„Zu viele Umwege“

Eine Kategorie von Fahrten, die ich mir recht selten erarbeite, ist die, bei der die Kunden die Fahrt abbrechen, weil sie nicht zufrieden sind. Und obwohl ich daran nichts zu ändern gedachte, hat heute Nacht eine Fahrt vom Spindler & Klatt nicht wie geplant bis Wilmersdorf gereicht, sondern wurde noch in Kreuzberg beendet.

„Jetzt fahren Sie mal hier ran und lassen uns aussteigen. Sie fahren mir zu viele Umwege.“

Ich meine, unter uns hier: Zu diesem Punkt war das halt so, ich bremse gegebenenfalls ja auch, wenn Fahrgäste ein paar rosa Mäuse fangen wollen. Und lieber eine Fahrt so beenden als die ganze Zeit nur Stress. Hat die Zentrale jetzt halt vermutlich mal wieder einen aufgebrachten Anruf, von dem ich am Ende nicht einmal irgendwas erfahren werde.

Das Dumme an der Sache ist, dass ich nicht komplett unschuldig war, denn ich hatte tatsächlich ganz ganz zu Beginn der Fahrt während des schnellen Überlegens und gleichzeitigen Redens mit den Kundinnen eine bessere Abzweigemöglichkeit verpasst und habe einen Umweg von sagenhaften 100 Metern, vielleicht 150 gemacht. (Für Ortskundige: Bin nicht die Manteuffel links ab, sondern erst Engeldamm/Adalbert) Bei einer Strecke von über 9 Kilometern. Bedeutender war aber, dass die Wortführerin im Fond und ich uns kurz danach bereits auf dem völlig falschen Fuß erwischt haben, als sie mir sagte, ich müsse „jetzt rechts abbiegen“. Das verneinte ich deutlich und mit gutem Gewissen, denn die nächsten drei Kreuzungen hätten uns definitiv vom kürzesten Weg abgebracht. Dass sie ihrerseits eigentlich auch die vierte Kreuzung gemeint hat, hat sich dann erst geklärt, als sie schon etwas eingeschnappt war. Ist jetzt echt nicht so, dass ich da streitlustig war, die Kombination von einer blödsinnigen Idee und dem Verb „müssen“ ist aber halt auch ein schlechter Start ihrerseits gewesen.

In Anbetracht des weiteren Verlaufs  bin ich jedoch ohnehin froh, dass ich nicht schnell rechts ab bin, denn dann wär’s mangelnde Ahnung gewesen. Manche Schlachten kann man einfach nicht gewinnen.

Am Ende waren wir auf der Gitschiner Richtung Westen unterwegs und ich gebe es zu: Ich hatte die Zieladresse nur so ungefähr im Kopf. Emser Ecke Pariser, nicht meine Ecke. Entsprechend war das Navi längst an und schlug mir die auch von mir präferierte Süd-Umfahrung des Gleisdreiecks an. Ja, ich hatte die Zielkreuzung in Gedanken vier  Blocks weiter südlich eingeordnet, aber da der Weg lang war und die Alternativrouten auch mitnichten der Luftlinie entsprechen, bestätigt sich beim Blick auf die  Karte, dass der Weg trotzdem ok war. „Ok“ im Sinne von „300 Meter kürzer als das, was die Kundin wohl eigentlich geplant hatte“.

Genau weiß ich’s nicht, ich hätte aber anstatt in die Zossener links abzubiegen am Ufer entlang weiterfahren sollen. Das ist ein prima Weg und es ist auch nicht komisch, wenn die Kollegen bisher, wie sie schnippisch anmerken musste, selbigen immer gefahren sind. Ich hätt’s ja auch gemacht, wenn es mir jemand gesagt hätte. 300 Meter hin oder her bei einer solchen Strecke, meine Güte!

Allerdings sind 300 Meter Wegersparnis natürlich der dümmstmögliche Grund, eine Taxifahrt abzubrechen und sich ein neues zu suchen. Insbesondere wenn man bedenkt, dass das in diesem Fall Mehrkosten von satten fünf Euro bedeutet hat.

