Der Nachfüllknopf

Der Kunde hätte alleine auch nicht mehr wirklich auf der Straße rumlaufen dürfen. Können, naja, gerade so noch. Das Alter würde ich auf maximal 16 schätzen, Promille eher so einskomma. Find ich auch nicht so prickelnd, die Medienberichte über die versoffene Jugend scheinen auch bei mir langsam anzuschlagen. Allerdings muss ich auch mal sagen: Als ob ich mit 16 nicht auch nachts mit Freunden um die Häuser gezogen wäre! Man macht solchen Blödsinn halt und in den meisten Fällen geht es ja auch gut. Man ist manchmal halt ein wenig auf wohlwollende Menschen um sich herum angewiesen, und warum sollte ich als Taxifahrer das nicht auch mal für einen Fremden sein.

Immerhin hatte ich mit dem Jungen keine weiteren Probleme. Er sah nicht nach Kotzen aus, außerdem hat er sich auf den Beifahrersitz gesetzt. Da hab ich im Zweifelsfall ziemlich viel Einfluss auf das Geschehen. Die Beifahrertüre kann ich von mir aus öffnen und den Hänfling hätte ich auch mit Gewalt aus dem Auto schubsen können, sobald er zu sprudeln anfängt. Darüber hinaus war er eigentlich nett, hatte gute Laune und immerhin nix an meinem ausgerechneten Fahrpreis von rund 15 € zu meckern.

Während der Fahrt ist er ein bisschen hibbelig geworden und hat gemeint, er müsse dieses und jenes antatschen, was in seiner Reichweite war, was darin gipfelte, dass ich ihm den Quittungsblock wieder entwenden musste, weil er meinte, er müsse sowas auch unbedingt haben und ich hätte ja sicher noch weitere. Da wusste ich dann wieder, wieso ich so viele pädagogische Seminare in meinem Leben besucht hatte …

Dann aber galt sein Interesse dem Auto und er stellte schnell fest, dass der Tank an diesem Morgen bereits ziemlich leergefahren war. Das ist nicht unbedingt ein Problem, denn ich weiß ja, wo in der Stadt ich tanken kann und zudem …
Da ist mir dann doch ein alter Gag eingefallen, den ich schon mal gebracht hatte. Und der hier würde sicher darauf reinfallen!

„Ja, ist schon ziemlich leer. Aber ist ja ein Erdgas-Auto.“

„Und?“

„Na, da kann ich ja nochmal ein bisschen Luft nachtanken und mit geringerer Dichte weiterfahren.“

„Hä?“

„Ja. Siehste den Knopf mit der Zapfsäule drauf? Damit kann ich Luft in den Tank pumpen. Dadurch wird das Gemisch zwar etwas niederenergetischer, aber es bringt deutlich was. Das Auto verbraucht dann halt etwas mehr, aber der Tank ist erst einmal wieder voll.“

Das ist natürlich vollkommener Bullshit. 🙂
Der besagte Knopf ist dazu da, zwischen Benzin- und Gastank zu wechseln. Und da ich natürlich nie auf Reserve fahre, wenn der andere Tank auch leer ist, war der Benzintank fast voll. Mein Fahrgast sah mich mit großen Augen an, woraufhin ich sagte:

„Probier’s. Ist eh langsam an der Zeit. Drück auf den Knopf!“

Er drückte und nach dem charakteristischen kleinen Ruck, der dabei durchs Auto geht, kletterte die Tankanzeige wie von Zauberhand auf Dreiviertelvoll.

„Krasse Scheiße! Ich wusste nicht, dass …“

„Das’n neues Patent von Opel. Wird derzeit versuchsweise nur in Taxen eingesetzt, das weiß kaum jemand.“

„Krass, Alter!“

„Ja, hat was.“

😀

Also falls Euch dieses Gerücht auf meine Seite gebracht hat: Es war nur ein Joke! Und ich hatte meinen Spaß damit. Ein Kollege am Stand hat geheult vor Lachen, als ich ihm das erzählt habe. Ich bin sonst ja echt niemand, der die Leute verarscht. Aber wenn es einem so leicht gemacht wird, wird man halt mal schwach. 😉

Freie Farbwahl …

… oder eher nicht. Zum einen ist die Taxifarbe in Deutschland immer noch gesetzlich vorgeschrieben. Im Gegensatz zum ein oder anderen Bundesland existiert hier in Berlin auch keine weit ausgelegte Ausnahmeregelung, die quasi einer Freigabe entspricht. Zum anderen war das sicher nicht freiwillig:

