Moderne Technik

Weil viele das immer so als Kampf sehen, möchte ich gleich vorweg kurz anmerken, dass ich wirklich nichts an Mercedes-Taxen auszusetzen habe. Ich denke nach wie vor, dass es für fast jedes Auto entsprechende Kundschaft gibt – und zudem ist die Wahl des Fahrzeugs eine der entscheidenden unternehmerischen Freiheiten im Taxigewerbe, die selbstverständlich genutzt werden. Meine Chefs sind bislang von Opel überzeugt und ich mag mein Kistchen auch. Mal mehr, mal weniger. Wie das halt so ist. Nun aber zur Geschichte:

Es pisste. Also regnete. Und zwar so richtig. Eigentlich hätte mich meine Nikotinsucht bereits nach draußen getrieben, aber da war es eklig. Ich stand auf der zweiten Rücke am Ostbahnhof, lange sollte es also nicht mehr dauern. Dann ertönte plötzlich ein Hupkonzert sondersgleichen. Schnell merkte ich, dass es tatsächlich die Kollegen am Stand waren. Warum aber nur?
Umgehend sehe ich: Gegenüber wollte einer von uns Fahrern eben mit offener Heckklappe losfahren. Na, da ist es doch toll, dass die Kollegen reagiert haben!
Besagter Kollege fährt ein T-Modell der aktuellen E-Klasse. Feine Kiste, kann ich zumindest als Taxi-Kunde sagen. Eines der Features, das mein Auto nicht hat, ist die automatische Heckklappe. Man muss sie nicht mehr herunterdrücken und zuschlagen, sondern drückt auf einen Knopf und sie schließt automatisch. Edle Sache; vor allem, da der Knopf innen an der Klappe liegt – da erspart man sich verdreckte Finger.
Nun aber war offenbar genau das das Problem. Verdreckte Finger hätte sich der Kollege sicher gerne geholt, denn er hatte bereits Fahrgäste an Bord und nur die offene Klappe hinderte ihn am Fahren. Aber die wollte nicht schließen. Er drückte auf den Knopf, die Klappe senkte sich, schloß, sprang wieder auf. Nochmal drücken, schließen, wieder auf. Dann kontrollierte er, ob Gepäck im Weg ist, drückte, wartete, guckte dumm.

Vor mir stand ein Kollege mit dem selben Modell. Vielleicht auch aus der selben Firma. Er sprintet schnell rüber und begibt sich mit dem Kollegen auf Fehlersuche. Manchmal klappt das mit der Solidarität am Taxistand dann ja doch noch.

Es zogen ungelogen fünf Minuten ins Land, während derer sich die Heckklappe dutzende Male öffnete, schloß und wieder öffnete. Einen Anhaltspunkt bei der Fehlersuche schienen die Kollegen nicht zu haben. Irgendwann bin ich dann auch raus, allerdings in mehr dekorativer Funktion. Ich kannte das Auto ja wirklich nicht. Aber unter dem Vordach eine rauchen und gucken, was passiert, konnte ich ja schon auch. Und ich war nicht alleine. Zwei weitere Kollegen mischten sich ins Geschehen ein und ich stellte mir die Gedanken der Fahrgäste vor. Da kommt man an, will mit dem Taxi schnell ins Hotel und ehe man sich’s versieht, stehen fünf Taxifahrer um einen herum und machen die Heckklappe auf und zu. Skurrile Situation.

Am Ende war die Lösung wohl denkbar einfach und fast am anderen Ende des Autos zu suchen: Ein Knopf zum Öffnen der Heckklappe befindet sich wohl auch irgendwo beim Fahrer vorne und genau jener war blockiert und öffnete die Luke stets erneut, sobald sie geschlossen war. Blöde Sache und ja, das kann man mal übersehen. Mich hat’s für den Kollegen gefreut, dass die Fahrgäste das offenbar einfach nur lustig fanden und nicht genervt ausgestiegen und zu einem anderen gegangen sind.

Ein bisschen war mir natürlich nach Lästern über die moderne Technik zumute. Dann aber musste ich an die wesentlich dämlichere Macke meines kleinen Opels denken: Wenn die Zentralverriegelung spinnt, lässt sich der Tankdeckel nicht mehr öffnen

So haben wir wohl alle mal Grund, uns über die Technik zu beklagen. 😉

13 Kommentare bis “Moderne Technik”

  1. Tobias sagt:

    Das hat wenig mit moderner Technik zu tun. Macken haben alle Autos irgendwann.

