Antworten, die man Kunden gerne geben würde

Gleich vorweg: Dieser Eintrag ist nicht sonderlich ernst zu nehmen! Andererseits lohnt ein Nachdenken darüber vielleicht schon, denn so ganz unehrlich sind meine „Antworten“ auch nicht wirklich. Ich würde sie nie Fahrgästen geben, aber darüber nachgedacht habe ich schon. 😉

(Hinweis: GGA = Gerne gegebene Antwort)

Man steht am Taxistand in erster Position, die Lampe ist an.
Frage: „Sind Sie frei?“
GGA: „Nein, Lohnsklave in einem kapitalistischen System. Und Sie so?“

Kunden treten heran, eine Person setzt sich rein. Die andere öffnet die Tür.
Frage: „Könnten Sie meine Freundin sicher heimbringen?“
GGA: „Ich bin nur ein besoffener Zombie auf Durchreise, natürlich nicht!“

Man bekommt nachts einen Auftrag, fährt binnen 5 Minuten hin und klingelt.
Frage: „Wer ist da?“
GGA: „Ihr Zahnarzt. Tür und Mund auf, bitte!“

Kunden sitzen im Auto, kurz vor dem Ziel tuscheln sie.
Frage: „Was würdste machen, wenn wir Dich jetzt ausrauben?“
GGA: „Euch neben den letzten Fahrgästen begraben. Und zum Davor fragt besser nicht!“

Ein Kunde steigt ein, hat keinen Plan wo er ist und was er will.
Frage: „Kannste noch irgendwas empfehlen jetzt?“
GGA: „Ich hätte da einen Puff, wo ich 50 € für die Ablieferung eines Kunden kriege.“
Alternative Frage: „Wo is’n noch was los?“
Alternative GGA: „Bei deiner Mudder is‘ noch was los!“

Ein Kunde steigt ein.
Frage: „Hat Dir schon mal wer ins Auto gekotzt?“
GGA: „Ja, ich wollte eben zur Reinigung fahren. Aber deine Hose tut’s offenbar auch.“

Kunde steigt ein und will unerlaubterweise handeln.
Frage: „Machst‘ einen guten Preis?“
GGA: „Gerne. Gut für mich allerdings.“

Und weil’s sowieso irgendwer erwähnen wird, der sich angegriffen fühlt: Natürlich sagen auch Taxifahrer doofe und vorhersehbare Dinge. Aber ich hab halt den Blick auf die Kundschaft.

Wie Hassan und ich uns kennenlernten

… weiß ich schon gar nicht mehr. Wir stehen beide gelegentlich am Ostbahnhof und am Berghain, da werden wir uns irgendwann mal angequatscht haben. Ob einfach reflexhaft mit einem „Guten Abend!“ oder mit der Bitte ums Kleinwechseln eines Fuffis, irgendsowas wird’s gewesen sein. Er ist ein netter Kerl, so ganz grob in meinem Alter. Vielleicht isser auch älter und hat sich nur gut gehalten, keine Ahnung. Wir quatschen am Stand eigentlich fast nur übers Geschäft. Seit vielleicht zwei oder drei Jahren jetzt. Sowas ergibt sich nicht mit allen.

Wir fahren für unterschiedliche Firmen und auch sonst bilden sich unter den Fahrern gerne Grüppchen, die nicht immer durchlässig sind. Traurigerweise oft genug aufgrund blödsinnigstem Rassismus. Als Taxifahrer sind wir zwar alle auf Du und fragen uns gegenseitig nach Wechselgeld, aber wehe da hat einer dunkle Haut, der ist beim nächsten Gespräch ganz schnell wieder einer von „den Kanaken“. Kann man sich nicht ausdenken im Jahr 2015, ich hab schon einige Kontakte wegen so einem Mist einschlafen lassen …

Aber darauf wollte ich gar nicht raus, obwohl man’s schon mal erwähnen sollte.

Woher Hassan kommt, weiß ich gar nicht. Ist mir auch ziemlich egal, er ist einfach ein netter Kollege. Und – das wollte ich eigentlich sagen – er hat verdammt nochmal den Mut, der mir oft abgeht. Er hat mich nämlich am Wochenende während eines Gesprächs einfach mal gefragt, wie ich eigentlich heißen würde.

Und seinen Namen kenne ich auch erst seit diesem Gespräch.

