War eine schöne Schicht. Hier die Karte von allem, was passiert ist, NACHDEM ich mein Umsatzziel erreicht hatte und Feierabend machen wollte:

Ich hatte schon ganze Schichten, in denen weniger los war. Quelle: Sash
War eine schöne Schicht. Hier die Karte von allem, was passiert ist, NACHDEM ich mein Umsatzziel erreicht hatte und Feierabend machen wollte:

Ich hatte schon ganze Schichten, in denen weniger los war. Quelle: Sash
Für gewöhnlich lese, schreibe, zocke ich irgendwas am Stand. Dieses Mal kam es etwas anders. Als ich heranfuhr, diskutierte der Kollege vor mir gerade mit einer Frau. Als er mich kommen sah, fragte er gleich:
„Hast Du Kabel?“
Starthilfe also.
„Nee, leider nicht. Ich darf mit der Erdgaskiste keine Starthilfe geben …“
„Der selbe Quatsch bei mir. Hat angeblich sofort einen Elektronikschaden.“
Was will man machen? Also hat er der Frau, deren Auto schon mit geöffneter Haube auf der anderen Straßenseite stand, die Nummer einer der Zentralen gegeben und ihr nochmal die genaue Adresse genannt, an der wir uns befinden. Damit hätte es gut sein können, doch während ich mich ins Auto verzog, kam die Frau zum Kollegen zurück. Er schloß daraufhin seinen Wagen ab, was mich zum Nachsehen animierte.
„Ich schieb ihr die Kiste jetzt kurz an, hier den Hügel runter. Der Kollege würde wohl mindestens 20 Minuten brauchen.“
Also hab ich es ihm gleichgetan. Auto abgeschlossen und beim Schieben geholfen. Im Wagen selbst nahm ab kurz vor der Steigung der Kollege Platz, weil die Frau sich unsicher war, ob sie das Auto starten könne. Ich hab das ja auch noch nie selbst gemacht und es damals, als ich in der Situation war, einem Kollegen überlassen.
So stand ich also plötzlich hinter einem Auto und neben der Frau, der dieses Auto gehörte, und schob.
„Ich weiß ja nicht …“
„Keine Sorge, das klappt eigentlich immer.“
„Naja, aber wie man sieht …“
sagte sie, als der Kollege mit ihrer Kiste lautlos den Hügel hinabrollte. Aber – großes Wunder! – der Motor jaulte kurz daraufhin auf und die Scheinwerfer erwachten. Der Kollege wendete umgehend und stieg aus dem tuckernden Kastenwagen aus. Ihr Dank war groß, der Kollege und ich jedoch beeilten uns zu unseren Autos, da vor uns nun bereits erheblich Platz in der Schlange war.
„Wir stehen hier sonst ja eh nur rum …“
meinte ich zu ihm.
„Eben.“
erwiderte er.
Während wir unsere Wagen starteten, um vorzurücken, schoß ein hupender Kastenwagen an uns vorbei. Morgen retten wir dann wieder die Welt. Für heute Nacht hat es gereicht, das mal wieder mit dem Ruf der Taxifahrer zu machen. 😉
Manchmal weiß man nicht so recht, was man von Fahrgästen halten soll. Meiner kam mir zunächst mehr als nur gelegen. Kaum dass ich vom Berghain eine ordentliche Tour bis nach Schöneberg hatte, stand er quasi schon da und winkte. Eigentlich ein unauffälliger Kerl, mittelgroß, blondierte Haare, lässige Kleidung. Auffallend hübsch zwar, das aber wurde durch das Outfit aus ausgebeulten Trainingshosen und locker übergeschmissener Jacke überspielt.
Und besoffen wie ein Rudel Bundeswehrsoldaten.
Dass Deutsch nicht seine Muttersprache zu sein schien, ging komplett unter, da er sich sowieso kaum noch zu artikulieren verstand. Zunächst dachte ich an einen schwedischen Touri, aber dem schien nicht so zu sein:
„Bschein Prostitjute from Mllca!“
Es fällt mir oft leicht, die Sprache angeschlagener Leute irgendwie rüberzubringen, hier geraten wir in den Bereich der völligen Unlesbarkeit, wie man sieht. Und ob ich die ganze Geschichte, die er mir zwischen akuten Anfällen von Halbschlaf unbedingt erzählen musste, richtig verstanden habe, kann ich auch nicht sicher sagen.
