Uber bezahlt Fahrern den P-Schein

Unser aller Lieblingsunternehmen hat angekündigt, „bis Sommer“ einen legalen Dienst anzubieten – und das ist kein Aprilscherz. Ich frage mich manchmal, wie man sich als Pressesprecher eines Unternehmens fühlt, der Legalität als Neuigkeit verkaufen muss, aber ich schweife ab.

Im Grunde weiß man noch wenig genaues, der ominöse neue Dienst soll aber von Fahrern mit P-Schein erledigt werden, wobei ich zum Zerreissen gespannt bin, wie das neue Angebot aussehen wird, denn die beiden legalen Möglichkeiten – Taxi oder Mietwagen – hat Uber mit UberBlack und UberTaxi ja schon im Repertoire. Auch wenn die Verbote, die Uber kassiert, oft mit den P-Scheinen begründet sind, ist das ja nicht alles, was bei dem Saftladen im Argen liegt. Denn, kleine Überraschung: Ich kann trotz meines P-Scheins nicht morgen ein Auto kaufen und einfach mal Geld von Leuten nehmen, die ich irgendwie einsammle. Dass Nestmann in Aussicht stellt, auch Geld zuzuschießen für die Prüfung bei der IHK, „wenn sie sich als Taxi- und Mietwagenunternehmer lizensieren lassen WOLLEN“ (Hervorhebung von mir) spricht da Bände.

Was bei dem Rummel um die Meldung gerade auch unter den Tisch fallen gelassen wird: Uber will „die Kosten für die Dokumente zahlen, die für eine legale Dienstleistung notwendig sind“, wie der Spiegel beispielsweise schreibt. Aha. Dass es da nicht einfach um ein paar Blatt Papier geht, die gekauft werden müssen, wird nirgends erwähnt. Führungszeugnis und Punktekonto müssen erst einmal gut aussehen, zu den zwei Arztterminen muss man erst einmal hingehen, und auf die Ortskunde- oder IHK-Prüfung muss man erst einmal lernen, sonst helfen einem die 200 Euro von Uber auch nicht. Und auf die Prüfungen darf man mitunter Monate warten. In Städten wie Berlin, wo die Ortskundeprüfung happig und der Besuch einer Taxischule empfehlenswert ist, gehen die tatsächlichen Kosten schnell in den vierstelligen Bereich. Das ist einfach nix, was man mal nebenher für ein Hobby erledigt, das ist ein kompletter Ausstieg aus der Shareconomy-Idee – was aber von keinem Journalisten da draußen beim Umformulieren der dpa-Meldung bemerkt worden ist – trotz der 180°-Wende bei der Uber-PR:

War das Gewerbe vor Monaten noch ein total überregulierter Markt mit unschaffbaren Einstiegshürden, ist es plötzlich einfach eine Sache von ein paar hundert Euro, die Uber selbstverständlich übernehmen kann. Wie von Uber nicht anders zu erwarten, ist das eine wie das andere maßlos übertrieben. Fahrer ist einfach ein Job, für den es Regelungen gibt. Nicht mehr und nicht weniger. Und im Gegensatz zur Presse wird Uber wissen: Entweder wird der neue legale Dienst nämlich ganz und gar nicht legal, weil andere Gesetze immer noch nicht eingehalten werden (z.B. Ausrüstung der Autos, Anmeldung eines Gewerbes etc.) oder aber überhaupt nichts neues sein, sondern einfach ein Mietwagenunternehmen mit einer App. Und das ist so innovativ, dass es noch nicht einmal das erste Mal wäre, dass Uber das macht. In New York müssen die UberX-Fahrer nach langen Rechtsstreits alle eine Limousinenlizenz haben. Da ist es doch passend, dass darüber gemunkelt wird, dass der deutsche Ableger auch UberX heißen könnte.

Und das mit dem Munkeln klappt sogar in der deutschen Presse. Immerhin. Ansonsten hätte ich – wie schon so manches Mal bei Uber – wenigstens erwartet, dass sich einer der Berichtenden auch mit dem Thema auseinandergesetzt hätte.

Eine frohe Botschaft bleibt noch: Wenn Uber weiterhin Dokumente finanziert, wird UberGabelstapler, das ich ja schon lange erwarte, vermutlich rechtlich machbar und ein voller Erfolg sein. 😉

 

Fump, weg ist das Licht!