🙂

Das kommt halt auch dabei raus, wenn man sich unter Kollegen trotz fremder Firmenzugehörigkeit immer kollegial behandelt und sogar duzt: Man quatscht ewig miteinander und so ab dem zehnten Mal isses eigentlich zu peinlich, doch noch nach dem Namen des anderen zu fragen. Und das ist kein Einzelfall, so geht es mir mit vielen Kollegen, die ich an der Halte kennengelernt habe. Allen voran der, von dem ich hier zu Hause schon ironisch als „Herr Ostbahnof“ spreche und von dem ich von Wohnungswechseln über Bastelprojekte bis hin zur Krankheitsgeschichte etliches weiß – nur nicht seinen Namen. Ebenso mein russischer Freund, der mich an Silvester gerettet hat und dessen Stories schon mal für einen Blogeintrag gut sind. Oder der, der mir Starthilfe gegeben hat. Oder oder oder …

Seltsames Gewerbe. Muss man einfach mal sagen. 🙂

Langes Warten, heute mal die schöne Form

Langes Warten ist immer doof. Allem voran wegen des Umsatzes, aber nach einer gewissen Zeit nervt’s auch einfach. Und so stand ich am Freitagabend schon ziemlich mismutig am Ostbahnhof, als nach einer Stunde ein Paar an mich herantrat und mich fragte, was es nach Nauen kosten würde. Sie konnten die Entfernung mit rund 50 Kilometern sehr akkurat angeben, während ich mich noch fragte, wo zur Hölle dieses Nest liegen soll. Umland – und dann auch noch das westliche – ist jetzt ja nicht so meine Stärke.

Als ich ihnen mal 80 € als Preis genannt hatte, zögerten sie zwar, winkten dann aber ab und sagten, dass sie den Zug nehmen würden. Na klar, wenn’s scheiße läuft, läuft’s auch gleich richtig scheiße. Und so stand ich dann weiter da, jetzt auch noch frustriert. Davor hätte ich eine kurze Tour ok gefunden, jetzt, nachdem ich Blut geleckt hatte, wusste ich, dass ich mich über alles was nicht mindestens so weit wie Nauen wäre, ärgern würde.

Und dann kamen sie nach 10 Minuten einfach zurück, sagten, sie wollen doch mit mir fahren und baten sich nur noch kurz eine Kippenpause aus. 0.0

Und dann sind wir nach Nauen gefahren. Flott, ruhig, super Tour. Noch schöner wäre allerdings, wenn ich irgendeine Ahnung hätte, wieso ich am Ende der Fahrt nur noch 70 € als Fahrtpreis angesagt habe. Aber was soll’s, es hat schon gepasst so. 🙂

Die Verlockungen beim Bezahlvorgang

„Mach einfach 35.“

„Danke.“

„Hier.“

*räusper*

„Was ist?“

„Ähm …“ *räusper* *Blick aufs Geld*

„OOOHHHH!“

Da hat er den zweiten Fuffi dann doch bei sich behalten. Man ist ja kein Arsch – und auch besoffene Kunden sollen morgen noch Kunden sein.

„Schönen Dienst noch!“, haben sie gesagt …

„Und als ich dann dort ankam, grüßten mich die Kollegen, gaben mir die Schlüssel vom Haus und wünschten mir einen schönen Dienst. ‚Wie jetzt, schönen Dienst?‘ ‚Ja, Du bist heute Nacht alleine.‘ ‚Alleine!?‘
Dabei wusste ich gar nix von den Leuten, ich war neu! Irgendwann gab es dann nachts Geräusche im Wald – das Haus lag im Wald – und ich hatte Angst, dass jemand einbrechen wollte. War alles schon passiert. Und vor dem Haus stand ein Auto, in dem jemand saß. Ich bin dann also mit Taschenlampe und einer Wasserflasche bewaffnet in den Wald raus, so Miss-Marple-mäßig. War aber nix. Und der Typ im Auto hat nur gekifft. Außerdem aber hatten die mir nicht gesagt, dass einige der Leute Geher sind. Die schlafwandeln, manche davon sind dement, andere nicht. Wusste ich ja nicht. Und dann geht’s da zu wie bei ‚The walking Dead‘. Eine stand dann vor mir. Die hat keine Nase und keinen Oberkiefer, nur so ’ne Prothese, aber da sie dement ist, vergisst sie die ständig aufzusetzen. Und so stand sie dann vor mir … ich bin ja echt einiges gewöhnt, aber da hätte sogar ich schier ’nen spitzen Schrei ausgestoßen …“

So würde es aussehen, wenn meine Fahrgäste Bücher schreiben würden. Hier zum Beispiel: „Gestern Nacht im Pflegeheim – skurrile Geschichten einer Vertretungskraft“. Schade, dass man sich im Taxi nur so kurz sieht. Aber die obige Fahrt war zweifelsohne eine der interessantesten und auch lustigsten der letzten Wochen. Da muss ich mich geradezu bedanken.