Hier zum Vergleich mal die Strecken (schon inklusive meines Anfangsfehlers):

Die von mir und dem Navi angedachte Route mit "zu vielen Umwegen". Quelle: osrm.at

Die von mir und dem Navi angedachte Route mit „zu vielen Umwegen“.
Quelle: osrm.at

Die wohl von der Kundin präferierte Route "einfach geradeaus". Quelle: osrm.at

Die wohl von der Kundin präferierte Route “ immer geradeaus“.
Quelle: osrm.at

Dass sie nicht wusste, dass der andere Weg nicht länger ist: Geschenkt. Dafür bin ich ja der Taxifahrer. Und obwohl ich verstehe, dass sie mir als bösem Betrüger nicht noch mehr Geld schenken wollte: Trotz der vorbildlichen Bitte um eine Quittung macht die Sache mit der Fahrtunterbrechung an der Stelle wenig Sinn. Denn (mal abgesehen von besagten 100 Metern zu Beginn): Den Weg zur Zossener bin ich völlig korrekt gefahren und mehr hab ich da nicht draufgeschrieben. Also selbst wenn ich betrogen hätte, könnte ich nun behaupten, sie hätten ein anderes Ziel angegeben. So gesehen wäre eine Fahrt bis zum Ende sinnvoller gewesen, denn wenn dann drei Euro zu viel als Preis angefallen wären, hätte man wirklich was in der Hand.

Außerdem, aber das war jetzt sicher erwartbar, gäbe es einem auch die Chance, eventuell doch eine Überraschung zu erleben wie dass der neue Weg kürzer ist als der, den man „jeden Tag“ fährt. Also rein hypothetisch. 😉

Dreister Ficker!

Unsere erste Begegnung war an Kürze kaum zu überbieten:

„Polski Bus?“

„Sorry, keine Ahnung.“

Eine Minute später stand er aber wieder da:

„Zentrale Bus Polsik Bus Bahnjof?“

„Zentraler Omnibusbahnhof?“

„Ja.“

„Klar.“

Schwere Geburt, aber gute Tour. Der Typ war in meinem Alter, wirkte etwas neben der Kappe, aber ganz nett. Hatte zwei Rucksäcke umgeschnallt, wohl ein nicht mehr ganz kurzer Kurzurlaub in der Heimat. Nachdem sich unsere Sprachkenntnisse nicht groß überschnitten, blieb die Fahrt stumm, aber ich hatte die Straße als Beschäftigung und der Fahrgast starrte auch aus dem Fenster.

Am Bahnhof hab ich ihm mit Zeigen aufs Taxameter auf deutsch und englisch den Preis genannt und war etwas überrascht, als er mir trotz 24,50€ nur einen Haufen Kleingeld in die Hand schüttete. Irgendwas zwischen drei und fünf Euro. Ich dachte, er wolle noch einen Zwanni zücken, verwies nochmal auf die Uhr und bekam aus einem zerknirschten Gesicht die lapidare Antwort:

„Don have.“

Und bei aller gesunden Skepsis: Das glaubte ich dem Typen umgehend. Das gleichermaßen gute wie dumme war, dass es einfach lief gestern Abend. Trotz gut 20 € Fehlbetrag wäre nix bescheuerter gewesen, als auch nur auf die Cops zu warten. Und obwohl ich’s mir durchaus etwas erleichternd vorstelle: Ein Zwanni ist – auch wenn das erschreckend viele Kollegen anders sehen – kein guter Grund für schwere Körperverletzung.

Am meisten deprimiert mich im Nachhinein, dass er „blödes Arschgesicht“ vermutlich gar nicht verstanden hat. 🙁

Zielschwierigkeiten

Insbesondere die langjährigen Leser unter Euch wissen, dass das Taxifahren immer auch eine Frage der Zielsetzung ist. Sicher, viele Kollegen machen auch einfach einen 8-, 9-, 10 oder 12-Stunden-Tag und gut ist. Ich hab mir meistens eher Umsatzziele gesetzt, nur selten eine Zeit, aber ich ändere das auch immer wieder mal, weil ich furchtbar schlecht darin bin, mich zu motivieren und irgendwann immer der Schlendrian Einzug hält. Und gerade die letzten Monate hätte ich mehr tun sollen. Sicher, die Umsätze waren gut, aber ich bin oft nach sehr kurzer Zeit heimgefahren. Entweder weil’s gerade so gereicht hat, oder weil es so schlecht lief, dass die Umsatzziele utopisch waren. Ich denke, ich mache in dem Job einiges gut bis sehr gut, aber diesbezüglich bin ich echt schlecht.

