Und dann war da noch …

der Kollege, der am Ostbahnhof an vierter Position stand. Zwei offenbar potenzielle Kunden klapperten die drei Taxis vor ihm ab, immer enttäuschter, und landeten am Ende bei ihm. Was denn das Problem wäre, fragte er sie.

„Wir wollen nach Werder. Würdste uns fahren? Und was kostet das?“

Der Kollege nannte 80 € als Preis und schob eine Frage nach:

„Und wieso fährt der erste nicht?“

„Na, der erste sagte, dass er irgendwie ‚auf Abruf‘ hier stehe. Der zweite wollte sein Pflichtfahrgebiet nicht verlassen und der dritte hat gesagt, er hat keinen Bock auf so eine lange Fahrt.“

Also hat der Kollege mit großen Augen diese Hammertour gemacht. Nicht zu seinen Ungunsten:

„80 haste gesagt? Na hier, weil Du uns fährst: Mach 90!“

PS: Liebe potenzielle Fahrgäste: „Auf Abruf“ kenne ich nicht, ich verlasse sehr gerne das Pflichtfahrgebiet und Bock auf so Touren hab ich mal sowas von, das erahnt Ihr gar nicht! 😉

Fahrten, die nur Taxifahrerkinder machen

Sie winkte mich am Yaam raus. Durchgefroren, sofort nach der Sitzheizung fragend, als Ziel den Ostbahnhof angebend. Während ich versuchte, in sozialverträgliche Worte zu packen, dass die Sitzheizung sich auf der Fahrt bis zum Ostbahnhof allenfalls würde entscheiden können, ob sie das On-Signal überhaupt akzeptiert, warf meine Kundin bereits ein, dass es danach auch wieder zurückgehen sollte. Nur kurz Geld abheben. Am Westausgang.

Holy Shit! Von 300 Metern einfacher Fahrtstrecke entfielen also nochmal 150.

Aber Kundin ist Kundin.

Vor dem Bahnhof hab ich’s geschafft, schnell eine komplette Zigarette (jaja, Entzug und so …) zu rauchen, am Ende der kompletten Tour aber standen trotz 3,90€ Startpreis nur 6,90€ auf der Uhr.

„Machen Sie mal 10.“

Ui.

„… und danke vielmals! Dann wünsche ich ihnen eine gesegnete Nacht. Ich wünsche ihnen beste Gesundheit, einen schönen Abend, immer nette Fahrgäste und natürlich eine gute Kasse!“

W.T.F.?

„Das wünsche ich meinem Vater immer. Der fährt auch Taxi.“

Das erklärt einiges. Oder besser gesagt: Alles. 😀

Besorgte Bürger

Nein, einen Ich-bin-kein-Nazi-aber-Nazi hatte ich nicht an Bord. Aber einen Typen, auf den die Beschreibung „Besorgter Bürger“ nebst inzwischen allgegenwärtiger Interpretation vollkommen zutreffen würde. Seine Freundin und er stiegen am Ostbahnhof ein und haben mal eben schnell die kürzeste Tour vom Stand in diesem Jahr unterboten. 5,30€. Ich hab wie üblich gar nicht rumgemacht, sondern mich einfach dem Fahren gewidmet. Dennoch erklärte mir der junge Kerl – 22 Jahre höchstens! – warum sie für diese lächerlich kurze Strecke ein Taxi genommen hatten:

„Um die Uhrzeit isses ja schon stressig: Überall besoffene Leute. Und dann triffste einen von denen, es gibt eine Konfrontation und Du musst ihm eine aufs Maul hauen. Dann noch mehr Ärger: Polizei, Zeugenaussage und so weiter. Am Ende heißt es vielleicht sogar, dass Du Schuld hast – und dann: Gerichtsverfahren. Und am Ende verlierst Du und kannst nicht bezahlen. Dann biste im Knast nur wegen sowas. Nee nee, da fahren wir lieber mit dem Taxi!“

Ich will ja nicht paranoid klingen: Aber die Detailtreue dieser Schilderung hat mich schwer davon überzeugt, dass ihm das mehr als einmal passiert ist. 0.0