So, eine Schicht mehr runtergerissen. Wobei runtergerissen eine blöde Umschreibung ist. Ich bin natürlich fertig – wie das halt so ist, wenn man 9 Stunden mehr oder minder im Auto saß. Ansonsten war aber nicht viel von Stress zu spüren. Ich bin erst spät aus dem Haus, weil ich zum einen noch Wäsche trocknen musste, zum anderen – und wichtigeren – noch ein wenig genießen wollte, mein Ozie zu sehen. Den heutigen Tag über wird das wohl nicht der Fall sein – außer ich versumpfe jetzt beim Bloggen. Das ist definitiv das harte an der Nachtschicht. Ansonsten genieße ich es wahnsinnig, einen anderen Rhytmus zu haben wie die meisten anderen. Wenn ich mit der Bahn zu meinem Auto fahre, sehe ich mir die Leute an und denke mir: Mein Gott, seid ihr schon fertig! Und wenn ich morgens heimfahre, denke ich mir immer: Ätsch, ich kann jetzt gleich schlafen!
Keine Sorge, mir ist bewusst, dass das umgekehrt genauso funktioniert. Das Schöne ist: Ich fühle mich so, ich rede mir das nicht ein um mein Elend erträglicher zu machen. Ich hab das Auto erst kurz vor 21.30 Uhr an der Übergabestelle abgeholt. Es war blitzblank und topp wie immer. An dieser Stelle muss ich meinen Tagfahrer H. echt mal lobend erwähnen. Bisher hat da immer alles mehr als astrein geklappt. So soll es laufen. Ich hoffe, dass es auch immer seinen Wünschen entspricht, wie ich die Kiste abstelle. Sollte aber ok sein – ich gebe mir Mühe. Um halb zehn war dann die Taxe mit dem Sash am Steuer einsatzbereit. Ich bin wie immer halbwegs direkt zum Ostbahnhof gegurkt, allerdings mache ich das inzwischen möglichst ohne übertrieben viele Hauptstraßen, da viele Winker nebenbei in den kleineren Straßen warten. War aber nichts. Nach einer gemütlichen Runde hier und da lang habe ich mich dann an den Bahnhof gestellt, weil da einfach immer was geht. Man wartet vielleicht ewig, aber man kriegt was. Am Ostbahnhof sogar verdammt oft, wenn man weiter hinten in der Reihe steht, weil der Nachrückplatz vor dem InterCity-Hotel vorbeiführt.
Es war dann schon um 22 Uhr etwa, als ein reichlich desillusioniert wirkender junger Mann mich fragte, ob ich ihn zur Machlewskistr. mitnehmen würde. Blöde Frage! Klar. Zwei Kollegen vorher waren sich offenbar zu fein für die kurze Tour. Dabei standen wir am Stand, will heißen: Kurzstreckentarif ist nicht drin, obwohl es keine zwei Kilometer sind. Ich weiss ja, dass es scheisse ist, auf eine 5€-Tour eine Stunde zu warten. Aber dann soll man sich nicht eine Stunde anstellen. Das mit den Kundenwünschen ist das Roulette beim Taxifahren – und eigentlich ist es auch das Schöne – wenn man nicht verbissen nach jedem Cent schielt. Die Tour brachte 5,10 €, ich durfte 6,50 draus machen – also eigentlich gar nicht soo schlecht 🙂
Da es noch früh am Abend war, bin ich gleich wieder zum Bahnhof gegurkt. So hatte ich keine halbe Stunde später eine Fahrt in die Siedlung Wartenberg. Das ist eine 20€-Tour. Also nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass der Schnitt in Berlin 10,70 € sind. War ein älteres Ehepaar, das beim Elton-John-Konzert war. Hat der Gute scheinbar recht kurz gespielt… aber die beiden meinen, es war gut – und entsprechend war auch die Laune. Prima! Leider ist der Rückweg aus dem tiefsten Osten eigentlich immer eine Leerfahrt. Zumindest momentan noch. Wo sich da um 23 Uhr jemand finden soll, der in die City will… wer weiss? Immerhin hat’s in F-Hein noch zu einer kurzen Fahrt für 4,50 € gereicht. Nachdem an den umliegenden Clubs nichts los war, stand ich wieder am Bahnhof. Nun folgten gleich zwei Touren mit Opeth-Fans, die bei einem Konzert waren. Die erste Tour grob Richtung Prenzlberg – wo mir eine Metal-Kneipe empfohlen wurde – und eine an den Rosenthaler Platz. Letztere war insofern erwähnenswert, als ich drei Israelis an Bord hatte, die im Grunde wegen des Konzertes in Berlin waren und das Ganze mit einer kleinen Reise über Prag durch Mitteleuropa genutzt haben. Waren beides 10€-Touren, guter Schnitt halt.