Die Sonnenfinsternis hatte es nicht geschafft, die Nacht dann doch.

Stromausfälle sind jetzt an sich nichts überragend berichtenswertes, würde ich eigentlich sagen. In erster Linie sind sie furchtbar nervig für alle Betroffenen. Als Autofahrer jedoch mal einen von außen zu betrachten, hat dann aber wiederum einen erstaunlich eigenen Flair. Es hat so ein bisschen was von Naturschauspiel. Und ich stand wirklich an geeigneter Beobachterposition heute Nacht.

Ich hatte einen Kunden an Bord, der in die Voigtstraße nach Friedrichshain musste, und wir näherten uns seiner Heimat vom Alex aus. Am Frankfurter Tor stand ich an der Ampel Richtung Osten, als plötzlich auf der linken (nördlichen) Seite der Frankfurter Allee alle Lichter ausgingen. Fump. Da ich mich im Verkehr nicht unbedingt auf die Straßen- und Hausbeleuchtung konzentriere, hab ich erst einmal auch nur so ein What-the-Fuck-irgendwas-hat-sich-gerade-verändert-Gefühl gehabt – aber nach ein paar Metern war klar: Da liegen mehrere Hausblöcke im Finsteren, unter anderem der meines Fahrgastes.

Und mal ganz ehrlich: Die Dunkelheit einer Neumondnacht bei völlig ausgeschalteter Beleuchtung innerhalb der betroffenen Viertel ist schon beeindruckend dunkel für Stadtgemüse wie mich. Aber Berlin wäre nicht Berlin, wenn es als Reaktion nicht gleich ein spontanes Feuerwerk, angeblich auch noch eine Spontandemonstration und – das war das einzige was ich letztlich mitgekriegt habe – eine Menge behelfsmäßiges Blaulicht gegeben hätte. Diese Stadt könnte man sich nicht ausdenken, wenn es sie nicht bereits gäbe. 😉

Mein fotografisches Zeugnis ist zwar ausgesprochen mangelhaft, aber immerhin etwas:

Die Frankfurter Allee gen Osten, 21.3.15, 3:50 Uhr. Quelle: Sash

Die Frankfurter Allee gen Osten, 21.3.15, 2:50 Uhr. Quelle: Sash

Uber ist verboten und Thomas Knüwer ist traurig

Gestern kam dann – was lange abzusehen war – das Frankfurter Landgericht zu dem Entschluss, dass Uber bundesweit verboten sein soll, Fahrten an Privatfahrer zu vergeben. Die Urteilsbegründung steht noch aus, aber ich vermute, es wird grob vereinfacht darauf rauslaufen, dass man illegale Fahrten auch nicht vermitteln darf, wenn man nicht selbst fährt. (Hier meine UberPop-FAQ)

Über die Legalität von UberPop habe ich so viel geschrieben, es hätte ein eigenes Buch werden können – weswegen ich das Thema in „Gestern Nacht im Taxi“ gar nicht erst angeschnitten habe. Aus der rein legalistischen Sicht war die Sache lange klar, zumindest für die Fahrten an sich. Uber hat ja auch nur noch versucht, sich rauszureden, sprich: sich gar nicht an der tatsächlichen Dienstleistung aufzuhalten, sondern sich auf die Vermittlerfunktion zurückzuziehen.

Nun ist der legalistische Ansatz natürlich nicht der einzige. Die Gesellschaft verändert sich und Uber selbst hat ja auch oft einfach gesagt, „die Gesetze seien veraltet“. Und so sehr einen das vielleicht ärgern mag, wo man den Status quo liebgewonnen hat: Das ist ja ein legitimer Ansatz. Letztlich müssen viele neue Regelungen erst erkämpft werden, manche ändern sich erst durch den gesellschaftlichen Umschwung – und gerade das Internet zeigt uns das in den vergangenen 20 Jahren recht deutlich.

Und so liest sich auch Thomas Knüwers Artikel bei Indiskretion Ehrensache eher in diese Richtung. Ein bisschen „Das war rechtlich vermutlich ok, Uber ist auch nicht toll, aber es ist schon doof, dass es so läuft“. Ich mag Knüwers Technikoptimismus, ich lese das Blog nicht ohne Grund seit Ewigkeiten. Er sagt einige wahre Dinge über den digitalen Wandel da draußen, ich schätze seine Kompromislosigkeit, ich will ihn also sicher nicht persönlich angreifen, obwohl das bei solchen Themen immer eine lustige Alternative wäre.