Uber bezahlt Fahrern den P-Schein

Unser aller Lieblingsunternehmen hat angekündigt, „bis Sommer“ einen legalen Dienst anzubieten – und das ist kein Aprilscherz. Ich frage mich manchmal, wie man sich als Pressesprecher eines Unternehmens fühlt, der Legalität als Neuigkeit verkaufen muss, aber ich schweife ab.

Im Grunde weiß man noch wenig genaues, der ominöse neue Dienst soll aber von Fahrern mit P-Schein erledigt werden, wobei ich zum Zerreissen gespannt bin, wie das neue Angebot aussehen wird, denn die beiden legalen Möglichkeiten – Taxi oder Mietwagen – hat Uber mit UberBlack und UberTaxi ja schon im Repertoire. Auch wenn die Verbote, die Uber kassiert, oft mit den P-Scheinen begründet sind, ist das ja nicht alles, was bei dem Saftladen im Argen liegt. Denn, kleine Überraschung: Ich kann trotz meines P-Scheins nicht morgen ein Auto kaufen und einfach mal Geld von Leuten nehmen, die ich irgendwie einsammle. Dass Nestmann in Aussicht stellt, auch Geld zuzuschießen für die Prüfung bei der IHK, „wenn sie sich als Taxi- und Mietwagenunternehmer lizensieren lassen WOLLEN“ (Hervorhebung von mir) spricht da Bände.

Was bei dem Rummel um die Meldung gerade auch unter den Tisch fallen gelassen wird: Uber will „die Kosten für die Dokumente zahlen, die für eine legale Dienstleistung notwendig sind“, wie der Spiegel beispielsweise schreibt. Aha. Dass es da nicht einfach um ein paar Blatt Papier geht, die gekauft werden müssen, wird nirgends erwähnt. Führungszeugnis und Punktekonto müssen erst einmal gut aussehen, zu den zwei Arztterminen muss man erst einmal hingehen, und auf die Ortskunde- oder IHK-Prüfung muss man erst einmal lernen, sonst helfen einem die 200 Euro von Uber auch nicht. Und auf die Prüfungen darf man mitunter Monate warten. In Städten wie Berlin, wo die Ortskundeprüfung happig und der Besuch einer Taxischule empfehlenswert ist, gehen die tatsächlichen Kosten schnell in den vierstelligen Bereich. Das ist einfach nix, was man mal nebenher für ein Hobby erledigt, das ist ein kompletter Ausstieg aus der Shareconomy-Idee – was aber von keinem Journalisten da draußen beim Umformulieren der dpa-Meldung bemerkt worden ist – trotz der 180°-Wende bei der Uber-PR:

War das Gewerbe vor Monaten noch ein total überregulierter Markt mit unschaffbaren Einstiegshürden, ist es plötzlich einfach eine Sache von ein paar hundert Euro, die Uber selbstverständlich übernehmen kann. Wie von Uber nicht anders zu erwarten, ist das eine wie das andere maßlos übertrieben. Fahrer ist einfach ein Job, für den es Regelungen gibt. Nicht mehr und nicht weniger. Und im Gegensatz zur Presse wird Uber wissen: Entweder wird der neue legale Dienst nämlich ganz und gar nicht legal, weil andere Gesetze immer noch nicht eingehalten werden (z.B. Ausrüstung der Autos, Anmeldung eines Gewerbes etc.) oder aber überhaupt nichts neues sein, sondern einfach ein Mietwagenunternehmen mit einer App. Und das ist so innovativ, dass es noch nicht einmal das erste Mal wäre, dass Uber das macht. In New York müssen die UberX-Fahrer nach langen Rechtsstreits alle eine Limousinenlizenz haben. Da ist es doch passend, dass darüber gemunkelt wird, dass der deutsche Ableger auch UberX heißen könnte.

Und das mit dem Munkeln klappt sogar in der deutschen Presse. Immerhin. Ansonsten hätte ich – wie schon so manches Mal bei Uber – wenigstens erwartet, dass sich einer der Berichtenden auch mit dem Thema auseinandergesetzt hätte.

Eine frohe Botschaft bleibt noch: Wenn Uber weiterhin Dokumente finanziert, wird UberGabelstapler, das ich ja schon lange erwarte, vermutlich rechtlich machbar und ein voller Erfolg sein. 😉

 

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Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.