Als ich dann nach verschlungenen Wegen wieder an meinem Heimatbahnhof gelandet bin, bot sich mir ein seltenes Bild: Kein Taxi! Aber ein Wartender. Also nichts wie hin! War ein ziemlich junger Pizzabote aus Hamburg, den Bargeldsorgen quälten. Ich habe seines Fahrtziels wegen das erste Mal einen Blick in den Stadtplan geworfen, weil ich nicht mehr sicher wusste, ob der Bahnhof Charlottenburg wirklich der am Stuttgarter Platz war. Peinlich, ich gebe es ja zu. Während wir uns überlegten, wo wir hin müssen und wie er zu einer Deutschen Bank kommt, sammelten sich allerlei Taxi-Wütige am Bahnhof, doch von Kollegen keine Spur. Im Laufe des Trubels habe ich vergessen, den Kollegen per Funk Bescheid zu sagen. Egal, das hat sich schon geregelt… Ich hatte nun eine echt entspannte Fahrt für über 17 Euro, bei der ich am Ende dank des Trinkgeldes keine Bedenken hatte, meinem Fahrgast noch eine Kippe zu spendieren (das wäre aber auch so kein Thema gewesen!). Dann ging es Schlag auf Schlag: Zunächst ein etwas schweigsamer Geselle vom Hotel Zoo nach Wilmersdorf, dann eine sehr unterhaltsame Dreiergruppe Afrikaner von dort nach Wedding.
Aber das war es dann erstmal. Mein Lieblingsgebiet westlich des Alex gab keine Fahrgäste her. Irgendwie ist es immer wieder skurril zwischen all den Prostituierten langzufahren, und wenn man erkennt, wer der Gegenüber ist, dann denken wir wahrscheinlich beide immer: Hmm, kein zahlener Kunde…
Und so landete ich auf abstrusesten Wegen wieder am… (dreimal raten!) Ostbahnhof. Ich weiss nicht so recht, ob das ein Fehler war. Ich hab mich als Zweiter angestellt, aber passiert ist: NIX!
Naja, das wäre gelogen, denn nach einer halben Stunde vielleicht kam mein Kollege T., mit dem ich mich gerne mal übers Geschäft unterhalte. Er ist selber erst zwei Wochen länger im Betrieb als ich und kann dennoch immer mal wieder mit netten Stories oder guten Tipps aufwarten. Wir haben uns dann zu zweit die Zeit vertrieben und uns die verstreichende Ankunftszeit der ersten Züge am frühen Morgen (ab 4.25 Uhr) schöngeredet. Ich habe mehrmals innerlich beschlossen, trotz einer eigentlich miserablen Ausbeute von 90 € Feierabend zu machen. Aber irgendwie blieb dieses „Die eine Tour noch, wann immer sie kommt…“
Dann kamen zwei nette junge Damen auf mich zu und sind nach dem Verladen einer Tasche eingestiegen: „Wo soll’s denn hingehen zu so früher Stunde?“, fragte ich wie immer gut gelaunt (und das nicht einmal gespielt, denn neue Fahrgäste erfreuen einen immer!). Die Antwort hat mir dann für einen unbemerkten Moment die Gesichtszüge entgleisen lassen: „Tegel! Zum Flughafen!“ Für alle Nicht-Berliner: Das sind um die 16 km, also über 20 €, und damit eine sehr angenehme Tour – insbesondere bei netten Leuten. Und das waren sie. Sie haben mich ausgequetscht über die Taxi-Prüfung und haben mir ein weiteres sehr schönes Kompliment gemacht:
Sie: „Und wie sind sie zum Taxifahren gekommen?“
Ich: „So seltsam es klingen mag: Aus Interesse!“
Sie: „Ja, ich hab mir das schon gedacht. Das merkt man!“
Danach ging’s gut gelaunt und finanziell nur knapp unter den Erwartungen zurück zum Tanken, Waschen und Abstellen. „Lemon Tree“ von Fool’s Garden könnte übrigens echt meine Taxi-Hymne werden, denn das lief dann auf dem Rückweg und hat mich zudem an eine meiner ersten Touren – die erste richtig ordentliche Party-Tour – erinnert, als das den ganzen Mädels in meiner Kiste den kurzen Weg zum Spindler und Klatt zum Vorfeiern diente.