Nun, er musste jedenfalls kurz zur Sparkasse am Nollendorfplatz, um Geld für die Fahrt zum Zoo zu holen. Er war angeblich Prostituierter aus Mallorca und nun ein paar Monate in Deutschland, um über die Nicht-Saison auch ordentlich Geld zu verdienen. Er könne mir also prinzipiell schon anbieten, in Naturalien zu zahlen, aber eigentlich habe er Feierabend.
Das hat mich jetzt aus verschiedenen Gründen nur wenig enttäuscht.
Eigentlich wäre er total müde, ließ er mich weiter wissen, und so wirklich gefallen würde ihm Deutschland auch nicht. Aber, jetzt würde er noch eine Runde ficken gehen und morgen würde er eine große Party schmeißen, für die er schon für 80 € beim Netto Käse, Wein und Salami gekauft hätte. Könne ich mir ja mal merken, je nachdem, was ich noch so vorhätte am Wochenende. Die Krönung des Ganzen war, dass er natürlich nicht wirklich zum Zoo wollte, sondern zum Tiergarten am 17. Juni, was unsere Fahrtstrecke (siehe Karte unten) dann etwas unnötig kompliziert gemacht hat. Zum Abschluss hat er mäßig erfolgreich versucht, mich zu umarmen und ist wie ein kleines Kind mit federnden Sprüngen im Gebüsch verschwunden.
Manchmal ist man einfach froh, nicht alles zu verstehen. 0.o
Hier die Route:
PS: Ich hab jetzt mal das „klassische Google Maps“ eingebunden, das neue ist ja eine Bedienungskatastrophe sondergleichen. Kennt jemand eine gute Alternative, falls es irgendwann nur noch die neue Version gibt? Hat OSM einen Routenplaner? Ich hab nix dergleichen gefunden …
Hin und wieder hat man Fahrgäste mehrmals. Im Normalfall fällt das sofort auf, ich bin aber nicht der Normalfall. Ich muss es gelegentlich erwähnen: Ich hab Schwierigkeiten, mir Gesichter zu merken. Menschen, die ich ich nur einmal als Fahrgast hatte, erkenne ich schlicht nicht wieder. Einzelne Ausnahmen gibt es, aber ich sehe es schon kommen, dass ich irgendwann einen Fahrgast kurz in ein Lokal reinspringen lasse und mir anschließend ein anderer einsteigt, ohne dass ich es merke. Das wird ein super Tag, da bin ich mir sicher! 😉
Während das aber wenigstens hier und da mal klappt mit dem Erkennen, ist es echt schwierig bei Leuten, die ich dazwischen ein paar Wochen oder gar Monate nicht gesehen hab. Das geht so weit, dass ich selbst Leute nicht erkenne, die ich schon dreimal gefahren habe. Was zugegeben aber noch seltener ist, als dass ich Leute dreimal im Auto habe und es keine Leser sind, die ich nicht wenigstens an Netz-Avataren oder so erkenne.
Und nun hatte ich so eine Fahrt. Am Ostbahnhof stieg mir relativ weit hinten in der Schlange ein Mann zu. Er konnte kaum deutsch, hat einen stark osteuropäischen Akzent und fragte – soweit eigentlich nicht ungewöhnlich, aber dennoch seltsam vertraut:
„Und? Wie geht?“
Nach zwei Floskeln dann das Fahrtziel: „Osler Strass“ – Osloer Straße. So weit, so unspektakulär. Dann aber meinte er:
„Erst fahre Kolleg. Kollege swei, dann Osler Strass.“
Und obwohl das jetzt wirklich ein absolut übliches vereinfachtes Deutsch von Zuwanderern war, war ich schlagartig hellwach. Denn es war nicht das erste Mal, dass ich vom Ostbahnhof eine Tour hatte mit einem Mann, der mit diesen Worten von zwei Kollegen sprach. Und das war nicht irgendeine Tour! Das war eine Tour, die mir nicht bezahlt worden war (nachdem zugegebenermaßen ICH die Hoffnung aufgegeben hatte – kann man hier und in den folgenden zwei Artikeln ausführlich nachlesen.) und die mein Nervenkostüm nachhaltig geschädigt hat. Waren die Indizien bis dahin noch dünn, so ging es nun auch just noch in einen jener Hinterhöfe, durch die ich mit dem damaligen Fahrgast auf der Suchen nach „Kollege swei“ gestreift war. Verdächtig über alle Maßen.