Legal, 1015er RAL, scheißegal. Quelle: Sash

Legal, 1015er RAL, scheißegal. Quelle: Sash

Das soll im Übrigen kein Kollegen-Bashing sein. Es wird einen Unfall gegeben haben und er hat vermutlich erst in drei Tagen einen Termin zum Folieren bekommen. Passiert. Und ich finde, bloß wegen der Farbe sollte man da auch echt beide Augen zudrücken. Wir müssen alle unser Geld verdienen, insbesondere wenn das Auto mal einen Schaden hatte. Ich wollte das nur festhalten, weil mir bislang kein Wagen aufgefallen ist, bei dem gleich so viele Teile ersetzt worden sind. Mal eine Tür und der Kotflügel, ok. Aber DAS war wahrscheinlich wirklich was größeres. 🙁

Die Lösung ist Schlaf.

Ganz offensichtlich zumindest.

Wie beschissen mein gestriger Abend war, ist schwer zu beschreiben, weil er auf sehr subtile Art beschissen war. Dass ich vor allem wegen der Kinder unserer Nachbarn nicht so richtig schlafen konnte: Sei es drum, das passiert als Nachtarbeiter halt auch mal. Dafür zahle ich weniger Steuern. Kann in ganz blöden Fällen aber trotzdem nerven. Ich bin dann mit vielleicht vier Stunden Schlaf zu wenig pünktlich aufgebrochen und es wollte einfach nix passen. Mir lag das Essen unnötig schwer im Magen, ich hatte meine Bonbons vergessen und einen miesen Geschmack auf der Zunge. Das Auto machte komische Geräusche und völlig furchtbarerweise weigerte sich der CD-Player bei ungefähr 80% aller Lieder, sie bis zum Ende zu spielen. Und nach einer halben Stunde hätte ich umfallen können, wäre es am Steuer nur möglich. Dazu langweilige Kundschaft und quasi nicht existentes Trinkgeld.

Das sind die seltenen Momente, in denen auch ich mich frage, ob ich jetzt wirklich für die paar Kröten noch die Nacht durchziehen will. Scheiß auf Freitag, scheiß auf alles!

Entsprechend luxuriös war meine Laune, als ich um 21.30 Uhr mit viel zu vielen Kilometern und zu wenigen Euros auf der Uhr wieder zu Hause aufgeschlagen bin, um mich ins Bett zu schmeißen. Ich hab mir nicht einmal einen Wecker gestellt. Schlaf, so viel eben nötig ist. Der Rest war mir egal.

Und was soll ich sagen …

Um 0.25 Uhr bin ich aufgewacht. Schnell auf eine Kippe und eine Cola an den Rechner, die CD neu gebrannt und dann langsam in die Klamotten geschlüpft. Zwischenrein meine bessere Hälfte ins Bett gebracht und dann volles Rohr Richtung Innenstadt. Das Auto hatte sich beruhigt, Green Day brezelten ohne Unterbrechung die ersten drei Minuten der Fahrt aus dem Radio, danach hatte ich schon einen Winker. Auf diesen einen folgte eine Dreier-, danach noch eine Zweiergruppe. Das erste Mal am Ostbahnhof aufgeschlagen bin ich nach einer Stunde und 10 Minuten mit 48 € mehr auf der Uhr. Und hab mich als Dritter (!) angestellt.

Kurz darauf rollte Kollege Thorsten an den Stand und meinte:

„Scheiße, ist das tot heute!“

Das war es bei mir nur, bis ich ins Bett bin. Danach war heute, vorsichtig ausgedrückt, einfach alles perfekt.* So dürfen Monate immer anfangen. Dafür verkrafte ich auch zwei Stunden schlechte Laune zu Schichtbeginn.

*Das Trinkgeld ist miserabel geblieben. Aber das stört nicht so arg, wenn sonst echt alles passt.

Die MB-Braut

Ihr wisst, dass ich sehr tolerant bin. Ich weiß, dass ich selber meine Macken hab, folglich gestehe ich sie auch anderen zu. Und da ist mein Auto so ein Fall für sich. Denn schon rein aus Gewohnheit mag ich meinen kleinen Opel. Es ist zwar nicht mehr die 1925, aber es fühlt sich immer noch so an. Aber so sehr ich die Kiste mag, so sehr weiß ich auch um die Schwächen Bescheid. Als ob das das beste Auto der Welt wäre! So ein Quatsch!

