Drei Stunden

So, jetzt is‘ wieder Weihnachten. Müssen wir alle durch – und meines lässt sich bislang gut an. 😉

Die wirkliche Einstimmung hat freilich teilweise schon vor Wochen auf den Weihnachtsfeiern begonnen. Die bei uns im Betrieb war soweit ok, ich hab’s sogar ohne Taxi heimgeschafft. Nicht so ganz allerdings ein junger Mann, den wir hier einfach mal Jürgen nennen wollen.

„Ach Du Scheiße! Und für den haste auch noch gewendet!“,

schoss es mir unmittelbar durch den Kopf, als ich den Typen sah. Von der anderen Straßenseite aus war das nicht zu erahnen, denn er wurde von zwei Kumpels professionell gehalten. Ihr wisst langsam alle, dass ich nicht kleinlich mit Besoffenen bin, aber ich hab damit geliebäugelt, das zweite Mal eine Fahrt abzulehnen. Aber ja, ein bisschen helfen will man ja, soo gut war die Auftragslage eh nicht – und ein netter und nicht spürbar angetrunkener Kumpel kam ja mit.

Und die Fahrt erst: Von der Oberbaumbrücke bis quasi zu mir nach Hause – und danach noch den Begleiter wieder zurück nach Lichtenberg bringen!

Jürgen wurde also von seinen Freunden zum Taxi geleitet und kletterte mit einer gewissen Eleganz kopfüber hinein, bis an der Scheibe hinter mir ein schmerzhaftes Geräusch ertönte. Plonk! Voll dagegen gedonnert. Aber sowohl Jürgen als auch Scheibe waren noch heil. Während sich ein charmanter Vollbartträger auf dem Beifahrersitz einnistete, rappelte der Jürgen sich auch wieder auf und verkündete sein naheliegendes Ansinnen:

„NAASAADEJAAAAALAAAHAAABEB!“

„Jürgen, HALT DIE FRESSE!“,

warf mein Beifahrer ein.

„Nach Marzahn.“

Er nannte mir einen kleinen Weg – und auch, dass er ihn mir zeigen konnte. Wir unterhielten uns ein bisschen über den Abend und ich warf meine Besorgnis bezüglich des gröhlenden Etwas auf der Rückbank ein.

„Ach, der kotzt nicht! Hat mir sein Bruder schon gesagt!“

„NAASAHAADEEEELAAAGHEEEGAADIIIChr. Chr. Chrrrchrrr …“

Und dann schlief Jürgen. Bis zur letzten Sekunde der Fahrt. Am Ziel angekommen, zerrte sein Kompagnon ihn recht optimistisch aus dem Wagen, war fortan aber schwer beschäftigt, ihn überhaupt aufrecht zu halten. Ich hatte kurz den Besoffen-wie-Bombe-Typ vor Augen, der sich schier an/in meinem Taxi das Genick gebrochen hätte. Ich bot Hilfe an, aber es klappte wohl auch so. Nach knapp einer von mir gerauchten Zigarette kam der nüchterne Kollege wieder raus und erzählte mir auf Nachfrage, dass sie es zwar nicht bis ganz zur Couch geschafft hätten, Jürgen aber bäuchlings auf dem Wohnzimmertisch keinen Grund mehr für einen weiteren Ortswechsel gesehen hätte. Wieder und wieder aber hielt sich mein Kunde an einem Fakt auf:

„Ich frag mich immer noch: Wie kann man sich binnen knapp drei Stunden so volllaufen lassen, ohne dass es einem von uns aufgefallen ist?“

Weder seine Trinkerfahrung noch die ausgeschenkten Getränke sollen dazu wirklich gepasst haben. Man kann ja spontan mal auf den Geist der Weihnacht tippen, einfach des Anlasses wegen … 😉

10 Kommentare bis “Drei Stunden”

  1. Cliff McLane sagt:

    http://imgur.com/gRjyj1V

    Prost! Frohe Weihnachten!

  2. hrururur sagt:

    Oder irgendwelche Medizin nicht mit eingerechnet…

    Hatte ein Arbeitskollege letztens. Musste ordentlich Antibiotika nehmen und ist am ersten Tag danach feiern gewesen. Der hat sich schon vorm eigentlichen vorglühen verabschiedet und wurde ins Bett gejagt von seinen Kumpels und hing trotzdem zwei Tage komplett durch

  3. ichso sagt:

    Sowas hatte ich auch schon mal. Mit Freunden auf gemütlicher, harmloser Biertour und plötzlich benimmt sich einer von uns so, als hätte er heimlich noch ne Flasche Wodka getrunken.
    Dummerweise war ich das.
    War wohl ein ziemlicher Scheißabend für meine Freunde. Sie konnten zwar verhindern, dass ich von angepöbelten 2-Meter-Kanten eine auf die Fresse bekommen habe, aber am Ende stand dann doch ein Kneipenverbot, ne Sachbeschädigung und ein nach allen Regeln der Kunst vollgekotztes Badezimmer einer Bekannten.
    Das Verhalten entsprach in keinster Weise der konsumierten Alkoholmenge oder meiner sonstigen Reaktion auf Alkohol!
    Ich bin bis heute davon überzeugt, dass mir jemand was ins Bier getan hat. Warum auch immer!

  4. Adriano Celentano sagt:

    Wer ist Rüdiger?

  5. JanF sagt:

    Wann/was war denn die erste abgelehnte Fahrt? 🙂

  6. Schweizer sagt:

    Verlink doch bitte mal nch bombe 2^^

  7. Lars sagt:

    @Schweizer: Musste auch nen Moment suchen, hier der direkte Link:
    http://gestern-nacht-im-taxi.de/wordpress/2011/12/13/wie-bombe-2/

  8. Sash sagt:

    @Cliff McLane:
    Danke! 😀

    @hrhrurur:
    Stimmt, das wäre eine interessante Idee …

    @ichso:
    Autsch, das ist bitter. Und richtig scheiße, falls der Verdacht richtig wäre. 🙁

    @Adriano Celentano:
    Na die Flitzpiepe oben. 😉

    @JanF:
    Ich hab den Artikel leider nach ein bisschen Suchen selbst nicht gefunden. Es ging jedenfalls um einen Typen, der am Ostbahnhof über einem Geländer hing und gereihert hat. Soweit ist ja alles ok – wenn sie leer sind, bin ich ja manchmal gnädig. Der hat aber seinen Kumpel, der ihm helfen wollte, ständig aufs Widerlichste angepöbelt und versucht zu schlagen. Und als der Kumpel dann eine Taxifahrt erfragen wollte, hab ich ihm gesagt, dass ich heute ausnahmsweise mal nicht derjenige bin, der wie sonst alle einsackt, die von anderen abgelehnt worden sind. Er hat’s verstanden und war selbst schwer genervt, aber das wollte ich mir wirklich nicht antun.

    @Schweizer:
    Lars war schneller. 🙂

    @Lars:
    Danke für die Mühe!

  9. Sash sagt:

    @Adriano Celentano:
    Arrgh! Sorry, jetzt hab ich’s auch gemerkt! 🙂
    Meinte natürlich Jürgen und hab’s korrigiert …

  10. thorstenv sagt:

    @ichso Ja, solche „Freunde“ gibt’s.
    @Schweizer Der Herr Schlafwagenschaffner Schascha schreibt scheriell … äh … seriell. Unterhalb des Kommentareingabefelds gibt es Links zum vorhergehende und nachfolgenden Beitrag.

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