist nicht schlimm, es geht hier nur um eine Gummilippe unterhalb der Stoßstange, wirklich zu Schaden kam dabei nix. Aber mein Auto ist nun wirklich recht geländetauglich gewesen von der Bauform her. Die Überhänge hatten eine moderate Länge und der Zafira lag auch nicht wirklich tief auf der Straße. Mit anderen Worten: Wenn ICH da schon an die Grenze kam, dann ist die Straße für wahrscheinlich einen Großteil der anderen Fahrer da draußen nicht befahrbar.

Wenn DAS das Ziel ist, dann macht man das richtig! Man könnte dort eine Fußgängerzone oder eine reine Fahrradstraße einrichten. Die Straße ist ohnehin zu klein, um wirklich wichtig zu sein. Aber was für einen Sinn gibt es bitte, eine Straße für Tempo 30 freizugeben, wenn sich jeder zweite dort das Auto beschädigt? Ich als Ortskundiger kann die Straße meiden, mich muss das nicht jucken. Aber wenn ich dort jemanden besuchen wollte und mein Navi würde mir die Route vorschlagen … na herzlichen Dank auch, Berlin!