Mitdenken

„So, hier ist die Tanke, da kriegen Sie sicher ihre Zigaretten …“

„Oh, wow! Schön, dass Sie da mitgedacht haben. Ich hatte das schon vergessen!“

Ein gutes Beispiel für dieses abstrakte Wort „Professionalität“. Die Kundin hatte zu Beginn gesagt, sie wolle noch irgendwo halten, wo sie Kippen holen könne. Ich hatte die Tanke kurz darauf auch als Vorschlag angebracht, aber für sie war es nur ein „irgendwo“ von vielen. Mir indes war das wichtig, weil meine Arbeit darin bestand, auf dem kürzesten Weg zu ihr zu kommen – und davor Zigaretten zu kriegen. Also war das erstmal mein Ziel. Natürlich haben wir uns während der Zeit gut und über ganz andere Dinge unterhalten, aber während für sie das Gespräch alles bestimmte, wusste ich, dass ich zu dieser Tankstelle fahren musste. Und dann weiter, schon klar.

Das soll mitnichten heißen, dass mir die Gespräche im Taxi egal sind – und auch ich hab hier und da im Eifer des (Verbal-)Gefechts schonmal vergessen, abzubiegen – aber Kunden unterschätzen beizeiten auch mal, wie professionell und fokussiert wir Taxifahrer unsere Arbeit machen. In Fällen wie diesem ist das schön, hat extra Trinkgeld gebracht, alles super, keine Frage.

Manchmal aber muss man auch das Gespräch unterbrechen, um sich nochmal zu versichern, ob man über diese oder jene Straße jetzt nicht doch noch abkürzen könnte. Da ist das Verständnis leider nicht immer so hoch.

Ich bin ja ein großer Freund „lockerer Kundschaft“, aber man sollte trotz aller Empathie nie vergessen, dass wir nebenbei auch einfach unseren Job machen müssen und gerade nicht auch feiern oder dergleichen.

Das nur mal nebenbei.

8 Kommentare bis “Mitdenken”

  1. Edgar sagt:

    Kann dir nur zustimmen , red aber au gern im Taxi

  2. Stefanie sagt:

    Das kann ich auch gut verstehen, im Taxi fühlt man sich wie beim Arzt.
    Man denkt er hat Schweigepflicht.

  3. Sash sagt:

    @Edgar:
    Das ist ja auch gut. Am Ende machen Gespräche (in aller Regel) ja auch mir die Arbeit einfacher, weil die Zeit scheller vergeht.

    @Stefanie:
    Ja, ein weit verbreiteter Irrglaube. 🙂
    Andererseits finde ich das auch schön – nicht ohne Grund schreibe ich hier auch nie so über Leute, dass andere sie erkennen können, es ist schon schön, dass man Taxifahrern in der Anonymität vertrauen kann.

  4. Edgar sagt:

    @ Sash:

    jetzt am Montag wenn ich nach 3 Wochen Urlaub wieder im Taxi sitze, sage ich die ganze Zeit über nichts , zu Ehren von Sash :))))

  5. Cliff McLane sagt:

    > professionell und fokussiert

    Jaja, schon klar. Professionell fokussiert auf die nächste Kippenquelle. Traf sich halt gut mit deiner Fahrgästin, weil ebenfalls nikotinsüchtig.

    (Full disclosure: Ich bin Raucher seit mehr als 20 Jahren und weit entfernt von der Absicht aufzuhören.)

  6. Bernd K. sagt:

    @Cliff: ist das eine Art Anpassung an deine „Kundschaft“? 😉

  7. Cliff McLane sagt:

    @Bernd, na ja, wie man’s nimmt. Wie hier bekannt sein dürfte, bin ich Sozialarbeiter, und bei meinen Beratungsgesprächen darf geraucht werden. Also, Nikotinhaltiges, nicht das andere Zeugs. Es gibt Kollegen, die halten das anders, und eigentlich verstoße ich mit meiner Raucherlaubnis gegen Vorschriften, aber ich mache damit bisher nur gute Erfahrungen. Und ich habe die perfekte Chefin, das muss auch mal gesagt werden: Im Zweifelsfall hat sie nix gehört, gesehen oder gerochen.

  8. Bernd K. sagt:

    @Cliff: Glückwunsch zur Chefin. Und das mit dem anderen „Zeugs“ könnte auch noch kommen:
    http://www.nordbayern.de/region/hanf-aktivisten-haben-grunes-licht-fur-volksbegehren-1.4643630?searched=true

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