    Ich hatte neulich nen Sprinter gefahren, der nicht aufhörte vorzuglühen und der beim verriegeln mit fernbedienung zu- und dann wieder aufging 😀

  2. Hmm, man muß sich aber extrem dämlich in Kombination mit äusserster Ungeschicktheit anstellen, um den vorderen Bedienknopf der elektrischen Heckklappe auf „öffnen“ zu blockieren. Der sitzt vorne in der Ablage der Tür und muß nach OBEN gezogen werden, REINgedrückt geht die Klappe zu. Und er ist perfekt für Finger, aber es ist extrem schwer, sich vorzustellen, daß man da etwas drunter klemmen kann…

    Eigentlich kann ich mir keine Situation und kein Utensil vorstellen, in und mit der man sowas zustande bringt…

    Weitaus häufiger ist dagegen wirklich ein falsch justierter Endanschlag (die Elektronik denkt, es ist ein Hindernis im Weg und öffnet vorsichtshalber). Oder es ist wirklich etwas im Weg wie z.B. die leicht verrutschte Gummimatte im Kofferraum oder ein vowitziges Gepäckstück.

  3. Anubis sagt:

    Das Auto ist mir egal aber… : Torsten Bitte weiter bloggen

  4. Buscher Christel sagt:

    Und was hat das mit dem Benz zutun..diese automatische Öffnung ,Schließung gibts auch bei anderen Automarken.

  5. Daniel sagt:

    Nach dem lesen der Einleitung bei Facebook dachte ich eigentlich dass wird ein Artikel zur Mytaxi App: Seit neustem kann man dort den Haken „Mercedes Taxi“ bevorzugen wählen setzen.

  6. der Schwob sagt:

    @ Tobias : Das mit dem Sprinter ist einfach. Hecktüre manuel schließen inkl hebel an der innenseite…dann klappt die ZV auch… frag mal den Sash….;)

  7. Taxi 123 sagt:

    So ein Problem hatte ich letztens auch. Ich konnte am Funkgerät nichts mehr eingeben, mich nicht abmelden und das Ding auch nicht ausschalten. Irgendwann habe ich dann gemerkt, daß die Taste für die Zahl 3 am Radio den ganzen Mist blockiert hat….. Aber bis dahin war ich kurz davor in Panik auszubrechen. 🙂

  8. sepp sagt:

    Weils grad um Autofirmen geht: Gibts bei Euch schon diese Nissan-Vans als Taxi? Nissan scheint das Ding ganz schön zu pushen. Erst gewinnen die eine Ausschreibung in New York, jetzt eine in London. Vielleicht wäre das ja ein brauchbarer Nachfolger für die Zafiras?

  9. Sash sagt:

    @Tobias:
    O je! Aber lies, was der Schwob geschrieben hat. Ich hatte das auch schon. Ob es jetzt bei deinem auch die Lösung war, sei dahingestellt. 😉

    @Torsten Bentrup:
    Danke für die Infos. Ich kenne die Kisten ja nicht von innen. 🙂
    Aber ein Gepäckstück war’s in dem Fall nicht. Da standen am Schluss 5 teils das selbe Modell fahrende Kollegen am Kofferraum und haben dumm geguckt.

    @Buscher Christel:
    Das mag sein. Im Berliner Taxigewerbe kenne ich keine anderen. Und außerdem: Hier war es ein Mercedes.

    @Daniel:
    Ja, das hab ich auch schon gehört. Finde das allerdings eine Randnotiz, da zum einen Mercedes immer noch als Inbegriff für Luxus steht (was bei der B-Klasse schon wieder einer gewissen Komik nicht entbehrt) und die zum anderen an MyTaxi beteiligt sind …

    @Der Schwob:
    Musst Du hier unsere gemeinsame Vergangenheit so in der Öffentlichkeit ausrollen? 😉

    @Taxi 123:
    Ja, so kann es gehen. Hatte sowas auch schon zigfach. Allerdings öfter am Rechner als am Auto. 😀

    @Sepp:
    Bislang ist mir keiner aufgefallen. Mal sehen, ob die noch kommen werden. Aber zumindest hier in Berlin sind bislang ja recht viele Autotypen vertreten, da würde es mich nicht wundern, wenn die auch eine Nische finden.

  10. gnaddrig sagt:

    Macken in der Technik machen doch immer wieder Spaß. Ich erinnere mich noch gern an die eine Nachtfahrt (Mitte der 90er in einem W124) in irgendein Nest am Ende der Welt, wo auf halber Strecke die Hupe von selbst an- und dann gar nicht mehr ausging. Ich habe dann am Rand eines Dorfes unter der letzten Straßenlaterne angehalten und das Kabel von dem Horn abgeschraubt, aber die Hupe lief weiter, auch bei ausgeschalteter Zündung…

    Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das dann gelöst gekriegt habe, ich glaube die Sicherung gezogen. Egal, mein Fahrgast war leicht angesäuselt und extrem relaxt, der hat das als Extra-Unterhaltung gesehen, nicht als Ärgernis.

  11. Sash sagt:

    @gnaddrig:
    Ui, das stelle ich mir auch sehr lustig vor …

  12. gnaddrig sagt:

    @Sash: Ja, jetzt im Rückblick ist es allerdings viel lustiger als damals vor Ort 🙂

  13. Sash sagt:

    @gnaddrig:
    Glaube ich gerne. 😀

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