Aber soweit das offensichtliche. Ich hab also nun angefangen, Umsatz und Arbeitszeit zu kombinieren und in erster Linie mal festgesetzt, dass ich mindestens 8 Stunden am Tag rausfahren will. Allerdings eben mit der Einschränkung, dass im Falle sehr guten Umsatzes ein verfrühter Feierabend als Ausnahme sozusagen schon drin ist. Rekorde erreicht man mit dem System nicht, aber in jedem Fall steht am Ende ein guter Umsatz und in ganz miesen Zeiten kann ich mir immerhin glaubhaft einreden, dass ich’s versucht hätte. Und ja, oft liegt es ja am „Durchhalten“ alleine, gestern erst hat Aro das sehr schön bei sich im Blog beschrieben.

Für den Donnerstag liegt das Umsatzziel derzeit bei 150€. Das ist nicht utopisch, aber es kann schon vorkommen, dass man deutlich schneller bei 8 Stunden angelangt. Das wiederum ist am Donnerstag nervig, weil ich da erst das Auto an der Firma holen muss, deswegen eher später als früher starte und der Donnerstag kein Tag ist, an dem ich gerne bis morgens um 5 Uhr auf der Straße bin. Natürlich haben auch zu der Zeit Clubs offen, aber so locker mit Winkertouren wie während der Wochenendschichten fährt sich das Geld an dem Tag zu später Stunde einfach nicht ein.

Im Übrigen: Das sind alles keine ewigen Weisheiten, sondern allenfalls meine Erfahrungen und Schätzungen. Es gibt eine Menge Kollegen, die entweder Donnerstags so gut wie nie so viel Geld einfahren und andere, deren Lieblingszeit genau diese Stunden sind, weil z.B. Spinner wie ich da schon zu Hause sind. 😉

Naja, gestern war ja nun Donnerstag und ich war zwar wieder erst nach 20 Uhr im Auto, aber ich war motiviert. Und es lief erstmals im November dieses Jahr auch gut. Nach nur fünfeinhalb Stunden fehlten gerade noch 25 €, völlig überraschend rückte ein früherer Feierabend in erreichbare Nähe. Aber nein, heute nicht mit mir! Der faule Sash, der nach sechseinhalb Stunden schon heim fährt, das war der Idiot, bei dem in den letzten Monaten immer das Geld knapp war, das haben wir hinter uns, ja ja!!!

„Nach Marzahn bitte.“

Ey, Schicksal, Du Flitzpiepe!

Genau die Richtung zum Abstellen des Autos, ziemlich sicher genau den Grenzwertbetrag, damn it!

Ich weiß, dass 90% der Leute sich fragen, warum ich mir in solchen Fällen die Entscheidung so schwer mache, aber das sind halt so die Kleinigkeiten. Eine Tour vor die Haustüre bedeutet einen guten Kilometerschnitt (und da bin ich diesen Monat so mies wie nie bisher!) und mit erreichtem Ziel ist das doch super. Zumal mir mit GNIT und anderem Geschreibsel ja durchaus was zu tun einfällt. Wobei: Mehr Geld, wenn man noch fit ist, ist ja immer gut. Nochmal andererseits allerdings haben mich solche Entscheidungen auch hier und da dazu geführt, dass ich unsicher und über vermeintlich lukrative Umwege in die City zurückgegurkt bin, nach einer halben Stunde doch an einer Halte gelandet bin, dort eine Dreiviertelstunde gewartet habe, um am Ende dann in 15 km Entfernung mit 7,70 € Umsatz von nervigen Fahrgästen – und damit vielleicht 3,50€ netto als einzigem Plus – beschlossen hab, heimzufahren. Das will man dann auch nicht als den Grund nennen, um noch fast zwei Stunden länger unterwegs gewesen zu sein.

Aber gut: Gestern Abend, heute Nacht, jetzt eben quasi!