Der Artikel allerdings … naja, Herr Knüwer …

Die positiven Erfahrungen mit Uber-Fahrern glaube ich unbesehen. Und das nicht grundlos. Die Personenbeförderung, noch dazu wenn man sie eher ein bisschen locker nebenher betreiben kann, kann eine wunderbare Arbeit sein. Kein Wunder also, dass man da auch auf Menschen trifft, die da voll bei der Sache sind und es lieben. Die ein oder anderen haben vielleicht gemerkt, dass es mir bisweilen auch so geht.

Wenn Knüwer nun also die Fahrer verständlicherweise lobt, dann ist im Kern nichts dagegen einzuwenden, sehr wohl ist aber die Frage zu stellen, warum denn die Uber-Fahrer gefühlt besser sind. Und das ist leider ein ziemlich komplizierter Punkt. Da spielt zum einen rein, dass sie meist jung und unverbraucht sind, neues erleben wollen, teilweise auch die Tatsache, dass manche das „nur nebenbei“ machen. Nichts davon gibt es im Taxi nicht auch. Aber – und das soll keine Rechtfertigung für Arschlochkollegen sein – im Taxi gibt es halt auch Leute, die das schon eine ganze Weile machen. Und so sehr ich den Job liebe: Es ist wirklich nachvollziehbar, dass man nach 30 Berufsjahren mit einer Aussicht auf einen dreistelligen Rentenbetrag in Gegenwart schnöseliger Fahrgäste auch mal weniger enthusiastisch ist. Das ist nicht toll, aber der Effekt ist nur auf das geringe Alter der Firma Uber zurückzuführen und kurzfristiger Natur.
Und auch wenn es dafür sicher noch keine Daten gibt, ich bin da sehr sicher. Zum einen sind in den USA die Fahrer vielfach angepisst und lassen das durchaus teilweise die Kunden spüren – zum anderen hat auch Knüwer mit MyTaxi ein gutes Beispiel für eine neue Technik in der Branche gebracht:

„[…] ich habe aber das Gefühl, irgendwas funktioniert da nicht mehr: Über MyTaxi gebuchte Fahrten sind im Schnitt genauso (un)erfreulich wie die über Taxizentralen.“

Genau das Gleiche habe ich von der anderen Seite, von Kollegen, gehört. Zigfach. Am Anfang war die Begeisterung groß. Die MyTaxi-Kunden waren überdurchschnittlich nett, hatten lange Touren, gaben gutes Trinkgeld … aber mit der Zeit haben sich auch die letzten Dorfprolls MyTaxi installiert und die Touren glichen sich dem Durchschnitt an.

Und da sind wir beim Hauptproblem, das ich auch gerne zugunsten netter Geschichten unter den Tisch fallen lasse: Personenbeförderung ist kein Ponyhof! Auf Dienstleiser- wie auf Kundenseite gibt es Arschlöcher noch und nöcher; am Ende ist es eine Geschäfts- und keine Liebesbeziehung. Unschöne Dinge passieren allerorten, tausendfach; und dieses Problem lässt sich nicht durch die Art der Vermittlung bekämpfen. Die Vermittlung ist ein unbedeutender und vielfach grundlos hochgehypter Teil der Dienstleistung. Am Ende sitzen zwei Parteien in einem Auto und müssen miteinander klarkommen. Im schlimmsten Fall zwei Arschlöcher – und dann ist es vollkommen egal, wer die zusammengebracht hat.

Knüwer führt den Vorteil, den Uber hat, jedoch auf das Menschliche zurück. Was zumindest in Teilen wohl so verstanden werden kann, dass bei UberPop eben keine Profis, sondern Menschen „wie Du und ich“ arbeiten.

Tja, nun.

