Begrenzte Gehirnkapazitäten

Man sollte vermuten, zumindest die Grundrechenarten im einstelligen Zahlenbereich sollten bei allen Leuten, die man nachts zum Trinken auf die Straße lässt, funktionieren. Aber ja, dem ist wohl nicht so.

Ich hatte die Truppe aus drei Mädels schon aus hundert Meter Entfernung auf die Straße rennen sehen. Dabei gedacht hab ich mir eigentlich nur „Fuck!“, denn ich war bereits etliche Umwege entlanggegurkt, in der Hoffnung, Winker zu bekommen – und nun hielten sie den ebenfalls freien Kollegen vor mir an, der sich eine Kreuzung vor mir auf die Straße geschlängelt hatte. Wie sich das nachts auf breiten Straßen gehört, hat der Kollege auf der mittleren von drei Spuren gehalten und die Damen schwirrten um ihn herum. Ohne einzusteigen allerdings. Also hab ich mich mal vorsichtig genähert.

Der Kollege gab alsbald Gas und fuhr davon, daraufhin kamen sie zu mir. Was wohl sollte das werden? Fernfahrt, mit Hund, betrunkener Kumpel, Kartenzahlung, Schwarztour?

„Sagen Sie mal: Können wir bei Ihnen auch zu acht rein?“

„Äh … nein?“

„Bitte, ist auch nur ganz kurz …“

„Nein. Ende. Bis zu sechs Leute kann ich mitnehmen. Und das ist schon eng. Außerdem isses nicht erlaubt, die Verantwortung dafür liegt bei mir und ich mach das nicht!“

„Aber wir machen das voll oft, das geht schon. Was sollen wir denn sonst machen? Die Bahn kommt nicht und es ist voll wichtig, weil mein Kumpel, der hat Geburtstag und …“

„Dann müsst Ihr halt in den sauren Apfel beißen, einen Fünfer mehr ausgeben und zwei Taxis nehmen.“

Ich hatte an der Stelle mit viel gerechnet. Dass sie wie alle Gruppen aus mehr als sechs Leuten, die in irgendeinem angesagten Club Cocktails für 12,50 € schlürfen, natürlich keine 20 € fürs Taxi eingeplant haben (war eine 10€-Tour) oder dass sie keine 4+4-Konstellation finden, bei der nicht zwei sich erschlagen und zwei andere versehentlich miteinander schlafen. Aber weit gefehlt:

„Da … daran hab ich noch gar nicht gedacht.“

WTF?

Am Ende sind dann aber auch nicht vier der insgesamt acht Leute mit mir mitgefahren, weil … keine Ahnung. Aber ich war auf jeden Fall schuld an der Misere, weil ich diese tolle Idee ja nicht gebracht hatte, als noch das andere Taxi („Hier kommen ja niiiieee Taxis vorbei!“) da war. Also bevor sie mich gefragt hatten. Schon klar. *facepalm*

Nachspiel

Da sitzt man am Stand alleine im Auto und plötzlich klingelt ein Handy. Aber nicht das eigene. Da guckt man blöd.

Ich hab mich kurz darauf ans Umgraben des Autos gemacht, aber es hat gedauert, bis ich das Gerät gefunden hatte. War in einer selten dämlichen Lücke gelandet, die mir zweimal entgangen ist, bevor ich bei einem erneuten Anruf endlich Glück hatte. Mir waren in der Nacht ein paar Fahrgäste ins Auto gefallen – aber bei dem Sitzplatz? Naja, mal gucken – also bin ich rangegangen. Nach einer langen Pause prasselte dann eine nicht wirklich deutsche (wenn auch vielleicht deutsch gemeinte) Wortflut auf mich herein und mir war klar, dass es die Vietnamesen vom Vortag sein müssten. Nun, seit dem Vorspiel war fast ein ganzer Tag vergangen, aber die meiste Zeit stand das Auto halt ungenutzt auf dem Parkplatz vor meiner Tür …

Am Handy gestaltet sich ein Gespräch ja gleich dreimal schwerer: Schlechte Verbindungsqualität, keine Gesten zur Verfügung, diese Geschichten. Gut geklappt hat es vor allem deswegen, weil bei einem verlorenen Handy der Sinn des Anrufes relativ klar ist und ich zudem in dem speziellen Fall nur zu gut wusste, wo ich die Kundschaft eingeladen hatte. Ich hab „Bahnhof Marzahn“ also gleich mal proaktiv in die Runde geworfen, nachdem klar war, dass ich das Telefon nicht einfach als Trinkgeld behalten durfte.