Die Fahrt nach Marzahn war ok und die Zieladresse der beiden Fahrgäste lag ungelogen keine 500 Meter von meiner Türe entfernt. Also doch Feierabend. Auf den letzten Metern merkte ich dann, dass ich mein Umsatzziel eher noch nicht erreichen würde. Ging natürlich nur um ein paar Cent, aber ich war ja eigentlich motiviert und, ach Fuck, ich wusste eigentlich wirklich nicht, was ich machen sollte. Die Erlösung kam dann nach dem Stopp der Uhr von Fahrgast Nummer zwei:

„Nee, nee, wir  fahren ja noch weiter!“

Ja, ich hab dann doch kurz darauf Feierabend gemacht. Aber wenigstens hat das mit dem Umsatz dann auch offiziell meinen Zielkriterien entsprochen. 🙂

Heute Abend sollte das dann alles nochmal besser werden. Mein Mindestumsatz liegt auch entsprechend höher, der faule Sash hat also echt keine Chance! Eigentlich hoffe ich natürlich, dass ich quasi durchgehend besetzt bin und zu nix komme, aber ich freue mich auch ganz ehrlich, falls ein paar von Euch bei Twitter oder meinem Tracker reinschauen, und mir so ein klammheimliches Davonstehlen unmöglich macht. Und hey: Bei mehr Fahrten springt statistisch eben auch mehr für den Blog raus, Ihr würdet das also auch für Euch selbst tun! 😀

Der Erdgas-Tankstress gerade

Die meisten Autofahrer werden es schon lange wieder vergessen haben: Es gab da vor einer Weile mal ein paar Probleme mit Erdgas-Tanks bei VW, die wegen ein bisschen Korrosion zu unschönen Dingen wie z.B. einer Explosion neigten:

Nun muss ich ja sagen, dass ich schon aufgrund meines eigenen Feuerwehreinsatzes wegen inzwischen noch weit gechillter in Sachen Erdgas bin als ich es schon die Jahre zuvor war. Natürlich ist die Tatsache, dass der Kraftstoff meines Taxis mit 200 Bar in den Tank gepresst wird, ein weiteres Risiko, aber wenn man bedenkt, dass Benzin seit jeher als Freund notorischer Brandstifter dient und uns inzwischen auch die Handys meines derzeitigen Herstellers um die Ohren fliegen, bleibe ich gelassen, so lange die Spontantod-Statistiken dazu immer noch besser aussehen als bezüglich der Zigarette, die ich gerade beim Schreiben zwischen Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand klemmen hab.

Tatsächlich aber ist das je nach Tankstelle jeden Arbeitstag erneut ein Thema, denn auch wenn das oben eingebundene Video bereits ein paar Tage alt ist: An den meisten Erdgas-Tankstellen Berlins ist immer noch das Betanken besagter VW-Modelle untersagt und im Hinblick auf die durchschnittliche Vernunft von Autofahrern – die allumfassend mit dem Satz „MIR passiert schon nix!“ umschrieben ist – bedeutet das, dass die Zapfsäulen meist gesperrt sind und man erst bei einem Angestellten, der dann einen Blick aufs Automodell werfen kann, eine Freigabe erbeten muss.

Ich will ehrlich sein: Ich hab keine Zahlen dazu, wie wahrscheinlich einem derzeit ein fünf bis elf (?) Jahre alter VW um die Ohren fliegt beim Kraftstoff-Nachrüsseln. Entsprechend auch nicht, ob das jetzt eher Panikmache oder sinnvoll ist. Da die meisten Fahrer auf deutschen Straßen aber weiterhin mit Benzin oder Diesel unterwegs sind, wollte ich das mal als Ausnahmeerscheinung erwähnt wissen. Denn mal abgesehen von den sicher gar nicht so selten betroffenen VW-Taxi-Fahrern, die jetzt wirklich ein Heidengeld für Sprit anstatt für Gas raushauen müssen, sind vor allem viele andere Taxifahrer wenigstens Fahrer anderer Erdgasmodelle, bei denen jetzt das Tanken noch absurdere Zeiten einnimmt als ohnehin schon*.

Lustigerweise hab ich noch keinen Tankwart gefunden, der sich – trotz potenzieller Explosionsgefahr seines Arbeitsplatzes – wirklich für die Maßnahme begeistern konnte. Einige setzen sie sogar teilweise aus, ohne dass das irgendwo verzeichnet wird. Aber wer wo und wann … ich, *hüstel*, weiß das natürlich auch nicht. 😉

*Erdgas zu tanken ist eine sehr sehr sehr lahme Angelegenheit, wenn man Benzin und co. gewohnt ist. In der Zeit, in der ich 12 kg Erdgas tanke, füllt ein Trucker locker 300 Liter Diesel nach. Grob geschätzt.

Die Energiiiiieee!

Eine Dreiviertelstunde Warterei am Ostbahnhof. Und dann vier Gesellen, von denen sich der mit dem Muscle-Shirt bei zackigen -3°C neben mich setzt. Handshake.