Dieses Loblied auf die Sharing Economy muss zwangsläufig da ein Ende finden, wo Personenbeförderung nicht mehr lustiges Hipster-cruist-Hipster-durch-die-Gegend ist. Ich finde die Idee, gleichgesinnte nette Leute durch die Gegend zu fahren und mir damit ein paar Euro nebenbei zu verdienen auch ganz nett. Aber selbst wenn die gehbehinderte Oma auf dem Land ein zu populistisches Beispiel ist: Wie lassen sich Samstagabends in der Stadt 1.000 betrunkene Andrea-Berg-Fans wegwuchten, wenn nicht mit Leuten, die das beruflich machen? Finden die alle Freiwillige, die „ja sowieso nebenbei am Wochenende noch ein bisschen rumfahren“?
Und wenn Leute das beruflich machen: Wie sollen die die Zeit zwischen den Konzerten verbringen, wenn andere Leute den das ausgleichenden, einträglichen Teil des Geschäfts einfach spaßeshalber als Scheinselbständige für die Hälfte des Mindestlohns erledigen?

Immer wenn es um Uber geht, kramen alle die schlimme Überregulierung des Taxigewerbes heraus. Und die ist natürlich nicht immer grenzenlos toll. Mir geht es sicher nicht darum, Menschen zu verbieten, auch mal für einen Zehner heimzukommen, wo ich fünfzehn Euro nehmen muss. Wenn ich mich gegen Uber positioniere, dann habe ich aber im Kopf, dass Fahrgäste – wenn sich Taxifahren erst einmal gar nicht mehr lohnt – auf diese Fahrt eventuell eine Dreiviertelstunde warten müssen, einen beschissenen Fahrer kriegen und am Ende 80 Euro zahlen.

Ich freue mich für Thomas Knüwer, dass er bei Uber gute Fahrer bekommen hat, ich bin da nicht pissig oder nachtragend. Die Frage, die ich diesbezüglich aber gerne stellen möchte: Wo geht das über Anekdoten hinaus, die bisher unzureichende Daten liefern? Wo ist dieses „gewisse Etwas“, das Uber haben soll? Wo bitte geht diese Firma auch nur ein einziges von den Problemen an, das bisher bei der Personenbeförderung nicht gelöst werden konnte?
Als Taxifahrer gelte ich – zu Recht – immer gleich als befangen bei dem Thema. Das ist schade, aber ok. „Cui bono?“ und so. Aber all die von Uber begeisterten haben wie Thomas Knüwer bislang allenfalls „War gut!“ oder „Ist neu und geil!“ geschrieben. Und so leid es mir tut: Das ist zu wenig.

Endlich! Das Buch ist da!

Was lange währt, wird endlich gut. Und in dem Fall hoffentlich auch ein Bestseller. 😉

Dass ich an einem Buch übers Taxifahren geschrieben habe, haben einige vielleicht noch in Erinnerung. Jetzt aber ist es nicht nur fertig geschrieben, korrigiert, gesetzt, designt, gedruckt und mir als Ansichtsexemplar zugeschickt worden – sondern veröffentlicht.

gnit-cover200Das Buch, dem der Emons-Verlag netterweise den gleichen Namen wie ich diesem Blog hier gegeben hat, ist ab heute überall im Buchhandel zu haben!

Sascha Bors
Gestern Nacht im Taxi – skurrile Geschichten eines Taxifahrers
Emons-Verlag
Preis: 12,95 € (eBook: 9,49 €)
ISBN: 978-3-95451-497-7

Es steckt viel Arbeit drin, nicht nur von mir, und es ist wirklich gut geworden. Eingefleischte Leser werden sicher die ein oder andere Geschichte wiedererkennen, aber ich verspreche: Es ist nicht einfach ein Best-of an Blogartikeln.

Aber, wie Ihr’s gewohnt seid, ist es ein unterhaltsamer Mix an Infos und Episoden, an Lustigem und Nachdenklichem.

Wer GNIT mag, wird GNIT lieben! 😉

Das Buch ist wie eingangs erwähnt ab heute überall im Buchhandel zu haben, zumindest aber bestellbar. Selbstverständlich ist es auch online zu erwerben, der Link zu Amazon sei hier nur beispielhaft gesetzt.

Was Ihr natürlich auch machen könnt, ist direkt bei mir signierte Exemplare zu bestellen. Schickt mir einfach eine Mail an buch@gestern-nacht-im-taxi.de., Ihr könnt dabei auch gerne mein eBook „Papa, ich geh zum Zirkus!“ mitbestellen, wenn es noch nicht euer Eigen ist. Das Zusenden wird aber auf jeden Fall ein bisschen dauern. Buchstaben von Hand malen, verpacken und versenden … kostet alles Zeit. Außerdem kann ich dieses Mal erst nach Zahlungseingang versenden und muss ggf. selbst gelegentlich meine Buchvorräte aufstocken. Ist also nicht die erste Wahl für Eilige.