Das beste Auto ist immer subjektiv.

Und ja, ich bin es wirklich mehr als nur gewöhnt, dass Leute sich extra eine E-Klasse aus der Taxischlange rauspicken. Und das ist wirklich ok. Ich freue mich zwar immer, mal 5 Minuten früher eine Fahrt zu kriegen, aber die krieg ich dann vielleicht als Großraumtaxi oder als sympathischer Typ. Und mal eben nicht. Passiert.

Ein bisschen geistig auf Abstand gegangen bin ich aber tatsächlich, als am Wochenende eine wasserstoffblonde und outfitmäßig die 80er-Jahre voll treffende Frau am Taxistand des Ostbahnhofs folgendes rumkrakehlte:

„So! Und jetzt suchen wir uns’n Schnuffi mit Mercedes! Wenn ich meine verfickte Kohle schon’n Assi in’n Hals schmeißen muss, dann aber bitte auch mit Sitzheizung und nich‘ irjend so’n Billigheimer!“

Das sind so die Momente, da würde ich mir den Stern von der Haube selbst abbrechen, wenn ich einen hätte.

Nun war das kein Ding. Ich war vierter, vor mir stand ein Prius, davor ein Mercedes – und die Pole-Position hütete ein weiterer Opelfahrer. Die wirklich unangenehm laute Dame mit ihren zwei gemischtgeschlechtlichen Anhängseln ist also zielsicher zum Zweiten und hat ihm dieses und/oder jenes ins Ohr gebrüllt. Ich hab’s ignoriert und überhört. War ja nicht meine Baustelle. Anstatt nun mitzufahren, hat die holde Schönheit nun aber die Türe zugeknallt und ist mit den anderen zum McDonald’s rein. Na jut.

Das Leben lief weiter, die ersten beiden Taxen verließen den Stand, plötzlich war die Gruppe wieder da. Und kein Mercedes mehr.

„Was’n jetzt Phase? Hat Schnucki sich klammheimlich verpisst, oder wat?“

trällerte das Blond durch die Gegend. Ich will da nicht zu viel reininterpretieren, aber ich kenne das. Vor Selbstbewusstsein strotzend befiehlt der ein oder andere Kunde gerne mal, dass wir ja nur kurz auf ihn warten müssten, um diese/jene, mindestens aber beste von allen Touren zu bekommen. Natürlich oft genug mit einer Zieladdresse, die keine fünf Kilometer entfernt liegt. Solche einseitigen Ansagen stoßen nur leider selten auf Gehör, schon alleine weil wir am Stand nix verdienen. Sicher, mit laufener Uhr warten Taxifahrer gerne auch mal länger. Aber ansonsten sind wir eben für alle Kunden frei, so ist das halt.

Aber gut. „Schnucki“ mit dem Mercedes war nun also weg. Egal. Ganz offensichtlich.

„Na los, dann nehmen wir halt die Gurke hier!“

sprach meine neue Lieblingsschreckschraube und deutete auf den Prius vor mir.

„Und jetzt verhandeln wir erstmal!“

Wer weiß, vielleicht waren das alles nur blöde Sprüche und die Fahrt war am Ende völlig ok. Ich aber war in dem Moment heilfroh, dass mein Kollege sie nicht abgelehnt hat und mir das Ganze damit erspart blieb!

Die 72

Wir haben uns nach all dem Gerangel um das Ende der 1925 noch gar nicht über die 72 unterhalten …

Nun, um ehrlich zu sein: Ich hatte bisher keinen Grund dafür.  Die 72 (die Ordnungsnummer meines „neuen“ Taxis, für die unwissende Leserschaft), ist ähnlich wie die zwischenzeitlich eingesprungene 1078 kein großer Unterschied zu meinem alten Auto, der 1925. Deswegen hab ich beispielsweise auch die Seite „meine Kiste“ noch nicht aktualisiert.

Ich hab noch nicht einmal Bilder gemacht, weil der Unterschied niemandem auffallen würde …

Prinzipiell ist das Auto das selbe geblieben und mit allen kleinen Nebenkriegsschauplätzen fange ich gerade an, mich zu arrangieren.

Für mich der entscheidendste Part ist der von mir nicht genutzte Funk. Für das Datenfunkmodul hat die 72 eine Halterung genau dort, wo ich mein Handy anzubringen gedenke. Das ist aber ein mittelschweres Problem, denn meine Handyhalterung ist so vielseitig nutzbar, dass sie sich auch dort anbringen lässt. Was bin ich jetzt froh, damals keine maßgeschneiderte Lüftungshalterung gekauft zu haben!