„Hi, Was‘ dein Name?“

„Sascha.“

„Titus.“

„Freut mich. Wo soll’s hingehen?“

„Du fährst uns jetzt einfach mal fett zum Kater!“

500 Meter Luftline. -.-

„Aber fett mit Bogen und so, dass es aussieht, als hätten wir’n fucking Escort-Service bis vor die Tür, Digger!“

Somit etwa 800 Meter.

Wer jetzt denkt, dass das ein Rant über kurze Fahrten wird, der hat noch keine Ahnung von Titus‘ Rap-Skills …

„So Jungs, hört mal:
Ich bin heut bei Ines – INES!
weil da das Kokain is‘ – IN IS!
und um drei mein Schwanz immer inner Muschi drin is‘ – DRIN IS!
Na, Jungs? Derbe, oder?“

Ich war nun nicht der einzige, der das, sagen wir mal „nur so mittel“ fand, was Titus aber nicht störte. Im Gegenteil: Er erklärte, warum das so genial sei:

„Digger, das is‘ so eine Sache mit der Energiiiieeee. Ich hab das hundertfach versucht. Mit allen Vokalen. Aber nur bei dem Iiiiii ist die Energiiiieeeee. Wie im Kokaiiiiiiin! Klar?“

Nein. Aber chemikalisch erklärbar.

Also kurze Runde zum Kater. Titus musste dort für zwei der drei im Fond klären, ob sie rein dürften. Zuvor waren sie wohl abgelehnt worden. Das klappte auch und so blieb am Ende einer übrig, der tatsächlich noch weiter fahren wollte. Also „weiter“:

„So, wo soll’s dann hingehen?“

„Naja, zurück zum Ostbahnhof halt.“

Kannste Dir nicht ausdenken!

„Eigentlich muss ich nach Lichtenberg, aber das wär mit’m Taxi dann doch etwas zu teuer.“

Äh ja. Und zudem wäre die Fahrt im Vergleich zu den letzten drei Minuten auch unverschämt sinnvoll und logisch erklärbar gewesen, das riskiert man nicht einfach mal so für acht zusätzliche Euro, schon klar. 😉

Acht Euro hat mir die Fahrt am Ende mit Trinkgeld aber nur insgesamt gebracht. Sei es drum. Immerhin auch einen Blogeintrag und viel Insiderwissen über die Energiiiiieeee. Oder so.

Lob und Tadel

„Na, Du bist auf jeden Fall mal der Retter in der Not heute Nacht!“,

begrüßte mich einer meiner drei neuen Fahrgäste lautstark. Der Grund war schnell gefunden: Sie hatten bei beiden Zentralen bereits angerufen, die aber hatten ihnen kein Taxi vermitteln können. Bittere Ausbeute für Friedrichsfelde um 2 Uhr, aber was will man machen?
Der Kunde hatte da eine ganz eigene Idee: Sich beschweren. Wenn man ihm glauben darf, hat er nach der verpatzten Vermittlung nochmal bei einer der Zentralen angerufen, nach einer Beschwerdehotline gefragt und wurde daraufhin aus der Leitung geschmissen. Wenn’s so war, war das freilich unschön, andererseits ist es bei näherer Betrachtung des Geschäftsfelds unserer Taxizentralen auch etwas irrsinnig, sich wegen sowas beschweren zu wollen. Dass es ärgerlich ist, kein Taxi zu kriegen, ist klar – aber wie ich dem Kunden auch nochmal erklärt habe, ist die Sache halt die: Die Zentrale fragt erst einige, dann mehr und letztlich fast alle Taxifahrer an, ob sie die Tour machen wollen. Kommt da keine positive Antwort, dann ist es halt dumm gelaufen. Und mal nebenbei: Die Taxifahrer, bzw. die Taxiunternehmer bezahlen die Zentralen für die Vermittlung, nicht umgekehrt. Arg viel Druck ausüben kann so eine Zentrale entsprechend auch nicht.

Wie dem auch sei: Die angetrunkene Partykundschaft, die ich immerhin bis Prenzl’berg im Auto haben sollte, fand das alles total schlimm. Obwohl sie nun bereits im Taxi saßen. Mein Beifahrer während der Tour kündigte dann auch nochmal groß an, „denen“ jetzt nochmal die Leviten zu lesen. Er schlug sogar vor, einfach aus Rache einen Kollegen in die Walachei zu bestellen, um’s denen mal richtig zu zeigen.