Das Wo und das Wann hatten wir also schnell geklärt. Aber beim wichtigsten Punkt habe ich im Hintergrund mit mir gerungen:

Bring ich denen das Ding einfach vorbei und hoffe auf guten Willen? Ich hab mich dann entschieden: Nein. Eine Truppe mit mindestens einem nervigen Typen, die kaum Trinkgeld gegeben haben, mit denen ich leider nicht in der Lage war, irgendsowas wie eine witzige Gesprächsatmosphäre aufzubauen und bei denen ich ohnehin bisher kein Anzeichen von Dankbarkeit oder so erkennen konnte, würden ganz normal zahlen müssen. Ging ja immerhin auch um eine Tour bis Marzahn raus. Davon, dass ich da ums Eck wohne, kann ich mir auch nix kaufen, und meine Chefs gleich dreimal nicht. Leerkilometer sind bei uns in der Firma zwar immer noch eher stille Zeugen einer schlechten Schicht als ein Grund, Ärger zu kriegen – aber natürlich kostet meine Arbeit Geld, und ich brauche keinen Grund, um das zu rechtfertigen, sondern eher gute Gründe, auf das Geld zu verzichten. Und die hatte ich hier nicht.

Also hab ich ganz brav die Uhr angestellt und in Marzahn das Handy erst nach Begleichung der Rechnung rausgerückt. Und, Überraschung: Dieses Mal komplett ohne Trinkgeld. Und es war nicht der total unsympathische Typ (leider aber auch nicht der Grinser vom Beifahrersitz). Hat mir der verschobene Feierabend nun also 50 statt 30 € Umsatz beschert. Das ist doch mal amtlich! 🙂

Ja gut, sonderlich beliebt gemacht hab ich mich bei diesen Kunden wohl nicht. Aber was willste machen? Umgekehrt lässt sich das leider auch nur schwer behaupten und es ist immer noch ein Job, den ich hier mache – und kein Sympathiecontest.

Grid-IT: Hält, was es verspricht.

Die Grid-IT-Organisationshilfen von Cocoon scheinen gerade so eine Art Trend zu sein – und mit der Variante für die Sonnenblende (Amazon-Partner-Link) ist selbst mir unordentlichem Menschen ein Einsatzgebiet eingefallen: Das Taxi natürlich. Ich hab insbesondere in der Frühzeit des Blogs gelegentlich mal gejammert, dass im Auto so wenig (für private Sachen nutzbarer) Platz ist – woran sich nicht viel geändert hat. Ich bin inzwischen besser organisiert und fast jedes Teil von den Bonbons bis zum Quittungsblock hat seine Ecke gefunden – aber natürlich gibt es nichts, was sich nicht noch optimieren ließe. Ich hab das Grid-IT auf meine Wunschliste gepackt und es gehörte zu den Dingen, die dort am schnellsten jemals gekauft worden sind. Danke!

Und folglich fährt es seit einiger Zeit im Taxi mit.

Alles wesentliche dabei. Quelle: Sash

Alles wesentliche dabei. Quelle: Sash

Und es macht sich verdammt gut. Eine Halterung für die Tankkarte haben wir zwar ohnehin an der Sonnenblende gehabt – aber wie das Foto zeigt, bietet das neue Gadget dann doch noch ein wenig mehr Spielraum. Und auch wenn das mit der Tabasco-Flasche ein Gag fürs Foto ist (normalerweise trinke ich die gleich leer), der beim Einklappen wirklich stören würde, klappt das mit anderem Zeug ziemlich gut. Außerdem passt das Grid-IT super auf die Sonnenblende – wobei eine Befestigung an einer noch größeren unproblematisch wäre, da die Klettgurte, die das Ding halten, absolut ausreichend dimensioniert sind – da ist noch Spielraum. Überhaupt muss ich mal sagen, dass das ganze Ding ziemlich robust und gut verarbeitet wirkt. Allerdings sind die paar Schichten bisher natürlich für einen Langzeittest etwas kurz …

Nachteile gibt’s eigentlich keine – wenn einem in eingeklapptem Zustand nicht die zwei schwarzen Klettgurte rasend machen, weil man das seinem inneren Monk nicht klarmachen kann – wobei dann evt. ein zweites Grid-IT auf der Beifahrerseite die nötige Symmetrie wieder herstellt. Und auch wenn man die Sonnenblende nicht mehr ganz bis zum Anschlag einklappen kann: Selbst mich mit meinen 2,03 Metern stört das nicht, da geht’s um 3 cm weniger Raum – aber das muss man natürlich auch je nach Auto  und persönlicher Sitzposition für sich selbst erörtern.