Aber ich hab leider keine Ahnung, ob meine Vermutung richtig ist.
Sicher, ich hab überlegt, ob ich es ansprechen sollte. Aber ich hatte hier einen netten Kerl, der zumindest dieses Mal nicht betrunken war und wusste, wo die Kollegen wohnen. Und als die kamen war alles noch viel einfacher. Einer sprach passables Deutsch, die Fahrt war absolut problemlos und am Ende wurde ich mit angemessenem Trinkgeld bezahlt. Hätte ich da wirklich mit dem vagen Verdacht ins Haus fallen sollen, der Typ würde mir Geld schulden?
Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte ich es ja bekommen. Aber der Kerl war damals so hacke, eigentlich war es unwahrscheinlich, dass er sich – guten Willen sowieso vorausgesetzt – überhaupt hätte erinnern können. Und abgeschrieben hatte ich die Tour ja auch schon längst. Aber ein bisschen wurmt der Gedanke, dass er es war.
Naja, ich schätze, dass ich nächstes Mal wenigstens keine Sorgen haben werde. Ich bin schon beim ersten Kandidaten nicht von Absicht ausgegangen, und dieser jetzt war eindeutig in Ordnung. Wie schlecht also sollten die Chancen beim nächsten Verdacht meinerseits sein?
„Ach, wir kommen vom Land, da fährt man überall mit dem Taxi hin.“
„Bei uns haben die Straßen ja auch nur eine Spur.“
„Und so Züge mitten auf der Straße gibt es bei uns auch nicht.“
„Wie kann man so eine Strecke bitte laufen anstatt mit dem Taxi zu fahren?“
Ach ja, die Strecke!
Das war diese hier:
Da hatten wir es neulich erst hier über den stillen Taxialarm – und prompt fährt mir so ein Kollege vor die Linse. Die Situation war jedoch ungleich entspannter als jene zwei von Machermama geschilderten. Wobei das vielleicht auch mit Gewöhnung zu tun hatte. Als ich nämlich gerade mit einem Kunden vom Ostbahnhof aus startete, kam mir ein Taxi entgegen. Mit blinkenden LED’s, das klassische Bild. Da ich den Kollegen zunächst als einzigen Insassen sah und ich es zudem für ein legitimes Mittel an Aufmerksamkeit hielt, das kein Räuber verstehen würde, betätigte ich die Lichthupe.
Und siehe da: Der Kollege schien umgehend zu checken, ob irgendetwas leuchtete. Vielleicht zeigt bei ihm ja eine Lampe den Alarm an, wer weiß. Zufällig musste ich ohnehin wenden und ihm folgen. In Gedanken ging ich schon einmal Ausreden für meinen Fahrgast durch, weswegen ich jetzt dem Kollegen helfen müsste, anstatt die Tour zu Ende zu bringen. Aber das war nicht nötig. Ums nächste Eck gefahren, entdeckte ich bereits, dass der Kollege am Straßenrand gehalten hatte, ausgestiegen war und die Motorhaube öffnete. Er winkte mir noch dankend zu, und damit war klar, dass es ein Fehlalarm war. Shit happens. Und eine seltsam überschaubare Situation war es in dem Fall zudem.
Also bitte trotzdem nicht vergessen: Es ist sinnvoll, da die Polizei zu rufen!
Hockt da so’n Typ völlig prall am Taxistand …
Das sind Worte, die könnten den Anfang von Hastenichtgesehen markieren. Anstatt eines abenteuerlichen Ritts mit einem verpeilten Typen ist es einer mit gleich vieren davon geworden. Seine Freunde kamen nämlich bald und einer fragte dann auch nett und noch halbwegs eloquent an, ob ich denn vier Leute mitnehmen würde. Da vier Leute eigentlich in keinem Taxi ein Problem sein sollten (so lange die Leute ggf. mit der Enge auf der Rückbank leben können), brannte mir eher die Frage „Der da auch?“ auf den Lippen.
