Tag der Tage

Nun ist es wieder soweit: Unser Planet hat eine weitere Runde um sein Zentralgestirn komplettiert, ohne dabei auf irgendwelche halbseidenen Wahrsager zu hören, die von ihm eine Kollision mit fiktiven geschichtsbeendenden Himmelskörpern erwartet haben. Aufgrund desssen wird heute Abend wieder ein Großteil der Bevölkerung ungefähr die Menge Alkohol konsumieren, die notwendig ist, um die eigene Lebenserwartung um eine Sonnenumrundung zu verringern. Der Himmel wird bunt leuchten, die Schwefeldämpfe der Sprengladungen wird uns schwer im Hals kratzen und im ganzen Land werden fast so viele Flaschen auf der Straße zerschmettert werden, wie ich derzeit unter meinem Bett stehen habe, weil wir in den letzten Monaten keine gute Lösung zum Pfandwegbringen hatten.

Ich indes werde arbeiten. Mal wieder.

Und es wird alles laufen wie immer. Gut, dieses Mal werde ich das Auto in den frühen Abendstunden erst holen müssen – dann aber werde ich einmal mehr mit meiner besseren Hälfte kochen (heute: schwedisch), und nach einem kurzen gemeinsamen Betrachten des Feuerwerks werde ich mich in mein zuvor präpariertes Fahrzeug setzen und die Stadt absuchen nach Leuten, die heim wollen. Wenn alles glatt geht, werde ich schnell guten Umsatz machen und mir die gute Stimmung auch nicht von dem einen depressiven Fahrgast zerstören lassen, der wie jedes Jahr mindestens einmal auftauchen wird. Ich werde die Schicht vermutlich irgendwann um den Sonnenaufgang herum beenden und hoffen, dass ich auf meinem Abschreiber eine Zahl mit einer Drei an vorderster Stelle notieren kann. Ihr werdet da schon im Bett liegen und gegebenenfalls einem Kater entgegenschlummern, der Euch wie jedes Jahr davon überzeugen wird, diesen Mist nächstes Jahr nicht zu wiederholen. Und spätestens an diesem Punkt bin ich dann hoffentlich anderer Meinung und hoffe drauf, dass es dann wieder genauso läuft, dieses böse Arbeiten in so einer tollen Nacht …

Ich wünche Euch allen einen guten Rutsch! Lasst es Euch gut gehen, trinkt vor dem Schlafengehen ausreichend Wasser und genießt die Nacht! Wir sehen uns 2016 wieder. Bis dann.

🙂

Nicht viel …

Die drei Leute in meinem Taxi hatten gleich zu Beginn gefragt, was es ungefähr kosten würde. Die Finanzen waren knapp nach der Party. Als ich dann „so 12 bis 14 €“ in den Raum warf, nickten sie zufrieden und ließen sich chauffieren. Am Ende standen 12,90 € auf der Uhr und alle bemühten sich darum, mit etwas Kleingeld oder einem Fünfer ihren Obolus zu leisten. Das war – wie nach der anfänglichen Abschätzung zu vermuten war – kein Problem: Ich bekam sogar ein recht ansehnliches Trinkgeld von 2,10 € obenauf. Soweit kann man das als absolut normal bezeichnen, aber der dritte im Bunde, der neben mir saß, war erkennbar unzufrieden. Während die anderen bereits ausstiegen, nestelte er weiter im Portemonnaie und schob mir anschließend noch ein paar Münzen zu. Immerhin auch nochmal 1,30 €. Und zwar mit den Worten:

„Ich weiß, ist jetzt nicht viel, aber trotzdem danke!“

Ich will ja nicht lügen: Ich mag die Einstellung von Leuten, die der Meinung sind, über 25% Trinkgeld seien noch zu wenig. Etwas schade finde ich aber, dass ausgerechnet die sich immer so in der Pflicht sehen, während andere mit großkotzigem Verhalten 5% geben und sich darauf wunder weiß was einbilden.

Ich freue mich über jedes Trinkgeld, ehrlich, immer noch. Aber bei mehr als einem Euro braucht auch echt keiner weinerlich werden. Auch das meine ich ganz ehrlich so.