Da bin ich dann auch sauer geworden und hab ihm lautstark erklärt, dass wegen so einer kindischen Geschichte jetzt irgendein Kollege, der sich extra die Mühe macht, trotz 10 km Anfahrt den Auftrag anzunehmen und das der Zentrale hingegen völlig egal sein kann. Der Kunde tat das mit einem „Jajaja“ ab und erklärte mir, er würde „das dann anders machen“. Und so rief er bei einer Zentrale an, wollte sich darüber beschweren, dass er weggedrückt worden wäre, bemerkte dann, dass es die falsche Nummer war und gab kleinlaut auf.

Soweit war das schon der latenten Aggressivität wegen stressig, aber dann kam der nicht minder bekloppte, aber versöhnliche Teil:

Da ich ja nun entgegen der Kollegen von den fünf anderen Nummern (Ja, unsere nur noch zwei Zentralen haben noch mehr, wer weiß, ob sie zigfach die selbe angefragt haben) total super und vor Ort war, wollten sie „meine Nummer“ anrufen. Dass ich quasi Nichtfunker bin, ging völlig unter, den der Kumpel auf der Rückbank hatte eine Nummer der Zentrale schon ausgespäht. Werbung im Innenraum – SOOO hilfreich! 😉
Ich hab eingeworfen, dass die Nummer auf der Frontscheibe, wie noch ein paar weitere, ebenfalls dorthin führen würden, allerdings nix mit mir zu tun hätten, und dass sie unweigerlich bei einer Adresse landen würden, die sie vorher schon angerufen hatten.

Aber Alkohol, Mitteilungsbedürfnis etc. pp. …

Mein hackestrammer Kunde rief nun also bei „meiner“ Zentrale an, einfach um lobend loszuwerden, dass „ihr“ Fahrer immerhin mal was tut, anders als in den anderen sieben Unternehmen. Aber echt jetzt! Der sei super und das müsse nun auch mal gesagt sein!

Ich hab keine Ahnung, wie oft bei unseren Funkvermittlungen derartige Anrufe eingehen. Ich kann den Mitarbeitern dort aber versichern: Ihr habt noch den einfacheren Job, ehrlich! 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die kleinen Dinge …

Gestern Abend war ein beschissener Auftakt für mein Geburtstagswochenende. So eine miese Schicht hatte ich dieses Jahr soweit ich weiß noch gar nicht. Eineinviertel Stunden warten auf eine 7€-Tour und so was. 🙁

Launemäßig rausgerissen hat’s also keine ewig lange Tour, sondern einfach nur eine kurzem, aber nette.

Die Kundin wollte nur vom Ostbahnhof in den Boxhagener Kiez, davor allerdings zu einer Sparkasse. Da die kürzeste Route dank Baustelle immer noch dicht war, war das nicht mal ein Umweg. Ich hielt nach nettem Geplänkel direkt vor der Bank und freute mich darauf, 20 bis 40 Cent Wartezeitgeld einstreichen zu können. Man wird ja bescheiden in so einer Nacht.

Und dann kam auch die Kundin wieder.

„Na, erfolgreich?“,

fragte ich eher rhetorisch.

„Nein, nein, nein. Ich hab meine PIN vergessen, oh Scheiße! Das tut mir ja so leid, ich hab jetzt schon zwei Fehlversuche. Gott sei Dank hab ich sie, auch wenn das dumm ist, aufgeschrieben …“

Am Ende sind es also fast zwei Euro extra gewesen, also insgesamt knapp elf.

„Na, dann machen Sie mal dreizehn!“

Uff:

„Lassen Sie mich raten: Sie haben wirklich nur den Fünfziger bekommen?“

„Ja, leider. Aber hey, ich kann hier auch schnell Zigaretten holen gehen. Dann dauert das zwar etwas, aber …“

„Ich will ehrlich sein: Ja, ich kann rausgeben. Wäre dann allerdings so ziemlich das letzte Wechselgeld. Sie sind einer meiner ersten Kunden und ich hab eben schon einen Fuffi …“

„Schon gut, kein Problem. Ich lass meine Tasche dann einfach nochmal hier liegen.“

Alltäglich, harmlos, schon klar. Aber gerade in schlechten Schichten: Bitte mehr davon!