Das für mich unschlagbar praktische an dem Teil ist, dass ich es (abgesehen von der Tankkarte, die brauchen die Kollegen ja auch) einfach so, schon vorbestückt, von Zuhause mitnehmen kann, im Taxi kurz ranmachen und danach wieder mitnehmen. Da hab ich schon in der Tasche weniger Chaos als vorher. Ein Problem gibt’s natürlich, das sollte ich nicht verschweigen: Wenn man das Ding mal versehentlich vergisst, wieder mitznehmen, hat man seinen halben Hausstand im Auto gelassen. Ich hoffe, mein Kollege klaut mir nicht alle Bonbons, während Ihr das hier lest …

Haben irgendwelche Kollegen auch Erfahrungen mit dem Teil – oder eine anderweitig coole Alternative an ihrer Sonnenblende zum Raumgewinn?

Fürs Taxi geeignetes Essen

Man mag mich in diesem Punkt für ein Sensibelchen halten, aber mir ist irgendwie klar, dass nicht alles, was ich gerade gerne essen würde, ein Essen ist, das ich bequem im Taxi zu mir nehmen kann. Die Standzeiten sind oft unberechenbar kurz, zumindest ich habe keinen Tisch im Auto, an dem ich angenehm mit Besteck essen kann – und dann sagt man z.B. Döner auch noch nach, dass man ihn vor, während und erst recht nach dem Verzeher deutlich riechen kann.

Das alles muss nicht sein.

Natürlich gibt es auch unter den Fahrgästen empfindliche und weniger empfindliche – und was weiß ich schon, wen ich mit dem Geruch meiner Bonbons gelegentlich auf die Nerven gehe. Aber ich beschränke mich, wenn ich schon im Auto esse, weitestgehend auf Backwaren, und wenn sie belegt sind, dann gerne ohne viel Zwiebeln und Knoblauch. Und Essen zum Löffeln kommt mir nicht zwischen A- und B-Säule.

Wie gesagt: Da bin ich wohl ein Sensibelchen. Einen wirklich netten Kollegen zum Beispiel hab ich am Stand schon mehrfach dabei unterbrochen, ein Brathähnchen zu essen. Hähnchen. Im Auto. 0.o

Dieses Wochenende aber hat ein anderer Kollege den Vogel abgeschossen. Er klagte mir sein Leid, denn er hatte sich „so ne scheene Dose Brathering“ gekauft. Und dann hatten ihn Kunden beim Essen unterbrochen und er war beim Wegpacken so eilig gewesen, dass das alles ausgelaufen ist. Ins Auto, auf die Fußmatte. Brathering … im Taxi. Noch drei Berichte dieser Art und ich lege mir ein Fondue-Set zu, das über den Zigarettenanzünder befeuert wird. Kann man ja offenbar alles mal machen …

 

Reagieren im Straßenverkehr

Dank einer Bodenwelle und seiner schnellen Gangart tauchte er vielleicht 20 Meter vor mir erst im Scheinwerferlicht auf: Ein süßer kleiner Igel, ganz alleine hier draußen mit mir auf der B195 und voll auf Konfrontationskurs.

Ich hab dieses „richtig reagieren“ ja nirgends gelernt. Aber irgendwie klappt es dann halt doch meistens. Dabei hab ich noch nicht mal irgendwann ein Fahrsicherheitstraining gemacht. Nicht mal absichtlich, aber die drei Komponenten „Geld dafür“, „Zeit dafür“ und „dran denken“ sind während 13 Jahren Führerscheinbesitz einfach noch nie zusammengekommen.

Gut, wirklich brenzlige Situationen kommen auch nicht jeden Tag vor, aber ich habe das Gefühl, am Ende doch oft den richtigen Riecher oder zumindest mal Glück zu haben. Ich hab den Lenker nicht verrissen, als ich als Fahranfänger ohne Vorwarnung eine Ohrfeige von einer Taube bekommen hab, deren Flugbahn etwas zu dicht an meinem offenen Fenster vorbeiführte. Ein Cannstatter Fußgänger lebt nur noch, weil ich blind auf eine andere Spur ausgewichen bin, obwohl ich nicht wusste, ob dort jemand fuhr. Instinktiv hab ich lieber einen Blechschaden in Kauf genommen und es ging ohne alles aus, dass der Typ einfach auf die Straße gerannt war, wo dichter Verkehr bei Tempo 50 herrschte.

