Unsere erste Begegnung war an Kürze kaum zu überbieten:
„Polski Bus?“
„Sorry, keine Ahnung.“
Eine Minute später stand er aber wieder da:
„Zentrale Bus Polsik Bus Bahnjof?“
„Zentraler Omnibusbahnhof?“
„Ja.“
„Klar.“
Schwere Geburt, aber gute Tour. Der Typ war in meinem Alter, wirkte etwas neben der Kappe, aber ganz nett. Hatte zwei Rucksäcke umgeschnallt, wohl ein nicht mehr ganz kurzer Kurzurlaub in der Heimat. Nachdem sich unsere Sprachkenntnisse nicht groß überschnitten, blieb die Fahrt stumm, aber ich hatte die Straße als Beschäftigung und der Fahrgast starrte auch aus dem Fenster.
Am Bahnhof hab ich ihm mit Zeigen aufs Taxameter auf deutsch und englisch den Preis genannt und war etwas überrascht, als er mir trotz 24,50€ nur einen Haufen Kleingeld in die Hand schüttete. Irgendwas zwischen drei und fünf Euro. Ich dachte, er wolle noch einen Zwanni zücken, verwies nochmal auf die Uhr und bekam aus einem zerknirschten Gesicht die lapidare Antwort:
„Don have.“
Und bei aller gesunden Skepsis: Das glaubte ich dem Typen umgehend. Das gleichermaßen gute wie dumme war, dass es einfach lief gestern Abend. Trotz gut 20 € Fehlbetrag wäre nix bescheuerter gewesen, als auch nur auf die Cops zu warten. Und obwohl ich’s mir durchaus etwas erleichternd vorstelle: Ein Zwanni ist – auch wenn das erschreckend viele Kollegen anders sehen – kein guter Grund für schwere Körperverletzung.
Am meisten deprimiert mich im Nachhinein, dass er „blödes Arschgesicht“ vermutlich gar nicht verstanden hat. 🙁
‚Da schtohscht machtlos vis à vis‘ -würde der Schwabe sagen.
Und der Wissenschaftler würde es einsortieren unter ‚Kategorie der seltenen Ereignisse ‚
@W. Örthersee:
So sieht’s wohl aus. 🙁
@Sash:
Da drücke ich Dir als Blogleser mal die Daumen, dass es weiterhin dabei bleibt, dass Du solche Geschichten in die Kategorie der seltenen Ereignisse einsortieren kannst.
Am zentralen Omnibusplatz wartet man doch nicht lange auf Cops, oder? Ist da nicht vielleicht eine Wache?
Sorry, ich kann deine Argumentation nur so mittel nachvollziehen. Wenn es sowieso läuft, kann man auch 20 Minuten warten…
Und den einfach so davon kommen lassen ohne eine spürbare Unannehmlichkeit? Find ich nicht gut.
@Börni
Ich stimme dir ja zu, ABER:
In Berlin hat die Nähe zu einer Wache absolut überhaupt gar nichts mit der Wartezeit zu tun. Da kommt man, wenn es läuft, durchaus auf die Idee, einfach mal einen Zwanni zu fressen.
Wieso haste den denn die bescheuerte Arschkrampe nicht wieder zurück zum Ostbahnhof gefahren?
Man man man, manchmal sollte Sascha bissel mitdenken!
@Horst: weil er dann nochmal 10km runterreißt und nix verdient???
@ Börni
Die nächste Wache ist nicht allzu weit entfernt, am Sophie-Charlotte-Platz. Bei Ärger mit Taxi sind die Cops in der Regel recht schnell da. Zumal er ohne Geld auch nicht so schnell einen Bus finden wird, der ihn mitnimmt.
@gedankenknick:
Ich bin guter Dinge. Sonderlich schwankend ist die Idiotenquote ja nicht. Und ich nehm ja eh alles mit, was noch atmet. 😉
@Börni:
Ja, das ist natürlich nicht irgendwie perfekt oder so. Die Sache ist halt die: Mir persönlich bringt alles andere überhaupt nix. Ich hab nix davon, dass der eine Nacht auf der Wache verbringt oder meinetwegen im „Idealfall“ ein Verfahren am Hals hat. Sicher, meinen Gerechtigkeitssinn beleidigt das auch, aber noch mehr Aufwand, noch mehr Kosten, noch mehr Ärger, und all das am Ende bloß, um irgendeinem Idioten noch eine mitzugeben? Zumal der Kerl zweifelsohne dreist war, aber vermutlich auch nicht ganz knusper in der Birne. Den Stress spare ich mir auf für ein richtiges Arschloch, das meint, es wäre mir ja sonstwie überlegen. 😉
@Horst aus der 2364:
Ich kenne diesen Gedanken von vielen Kollegen. Aber tatsächlich käme mir kaum irgendwas absurder vor. Ich meine, koma schreibt’s ja schon: Man bindet sich den Vollpfosten extra die doppelte Zeit ans Bein, fährt die doppelten Kilometer. Das ist abgesehen von kindischer Rache so sinnvoll, wie sich in die Eier zu schlagen, weil man sich den Fuß angestoßen hat.
@Aro:
Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass er das Ticket schon hatte.