Ich hoffe sehr, dass allen Käufern das Buch gefällt und würde mich über Bewertungen und Rezensionen freuen, wo immer sie möglich sind.

Für mich ist heute jedenfalls erst einmal wie Weihnachten und Geburtstag zusammen und ich hoffe, dass auch die weniger Interessierten sich zumindest ein bisschen mit mir freuen können. Wie gut das alles bisher gelaufen ist, könnt Ihr auch gerne nochmal drüben bei Sashs Blog nachlesen.

Abgesehen vom kleinen niedlichen Banner oben im Header geht’s dann morgen hier weiter wie normal. Da das mit dem Bestseller nach dem ersten Tag wohl noch ein klitzekleines Bisschen unsicher sein wird, werde ich morgen Abend wieder im Taxi sitzen und Geschichten sammeln.

Ich bin für Olympia in Berlin!

Großes Thema gerade: Die olympischen Spiele in Berlin!

Oder etwa doch eher nicht?

Der gesunde Menschenverstand

Natürlich sind olympische Spiele in Berlin für alle halbwegs klar denkenden Menschen eine bescheuerte Idee. Während die Stadt auf einem historischen Schuldenberg sitzt, nicht einmal Schulen trockenlegen oder Flüchtlinge unterbringen kann, sollen also Milliarden in den Aus- oder Neubau von Sportstätten fließen, wobei das auch von Sportvereinen dringend erhoffte Plus nur zu geringen Teilen anschließend auch nutzbar bleibt. Es fehlt in Berlin an allem: An sozialem Wohnungsbau, an Bildung oder auch nur an groben Vorstellungen, ob geplante Flughäfen auch ungefähr innerhalb der ersten hundert Jahre nach Baubeginn eröffnen sollen. Man will sich gar nicht ausmalen, was bei einem so enormen Großprojekt wie Olympia alles schieflaufen könnte.

Was man als Taxifahrer davon halten sollte

Die olympischen Spiele werden zunächst jahrelange Großbaustellen bedeuten. Noch mehr Zeit in noch mehr Stau. Man braucht als Taxifahrer eigentlich gar nicht recherchieren um sich sicher zu sein, dass am Ende ein Verkehrskollaps im Raum steht. Die Verantwortlichen, die bisher fünf (!) Taxihalteplätze vor dem Berghain für ausreichend erachten, würden das Verkehrskonzept für diese internationale Veranstaltung erstellen.

Egal, trotzdem!

Als nicht funkender Nachtfahrer, den Baustellen nicht kratzen und der sich einfach nur über die vielen Touris und Sportler in der Stadt freuen kann, kommt man aber kaum umhin, die Idee für ziemlich geil zu halten. Ich gehöre erstmals zu den grob geschätzten 0,03%* der Berliner Bevölkerung, die hier politisch hofiert wird. Das lasse ich mir doch nicht entgehen! Olympia! \o/

*hab von den sicher über 10.000 Taxifahrern in Berlin mal 10% unterstellt, dass sie nur nachts und hauptsächlich am Wochenende arbeiten.

Wird es in 50 Jahren noch Taxifahrer geben?

Alle Spatzen pfeifen’s von den Dächern: Selbstfahrende Autos gibt es bald!

Da sind sicher einige überhypte Berichte dabei und viel Wunschdenken. Andererseits hat die Computertechnik in den letzten 50, 30 oder 10 Jahren – je nachdem, wie weit man ausholen will – schon so einiges umgekrempelt, von dem man vorher dachte, es könne gar nicht umgekrempelt werden. Warum also nicht auch das Autofahren, beziehungsweise ganz speziell die Personenbeförderung?

Meine Meinung: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tage des Berufs Taxifahrer angezählt sind. Vor allem, wenn man mal wirklich 50 Jahre als Horizont sieht. Die Technik wird nunmal besser und gerade beim Autofahren wird sie uns Menschen über kurz oder lang überholen. Wir sind einfach zu schlecht darin, jetzt mal völlig emotionslos pragmatisch und ökonomisch gedacht. Und in der Personenbeförderung wird das selbstfahrende Auto genau deswegen recht schnell Fuß fassen: Dort, wo für die Fahrten, bzw. auch für die Fahrer, bezahlt wird, werden sich auch die ersten teureren Modelle rechnen.