Dieses Mal hätte ich vergleichsweise wenig Ärger gehabt. So einen Igel würde die 2925 sicher verkraften. Ist ja nicht ganz das Kaliber eines Schäferhundes, der mit fernöstlicher Ausbildung so ein Opel-Taxi schon mal in den Ruhestand schicken kann
Nein, vermutlich wäre es ein lautes Knacken und ein unangenehmes Holpern für mich gewesen, mehr wohl aber nicht. Aber mal im Ernst: Wer will schon einen Igel erlegen? Für sowas haben wir in Berlin Füchse.

Wir waren wie gesagt alleine. weit und breit kein anderes Auto und die B195 lag dreispurig vor mir. Ich hab mich zwar weitgehend an die vorgeschriebenen 60 km/h gehalten, hab aber bei einem kurzen Antippen des Lenkrades gemerkt, dass ein wirklich sicheres Ausweichmanöver (der Igel war sich plötzlich auch nicht mehr sicher, wo er hinlaufen soll) mich eventuell wirklich ins Schleudern hätte bringen können. Also hab ich die Bremsen doch bis kurz vor Anschlag durchgetreten und durch sachtes Lenken versucht, den Herrn Igel genau zwischen die Reifen zu nehmen.

„Wenn Du schon die Körperform eines Fußballs hast, dann tunnel‘ dieses Scheiß-Taxi!“,

hab ich ihm in Gedanken zugebrüllt und bin mit immer noch rund 50 km/h über ihn drüber gerauscht. An dem Igel zog vermutlich sein ganzes Leben vorbei und zudem hat ihn vielleicht ein evolutionärer Geistesblitz getroffen, der ihm sagte, er solle sowas wie eine Lebensversicherung im Igelreich erfinden.

Ich hab kurz die Augen zusammengekniffen und auf das unschöne Knacken gewartet. Aber es lief alles gut. Während ich vorerst weiter bremste, sah ich im Rückspiegel bereits, dass mein gestachelter Freund nach einem Moment der Schockstarre, wo dieses hässlichfarbene Ding über ihn hinweggesegelt war, wieder zu Kräften fand und eifrig weiter in Richtung gegenüberliegender Straßenseite wuselte. Es hat also wieder mal gereicht. o/

Manchmal sind die kleinen Freuden ja auch gleichzeitig die ganz großen. 🙂

Was nicht alles schiefgehen kann …

Kommt ein mir unbekannter Kollege an die Halte gefahren. Mit angeschalteter Fackel. Geht die Fackel plötzlich aus. Und wieder an. Nicht jetzt schnell blinkend wie bei einem stillen Alarm, sondern nach anderthalb Sekunden oder so. Dann brennt sie wieder ein paar Sekunden und geht erneut aus.

Ich sehe den Kollegen skeptisch an und er steigt auch gleich aus und meint:

„Weiß ich, Kollege, weiß ich! Ich war heute in der Werkstatt und seitdem ist das so. Keine Ahnung, was die da verbockt haben!“

Öfter mal was neues. 0.o

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Unbeabsichtigte Funktionsüberprüfung

Die Alarmanlage der 2925 funktioniert. Aber natürlich habe ich diese Erkenntnis nicht freiwillig erlangt, sondern versehentlich beim Abstellen des Autos. Der Alarmknopf ist bei der 2925 genau dort angebracht, wo er auch in der 1925 seinen Platz hatte. Und das bedeutet eben: So gut erreichbar wie nur irgend möglich. Da kommt man auch mal versehentlich dagegen. Und obwohl mir eben dies lange nicht mehr passiert war, wusste ich glücklicherweise noch so gut, wo der Ausknopf liegt, dass ich ihn binnen weniger Sekunden blind gefunden hatte. In einem stillen Viertel wie meinem ist das Ding dann doch höllisch laut.

Dass wir die Dinger nicht umsonst spazieren fahren, bewies aber erst vorgestern wieder mal eine aktuelle Pressemeldung der Polizei. An dieser Stelle wünsche ich dem Kollegen schnelle Genesung!