Aber ich bin ja nett und gemeinhin haben bei mir alle Leute erst einmal einen Vertrauensvorschuss. In jeglicher Hinsicht übrigens, denn immerhin lasse ich mir wie fast alle Taxifahrer auf fast allen Strecken nie das Geld im Voraus geben. Obwohl ich dürfte.
(Das wollte ich nur mal wieder erwähnen. Die meisten werden es nicht wissen.)
Nun ja, der eine dichte Kerl saß neben mir, da hab ich sie am liebsten. Schlimmer aber war, dass aus der langsam zusammenkommenden Vierertruppe ein ähnlich abgefülltes Exemplar auf der Rückbank in der Mitte Platz nahm. Deswegen sagte ich – zweifelsohne immer noch locker – dass sie mir bitte bitte rechtzeitig Bescheid geben sollten, falls es jemand übel werden sollte.
„Ey, wir sin‘ nich‘ mehr zwölf!“
krakehlte eine weibliche Stimme von hinten rechts.
„Ich weiß. Aber es sind immer die, denen es am Anfang noch gut geht …“
warf ich ein.
30 Sekunden später:
„Mir’s schlecht.“
„Echt jetzt?“
„Schmuss kotzen!“
„Ehrlich?“
(Ich musste so oft nachfragen, wir hatten die Musik laut und alle quatschten durcheinander.)
„Nee Alter, ich hab doch nur Spaß gemacht!“
Ich hab nix gegen Spaß. Ehrlich nicht. Und: Darf auch mal derber sein, ich hab ungefähr die 250%ige Toleranzgrenze aller mir bekannten Kollegen. Aber wenn jemand zu blau ist, um irgendwie mit Motorik oder Sprachwiedergabe Ironie erkenntlich zu machen, dann muss ich vorsichtig sein, um mir die Schicht nicht zu versauen!
Und, zugegeben, es war auch eine Menge Antipathie im Spiel. Der Typ hinten in der Mitte hat zumindest besoffen wie er war wie der absolute Totalversager gewirkt. So die Marke Mensch, die sich die Baseball-Cap gleichzeitig aufzieht um größer zu wirken, als auch um dem Hohlraum unter der Stirn mehr Platz zu verschaffen. Und um darüber hinwegzutäuschen werden dann „coole“ Sprüche gemacht, um die Frau an seiner Seite zu beeindrucken. Hätte ich selber kotzen können.
„Alter, keine Sorge! Wenn ich kotze, dann in dein Auto.“
(Und ich hätte ihm die Calvin-Klein-Unterhosen ausziehen müssen, um auf dem Flohmarkt die Kosten wieder reinzukriegen, schon klar!)
Ich hab oft Besoffene an Bord und bin gerne Spielkamerad, wenn sie es brauchen. Aber wenn ich Leute mitnehme, die sonst keiner einsacken würde und Sorgen hab, dass sie ins Auto kotzen, dann hasse ich es, wenn solche geistigen Glühwürmchen mit meiner berechtigten Sorge spielen, um sich aufzuspielen.
Am Ende musste er nicht kotzen. Natürlich nicht. Hätte ich meine Sorgen entsprechend betont, hätte er wahrscheinlich darüber gelacht. Stattdessen wurde ich auf etwas umständliche Art zur – für den heutigen Abend – gemeinsamen Adresse gelotst und hatte glatte 10 € auf der Uhr. Von denen hat der Stoffel mit der großen Klappe natürlich keinen Cent beglichen. Nein, das hat dann – bevor das in wildes Sammeln von Münzen ausgeartet ist – der Typ getan, den ich anfangs für den gefährlichen Kerl hielt. Nachdem ich das Portemonnaie über dem Zehner bereits wieder geschlossen hatte, hat er mir noch einen Zweier zugeschoben. Und als wir alle ausgestiegen waren, schüttelte er mir nochmal die Hand und bedankte sich dafür, dass ich sie sicher heimgebracht hätte.
Dem Knilch mit der Kappe wäre das selbstverständlich nicht eingefallen. Der ließ sich von seiner Freundin aus dem Auto ziehen, weil er es spontan lustig fand, einfach sitzen zu bleiben und zu gucken, ob ich was dagegen unternehmen würde.
Was bin ich froh, dass das Rückbankgemüse aus irgendeinem Grund meist vernünftige Freunde hat. Auch wenn ich mir das nicht erklären kann …