Aber natürlich bleiben viele Fragen offen. Wann wird es soweit sein und in welcher Branche beginnt es? Oder gibt es doch Gründe, weiter einen Fahrer anzustellen? Und wenn das der Fall ist: Wird das dann wirklich den öffentlichen Nahverkehr betreffen oder eher eine Art Zusatz-Luxus sein, den Premium-Dienste anbieten? Oder eine noch wildere Theorie: Werden handgesteuerte Autos gar ein Indiz für Armut werden? Und wenn es so oder anders kommt: Wie wird die Umsetzung aussehen, was machen die Versicherungen, wer haftet bei Hackerangriffen, wird die Verkehrstotenstatistik besser?

Ich finde das ein interessantes Thema zum Diskutieren. Und Ihr so?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die Physik hinter dem Zufrieren von Autoscheiben

Hier bei GNIT melde ich mich ja meist aus meiner Sicht als Taxifahrer. Aber wie es diese Welt so mit sich bringt, hängt halt doch alles irgendwie zusammen.

Nein, Taxifahren ist nicht nur das Gespräch mit Kunden in Kombination mit der Routenfindung. Ich bin abhängig von politischen Entscheidungen, bewege mich manchmal auf psycholgischem Glatteis und führe ganz nebenbei noch eine Tonne Metall mit modernster Technik mit mir, während ich meiner Arbeit nachgehe. Die Berührungspunkte mit der Wissenschaft sind also auch immer gegeben. Und ich finde das einen wichtigen Punkt, den viele Leute da draußen gerne vergessen, wenn sie „die Wissenschaft“ abschätzig als wirklichkeitsfremd bezeichnen und so tun, als wäre das alles Unfug. Menschen sagen, Raumfahrt sei rausgeschmissenes Geld und lassen sich ihre Position auf dem Stadtplan auf einem Handy anzeigen, welche aus den unterschiedlichen Laufzeiten von Satellitensignalen errechnet wird … da kann man schon ins Zweifeln kommen.

Naja, ich bin in den meisten Dingen auch kein Profi. Vielleicht ein Bisschen im Nett-zu-Menschen-sein. Es ist jedoch verdammt interessant, mehr über diese Welt rauszufinden – und nicht selten stellt man dabei fest, dass „die Wissenschaft“ halt gar nicht so weit weg ist von dem, was man selbst tut. Deswegen bin ich neben vielem anderen auch seit Jahren ein begeisterter Leser der science-blogs, wo man von den neuesten Erkenntnissen über die Fortbewegung bestimmter Dinosaurier über ungelöste Kryptogramme bis hin zu Erläuterungen, wie man sich die Quantenwelt am besten vorstellen kann, zu allem auf dieser Welt interessante Artikel von Wissenschaftlern selbst lesen kann. Eine unbedingte Empfehlung!

Und vorletzte Nacht bin ich auf den Artikel „Schnee, Eis und Aluminium“ von Martin Bäker aufmerksam geworden, der sich mit dem Kristallwachstum – also auch dem von Eiskristallen an Autoscheiben – auseinandersetzt. Und auch wenn der Beitrag keine Nie-mehr-kratzen-Lösung beinhaltet, ist es doch einfach ein interessanter Text, der mir viel neues über dieses für mich alltägliche Phänomen beigebracht hat. Und das ist einfach nur fantastisch! Ob viele Leser meinen Wissensdurst teilen, kann ich nicht einschätzen, sowas ist ja auch immer eine Frage der persönlichen Veranlagung. Aber zumindest ich denke, wir sollten alle – auch wenn wir Taxifahrer oder Teppichreiniger sind, Altenpfleger oder Automechaniker – öfter mal einen Blick über den Tellerrand werfen und uns ansehen, was uns – aber auch andere – täglich so beeinflusst und wo das alles herkommt. Im Übrigen hilft das auch sehr, um nicht auf esoterischen Bullshit reinzufallen oder irgendwelchen Rattenfängern die Story vom Pferd abkaufen zu müssen.

Und jetzt schnell rüber zu Martin Bäkers Blogeintrag! Sonst frage ich hier morgen Fakten zum Kristallwachstum ab! 😉