Silvester und Taxifahren

oder: Alle Jahre wieder

Seit ich an Silvester Taxi fahre, schreibe ich jedes Jahr, wie das für uns Taxifahrer ist, was es in dieser Nacht für Kunden so zu beachten gibt und versuche ein wenig zu allgemeinem Verständnis aufzurufen. Von der Sache her würde ich’s heute wieder tun, aber als ich mir den Text von letztem Jahr durchgelesen hab, musste ich anerkennen, dass ich ihn nicht nochmal besser schreiben kann. Alle, die noch so neu sind, dass sie meine Hinweise nie gelesen haben, ist hier der Link:

Taxifahren an Silvester

Wesentlich besser kam aber die kurze und etwas frechere Liste vom Jahr davor an. Deswegen hab ich diese einfach nochmal kurz (inkl. Brot-Witz) in eine Grafik gepackt, die jeder gerne teilen kann, wo immer es gerade beliebt:

So wird das mit dem Taxifahren an Silvester was! Quelle: Sash

So wird das mit dem Taxifahren an Silvester was! Quelle: Sash

Auf eine Verlinkung bestehe ich nicht, aber ich rate es Euch. Dann landet die Wut auf Taxifahrer auch dort, wo sie hingehört: Bei mir (obwohl ich natürlich auch nix für den wie auch immer gearteten Anlass kann). 😉

Wenn überdies trotz der Grafik und des hyperinformativen Links noch Fragen offen sein sollten, dann scheut Euch nicht, sie in den Kommentaren zu stellen. Ich beantworte sie nach Möglichkeit gerne – und ein paar Fahrer aus anderen Städten schauen hier ja auch gerne mal vorbei …

Für all die, die bis dahin nicht mehr hier reinschauen: Guten Rutsch Euch!

So macht man’s, genau so!

Wie ich hier und da vielleicht schon habe durchklingen lassen: Die letzten Tage vor Weihnachten waren nicht so der Bringer. Ich hatte versucht, mir mit ihnen die aktuelle freie Woche zu erkaufen, finanziell geklappt hat’s nur bedingt.

So fuhr ich eines Abends nach einstündigem Warten und einer anschließenden Kurztour wieder am Ostbahnhof vor – allerdings nur, um dem Kollegen, mit dem ich mich dort unterhalten hatte, mein Leid zu klagen. Und theatralisch zu betonen, dass ich mir das nicht noch einmal antun würde. Er sah mich über den Rand seiner Brille fragend an und sagte:

„Ja und? Wo willste denn sonst was kriegen?“

„Keine Ahnung. Ich hatte vorher schonmal Winker am Boxi, vielleicht fahr ich da wieder vorbei …“

„Winker! Tss. Heute, is‘ klar …“

wischte er meine Idee beiseite. Wir verabschiedeten uns und ich fuhr los. 20 Meter die Straße runter, links ab, 100 Meter die Pariser Kommune entlang und … Winker!

OK, es war nur eine Kurzstrecke. Und ja, auch die zweite, anschließende, Winkertour war eine eben solche. Selbst die Schicht insgesamt ist am Ende alles andere als perfekt gelaufen. Aber in diesem einen Moment, nachdem ich die Halte wegen Winkern verlassen und 120 Meter später welche bekommen habe, in dem Moment hab ich mich gefühlt, als könne mir diese Arschkrampe von Zufall mal sowas von gar nix. Ich hatte alles im Griff!

Ist genauso Bullshit wie sich über kurze Touren ärgern. Aber Motivation hat ja auch einen Wert an sich! 😀

Da bin ich wieder!

Ich werde gleich noch einen Eintrag auf meiner Tastatur herunterhämmern, aber um das nicht unpassend dort einfließen lassen zu müssen, sei hier schon mal angemerkt, dass ich den Jahresendblues und Weihnachten hinter mir habe und es hier nun wieder losgeht. Ursprünglich war eine Pause bei GNIT gar nicht angedacht gewesen, ich hatte sogar schon einige Tage vorgeschrieben. Aber eben nur bis Heiligabend. Und im Verlauf der restlichen Zeit hab ich mich einfach nicht aufraffen können oder wollen. Immerhin hab ich seit langem mal wieder eine ganze Woche (!) frei und zu Weihnachten gab’s natürlich auch noch Besuch oder eigene Aushäusigkeit als Ausrede.

