Ob wir eine Stadtrundfahrt durch Berlin machen könnten, wurde ich kürzlich auf Twitter von @ms_pinkman gefragt.
Ich war unsicher. Stadtrundfahrt? Ich? Soo gut bin ich da ja als quasi noch Neuberliner mit ausschließlich nächtlicher Herangehensweise an die Stadt vielleicht eher ungeeignet …
Aber wie der folgende Dialog so ergab, ging es natürlich auch darum, mal im Reallife hallo zu sagen. Außerdem, so wurde mir versichert, läge eine nahezu umfassende Anspruchslosigkeit vor und meine Sicht auf Berlin als Nachttaxifahrer wäre voll in Ordnung. Das – und zugegeben auch die sehenswerte Preisvorstellung für dieses Arrangement – haben mich zustimmen lassen. Eine kleine, noch spontanere, Variante hatte ich ja schon mal.
Die letzte Woche habe ich dann damit verbracht, immer mal wieder über der Frage zu verzweifeln, wo ich eigentlich hinfahren könnte. Zwei Stunden waren als Zeitrahmen angesetzt, da wird die komplette Stadt schnell ein bisschen groß.
Aber gut, am Ende bin ich fast unvorbereitet in den entscheidenden gestrigen Abend gestartet. Die zwei Stunden waren – perfekt für mich – an den Schichtbeginn und noch vor das Fußballspiel von Uruguay gepackt. Erkannt haben wir uns am verabredeten Startpunkt lediglich durch das nette Lächeln und wir traten die Fahrt an. Von Friedrichshain über Kreuzberg und Neukölln, Tempelhof streifend nach Schöneberg, Charlottenburg und anschließend zurück über Tiergarten, Mitte, wieder Friedrichshain und Lichtenberg.
Der Zielpunkt hatte sich davor schon eher kurzfristig von „einer netten Bar“ zum Hotel verschoben, das am äußersten südöstlichen Ende Berlins lag. Das hat mich am Ende zwar die erste Halbzeit des Spiels gekostet, aber abgesehen von der finanziellen Entschädigung ist mir nach dem Ansehen der zweiten Halbzeit auch klar, dass ich bei der ersten nix verpasst habe.
Für mich ist nach der ersten Kriegste-das-hin-Anspannung eine nette Fahrt daraus geworden, während ich nebenher einfach mal über alles gequatscht habe, vovon ich einen Namen im Kopf hatte. Inklusive unnachahmlicher Currywurstbestellung und viel nettem Geplauder. Und scheinbar beruhte das auf Gegenseitigkeit. Was mich in Anbetracht dieser recht neuen Form von Fahrt wirklich sehr freut. 🙂
Aber ich habe auch einmal mehr festgestellt, dass ich mich an den Taxirhythmus gewöhnt habe. Zwei Stunden quasi am Stück durch die Gegend zu fahren, strengt doch mehr an als die üblichen Touren mit viel mehr Pause. Aber die hatte ich in dem Fall danach beim Fußballschauen zu Hause. Danach war es allerdings wirklich schwer, mich nochmal aufzuraffen und trotz dem äußerst grandiosen Start hab ich am Ende mein (dieses Mal allerdings eher großzügige) Schichtziel um 2 € verfehlt.
Aber nun ja, das ist Jammern auf hohem Niveau. Wie fast immer war das eine sehr schöne Lesertour, und dieses Mal sowas von absolut entscheidend für den Tag.
An dieser Stelle noch ein kleines Sorry an all die, bei denen es mal nicht geklappt hat. Ich mache das wirklich gerne, aber zum einen sind meine Arbeitszeiten begrenzt, zum anderen bin ich bei der Arbeit oft auch mal spontan am anderen Ende der Stadt, ohne das vorhersehen zu können. Manchmal bleibt mir nix anderes übrig, als am Handy das Gespräch kommentarlos wegzudrücken. Alles Gute ist eben nie beisammen, so isses halt.
Außer gestern Abend.
PS: Die Tour wird sicher noch lange den Rekord für die längste Fahrt innerhalb des Berliner Stadtgebietes halten. Müssten am Ende knapp 70 Kilometer gewesen sein.
PPS: Das entstandene Foto enthalte ich Euch vor. Ihr wisst schon … Aliens, meine Frisur … diese Geschichten.
PPPS: Mir wurde bei dieser Fahrt gesagt, dass bisher die Taxifahrer die freundlichsten Dienstleister in Berlin waren. Ein Dank an die Kollegen, die das immer wieder richtig gut hinkriegen!
Ja,
die Tour sah auf dem Tracking cool aus. Hatte sie nur durch Zufall entdeckt. Ende war dann bei den Seen? Kein Hin zur KB zum PJ? Hätte ich jetzt gedacht.
Und was du immer für Probleme mit den Fotos hast. Ich meine, die Probleme mit der Frisur sind doch vorgeschoben. Denn um damit ein Problem zu haben, muß man erstmal eine haben 😉
*duck-und-weg*
tolle geschichte! mich würde interessieren, wie hoch die „finanzielle entschädigung“ pro stunde ist. ich frage, weil ich viel mit leuten zu tun habe, die sich für verrückte ideen wie eine solche stadtrundfahrt der etwas anderen art interessieren. vereinbart man da einen festen stundenpreis? oder richtet es sich nach der anzahl der teilnehmer? und wie viele personen könntest du überhaupt mitnehmen?
Der Blogbeitrag rundet die Tour noch mal richtig ab! Es war ein super Abend, du hast es wirklich gut gemacht – es fühlte sich tatsächlich so an, als würde man einem professionellen Stadtführer zuhören 🙂 Unsere Erwartungen hast du wirklich allemal übertroffen. Und an dem Abend haben wir so viel mehr gesehen als in den beiden vorangegangen Tagen in Berlin, als wir auf uns selbst gestellt waren 😉 Das einzige, was ich hätte anders planen können, war, dass wir nicht an unserem letzten Abend herumfahren, sondern bevor man ein paar weitere Tage in Berlin hat. Denn so hätte man einzelne Ecke, die man während der Fahrt gesehen hat, näher erkunden können. Aber sei es drum, über mein Organisationstalent hatten wir ja auch gesprochen 😉 Unseren etwas abenteuerlichen Aufenthalt in Berlin hast du auf jeden Fall bereichert, vielen Dank noch mal dafür!
PS: Und ja, die wichtigste Lektion war: Zwei Currywürste sind nicht zweimal eine ;))
Currywürste, war’n mit Darm gewesen? Also ganz klassisch, oder ohne mit?
Es gibt einen schönen Artikel von Ute Sturmhoebel in der Berliner Zeitung über das Currwurstessen.
Demnach sind Currywurstesser besonders friedlich infolge einer gewissen Currywurstblödheit, während sie diese reinmampfen. Und der Schauspieler Wolfgang Völz (Käpt’n Blaubär) hat danach immer Appetit auf Marzipan und Spekulatius.
Ich hatte den Artikel vor zwanzig Jahren gelesen und konnte ihn nicht vergessen.
Habe vermutlich alles auch auf mich bezogen.