Lucky

Also diese Schicht heute …

Wenn man den Kollegen glauben darf, dann lief es richtig mies. Ich aber hatte auf der anderen Seite mehr Leseranfragen, als ich mal eben abarbeiten konnte. Womit es dann am Ende so halbwegs gepasst hat. Vor vier Wochen wäre ich sogar froh um das Ergebnis gewesen, aber die letzte Zeit lief so gut … und außerdem war ich ja gestern nicht draußen.

Was ich schon mal geschrieben habe: es ist immer schwer mit Anfragen mitten in der Schicht. Heute hat das Jo mitbekommen, den ich erst achtmal weggedrückt und anschließend am Telefon nochmal abgewürgt und ihm gleichzeitig eine Absage erteilt habe. Das mache ich extrem ungern, aber zweiteilen kann ich mich auch nicht. Vierteilungen wiederum sind zwar historisch belegt, die Gesundheitsgutachten der Probanden lassen aber auch da eher Probleme für den Alltag erwarten.

So hatte ich auch dieses Mal vor einer Lesertour knapp eine Stunde Zeit. Gut, ich musste dazu sowieso raus nach Marzahn, da konnte ich wenigstens einen Zwischenstopp bei mir zu Hause als richtig echte und sogar arbeitsrechtlich korrekte Pause einlegen. Aber was das wieder an Leerkilometern einbringt!

Und dann winkte es tatsächlich. Auf der Landsberger Allee stadtauswärts. Kurz vor IKEA. 0.o

Richtung Osten wäre mir recht gewesen, im Grunde hoffte ich aber nur, dass es nicht in die Stadt zurückgehen sollte. Und dann fragten mich die zwei schon reichlich schwankenden Gestalten, ob ich das Lucky Inn kennen würde. Da muss man einwerfen: das ist eine fast schon unverschämte Frage. Das ist eine absolut unbedeutende Kneipe in einem Außenbezirk, die nicht einmal von einer öffentlichen Straße aus einsehbar ist. Ungefähr 125% der Besucher dieser Kneipe rekrutieren sich aus den drei umliegenden Hochhäusern. Wer soll diese Kneipe kennen?

Ich natürlich. Und: tue ich auch. Ich wohne nämlich ein Hochhaus weiter, knapp außerhalb des Einzugsgebietes. Aber wenn mir persönlich eine Kneipe in Torkelweite unheimlich ist, dann ist das ein ernstzunehmender Warnhinweis!

Die Tour war also in vielerlei Hinsicht perfekt: sie bedeutete für mich einen quasi inexistenten Umweg, füllte also einfach die ohnehin anfallenden Kilometer mit ein paar Euro. Darüber hinaus waren die zwei Burschen ausgesprochen ok dafür, dass sie bereits voll wie Wassereimer in der Monsunzeit waren, jeder noch Bier mithatte und sie auf eine Marzahner Absturzkneipe zuzusegeln gedachten.

„Ach, ihr Taxifahrer! Ihr habt’s ja ooch nich‘ leicht. Ick meine: wir uff’n Bau schimpfen ja schon wejen da Kohle!“

Die haben die schwärzesten Seiten des Jobs besser beleuchten können als jeder meckernde Kollege da draußen, das ist gewiss. Wenn man ihnen glauben darf, verdienen wir irgendwas um die 1,50 € brutto, werden jeden Tag ausgeraubt, angepöbelt und mit vollgekotztem Auto zurückgelassen. Also sinngemäß. Das hat dann ja nun auch nicht mehr sonderlich viel mit der Realität zu tun.

Aber sie fanden es gut, dass ich den Job gerne mache und rundeten am Ende die aufgelaufenen 10,60 € obergroßzügigst auf 15 € auf. Was noch besseres hätte mir in dieser „Leerlaufzeit“ echt nicht passieren können. Und am Ende hätte ich sogar noch eines der verschlossenen Biere behalten können. Sogar meine Marke. DA hab dann sogar ich abgelehnt. Perfekter als perfekt ist dann ja vielleicht doch ein schlechtes Omen oder so … 😀

8 Kommentare bis “Lucky”

  1. Nicolas sagt:

    DA hab dann sogar ich abgelehnt. Fehlt da ein vielleicht ein nicht?

