Mann, da stand ich „kürzlich“ erst so weit oben in der firmeninternen Unfallstatistik und dann das!
Freitag Abend, 21.10 Uhr etwa war es, da treffe ich den B-Klasse-Fahrer vor mir in Mahlsdorf sauber ganzseitig am Heck. Ein Auffahrunfall, über die Schuldfrage brauchen wir im Grunde also nicht einmal reden … fuck!
Wie zur Hölle ist das jetzt passiert?
Nun, rein rechtlich isses einfach: Ich hab zu spät reagiert, fertig. Ich war für die Verhältnisse zu dicht aufgefahren, so ist es nunmal.
Aber auch wenn ich sowas alle paar Jahre durchaus mal akzeptieren kann und gar kein Mitleid brauche, ist es ein viel zu schöner Unfall gewesen, um nicht mal eben ausführlich drüber zu bloggen. Denn obwohl sich an oben gesagtem nichts ändert: Es ist schon sehr viel zeitgleich schiefgegangen, damit es soweit kam.
Da wäre zum einen die Baustellenampel, an der wir kurz zuvor hintereinander ein Weilchen gewartet haben. Die mag zum einen mein eher dichtes Auffahren nach dem Start erklären, vor allem aber hat sie dann von zweiterem abgelenkt.
Denn zum anderen wäre da die Straßenbahn, die genau dort ohne Ampel die Straße kreuzt und Vorrang hat. Das ist so schon eine eher seltene Verkehrssituation, aber mir wurde eigentlich genau das zum Verhängnis. Denn eben weil ich „endlich“ grün hatte, war in meinem sicher ziemlich auf Verkehrssituationen geschulten Gehirn einfach kein Platz für plötzlichen Querverkehr. Natürlich muss man eigentlich auch bei grünen Ampeln achtsam sein, aber mal ganz ehrlich: Man ist es in der Realität eher weniger. Und deswegen hab ich die uns entgegenkommende Tram eben die halbe Sekunde zuviel später reagiert als mein Vordermann.
Nun waren wir beide nicht sehr schnell, wir waren ja noch am Anfahren, und ein paar Meter trennten uns durchaus. Erinnerungen sind eine schlechte Datenbasis, aber ich würde schätzen, wir hatten bei noch nicht ganz 30 km/h etwa acht bis zehn Meter zwischen uns. Das hätte in 99% aller Fälle locker für eine Gefahrenbremsung gereicht und vermutlich wäre ich da selbst mit meiner Verzögerung gut weggekommen, wenn nicht …
Wenn nicht ausgerechnet an dem Abend und an der Stelle hinter meinem Vordermann, aber vor mir ein akuter Fall von „überfrierender Nässe“ aufgetreten wäre. Ich hatte die Bremse noch nicht einmal ganz durchgedrückt, da blockierten die Räder schon und ich schlitterte einfach in das andere Auto rein. Konnte nix mehr machen, der Fisch war geputzt.
Noch vor dem (den Umständen entsprechend nicht sehr harten) Aufprall lief in meinem Kopf das ganze Programm von aggressiven Unfallgegnern, nervigen Cops, ewiger Wartezeit, nervigem Rumtelefonieren, Abschleppwagen, verkacktem Wochenende und so weiter ab. und dann: KRACH!
Glücklicherweise gestaltete sich das alles ab da beinahe angenehm. Ich hab mich mit dem Fahrer des anderen Autos verständigt, auf den Gehweg zu fahren und er und seine Begleiterin waren ab da die nettesten Menschen an diesem Abend. Sie klagten scherzhaft, dass der Abend bis jetzt so schön gewesen sei, sahen es aber umgehend fast pragmatischer als ich. Wir fanden uns fünf Minuten später schon darüber scherzend wieder, dass wir das eigentlich lieber privat und in nett klären würden, wenn nicht mit meinen Chefs noch eine dritte Partei mit im Boot gewesen wäre. Sie hatten zudem von der Versicherung bereits einen vorgefertigten Unfallberichtbogen dabei, den wir schon mal ausgefüllt haben, bevor die Cops kamen. Nebenbei haben wir lustige Unfall-Anekdoten ausgetauscht. Und der Bogen hat sogar meinen Chefs heute als Bericht gereicht, ich musste das nicht noch einmal neu ausführen.
Die nach etwa 30 Minuten anrückende Staatsgewalt zeigte sich überrascht ob so eines gut organisierten Unfalls und verblieb damit, dem Ganzen eine Nummer zu geben und die Personalien zu notieren.
Wären Autos nicht so scheißteure Geräte, wäre das am Ende eher ein netter Witz gewesen, wie ich mal andere Verkehrsteilnehmer kennengelernt habe.
An der 72 ist nahezu alles heil geblieben. Ich musste später eine Blinkerleuchte austauschen, aber nur weil die Birne einen Schlag weg hatte oder so. Ansonsten Kratzer an der Stoßstange, sonst tut alles noch. Sogar die Abstandssensoren, das Thermometer und all der Scheiß, der sonst bei unspektakulären Andockmanövern die Flinte ins Korn wirft.
Die 72. Sah schon mal besser aus. Quelle: Sash
Wie es bei den Unfallgegnern aussieht, weiß ich nicht, aber auch sie sind erst einmal weitergefahren und haben sich vom nun etwas weiteren Spaltmaß an der Stoßstange nicht groß irritieren lassen.
Fährt man rückwärts an den Baum, verkleinert sich der Kofferraum. Quelle: Sash
Der Rest ist Sache der Versicherungen.
Was am Ende zu sagen bleibt:
- Unfälle passieren. Sie sind nie schön und natürlich kann man viele vermeiden, aber man sollte sich bewusst sein, dass man da nicht immun gegen werden kann.
- Unfälle sind dementsprechend nicht per se ein Grund, noch mehr Hass und Gewalt in den Straßenverkehr zu bringen, man kann da auch einfach mal relaxt bleiben. Und ich sage das hier als Unfallverursacher in Übereinstimmung mit den Unfallgegnern.
- Taxifahrer in Berlin werden offensichtlich nicht einmal dann nach ihrem P-Schein gefragt, wenn sie gerade ganz offensichtlich Bockmist gebaut haben. Vielleicht sollte man sich die aufwändige Verlängerung echt sparen.
Und nicht zuletzt: Es ist nur Blech/Plastik gewesen. Alles ok, also keine Panik! 🙂