Was will ich sagen: Ich liege finanziell immer noch hinter dem, was ich erreichen will. Das ist aber wirklich dermaßen zweitrangig, weil mir der Job so viel Spaß macht, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Es ist manchmal komisch, wenn man bedenkt, dass die anderen Leute feiern, während ich arbeite. Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit! Wenn ich mir überlege, dass ich ähnlich gute Laune bei der Sache habe, dann kann doch nur irgendwas in meinem Leben verdammt richtig gelaufen sein, oder?
Keine Sorge, mir ist bewusst, dass das umgekehrt genauso funktioniert. Das Schöne ist: Ich fühle mich so, ich rede mir das nicht ein um mein Elend erträglicher zu machen. Ich hab das Auto erst kurz vor 21.30 Uhr an der Übergabestelle abgeholt. Es war blitzblank und topp wie immer. An dieser Stelle muss ich meinen Tagfahrer H. echt mal lobend erwähnen. Bisher hat da immer alles mehr als astrein geklappt. So soll es laufen. Ich hoffe, dass es auch immer seinen Wünschen entspricht, wie ich die Kiste abstelle. Sollte aber ok sein – ich gebe mir Mühe. Um halb zehn war dann die Taxe mit dem Sash am Steuer einsatzbereit. Ich bin wie immer halbwegs direkt zum Ostbahnhof gegurkt, allerdings mache ich das inzwischen möglichst ohne übertrieben viele Hauptstraßen, da viele Winker nebenbei in den kleineren Straßen warten. War aber nichts. Nach einer gemütlichen Runde hier und da lang habe ich mich dann an den Bahnhof gestellt, weil da einfach immer was geht. Man wartet vielleicht ewig, aber man kriegt was. Am Ostbahnhof sogar verdammt oft, wenn man weiter hinten in der Reihe steht, weil der Nachrückplatz vor dem InterCity-Hotel vorbeiführt.
Es war dann schon um 22 Uhr etwa, als ein reichlich desillusioniert wirkender junger Mann mich fragte, ob ich ihn zur Machlewskistr. mitnehmen würde. Blöde Frage! Klar. Zwei Kollegen vorher waren sich offenbar zu fein für die kurze Tour. Dabei standen wir am Stand, will heißen: Kurzstreckentarif ist nicht drin, obwohl es keine zwei Kilometer sind. Ich weiss ja, dass es scheisse ist, auf eine 5€-Tour eine Stunde zu warten. Aber dann soll man sich nicht eine Stunde anstellen. Das mit den Kundenwünschen ist das Roulette beim Taxifahren – und eigentlich ist es auch das Schöne – wenn man nicht verbissen nach jedem Cent schielt. Die Tour brachte 5,10 €, ich durfte 6,50 draus machen – also eigentlich gar nicht soo schlecht 🙂
Da es noch früh am Abend war, bin ich gleich wieder zum Bahnhof gegurkt. So hatte ich keine halbe Stunde später eine Fahrt in die Siedlung Wartenberg. Das ist eine 20€-Tour. Also nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass der Schnitt in Berlin 10,70 € sind. War ein älteres Ehepaar, das beim Elton-John-Konzert war. Hat der Gute scheinbar recht kurz gespielt… aber die beiden meinen, es war gut – und entsprechend war auch die Laune. Prima! Leider ist der Rückweg aus dem tiefsten Osten eigentlich immer eine Leerfahrt. Zumindest momentan noch. Wo sich da um 23 Uhr jemand finden soll, der in die City will… wer weiss? Immerhin hat’s in F-Hein noch zu einer kurzen Fahrt für 4,50 € gereicht. Nachdem an den umliegenden Clubs nichts los war, stand ich wieder am Bahnhof. Nun folgten gleich zwei Touren mit Opeth-Fans, die bei einem Konzert waren. Die erste Tour grob Richtung Prenzlberg – wo mir eine Metal-Kneipe empfohlen wurde – und eine an den Rosenthaler Platz. Letztere war insofern erwähnenswert, als ich drei Israelis an Bord hatte, die im Grunde wegen des Konzertes in Berlin waren und das Ganze mit einer kleinen Reise über Prag durch Mitteleuropa genutzt haben. Waren beides 10€-Touren, guter Schnitt halt.