  2. mm. sagt:

    @Nicolas: Das „hätte […] haben können“ 2 Sätze davor und der Nachsatz mit perfekter als perfekt als schlechtes Omen sagen: Das passt so wie Sash es geschrieben hat. 🙂

  3. Sash sagt:

    @Nicolas:
    mm. hat es schon richtig interpretiert. Die Aussage ist so gemeint, dass es dann wirklich etwas zu viel des Guten gewesen wäre. Ich habe wirklich abgelehnt. 🙂

  4. hrururur sagt:

    @Sash: in der großen Stadt ist der Notruf eindeutig anders konditioniert… Hab eben außerhalb von große Stadt bei den Freunden und Helfern angerufen(Nein falsch, bei der Feuerwehr, hab im Dunkeln während der Fahrt die Tastensperre nicht rausgekriegt -.-‚). Bis ich dann weitergeleitet war und da dann mal jemand rangegangen ist, hatte ich den Grund meines Anrufes schon fast verloren. Mir war nämlich mal wieder ein Taxifahrer mit blinkender Lampe entgegen gekommen. In Hamburg stellen die da echt zackig n paar Fragen und so. Kommentar der Telefonistin bei der Leitstelle mit dem nicht so städtischen Wirkkreis erstmal ganz gechillt: „Jaja, haben die fast immer nur aus Versehen an“. Mir wäre fast ein „gut, dann hab ich auch nur fast aus Versehen angerufen“ rausgerutscht, aber ich musste mich ja auch noch auf den Verkehr konzentrieren, bzw auf die Strecke. Ist halt unbeleuchtet da und so weit draußen kenn ich mich nicht so aus. Zumindest auf der Strecke. Soll die doch froh sein, dass sich einer die Mühe macht und anruft. Waren nämlich durchaus noch andere Autos unterwegs, die das gesehen haben müssen, die nicht erst wenden mussten und so…

    Immerhin hat sie sich am Ende für den Anruf bedankt, aber ich bin trotzdem ein bisschen gnaddelig gerade. Ich ruf beim nächsten Mal trotzdem wieder an, jemand anders nach dem Kommentar eventuell nicht mehr. Das ist auch nicht zielführend…
    Warum wird das nicht automatisch mit nem Notruf verbunden? Dass das Auto ähnlich wie die Unfallsysteme einen Notruf absetzt? Oder warum gibt es keine Kontrolle für den Fahrer, wenn es doch so oft falscher Alarm ist? Vibrationsalarm am Lenkrad oder sowas. Oder die Tankanzeigenreservelampe geht an oder so. Muss ja kein gelbes Rundumlicht sein. Oder irgendwas am Taxameter leuchtet oder was weiß ich. Ist doch blöd, wenn nichtmal die Polizei das ernst nimmt, dann braucht ihr es gar nicht erst..

  5. Andy sagt:

    >> Vierteilungen wiederum sind zwar historisch belegt

    Strenggenommen waren das aber Fünfteilungen, weil ja an alle Gliedmassen ein Pferd bzw ein mech. Zugvorrichtung angebracht wurde. Das gibt dann, wenn professionell durchgeführt, am Ende 4 abgetrennte Extremitäten und den Kopf/Rumpf.

    Just saying…

  6. Sash sagt:

    @hrhrurur:
    Hmm. 🙁
    Systeme mit automatischem Notruf gibt es natürlich schon, aber das kostet halt und nicht jeder Unternehmer baut sowas ein. Das mit den Fehlalarmen ist natürlich blöd, aber ich vermute mal, es gehört durchaus zum Konzept, dass man im Innenraum nix davon mitbekommt. Ich denke auch, dass es da subtile Dinge geben könnte – man muss ja nicht ALARM unter das rote Lichtchen schreiben. 😉
    Aber echt blöd, dass die dort so reagiert haben.

    @Andy:
    Da muss ich jetzt aber einwerfen, dass diese professionelle Durchführung eher unwahrscheinlich ist. Am Ende müssten ja die beiden letzten Extremitäten exakt gleichzeitig … ’n bisschen eklig wird’s jetzt aber schon …

  7. SaltyCat sagt:

    andy: tante wiki erklärt es wie folgt:

    Die Hinrichtung erfolgte durch Zerren und Auseinanderreißen der Arme und Beine des Verurteilten, so dass drei der Gliedmaßen vom Rumpf abgetrennt wurden. Aufgrund des dann fehlenden Widerstandes verblieb die letzte Extremität am Körper; der Delinquent wurde in die namensgebenden vier Teile zerrissen.

    und jetzt ruhe, ich höre sash würgen.
    😉

  8. Sash sagt:

    @SaltyCat:
    …was nur meine Theorie bestätigt. *würg* 😉

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