Ansonsten sind es NOCH unbedeutendere Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen. Z.B. ist die Ablagefläche in der Mittelkonsole anders unterteilt. Nichts, womit man nicht klarkommen könnte. Ein noch nicht genutztes Kleinod ist im Gegenzug eine mitten auf dem Armaturenbrett angebrachte Verteilerbuchse für den Zigarettenanzünder. Tatsächlich eine geile Sache für Navi, Handy und co. – aber da ich mir ja bereits einen echt geilen Supi-Dupi-Akku zugelegt habe – und das Auto ebenso wie die 1925 ein eingebautes Navi hat, ist das derzeit nicht wichtig.

Ansonsten sind Vorzüge und Schwächen vergleichbar. Alles soweit in Ordnung. Natürlich: Das Sitzleder gibt langsam nach, der Teppich im rechten Fußraum hinten ist mit Tape geflickt und der Motor neigt dazu, gelegentlich mit den Drehzahlen Rodeo zu spielen, wenn man an der Ampel hält. Das Auto hat jetzt 342.000 km runter, ich kann also jedem nur empfehlen, es nicht mehr sonderlich lieb zu gewinnen. Ich und mein Tagfahrer sind aus verschiedenen Gründen nicht das Dreamteam, dem die allerneuesten Autos zugeteilt werden.

In den letzten zwei Wochen hatte ich einige „Probleme“ mit den Bremsen. Was aber nur heißt: Sie waren runtergefahren und haben gequietscht. Nix schlimmes, sondern etwas, das im Laufe der Zeit immer mal wieder passiert. War nur doof so direkt nach dem Wechsel. Ich glaube, ich werde mit der Kiste schon noch ein bisschen Spaß haben. Jetzt kommt ja auch der Winter, da hat man das in der Regel ja sowieso – zumindest wenn man keinen Hecktriebler fährt. 😉

Nicht so viel Glück

hatte ich am vergangenen Wochenende. Klar, so schlimm wie dem Kollegen aus dem gestrigen Eintrag ist es mir nicht ergangen, aber dass mein Autochen gemeint hat, ausgerechnet am frühen Samstag Morgen so ziemlich jedes Verschleißteil nach einer Inspektion schreien zu lassen, war irgendwie schon schlechtestmögliches Timing.
Ich bin durch die hochbetagte 1925 im Laufe der Jahre ja durchaus tolerant geworden, was die Macken an Autos angeht, aber manche Dinge gehen nicht. Als ich am Samstag Abend nochmal testweise eine Runde um den Block gedreht habe – um zu sehen, ob es vielleicht nur vorübergehend war – hat meine bessere Hälfte es ganz gut auf den Punkt gebracht:

„Und lass mich raten, das Geräusch kommt nicht von der Straßenbahn, sondern vom Auto …“

So manches Teil muss eben alle paar zehntausend Kilometer gewechselt werden – und im Falle von Taxen natürlich dann, wenn die Werkstätten zu haben und die Zeit zum Geld verdienen gut ist. Und kein Ersatzwagen vorhanden ist, logisch. Darüber hinaus ist meine neue Kiste, die 72, ja auch weit davon entfernt, ein Jungspund zu sein. Ich hab während der besagten Freitagsschicht die 340.000 km voll gemacht, wahrscheinlich wird sie mich nicht arg viel länger als ein Jahr begleiten. Einen Artikel zum Auto wollte ich eigentlich auch irgendwann schreiben, aber die Ähnlichkeit zur 1925 ist so hoch, das wäre am Ende ein Text darüber geworden, an welcher Stelle das neue Auto im Vergleich zum alten noch keine Schrammen hat.
(Die kurze Variante: An keinem Karosserieteil anstelle von allen.)

Ansonsten will ich mich nicht beschweren. Die Freitagsschicht lief zumindest mal so gut wie erwartet, ich hab nur eine Stunde vor der eigentlichen Zeit abgebrochen wegen des Wagens. Und ein bisschen Spaß machen unerwartet freie Tage dann ja doch auch. Nur das mit dem Geld könnte halt besser sein. 🙁

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Funkkurs die zweite (2)

Ja nun, da war er also, der zweite Kurs. Dieses Mal für den Würfel-Datenfunk. Meine Kritik am ersten Kurs vor 5 Jahren (als es um den WBT-Sprachfunk ging) kann ich so nicht stehen lassen. Es ist selbstverständlich etwas anderes, Kursteilnehmern eine komplexe Software zu erklären, als immer wieder zu erzählen, dass man das Wort „Taxe“ vor der Konzessionsnummer sagen muss, schon für den Fall, dass die Übertragung am Anfang des Satzes noch nicht steht.