Als ich dann nach verschlungenen Wegen wieder an meinem Heimatbahnhof gelandet bin, bot sich mir ein seltenes Bild: Kein Taxi! Aber ein Wartender. Also nichts wie hin! War ein ziemlich junger Pizzabote aus Hamburg, den Bargeldsorgen quälten. Ich habe seines Fahrtziels wegen das erste Mal einen Blick in den Stadtplan geworfen, weil ich nicht mehr sicher wusste, ob der Bahnhof Charlottenburg wirklich der am Stuttgarter Platz war. Peinlich, ich gebe es ja zu. Während wir uns überlegten, wo wir hin müssen und wie er zu einer Deutschen Bank kommt, sammelten sich allerlei Taxi-Wütige am Bahnhof, doch von Kollegen keine Spur. Im Laufe des Trubels habe ich vergessen, den Kollegen per Funk Bescheid zu sagen. Egal, das hat sich schon geregelt… Ich hatte nun eine echt entspannte Fahrt für über 17 Euro, bei der ich am Ende dank des Trinkgeldes keine Bedenken hatte, meinem Fahrgast noch eine Kippe zu spendieren (das wäre aber auch so kein Thema gewesen!). Dann ging es Schlag auf Schlag: Zunächst ein etwas schweigsamer Geselle vom Hotel Zoo nach Wilmersdorf, dann eine sehr unterhaltsame Dreiergruppe Afrikaner von dort nach Wedding.
Aber das war es dann erstmal. Mein Lieblingsgebiet westlich des Alex gab keine Fahrgäste her. Irgendwie ist es immer wieder skurril zwischen all den Prostituierten langzufahren, und wenn man erkennt, wer der Gegenüber ist, dann denken wir wahrscheinlich beide immer: Hmm, kein zahlener Kunde…
Und so landete ich auf abstrusesten Wegen wieder am… (dreimal raten!) Ostbahnhof. Ich weiss nicht so recht, ob das ein Fehler war. Ich hab mich als Zweiter angestellt, aber passiert ist: NIX!
Naja, das wäre gelogen, denn nach einer halben Stunde vielleicht kam mein Kollege T., mit dem ich mich gerne mal übers Geschäft unterhalte. Er ist selber erst zwei Wochen länger im Betrieb als ich und kann dennoch immer mal wieder mit netten Stories oder guten Tipps aufwarten. Wir haben uns dann zu zweit die Zeit vertrieben und uns die verstreichende Ankunftszeit der ersten Züge am frühen Morgen (ab 4.25 Uhr) schöngeredet. Ich habe mehrmals innerlich beschlossen, trotz einer eigentlich miserablen Ausbeute von 90 € Feierabend zu machen. Aber irgendwie blieb dieses „Die eine Tour noch, wann immer sie kommt…“
Dann kamen zwei nette junge Damen auf mich zu und sind nach dem Verladen einer Tasche eingestiegen: „Wo soll’s denn hingehen zu so früher Stunde?“, fragte ich wie immer gut gelaunt (und das nicht einmal gespielt, denn neue Fahrgäste erfreuen einen immer!). Die Antwort hat mir dann für einen unbemerkten Moment die Gesichtszüge entgleisen lassen: „Tegel! Zum Flughafen!“ Für alle Nicht-Berliner: Das sind um die 16 km, also über 20 €, und damit eine sehr angenehme Tour – insbesondere bei netten Leuten. Und das waren sie. Sie haben mich ausgequetscht über die Taxi-Prüfung und haben mir ein weiteres sehr schönes Kompliment gemacht:
Sie: „Und wie sind sie zum Taxifahren gekommen?“
Ich: „So seltsam es klingen mag: Aus Interesse!“
Sie: „Ja, ich hab mir das schon gedacht. Das merkt man!“
Danach ging’s gut gelaunt und finanziell nur knapp unter den Erwartungen zurück zum Tanken, Waschen und Abstellen. „Lemon Tree“ von Fool’s Garden könnte übrigens echt meine Taxi-Hymne werden, denn das lief dann auf dem Rückweg und hat mich zudem an eine meiner ersten Touren – die erste richtig ordentliche Party-Tour – erinnert, als das den ganzen Mädels in meiner Kiste den kurzen Weg zum Spindler und Klatt zum Vorfeiern diente.
Was will ich sagen: Ich liege finanziell immer noch hinter dem, was ich erreichen will. Das ist aber wirklich dermaßen zweitrangig, weil mir der Job so viel Spaß macht, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Es ist manchmal komisch, wenn man bedenkt, dass die anderen Leute feiern, während ich arbeite. Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit! Wenn ich mir überlege, dass ich ähnlich gute Laune bei der Sache habe, dann kann doch nur irgendwas in meinem Leben verdammt richtig gelaufen sein, oder?