Nun liegt das Jahr in den letzten Zügen, wir freuen uns wohl alle schon auf 2016. Für mich war 2015 eigentlich ein sehr gutes Jahr, aber selbst ich bin froh, wenn’s nun bald rum ist. Meine nächste Schicht wird die obligatorische Silvester-/Neujahrsnacht sein, aber ein paar kleine Sachen hab ich noch rumliegen. Ich hoffe, ihr seid spätestens dann auch wieder alle am Start!

Macht’s gut und vielen Dank für den Fisch!

Sash

Umgehende Belohnungen

Die letzten Arbeitstage vor Weihnachten waren stressig. Nicht nur, dass die Straßen ohnehin leergefegt waren und keine Sau ein Taxi haben wollte: Ich hatte zudem vor der Arbeit meist noch gut zu tun und kam somit allenfalls sehr spät und unmotiviert zum Arbeiten.

Und so hatte ich mich an dem Abend dank einer etwas längeren Fahrt gerade so auf 50 € Umsatz gequält. Natürlich kein angemessenes Schichtziel, eigentlich hatte ich eher 130 im Blick – aber da ich wieder erst um 23 Uhr losgefahren war, lag ein Aufgeben so langsam in Reichweite. Außerdem hatte die Tour bis auf etwa einen Kilometer genau an den vorübergehenden Abstellplatz des Autos herangeführt. Jetzt Feierabend, da wäre alles perfekt gewesen. Selbst der Kilometerschnitt, der ja sonst gerade bei schlechtem Umsatz extra mies ausfällt, hätte gepasst.

Aber ich hab meinen inneren Schweinehund gesattelt und ihm befohlen, in die Stadt zurück zu hecheln. Eine Tour noch, einmal Anstehen noch, eine Stunde noch, einen Zehner noch … also so in etwa.

Und dann passierte etwas seltenes für solche Nächte: Nach nur drei Kilometern winkte einer und wollte eine schnuckelige 20€-Fahrt machen. Noch besser: Er war ein netter Kerl und für nach der Tour hatte ich die Route über die Tanke zum Abstellplatz auch schon im Kopf. Nice!

Kaum dass ich ihn rausgelassen hatte, registrierte ich dann aber sogar noch, dass der @nachholer bereits via SMS angefragt hatte, ob ich noch im Dienst sei. Um es kurz zu machen: Das war dann noch eine gute 30€-Tour, und so stand ich eine Stunde später mit einem immerhin halbwegs plausiblen Hunni in der Prärie und hab mir ’nen Ast gefreut.

Ach, wäre es doch nur immer so, wenn man sich mal entschließt, tapfer zu sein!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

40€-Bartwuchs

Ich stand mit einem Kollegen alleine am Ostbahnhof. War schon spät. Da tauchten plötzlich zwei potenzielle Kunden auf, ein junges Paar:

„Entschuldigen Sie, nimmt einer von Ihnen auch Kreditkarte?“

Ich hab stellvertretend für uns beide (ich kenne ihn) geantwortet, dass wir das tun würden und so eine leichte Handbewegung in seine Richtung gemacht, da er eben erster war. Die Dame wirkte hin- und hergerissen, grinste dann mich an und meinte:

„Wir nehmen Dich. Du hast den hübscheren Bart!“

OK, zugegeben, ich hab mich vor der Schicht rasiert – aber der Kollege hatte ein neueres Auto!

Die Fahrt brachte am Ende durch zwei Fahrtziele und einen längeren Zwischenstopp amtliche 35,50 € auf die Uhr. Dazu 1,50 € Zuschlag für Kartenzahlung – und am Ende noch die 3 € Trinkgeld, die auf glatte 40 noch gefehlt hatten. Sagen wir’s mal so: Ich hab dem Kollegen einen Tag später für seine Art des Rasierens gedankt. 😉

So … und jetzt frohe Weihnachten, werte Lesergemeinde!