Insgesamt muss ich trotzdem ein lauwarmes „so lala“ als Wertung abgeben.

Axel ist ein guter Lehrer und er hat auch so ziemlich alles erklärt, was es zu erklären gab. Auch wenn ich mit ihm beispielsweise bei MyTaxi nicht einer Meinung bin, richtet sich die Kritik nicht gegen ihn. Er hat das richtige Tempo gefunden und tatsächlich wie versprochen durch wiederholten Humor ein bisschen Spaß ins an sich furchtbar öde Thema gebracht. Aber da sind wir beim Punkt: Es gibt keine Möglichkeit, diesen Kurs wirklich vernünftig zu gestalten.

Trotz nur sieben Funkschein-Aspiranten fanden sich im Raum P-Schein-Anwärter, erfahrene Hasen und Hardcore-Sprachfunker wieder, die alle – inklusive mir – Zeit und Muße hatten, dieses oder jenes blöd zu hinterfragen. Die Neulinge verstanden viele Dinge nicht, weil sie noch nie im Taxi saßen, die Sprachfunker verstehen bis jetzt nicht ganz, dass der Platz an der Halte keine Rolle mehr spielt und ich frage mich, wie irgendwer eine an sich auf wenige Funktionen beschränkte Software so kompliziert aufgebaut werden muss, damit sie ja keiner versteht, der sie nutzen will oder soll.

Ich weiß, das ist ein bisschen überspitzt formuliert, aber die vielen „das gibt es hier eh nicht“, „da müsst ihr nie draufdrücken“ und „das überspringe ich, weil es in der Praxis keine Rolle spielt“ verstehe ich ja bei komplexen Programmen für verschiedene Benutzergruppen – aber bei einem Programm, das einzig dazu dient, Aufträge für Taxifahrer abzuwickeln?

Wie kann es denn bitte passieren, dass bei so einem Anwendungszweck ein Notruf nur abgesetzt werden kann, wenn man sich davor in ein Untermenü begibt?

Ja, eierlegende Wollmilchsäue gibt es nicht. Man muss immer Kompromisse machen. Aber wie kann man an der Usability sparen, wenn es Leute gibt, die es nutzen sollen und noch nicht einmal eine eMail-Adresse haben? Aber schön, dass zwischen Aufträgen und unsicheren Anfragen unterschieden wird; dass man sich in Sektoren bewegen kann, nicht jedoch einloggen muss; dass man auch Zielsektoren angeben kann, in denen man vielleicht einen Folgeauftrag kriegen kann, wenn man als einziger die richtigen Angaben im Fahrerprofil erfüllt. Und ebenso schön, dass sich manche Sachen unterscheiden, je nachdem, ob man einen PDA oder ein DBGtouch benutzt.

Und schön, dass man das alles in zwei Stunden erklärt bekommt, obwohl es für manche Mitstreiter notwendig ist, dass man die Bedeutung von grünen Feldern mit Häkchen und roten Feldern mit einem X nochmal erklärt.

Am Ende bleibt trotzdem offen, was passiert, wenn man „Hund“ im Fahrerprofil angekreuzt hat, es beim Kunden aber plötzlich zwei Hunde sind, die zu groß fürs Auto erscheinen. Ein bisschen weniger all-in-one hätte der Sache gut getan, denn auf alle Eventualitäten des Jobs kann einen sowieso keine Software vorbereiten.

Fazit:

Der Kurs ist lustig, ganz ehrlich. Hat mir Spaß gemacht.
Und trotz meiner bösen Worte: Ja, der Datenfunk funktioniert und ist in vielen Dingen dem Sprachfunk überlegen. Das ist toll und die Entwicklung in die Richtung ist sinnvoll. Ganz allgemein gesprochen. Dinge wie z.B. die Notrufgeschichte sind extrem grenzwertig.
Ich werde meinen Funk wohl auch weiterhin ausgeschaltet lassen. Dann bin ich zwar nicht Teil eines Unternehmens, das mir vorschreibt, „hilfsbereit“ im Profil anzukreuzen, aber ich werd’s einfach weiterhin trotzdem sein. Das passt für mich schon.